Leonie Swann: Glennkill

Begonnen von Kathrin, 08. Juni 2007, 14:13:59

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Kathrin

   Verlag: Goldmann
ISBN: 3-442-46415-3
Seiten: 384
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 8,95
ET: 06.2007

[isbn]3442464153[/isbn]

Klappentext:
"Gestern war er noch gesund", sagt Maud. Aber heute, da liegt er schon im saftigen irischen Gras, neben dem Heuschuppen unweit des Feldwegs, ihr Schäfer: niedergemäht von einem spitzen Spaten in der Brust. Eine einzelne Krähe hat sich auf seinem wollenen Norwegerpullover niedergelassen ,,und äugte mit professionellem Interesse in sein Innenleben".

Die vorwitzige Krähe und die witzige Sprache sind bei weitem nicht das Originellste an dem Debütroman der 30-jährigen Münchner Autorin und Irland-Freundin Leonie Swann. Das Originellste sind mit Abstand Maud und ihre Truppe. Denn Maud, die auch den ersten Satz des Buches sagen darf, ist ein Schaf, das besonders gut riechen kann und sehr stolz darauf ist. Gemeinsam mit dem Leitwidder Sir Ritchfiled versucht sie, dem Mörder auf die Schliche zu kommen, wobei sich vor allem Miss Maple, die Klügste der Herde, mit Brillanz hervortut. Die Frage, wie man einen Mörder findet, ist dabei Teil der Aufgabe. Denn natürlich ist Miss Maple ob ihres Tierseins (und ganz anders als ihre menschliche Namensgeberin von Agatha Christie) nicht gerade geübt im detektivischen Ermitteln. Aber nachdem sie den Fall mit ihren Kollegen in endlosen nächtlichen Stall-Diskussionen mehrmals wiedergekäut hat, lichtet sich das Dunkel...

Meine Meinung:
Zunächst einmal war es ein ganz spontaner Entschluss, dieses Buch zu lesen. Es lag da so im Buchladen, als günstiges Taschenbuch, ich wusste, dass hierzu eine Leserunde geplant war, und schwups, war das Buch auch schon mein. Besonders lang geliebäugelt hatte ich nicht, insofern bin ich auch neutral an das Buch rangegangen und hab nichts Besonderes erwartet.

Die Grundidee des Buches – eine Schafsherde will mit ihren schafigen Mitteln den Mörder ihres Schäfers ermitteln, fand ich klasse. Zum einen mag ich Schafe (vor allem seit meinem Irlandurlaub in 2001) und zum anderen mag ich Bücher, die aus Tierperspektive erzählt werden, auch wenn ich bislang erst ein weiteres Buch dieser Art gelesen hab.

Die Schafe, ihre unterschiedlichen Charaktere und Eigenarten hab ich schnell in mein Herz geschlossen, vor allem Mopple the Whale, den alten Vielfraß *blök*. Die Schafe sind mir derart ans Herz gewachsen, dass ich geneigt bin, mir den Glennkill-Taschenkalender für 2008 zu holen. Mir hat sehr gut gefallen, dass Leonie Swann diie Schafsperspektive durchgehalten hat und die Schafe nicht zu sehr vermenschlicht und dies auch in ihre Wortwahl (vorüberweiden, wollige Wolken etc.) verdeutlicht. Und dann diese herrlichen Missverständnisse seitens der Schafe, die aus dem Gesagten der Menschen entstehen. Zum kringeln.

Die Atmosphäre des Buches gefällt mir ebenfalls sehr gut. Die Autorin schafft es spielerisch mich nach Irland und die wunderschöne grüne Landschaft zu versetzen. Dass die Schafe und ihre Schäfer unbedingt nach Europa wolllen, kann ich nicht nachvollziehen. Ich würde Irland wählen, würde man mich vor die Wahl stellen.

Ein weiterer Pluspunkt sind solche Specials, wie das Schafsdaumenkino, Warnhinweise und die Vorstellung der handelnden ,,Personen". Wer es noch nicht weiß: ich liebe solche Kleinigkeiten!!!

Wie gesagt, eine tolle Idee und die Schafe sind auch allerliebst, ABER der dahinterliegende Kriminalfall hat mich eher enttäuscht.  Das war für mich nicht immer sehr schlüssig und gerade die Auflösung wirkte auf mich doch sehr konstruiert und ich hätte ihn nicht wirklich gebraucht. Ich hätte gut und gerne noch viel mehr Zeit bei den Schafen mit ihrer Schafslogik  verbracht und noch mehr solchre grandiosen Szenen, wie die Beichtstuhl-Szene oder wie Miss Maple ihren Namen bekam, genossen.

Auch wenn ich Mopple, Miss Maple, Othello und Zora grundsätzlich gerne wiedersehen würde, glaube ich nicht, dass eine Fortsetzung allzu klug wäre mit den Schafen, ich fürchte, dass damit diese nette Idee künstlich ausgenutzt würde, zumal ich wie geschrieben von der Kriminalgeschichte selbst nicht so überzeugt war.

Bewertung:
[note2-]

lg
kathrin

ps. ggf. muss ich die Bewertung nochmal korrigieren, weiß grad nicht, ob ich wirklich 10 Punkte vergeben hab, muss daheim in meine schlaue Liste gucken.
Rock the Night!

