Gedichte und andere Gedanken

Begonnen von DG7NCA, 18. Mai 2008, 23:00:18

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DG7NCA

Hallo Bergi,

deine Mondscheinmelodie habe ich so oder ähnlich schon oft empfunden.
Du warst doch nicht an meinem Lieblingsplatz? weil du ihn so gut beschrieben hast  :->

Tja und die Katze,...irgendwie fehlt da noch ein Vers mit dem Kater gejaule...dann wärs für
mich perfekt  :zwinker: :zwinker:

Grüße
Carola
Liebe Grüße    
DG7NCA/Carola


Jedes neue Buch
ist wie eine Reise
in ein neues Land!

Bergi

#16
Unheimlich obskur


Hoher Stunde Grell brennt durchs Augenlied
Schleicht leicht stechend auf der Haut umher
Das Gestern war erfüllt von einem Märchen
Scheint entrückt in tausendjährige Vergangenheit
Vager Bilder gegenwärtig doch liegen sie schon fern
Zurückgelassen auf fließendem Gezeitenstrom
Klingen mysteriös mit wundervollem Nachgeschmack
Verzieren mich im Geist mit edler Königskrone

Schneewittchen tanzte die letzte Nacht mit mir
Warum ist sie wieder in ihr Reich entschwunden ?

Im Spiegel blickt welch traurige Gestalt
Ein ausgelaugt und matt gebeugter Leib
Augen tief von Schatten umschlungen
Schlieren verwaschen weich ihren Glanz
Ein versunknes Wrack unter den Wangen
Hebt sich empor, heraus aus fahlem Grund
Lethargie umhüllt durchsichtig die Glieder
Spickt sie mit Nadeln aus Müdigkeit

Es hat den Anschein die Konturen verblassen
Als schwinde die Materie schleichend aus der Welt

Was sind das am Hals für Male
Kleine Wunden schmerzlos rund
Doch nur ein schauriges Trugbild
Der Phantasie Inspiration entflohn
Warum bedrückt der Tag so unangenehm
Betrübt jedwedes kleinste Handeln
Das Licht martert unheimlich fremd
Birgt in sich namenlosen Schauder

Eine Stimme wispert mit beruhigendem Ton
Treibt verstohlen in andere Gedankengefilde

Die Nacht kündigt ihr kommen an
Der Mond entbietet mir seinen Gruß
Sacht fällt ein Stahlkorsett von mir
Ich atme tief befreit die Dämmerung
Saug schwarze Kraft in meinen Leib
Automatisch weilen die Gedanken bei dir
Schönheit, rote Euphorie der letzten Nacht
Dein Wesen hat mich völlig eingenommen

Ich höre die Stimme meines Herzens wachsen
Sehnsüchtig ruft sie suchend nach dir

Sehnsucht

Jetzt sind es schon drei Tage
Jede Sekunde gedehnte Ewigkeit
Kein klarer Gedanke kann sich regen
Dein Antlitz blickt hypnotisch
Ein Bann der nicht ruhen läßt
Mein inneres Auge überflutet 
Dein Erscheinen mein Begehr
Die Präsenz der ersehnte Gral
Nur eines ahne ich zu wissen
Dein Hunger stillt auch meine Gier

Endlich tauchst du wieder auf
Deine Anmut alleinig schon beglückt
Meine Sehnsucht fast gestillt
Deine Haut aus Alabaster
Zart und weich wie Mondesschein
Kalt wie des Wassers Schimmer
Haar geschnitzt von Ebenholz
In deinen Augen ich ertrinke
Dieser Blick mein Untergang
Lüsterner Engel dunkler Ekstase
Liliths roter Aura Sündenpfuhl
So gebe ich mich dir vollkommen hin

Mein Blut rast wie Feuer
Ich scheine innerlich verbrannt
Gieriger Hunger keimt empor
Verzehrt animalisch den Verstand
Schwarzes Blut in meiner Kehle
Süße reine eisige Auferstehung
Langsam wird mir schwindlig
Kalt verschwimmt die Welt
Der Schlaf reckt seine Hände
Oh deine Arme tragen mich
Dunkelheit welch eine Wohltat
Alles fällt, nichts existiert

