Luise: Königin aus Liebe - Bettina Hennig

Begonnen von Lannie, 26. Februar 2009, 11:35:47

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Lannie

Verlag: Der Club
ISBN: --
Seiten: 607
Ausgabe: Hardcover
ET: 2008
Preis: € 17,95

Klappentext

1793

Es ist eine prachtvolle Zeremonie, als die blutjunge Prinzessin Luise den Kronprinzen Friedrich Wilhelm heiratet. Und ganz Preußen feiert das große Ereignis, denn es handelt sich um eine Liebesheirat. Rasch erobert die lebenslustige und unkonventionelle Frau nicht nur die Herzen ihrer Untertanen, sondern nimmt auch entscheidenden Einfluss auf die bewegte Zeitgeschichte. Der junge russische Zar Alexander I. himmelt sie an. Und Napoleon zwingt sie zur Flucht aus Preußen.

Meine Meinung

Angesprochen durch das wunderschöne Cover, dem interessanten Klappentext, einem großartigen Stammbaum und einem ausführlichem Anhang, der kaum Wünsche offen lässt, konnte ich ,,Luise" einfach nicht widerstehen. Schon kurz nachdem es bei mir eingezogen war, habe ich es gelesen und wurde nicht enttäuscht. Bettina Hennig erzählt Luises Leben derart packend, dass es mich nicht loslassen wollte und ich mir reichlich Sekundärliteratur notiert habe.

Obwohl ich mich bei jeder Leseetappe erst in den manchmal recht anspruchsvollen Schreibstil eingewöhnen musste, habe ich den Roman mit großer Begeisterung gelesen. Mit ihrer bildhaften Sprache baut Bettina Hennig wunderbare Atmosphären auf und ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie die Figuren zu der Zeit gelebt haben. Hat man sich erstmal eingelesen, liest sich das Buch einfach sehr angenehm und man merkt gar nicht, wie die Seiten verfliegen. Die Autorin hat eindeutig ein großes Sprachtalent und vermag mit nur wenigen Worten wunderschöne Bilder herauf zu beschwören; und hin und wieder hat mich sowohl die Sprache als auch der Stil an Jane Austen erinnert. Ganz besonders gelungen finde ich, dass Bettina Hennig einigen ihrer Figuren Dialekte in den Mund gelegt hat. Dadurch wirken die entsprechenden Charaktere viel lebendiger und greifbarer und es verschafft dem Roman ein ganz besonderes Flair.

Der Aufbau des Romans ist leider etwas unglücklich und unausgewogen. Die erste Hälfte ist unglaublich ausführlich und manchmal ein wenig zu ausschweifend erzählt, während die zweite Hälfte viel zu sehr gestrafft ist. So hat sich Bettina Hennig für etwa sechs Wochen Handlung 300 Seiten lang Zeit genommen, was mir an sich auch gut gefallen hätte, wäre der Roman drei Mal so lang gewesen. Denn damit blieben für die kommenden siebzehn Jahre nur weitere 300 Seiten übrig. Somit musste die weitere Handlung deutlich gestrafft werden. Auch wenn die Autorin es geschafft hat, trotz dieses engen Rahmens einen wirklich runden und auch berührenden Roman zu schaffen, fehlte es mir vor allem zum Ende hin ein wenig an Gefühl und Ausführlichkeit. Ich hätte wirklich gerne auch über diese siebzehn Jahre ebenso ausführlich gelesen wie über die ersten Wochen.

Bettina Hennig erzählt Luises Leben spannend, interessant und vor allem humorvoll. Gerade die Dialekte vermitteln eine ungeheure Lebendigkeit und versprühen ein wunderbares Flair. Nie wurde es mir beim Lesen langweilig, selbst nicht bei den recht ausschweifenden Passagen. Gerade diese lassen den Leser oft tief in die Seele der Figuren blicken und so wurden sie nicht nur zu Wegbegleitern, sondern zu Freunden.
Luises Leben war ein spannendes, aufregendes, aber auch ein entbehrungsreiches und einsames und das zeigt Bettina Hennig intensiv und gefühlvoll auf. Der Leser begleitet Luise auf ihrem Weg von einer verzogenen und starrsinnigen Prinzessin, über eine junge unsichere Kronprinzessin bis hin zu einer schönen, selbstsicheren, gütigen, aber auch lebenshungrigen Königin, die bei den Menschen dieser Zeit tiefen Eindruck hinterlassen hat.
Die Autorin hat sich intensiv mit der Thematik auseinander gesetzt und eine Leidenschaft eingebracht, die man spürt. Man kann heraus lesen wie sehr Bettina Hennigs Herz für Luise schlägt und damit wird ,,Luise" nicht einfach nur zu einem biographischen Roman, sondern zu einem kleinen Denkmal, das unbedingt Beachtung finden sollte.