ClaudiC

Nachdem ich schon viel Gutes über dieses Buch gehört habe, habe ich es nun endlich, nachdem es fast ein Jahr auf meinem SUB gelegen hat, auch gelesen.

Ich bin ehrlich gesagt mit keinen guten Erwartungen an das Buch herangegangen. Ich habe ein solches Buch zwar noch nie gelesen, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich einen Roman, der aus Tierperspektive geschrieben ist, gut finden würde. Außerdem habe ich, entgegen der Ankündigung auf dem Cover, eher ein humoristisches Buch erwartet und keinen Krimi. Und solche Bücher mag ich eigentlich auch nicht so sehr.

Naja, aber weil alle sagen, Glennkill sei so toll, hatte ich mir vorgenommen es gegen meine Erwartungen gut  finden.

Das ist mir aber leider nicht gelungen. Ich konnte relativ schnell lesen, weil ich viel Wartezeit beim Arzt hatte. Das hat dann wohl dazu geführt, dass ich dieses Buch überhaupt in einem Rutsch durchgelesen habe. Ein solcher Roman wird nämlich normalerweise von mir oft für andere unterbrochen.

Ein Kriminalroman ist es überhaupt nicht. Die Geschichte löst sich am Ende eher zufällig als durch detektivischen Spürsinn auf und findet auch auf den 400 Seiten kaum ihren Platz.

Die Schafe finde ich witzig. Leider aber nur manchmal und mir kommt es so vor, als würde seitenweise einfach nur schafisches Leben in menschlicher Sprache beschrieben. Das interessiert mich nunmal nicht so sehr. Einige Szenen haben mich schmunzeln lassen: Mensch: "Das Testment liegt beim Anwalt." Schaf:"Das Testament liegt in irgendeinem Wald".  :wieher: Aber diese Szenen sind einfach viel zu selten.

Einigermaßen spannend fand ich die philosophischen Überlegungen der Schafe zum Leben nach dem Tod und der Seele. Diese Gedanken werden aber zu keinem runden Abschluss geföhrt.

Und als in der Mitte des Romans das verloren geglaubte Schaf Melmoth auftauchte, habe ich mich eigentlich immer nur gefragt "Was soll das?" Also die Szenen um ihn habe ich überhaupt nicht verstanden, schon gar nicht die beiden kursiv gedruckten Einschübe ???

Ein Lieblingsschaf konnte ich trotzdem ausmachen: Zora.

Ich kann diesem Buch nur eine 4 abringen. Tut mir irgendwie leid.
[note4]

ClaudiC

Kassandra

Hi,

da ich gerade da bin... Ich hatte das Buch zu Weihnachten geschenkt bekommen und relativ schnell im Urlaub verschlungen. Ich fand es total niedlich. Da ich als Kind mit einer Schafherde gespielt habe, zu der auch Ziegen gehörten, kann ich sozusagen als Expertin sagen: Genau so denken Schafe! Etwas beschränkt und dusselig, aber lieb und harmlos.

Die Kriminalgeschichte selbst hat mich auch nicht vom Hocker gerissen. Krimis interessieren mich sowieso nicht sehr. Viel interessanter fand ich die philosophischen Gedanken der Schafe, aber auch woher sie sie haben. *grins*

Das Buch zu lesen hat auf jeden Fall Spaß gemacht.

Kassandra


Christiane

Hallo,

'Glennkill' hab ich vor längerem gelesen und mir hat es wirklich gut gefallen. Ich kann mich da komplett Kathrins Rezi anschließen (und schreib daher auch weiter nichts dazu).

@ Kathrin: Kennst Du dies?

[isbn]3596147824[/isbn]

Es ist ein Krimi, der aus der Sicht der Insekten geschrieben ist - Wanze Maldoon als Detektiv auf der Wiese *g*.
Ich hab es selbst noch nicht gelesen, aber Volker und Birk waren sehr begeistert und ich hab sie des öfteren  :wieher: gehört. - Gibt übrigens auch noch eine Fortsetzung, die bei Birk subbt.

Liebe Grüße,
Christiane
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Kassandra

*prust* Ein Insektenkrimi???
Kassandra

Kassandra

PS: Habe ich eben beim Tauschticket bestellt. Nun bin ich doch neugierig!

Christiane

Da bin ich mal gespannt wie es Dir gefällt. An das Buch hab ich schon eeewig nicht mehr gedacht. Ach Gott, was war Birk da noch klein und saß beim Vorlesen auf Papas Schoß  :->.
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Kathrin

Sorry, Christiane, sehe Dein Posting erst jetzt. Ich kenne den Insektenkrimi nicht. Habe auch noch nie davon gehört. Aber ich habe ihn mir mal spontan auf die Wichtelliste gesetzt :-> Muss dann nur mal schauen, was ich von der Liste wieder lösche, bin schon bei 7 oder 8 Büchern :hau:
Rock the Night!

Kassandra

Das Buch ist schon da und ich schmökere schon. Ich kann ja dann erzählen, wie ich ihn fand, wenn ich durch bin.
Kassandra