Beate Maly - Der Raub der Stephanskrone

Begonnen von nirak, 13. Dezember 2015, 17:45:44

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nirak

[isbn]9783548287140[/isbn]

Das Leben der Helene Kottanner

Helene ist Witwe und lebt mit ihrem Sohn im Hause ihres Vaters, als dieser beschließt, sie ist noch jung und kann wieder heiraten. Sie soll den Kammerherrn des Dompropstes zu Wien heiraten. Johann Kottanner lebt in Wien und Helene soll dort der Königin Elisabeth als Kammerfrau dienen. Schweren Herzens macht sich Helene auf die Reise und in ein ungewisses Schicksal. Sie ahnt nicht, inwieweit sie in die politischen Ränkespiele des 15. Jahrhunderts hineingezogen werden soll.

Die Autorin Beate Maly schildert hier das Leben dieser jungen Frau, erzählt von ihren Schicksalsschlägen und von ihrer Arbeit bei Hofe. Der Erzählstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, es macht Spaß Helene auf ihrem Weg zu begleiten. Scheinbar nebenbei erfährt der Leser eben auch einiges über das Leben bei Hofe und über das Leben dieser Zeit in Wien. Helene ist ganz Kind ihrer Zeit und fügt sich scheinbar widerstandslos erst den Anordnungen ihres Vaters und später dann eben den ihrer Herrin der Königin. Erst so nach und nach beginnt sie ihr Leben selbst zu bestimmen, und für ihre Ziele zu kämpfen.

Helene ist von Anfang an eine sympathische Protagonistin, die es in ihrem Leben eben nicht so leicht hatte. In ihrer ersten Ehe war sie mit einem Mann verheiratet, der sie aufs übelste verprügelt hat. Ihr Vater hat sie zwar wieder aufgenommen, wollte sie aber nicht weiter bei sich behalten. Helene hat gar keine andere Wahl als sich dem Willen des Vaters zu fügen und einer erneuten Heirat zuzustimmen. Die Hilflosigkeit, die die junge Frau gehabt haben muss, hat die Autorin eindrucksvoll wiedergegeben.

Erst im Nachwort stellt sich sogar heraus, dass Helene Kottanner keine fiktive Person ist. Sie hat wirklich gelebt und für die Königin gearbeitet. Es hätte also ein spannendes Buch werden können. Leider hat der Titel und auch der Klappentext nicht wirklich etwas mit dem Inhalt der Geschichte zu tun. Die Stephanskrone wurde zwar tatsächlich von Helene gestohlen und der Königin zugeführt, aber der Klappentext lässt ja die Vermutung zu, dass es hauptsächlich darum geht. Dem ist aber nicht so, dieser Teil findet erst auf den letzten Seiten statt, ist zwar dann wieder spannend beschrieben, und wäre sicher ein Höhepunkt im Buch, aber man wartet beim Lesen ja die ganze Zeit darauf, dass es geschieht und fiebert darauf hin. So ist es schon enttäuschend, dass dies eben erst zum Ende hin geschieht und dann das Buch vorbei ist. Hier hätte ich mir einfach einen anderen Aufbau gewünscht oder eben einen anderen Titel des Buches. Das Leben von Helene als solches ist schon spannend und interessant. Maly hat ihre Erlebnisse glaubhaft und authentisch erzählt. Es fällt dabei leicht, den Weg mit Helene zu gehen. Man gönnt es ihr von Herzen, dass sie am Ende das Glück findet, welches sie so dringend braucht und sucht.

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