Metamorphose

Ich glitt durch die Enge des Geistes
Schlug Tür um Tür die Kammern auf
Wandelte durch die Torsos der Gedanken
Hatte Einblick in irisierende Tugenden
Entdeckte Abgründe peitschender Tentakel
Jedoch war all dies nie meine Leidenschaft
So wand ich mich angeekelten Auges ab
So wand ich mich geblendeten Auges ab

Wartend auf die Ära des Strebens
Hinter der Maske das Feuer gewachsen
Gebändigt lauert es nach einer Chance
Bricht immer wieder auf zur Flucht
Wirft sich rasend gegen den Käfig
Faßt züngelnd nach allem Zunder
Leckt begierig die ewige Düsternis ab

Alle Vorboten die gleiche Perspektive deutend
Unbeugsam niederschmetternd lautet die Bilanz
Gnadenlos das Verhängnis in letzter Instanz
Die Heimsuchung so absehbar vor Augen
Das Faktum birgt einzig eine Richtung
Angenabelt der Welt nur noch verbunden
Entsprechend der einzuschlagende Kurs

Du schrittst zurück um einen neuen Anfang einzuleiten
Mit der Blauen Blume in Händen verschmolzen
Zu dem was innerlich schon immer gewesen war
Und an der Schwelle zur Erfüllung starb endlich die Sehnsucht

Die Weihe

Versunken im Minotaurus der Sinne
Dürstend im Ruf der Seele
Schwingend im Hall meines Inneren
Lauscht das Herz der Symphonie

In Euphorie des Mediums verharrt
Im Kokon des Schweigens erstarrt
In Gedanken des Nichts blickend
Berühre ich Stille durchflutete Katatonie

Getragen in verzehrender Erfüllung
Umspült in wiegender Energie der Zeit
Langsam gelöst als Begleiter der Schwingen
Liebkose ich die leuchtende Aura deiner Macht

Verschmolzen in mir selber
Empfangen das eigene Geleit
Mich wieder neu erschaffend
Umgeben vom Ganzen als Teil der Nacht

Der Kelch gereicht dem Munde
Die Krönung der Genesis

Wiedergeburt

Schleichend gleitet der Odem
In die Siluetten des Blutes retour
Starre von Taubheit gewoben
In wild sprengender Wogen Spur
Kraft durchzog neu die Glieder
Ich schlug auf meine Lieder

Nach einer Ewigkeit erwacht
Thronte über mir die Nacht
Vor mir eine Kontur im diffusen Schein
Nebelschwaden zogen ab von den Augen
Bewußt wurde mir wieder mein eigenes Sein
Doch dies konnte ich nahezu nicht glauben

Verlockung blutromantisch morbider Sinnlichkeit

Die Ansicht blutromantisch reiche Glorie
Umspielt von geheimnisvoller Lockung
Süchtig weisende morbide Sinnlichkeit
Tribut und Ehre der Dunkelheit zollend

Das Haar die abgewandte Seite des Mondes
Gegen das geisterhaft fahle Gesicht gedrängt
Ein Geschenk des entflohenen Todesengels
Eingeflochten darin ihre martialischen Opfer

Die Lippen frisches Blut im Schnee
Heimlicher Zauber zwei leuchtender Laternen
Von lüsternen Linien grazil umgarnt
Wie der Hof um Lunas blutarmen Leib

Des infernalen Antlitzes drakonische Züge
Vom Polarsturm aus dem Eis herausgefeilt
Reines unverfälschtes Aphrodisiakum
Das die Hitze ewig im Kerker gefangen hält
Gleich der Raubkatze eingeborenen tödlichen Spiel

Die Macht der Augen wie geschliffene Edelsteine
Im Licht mit harten Schwerterschneiden funkelnd
Zerstäubt in Myriaden von diamantenen Kristallen
Von innerlich verheißungsvollem Glanz erfüllt
Welcher in Bernstein eingeschlossene Erinnerungen entflammt

