Der Falke von Montabard - Elizabeth Chadwick

Begonnen von Lannie, 06. Juli 2007, 20:30:53

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Lannie

Verlag: blanvalet
ISBN: 3-442-36022-6
Seiten: 576
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 9,95
ET: 07.2004

[isbn]3442360226[/isbn]

Barfleur 1120:

Der verwegene Krieger Sabin FitzSimon, unehelicher Sohn eines normannischen Grafen, hat soeben seinen guten Ruf verspielt. Da macht ihm Ritter Edmond Strongfist das Angebot, ihn ins Heilige Land zu begleiten, um dort dem König von Jerusalem in einer schwierigen Zeit beizustehen. Sabin ist hoch erfreut, sah er doch einer düsteren Zukunft entgegen. Mit auf die Reise geht Strongfists schöne und kluge Tochter Annaïs. Als Sabin die Witwe des Königs heiraten muss, spüren Annaïs und er jedoch, dass sie mehr als nur Zuneigung füreinander empfinden ...

Meine Meinung

,,Der Falke von Montabard" erzählt die Geschichte von Sabin FitzSimon, dem unehelichen Sohn von Simon de Senlis aus ,,Die normannische Braut". Sabin verlässt 1120 England Richtung Jerusalem, als die Skandale um ihn und seinen Lebenswandel beginnen, sein Leben zu bedrohen. Er schließt sich Strongfist und seiner Tochter Annaїs an, die das gleiche Ziel haben. Bald wird klar, dass die Sarazenen sich keineswegs geschlagen gegeben haben und kleinere und größere Übergriffe der heimischen Krieger lassen die christlichen Ritter im Königreich Jerusalem ständig um ihr erobertes Land kämpfen, unter ihnen sind auch Sabin und Strongfist...

Auch wenn dieser Roman eine lose Fortsetzung von ,,Die normannische Braut" ist, ist es nicht notwendig diesen vorher gelesen zu haben. Die Informationen die für ,,Der Falke von Montabard"  wichtig sind, werden dem Leser durch Sabins Erinnerungen nahe gebracht und genügen vollkommen.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht so genau, was ich von diesem Roman halten soll. Einerseits ist ,,Der Falke von Montabard" ein sehr solides Buch, mit interessantem historischem Hintergrund und scheint auch gut recherchiert zu sein, andererseits hinterlässt der Roman bei mir keinen besonders bleibenden Eindruck.

Sprachlich musste ich mich erst ein wenig einlesen und nach einer Weile empfand ich den Stil als recht flüssig. Schön fand ich, dass Elizabeth Chadwick auf jegliche moderne Begriffe verzichtet hat, zumindest ist mir nichts ins Auge gesprungen. Die Dialoge waren rund und stimmig. Manchmal waren sie derart humorvoll, dass ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

Die Handlung ist spannend und meistens in sich stimmig. Hier und da kam mir etwas nicht ganz logisch und widersprüchlich vor, aber das hielt sich zum Glück in Grenzen. Leider empfand ich einige Szenen als zu einseitig beschrieben. Ein ,,Rundumblick" - bei den Schlachtszenen zum Beispiel - hätte sicherlich nicht geschadet und der Spannung und Anschaulichkeit einen Gefallen getan. Allerdings hat Elizabeth Chadwick den historischen Hintergrund sehr gekonnt und glaubwürdig mit der fiktiven Geschichte um Sabin FitzSimon verwoben. Daran lässt sich nicht rütteln.
Die historischen Ereignisse fand ich sehr interessant, nur leider waren sie mir persönlich manchmal zu kurz gefasst. Es bleiben zwar kaum Fragen offen, aber mehr Details hätten der Geschichte gut getan. Auch hätte es mir besser gefallen, wenn die Autorin das damalige Leben und den Alltag ein wenig mehr  beschrieben hätte. Es ergibt sich zwar ein Bild, aber in meinen Augen kein allzu lebendiges. Vielleicht hinterlässt der Roman daher nicht den bleibenden Eindruck, den ich mir gewünscht hätte.

Die Figuren sind facettenreich und lebendig, auch wenn ich mir nicht alle Personen deutlich vorstellen konnte. Meine Lieblingsfigur ist eindeutig Strongfist, der die meiste Persönlichkeit ausstrahlt.  Aber auch Sabin und Annaїs haben sich einen Platz an Strongfists Seite verdient, allein durch ihre Wandlungsfähigkeit. Neben den Protagonisten, hat sich die Autorin aber auch Mühe bei ihren Nebenfiguren gegeben, die es mit ihren Macken und Schrullen leicht bei mir hatten.
Beeindruckt haben mich die historischen Persönlichkeiten, wie z.B. Balduin II. und  seine Ehefrau Morphia von Melitene.

In ihrem Nachwort beschreibt Elizabeth Chadwick welche historischen Ereignisse sie sich zurecht gebogen hat, wie es tatsächlich war und rundet damit das Gesamtbild ab. Ich persönlich habe eine Karte der Region vermisst und auch eine Zeittafel hätte mir gut gefallen, da es im Roman sehr selten Jahresangaben gibt und man als Leser versuchen muss, aus dem Kontext ein zeitliche Einordnung herauszulesen.

Insgesamt hat mir ,,Der Falke von Montabard" gut gefallen. Auch wenn ich das Buch nicht ewig in Erinnerung bleiben wird, hat es mich doch neugierig auf weitere Romane dieser Zeit gemacht und mich kurzweilig und gut unterhalten. Eine abschließende Bewertung fällt mir äußerst schwer und ist keine  reine Entscheidung des Kopfes, sondern auch des Bauches.

