Ronald H. Balson - Karolinas Töchter

Begonnen von Sagota, 14. Januar 2018, 17:44:16

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Sagota

[isbn]9783746632971[/isbn]

"Karolinas Töchter" von Ronald H. Balson basiert auf einer wahren Geschichte und erschien (2017, broschiertes TB) im Aufbau-Verlag. Im Original ist der Titel ""Karolinas Twins"; der Roman wurde aus dem Amerikanischen übersetzt von Max Stadler.
Der Autor ist selbst Rechtsanwalt und es geht um ein Versprechen, das Lena Woodward, geb. Scheinmann, einst einer Freundin gab.

"Chicago, 2013:
Die hochbetagte Lena macht sich auf die Suche nach den Töchtern einer Freundin, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden sein sollen. Doch warum beginnt sie ihre Suche erst jetzt? Was für ein Geheimnis verbirgt sie?

Polen, 1939:
Lenas Vater kämpft gegen die deutschen Besatzer - bis er mit der ganzen Familie verhaftet wird. Nur die Tochter Lena bleibt zurück, gemeinsam mit ihrer Freundin Karolina kämpft sie fortan im Ghetto ums Überleben. Doch während Lena sich dem Widerstand anschließt, verliebt sich Karolina - in einen Deutschen."(Quelle: Buchrückentext)

Lena Woodward, geb. Scheinmann, wendet sich vertrauensvoll an die Rechtsanwältin Catherine und ihren Partner Liam, der Privatdetektiv ist, da sie von beiden über einen Freund hörte: Sie möchte ein Versprechen einlösen, das sie einst Karolina, ihrer besten Freundin gab - und die beiden Mädchen wiederfinden, die gegen Ende des 2. Weltkrieges verschwunden sind.
Um zu klären, ob Catherine sich dem Fall der alten Dame widmen kann und Liam in die Ermittlungen einsteigt, erzählt Lena die ganze Geschichte, die sie über Jahrzehnte in sich vergraben hatte: Es entwickelt sich mehr und mehr ein sehr freundschaftliches Verhältnis zwischen Lena und Catherine, die ein Kind erwartet - das einzig von Arthur Woodward, dem Sohn Lenas und Erben des großen Vermögens, das der Vater hinterließ, gestört wird: Dieser behauptet, dass seine Mutter an Demenz leidet und an Wahnvorstellungen leidet, da er die reale Existenz der Geschichte um die beiden Töchter Karolinas anzweifelt. Damit wird es ein juristischer Fall und Lena bleibt nicht viel Zeit, um ihre Geschichte Catherine anvertrauen zu können.....

Lena erzählt in der Ich-Form vom Erstarken des NS-Regimes und dem Einfall der Deutschen in Polen (1.9.1939); sie möchte ihren Vater ehren, der Widerstandskämpfer war und engagiert sich ebenfalls im Widerstand: Als Näherin arbeitet sie in einer Fabrik, bis diese geschlossen wird und die weiteren Stationen kann man sich vermutlich vorstellen, die hier historisch belegt beschrieben werden: Deportationen; das Glück von Lena, nicht selektiert zu werden, da sie arbeitsfähig ist, die Lügen der Umsiedlung der Juden; die Exekutionen und all das Grauen, das dieses dunkelste Kapitel deutscher Geschichte und den Holocaust in die Welt brachte: Ich habe kürzlich Sam Pivniks "Der letzte Überlebende" gelesen und viele weitere Romane und Sachbücher zu der NS-Zeit: Diesen Roman und die Geschichte Lenas, die stellvertretend für so viele Opfer steht, würde ich ebenfalls in die Reihe der literarischen "Stolpersteine" stellen - und finde ihn sehr aktuell, da in ganz Europa der Rechtspopulismus erstarkt.

Der Stil des Autors ist flüssig zu lesen; die historischen Hintergründe in der Erzählung Lenas fließen in den Roman mit ein und die Stärke, die Lena in all der schrecklichen Zeit besitzt, wird glaubhaft beschrieben: Nicht alle Juden ließen sich wie Opferlämmer zur Schlachtbank führen; auch in den deutschen Reihen gab es Kollaborateure, die teils mit ihrem Leben bezahlten. Leider gelang es anderen, sich mit neuen Identitäten jahrzehntelang in z.B. Südamerika zu verstecken, wie man seit den Recherchen Beate Klarsfelds weiß.

Fazit:

Ein sehr lesenswerter Roman, der auf wahren Fakten beruht und dem ich sehr gerne eine absolute Lese- und Weiterempfehlung gebe.