Kann man erfrieren oder verbrennen
Wenn man doch kann keine Grenzen erkennen

Die Stimme betörend circender Hall
Eines schizophrenen Organes Sündenball
Die Wut des Donners in sich tragend
Wie auch der Berge bedächtige Zuversicht


Der Nacht Berufung

Dir wurde der Kuss des Todes zuteil
In der Gestalt die genannt wird Vampir
Ich schenkte dir ein Stück meiner Existenz
Und nahm etwas dankend in Empfang von dir
Auf den Schwingen des Todes tranken wir Verbrüderung
Nun bist du einzigartig von anderem Blut und Fleische

Doch was im Kontrast sich gegenüber steht
Wird nicht ohne üblen Beigeschmack verbunden
Universelle Gesetze schlagen auf eine Kluft
Werden nur unter Zwang überwunden
Des Todes Ethos kennt keine Gnade
Auch du wirst einen Preis zahlen müssen

Geh hinaus entfalte deine Macht
Das neue Äon steht bevor
Entfessele die Kräfte der Nacht
Bring das ewige Dunkel hervor

Dann treten wir aus den Schatten
Hinein in die glorreiche Finsterniß

DG7NCA



Zuviel auf einmal!!!!!
Das muss ich wirklich in Etappen lesen, und auch nicht wenn die Augen schon vor Müdigkeit tränen.
Diesmal sind die Verse sehr komplex und verschlungen.
Also es dauert sicher noch ein paar Tage bis ich sie einzeln und in Ruhe gelesen hab.

müde Grüße Carola
Liebe Grüße    
DG7NCA/Carola


Jedes neue Buch
ist wie eine Reise
in ein neues Land!

DG7NCA

So aber nun hab ich alles setzen lassen und immer wieder mal durch gelesen.
und mein Favorit ist ...

Die Nacht der Berufung. Das passte zu einigen meiner Vampiris bestens dazu.

Nur schade das in diesem Thread schon lange nix neues mehr gepostet wurde!

(Wink mit dem Zaunpfahl)...
Liebe Grüße    
DG7NCA/Carola


Jedes neue Buch
ist wie eine Reise
in ein neues Land!

Bergi

Als der Nebel mich verschlang

Die Nacht ward kalt in ihrem Wesen
Als ich unstet durch sie ging
Und die Stille, welche einst gewesen
Sie umgarnte mich und fing

Aus der feuchten Erde quellen
Schleirig Schwaden schlangengleich
Kriechend langsam Brandungswellen
Umhüllten meine Füße weich

Von dem Schauspiel so gebannt
Die Zeit scheint still zu stehen
Gedanken völlig ausgebrannt
In hypnotisch sanftem wehen

Dunst in immer drall'ren Schüben
Schwärmt um meines Köpers Schar
Meine Sinne die sich trüben
Bin ich wo ich vorher war

Alles den Bezug verloren
Ist der Körper, letzter Sinn
Meine Zweifel in mich bohren
Bin ich weil ich wirklich bin

Bergi

Augenblick (Teil 1)

In einer kleinen Menschenschar
Werde ich ihres Antlitzes  gewahr
Beiläufig fällt mein Blick
Im gehen auf ihre Gestalt
Schicksalhaftes Geschick
Hat sofort über mich Gewalt
Im diffusen Dämmergrau
Im abendlichen Zwielicht
Bietet sich mir sonderbare Schau
Ich traue meinen Augen nicht

Zwanghaft muß ich verweilen
Bleibe auf der Stelle stehen
Ihr Alter schwer zu beurteilen
Keinen Schritt kann ich mehr gehen
Nur sie allein mache ich noch aus
Zeit verliert ihre Dimension
Etwas drängt aus ihr heraus
Es scheint mir eine Halluzination

Sie ähnelt Teils einer arglosen Maid
Ohne Zögerung zur Schandtat bereit
In anderem Sinne eher einem reifen Weib
Mit einem begehrlich verlockenden Leib
Beides haftet ihr charismatisch an
Zieht mich verwirrend in ihren Bann
In einem entweichenden Atemzug
Für mich vergehen schier Ewigkeiten
Ereignet sich ein unerklärlicher Trug
So als würde sie sich verkleiden