Meine Bewertung

Note: 3+

[note3+]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Kathrin

Meine Meinung:

Nachdem ich vor längerer Zeit von Elizabeth Chadwick bereits ,,Die normannische Braut" gelesen hatte und davon leicht enttäuscht war (wobei das hauptsächlich auf den Vergleich mit Gablés ,,Das zweite Königreich" zurückzuführen ist), war es nun für mich an der Zeit der Autorin eine zweite Chance zu geben und auch wenn ich wieder nicht in die totale Euphorie ausbreche, so werde ich mir wohl auch noch die anderen Bücher der Autorin zu Gemüte führen, denn ,,Der Falke von Montabard" hat mir besser gefallen und Lust auf mehr gemacht.

Der Einstieg ist gelungen: Die männliche Hauptfigur, Sabin, der uneheliche Sohn von Simon de Senlis, den wir aus ,,Die normannische Braut" kennen, vergnügt sich mit der Lieblingsmätresse von Henry I von England, wird inflagranti ertappt, zusammen- und bewusstlos geschlagen und verpasst so die Überfahrt von der Normandie nach England auf der ,,Blanche Nef", die mitsamt dem englischen Thronerben zerschellt und untergeht. Sabin verlässt seine Heimat kurz darauf in Richtung Jerusalem, im Gefolge des Ritters Edmund Strongfist und dessen Tochter Annais.

Layouttechnisch hat mir leider auch hier wieder eine Karte und ein Personenregister gefehlt, aber das Nachwort der Autorin hinsichtlich Wahrheit und Fiktion hat mich dann doch darüber hinwegtrösten können. Vor allem die historische Genauigkeit der Autorin und sehr gute Recherche der Autorin hat mich dieses Mal überzeugt, denn Elizabeth Chadwick konnte mir die Zeit der Kreuzzüge doch viel näher bringen und mir auch zu diesem Thema wieder Lust auf mehr gemacht. Das Buch gliedert sich zeitlich perfekt vor Eve Rudschies' ,,Die Königin von Jerusalem" und Eva Thies' ,,Der Normanne und das Mädchen" und ich war schon fast soweit, diese beiden Bücher nochmals zu lesen, weil ich die Kreuzzüge und das Leben im Heiligen Land im 12. Jahrhundert gerade unheimlich spannend finde.

Mit dem Schreibstil der Autorin hatte ich die meiste Zeit über keine Probleme, ich finde, dass sich das Buch grundsätzlich gut lesen lies, allerdings habe ich schon feststellen müssen, dass ich für das Buch und die Geschichte wach und aufmerksam sein musste, nach einem anstrengende Skitag war leider meist nicht viel drin, um dem Buch die nötige Aufmerksamkeit widmen zu können. Wobei dies auch teilweise an der Geschichte selbst und auch den Figuren des Buches liegen könnte, denn in meinen Augen, kommt die Geschichte, die im Heiligen Land spielt, eher schleppend in die Pötte und mir teilweise einfach zu wenig passiert in der ersten Hälfte des Buches. Allerdings ändert sich das im weiteren Verlauf des Buches, wobei mir das Finale fast ein wenig zu gut ausgegangen ist, das wirklich alle ,,guten" Figuren des Buches, die Hauptpersonen, ihre Verwandten und Freunde überleben konnten, fand ich etwas unrealistisch. Auch wenn ich mich gerade auch von Strongfist und Fergus nur schwer trennen konnte, der ein oder andere ,,gute Tote" mehr, hätte vielleicht der Geschichte nicht geschadet, auch wenn das makaber klingen mag.

Mit den Figuren hatte ich teilweise schon so meine Schwierigkeiten. Das was andere Autor/innen exzellent beherrschen, nämlich, dass ich mit den Figuren mitleiden, mitlachen, mich mit ihnen freuen kann, das funktioniert hier nicht. Ich hatte ständig eine Art Mauer zwischen mir und den Figuren, vor allem bei Annais, mit der ich gar nicht warm werden konnte. Sie ist mir ein wenig zu sehr ,,Weibchen", ihr fehlt der Charme, der Witz, die Spannung. Sabin gefällt mir da im Gegenzug schon besser, da er gerade zu Beginn, doch ziemlich arrogant und draufgängerisch rüberkommt und sich mit seinem Verhalten immer wieder in große Schwierigkeitien bringt. Sabin erfährt im Laufe des Buches eine ziemliche Verwandlung, die ich gerne mitbekommen und gelesen habe. Besser gefallen haben mir jedoch die Nebenfiguren, Mariamne, Strongfist und Fergus, die wesentlich mehr Profil hatten als Sabin und Annais. Vor allem der Schotte Fergus hat es mir angetan, er hat mich auch immer wieder zu schmunzeln und lachen gebracht, was der Stimmung des Buches gut getan hat.

Insgesamt für mich ein guter historischer Roman, der mir die Geschichte des 12. Jahrhunderts im Heiligen Land sehr gut wiedergegeben hat, allerdings in meinen Augen Schwächen bei den Figuren hat. Trotzdem werde ich wieder zu Chadwick greifen, da sie sich dem Mittelalter, vor allem dem englischen Mittelalter verschrieben hat und ich mich da irgendwie schon fast ,,daheim" fühle.

Bewertung:
[note2-]

lg
kathrin
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