Es erscheint ein zweites Gesicht
Sich legend als transparente Schicht
Geisterhaft maskiert auf ihre Züge
Eine dem Leben verbotene Lüge
Das Antlitz eingenistet in dem ihren
Läßt mich schlagartig frieren
Es zieht mir schaurig über den Rücken
Spült hinweg jedwedes Entzücken

Als hätte sie mein Starren gefühlt
Schwenkt sie ihr Haupt in meine Richtung
Ich bin vor Erregung völlig aufgewühlt
Wie die Beute auf freier Lichtung
Gerade noch kann ich mich abkehren
Aufgrund einer Art der Gefahr
Einem kann ich mich nicht erwehren
Nehme flüchtig etwas entsetzliches wahr
Hastig setzte ich meinen Weg wieder fort
Nur weg von diesem unheimlichen Ort

Doch des Menschen Neugier ist
Das sie nicht ruht und weiter frißt

Bergi

Gekettet an den Untergang

In den Spiegel des Wirkens kein Blick geworfen
Aus Angst die Doppelzüngigkeit lacht entgegen
Wirft Fragen auf die die Umlaufbahn zerschmettern

Der erste Stein der Scherben schon geworfen
Das Schild der Ignoranz, Heimittel des Untergangs
Antworten suchen ihren Weg auch aus dem tiefsten Grab

Akzeptanz ein Tropfen auf heißem Stein
Toleranz nur gegenüber unheilvollem Schein
Die Wahrheit wünschgemäß unter dem Verdeck
Alles in Schubladen als schützendes Versteck

Die Wirklichkeit fließt vorüber
Bis in Unverständnis alle Pfeiler brechen

Die Oberfläche der Bann, zum Durchbruch keine Zeit
In Nichtigkeiten eingekeilt, ein Dickicht ohne Flucht
Kausalität ein totes Meer, unbezwingbar weit
Es ist so leicht im Gänsemarsch zu schreiten

Der Schrei immer nur dagegen, Konstruktivität fehlt dem Sinn
Träume vor Zeiten verloren, verstaubte Stiefkinder von Utopie
Mit eignen Nägeln gekreuzigt, die das Leben tiefer treibt
Verurteilung durch Fingerzeig, doch nur Dämagoge seiner selbst

Gekettet ohne die Fesseln je zu begreifen
Und ein stummer Schrei sich in der Stille bricht


Bergi

Tanz der Toten

Arroganz die Tugend der Törichten
Circus Maximus ist erneut der Gruß
Wir oder die anderen schreit der Wahnsinn
Nach uns die Sintflut antwortet es Infantil

Auge um Auge, Zahn um Zahn
Blut für Blut, Asche für Asche
Blinde Krüppel kriechen im Staub
Atmen den Brodem fauler Leichen

Erhobenen Hauptes der menschliche Schritt
Kriechend der Gedanken Niedertracht
Äußerlich erstrahlt alles in goldenem Glanz
Drinnen ist es ausgehöhlt, tot und schwarz

Tiere unter Tieren der Ignoranz
Reißende Bestien des Verstands
Gefangen in erbärmlicher Zivilisation
Versklavte Egoisten ertrinkend im Strom

Die gewachsene Eitelkeit als Krone
Grundprinzipien scheren nicht die Bohne
Dünkel sielt sich in glänzendem Dreck
Fast nach der Falle verlockenden Speck

Erbärmliche Ethik und beschränkte Moral
Lachend tanz der Tod im überfüllten Ballsaal
Laßt euch nur weiter mästen und verkaufen
Wie Vieh hinter eurem Schlächter herlaufen

Überlaßt Entscheidungen tunlichst den Großen
Es ist ja ihr göttlich gegebenes Recht
Tragt weiter stolz eure Dogmenketten
Seid der treuherzig blind lächelnde Knecht

Bergi

Schwarzer Mohn

Ich wandelte durch den Wald
Väterchen Frost noch nicht alt
Suchte die reizvollsten Flecken auf
Sie zu erblicken im jährlichen Lauf
Mitten im dunkelsten Tann
Im Gehölz tief verborgen
Zwischen Säulen alter Borken
Ich nur wenige Meter gewann
Unerwartet wurde es etwas Licht
Diesen Schlag gab es hier zuvor nicht

Vor mir lag lediglich noch Dickicht
Ich versuchte mich hinein zu drängen
Doch durchbrechen konnt ich's nicht
Immer fehlten noch einige Längen
Neugier gab mir anspornend Nahrung
Zu erleuchten des Geheimnisses Wahrung
So forschte ich an der Hecke entlang
Zu erspähen eine kleine Lücke
Frohgemut doch auch etwas bang
Einen Durchschlupf oder eine Astbrücke

Wenn gestattet nicht die Natur
Zu betreten diesen kleinen Flur
In mir aufstrebend die Frag
Was wohl dort liegen mag
Da fing ich einfach an zu reimen
Wörter aneinander zu leinen
Inspiriert von einer Geschicht
Die von Wesen im Walde bericht
Von wunderlichen das sie täten
So habe ich eben Einlaß erbeten
Die Worte aus meinem Munde
Gaben jenes hier zu Kunde

Oberon du von den Zwergen
Was hast du hier zu verbergen
Titania du die höchste der Feen
Was ist denn hier verboten zu sehn
Ich möchte einen schönen Blick einfangen
Oder Weisheit die Versteckte erlangen
So gebet mir  frei des Weges Pfort
Als Pfand geb' ich mein Wort
Zu verraten niemals diesen Ort

Und siehe da etwas geschah
Zu meinem eignen erstaunen
Das Buschwerk fing an zu raunen
Die Liebe in dir zu erhabenen Dingen
Die in der Natur ihre Weise singen
Wir kennen dich und sahen dich oft
Dich hier zu sehen wir nie erhofft
Doch dein Wunsch sei dir gewährt
So geben wir frei dir diesen Gang
Hinter dem man wenig oder viel erfährt
Womit der Busch vor mir aufschwang

Die Sonne schon tief im Schein
So trat ich voller Ungeduld ein
Sie blendete etwas mein Augenlicht
Die Gebüsche um mich herum knarrten
Schlossen sich hinter mir wieder dicht
Was wohl würde mich hier erwarten

Vor mir enthüllt ein Meer von Mohn
So schwarz wie die Neumondnacht
Der Anblick allein schon größter Lohn
Hat meiner Seele Beglückung gebracht
Wie es im Winde sich dort so wog
Jeder einzelne Stengel zaghaft sich bog
In einem friedlich unerklärlichen Sog

Mir schien es hätte sich etwas gewandelt
Bemerkte erst nicht um was es sich handelt
Ich drehte mich unbekümmert um
Da wurde mein Herz fast stumm
Die Hecke ward nicht mehr zu sehen
Ich konnt nur noch Blüten erspähen
Und vor mir teilte sich das schwarze Meer
Gleich so als ob ich ein Fremdkörper wär

Ich streckte meine Hand nach einer der Schönen
Und wollte an ihrem Anblick mich frönen
Wie ich fast bekam das Blatt zu fassen
War das Feld vor mir am verblassen
Und ich sah so kam es mir vor
Eine Geistergestalt vor einem Tor
Daraufhin fuhr mein geistiger Blick
Langsam von diesem Wesen zurück
Und mir wurde in der Blumenschar
Ein gewaltiger dunkler Turm gewahr

Als die Vision mich wieder entließ
Ein innerer Drang mich des Weges wies
So schritt ich verwirrt geradewegs einher
Wie lang kann ich nicht mehr sagen
Weder Fuß noch Geist wurden schwer
Ließ mich vom Gefühl einfach tragen

Ich richtete mein Haupt wieder auf
Es war mir unbemerkt niedergesunken
Noch leicht in Gedanken ertrunken
Stockte ich abrupt in meinem Lauf
Der Anblick ließ mich ehrfürchtig erstarren
Vor mir erhob sich der beeindruckende Turm
Ich kam mir nichtiger vor als ein Wurm
Er mußte hier schon Ewigkeiten ausharren

Schwarzes Gestein  ohne Glanz
Glasartig eine Hülle verwoben
Von verzweigten Strängen durchzogen
In ihnen ein milchiger Tanz
Es zog einen in seine Tiefe
Hinein in Finsternis gleißend
Als ob dort etwas schliefe
Alles gierig an sich reißend
Das Gestein wich fließend zurück
Mit dem Anschein von leben
Das war wohl mein Glück
Ich war schlagartig freigegeben

Gewendelte Stufen in meinem Blickfeld
Belegt mit einer Staubschicht grau
Die Stiege von Fluoreszenz erhellt
Mir wurde es ein wenig flau
Ich hinterließ eine deutliche Spur
Immer weiter ging es hinan
Was wohl erwartete mich nur
Es endete der Aufstieg irgendwann

Ich betrat eine Kammer rund
Doch schien sie mir nicht sehr real
Vor Verblüffung geöffnet mein Mund
Ich fühlte mich eher in einem Saal
Das Inventar schien mir Attrappe
Wie ein Geist etwas durchsichtig
Eine Kopie der Wirklichkeit aus Pappe
Unreal einfach nicht richtig


Aus dem dunkel trat mir entgegen
Das in eine Kutte gehüllte Wesen
Verschränkt die Arme vorm Bauch gelegen
Er deutete neben mich mit einem Nicken
Als hätte er meine Gedanken gelesen
Konnte ich einen Stuhl erblicken
War er schon dort als ich kam
Ich war mir dessen nicht mehr gewiß
Alles war so traumhaft und seltsam
So setzte ich mich unsicher nieder
Seine Stimme mich wieder wachriß 
Holte mich aus des Irrsinns Gefieder

Ein Gesicht konnte ich nicht ausmachen
Unter der Kapuze nur Dunkelheit
Der Blick in einen schwarzen Rachen
Hielt nur zweifelhafte Schemen bereit
Seine Stimme so kam es mir vor
Drang von allen Seiten zu meinem Ohr
Ich werde dir erzählen mein Sohn
Was es auf sich hat mit dem Mohn

Diese Schar  von schwarzen Leibern
Die Seelen von Männlein und Weibern
Das Feld steht hier zu jeder Zeit
Ist ein Stück allgegenwärtiger Ewigkeit
Vielgestaltig ist dieser Ort
Es gibt derer so reichlich
Er bewegt sich in einem Fort
Der Tod ist unausweichlich
Er sammelt ein jene die verstarben
Einzeln zu zweit oder in Garben

Mir ihre Seelen erzählen
Mich mit ihren Worten quälen
Wie sie vom Leben zum Tode gingen
Oder die Gesichter ihrer Mörder einfingen
Von ihrem Weg mit all ihrem Tun
Und ich hör zu und kann nicht ruhn
So weiße ich ihnen den Übergang vor
Öffne das ihnen entsprechende Tor

Wie er mit seinen Worten geendet
Die Ansicht sich allmählich wendet
Die Kammer verliert an Beständigkeit
Hält zerfließend den ersten Eindruck bereit
Wie der Turm einem schon gezeigt
Dieser Saal in die Ewigkeit geneigt
Sich jeder Beschreibung entziehend
Dunkle Schönheit wiegend und fliehend
Unzählig gesäumt mit Portalen
Freude spendend oder die Qualen

Ich danke dir das du kamst
Und mir diese Last abnahmst
Endlich kann ich aufgehen
Ins Zentrum des Dunkels sehen

Wo das Wesen nun stand
Mit einer Pflanze in der Hand
Er überreichte sie mir und verschwand
Es war meine eigne und ich verstand

DG7NCA

Hallo Bergi,

da hast du aber wieder tolle sachen geschrieben!, am besten gefällt mir aber "Schwarzer Mohn".
Teilweise sehe ich da einige meiner eigenen Träume darin. Und es ist wunderschön.
Ich habs mir rauskopiert und in mein Gedichte Buch reingelegt.
Danke, auch wenn es sehr melancholisch ist, und mich heute etwas an einem dunklen Tag erwischt.
Ich finde es einfach nur schön

Gruß Carola
Liebe Grüße    
DG7NCA/Carola


Jedes neue Buch
ist wie eine Reise
in ein neues Land!