Die Charaktere haben mir in ihrer Darstellung ausnehmend gut gefallen. Bettina Hennig hat die Figuren nicht von Anfang an in ein starres ,,Charakter-Korsett" gesteckt, aus dem sie nicht ausbrechen konnten, sondern hat ihnen Raum gelassen, um sich mit ihren Erfahrungen entwickeln und wachsen zu lassen. Besonders gefällt mir, dass Luise nicht der klassische Sympathieträger ist. Sie hat durchaus ihre Ecken und Kanten und teilweise weist sie wirklich unsympathische Züge auf. Ihre Schwester Friederike ist auf dem ersten Blick die deutlich angenehmere und sympathischere Person und es war spannend zu beobachten, wie sich die Schwestern im Laufe der Jahre veränderten und deren Vielschichtigkeit mit dem Alter wuchs.
Insgesamt empfand ich alle Figuren als unheimlich aufregend, lebendig und vor allem glaubwürdig und es hat mir viel Freude bereitet, über sie zu lesen, sie ein Stück zu begleiten und ab und an in ihre Seele blicken zu dürfen.

Neben einem großartigen Roman erhält der Leser noch einiges an Zusatzmaterial, das das Buch perfekt abrundet. Hier hat sich Der Club wirklich ins Zeug gelegt. So enthält diese Ausgabe einen hübschen Stammbaum, ein ausführliches bibliographisches Nachwort (das wirklich viele Buchtipps liefert, sollte man sich weitergehend mit dem Thema auseinander setzen wollen) und ein ebenso ausführliches Nachwort, das sich damit beschäftigt, was aus den noch lebenden Personen nach Luises Tod geworden ist. Einzig eine Karte und ein Personenregister habe ich ein wenig vermisst.

Bettina Hennig konnte mich mit ihrem Roman unheimlich packen, bewegen, berühren und für ein Thema interessieren, das mir bis dahin nicht besonders ins Auge gestochen war. Ich habe mitgefiebert, mit gelitten, gebangt, gehofft, geliebt und auch die ein oder andere Tränen nicht unterdrücken können. Die Autorin hat ein großartiges Debüt hingelegt und ich warte gespannt auf ihren nächsten Roman, der sich mit Luises Schwester Friederike näher auseinander setzen wird.
Und bis dahin will ich noch mehr über Luise lesen. Luise und ihre Zeit lassen mich einfach nicht los...

Meine Bewertung

[note2]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Annette B.

Luise
Königin aus Liebe


von Bettina Hennig

Meine Meinung:


Bettina Hennig fordert mit ihrem anspruchsvollen und überaus feinsinnigen Sprachgebrauch die ganze Aufmerksamkeit des Lesers.
Das ist auch ihr gutes Recht, denn sie hat hier eine wundervolle Biografie über eine sehr beliebte deutsche Königin geschrieben.

Ich habe mich schnell an diesen anspruchsvollen, aber auch sehr flüssigen Schreibstil gewöhnt beim lesen.

Auch fand ich es amüsant, dass die Autorin manche Dialoge in ,,Mundart" geschrieben hat. Besonders die Berliner Mundart von Friedrich Wilhelm III hat mir gut gefallen

Der Leser lernt die spätere Königin Luise zunächst als Teenager im Haushalt ihrer Großmutter kennen.
Sehr behutsam nimmt nun die Autorin den Leser an die Hand und führt ihn in die damaligen Adels Häuser ein. Bettina Hennig beschreibt mit ihrer fantasievollen Sprache die verschwenderische Pracht in den Häusern, die rauschenden Feste und auch die manches mal seltsam anmutenden Zwänge in der feinen Gesellschaft.

Der Leser begegnet großen deutschen Dichtern, Musikern und natürlich Fürsten und Königen. Über Goethe, Schiller, Kleist bis hin zu Zar Alexander und Napoleon sind alle wichtigen Persönlichkeiten der damaligen Zeit in diesem Buch vertreten.
Bettina Hennig lässt sie alle durch ihre tiefsinnigen und eindrucksvollen Beschreibungen wieder lebendig werden und verleiht ihnen auch schon mal ein recht eigenwilliges Profil.

Mit ihrer bildhaften Sprache zaubert  die Autorin eindrucksvolle Bilder von prachtvollen Kleidern, schneidigen Uniformen und beeindruckenden Bauwerken vor das innere Auge des Lesers.
Preußens  ,,Glanz und Gloria" nimmt mit jeder Seite dieses Buches präzisere Formen an. 
Das diesem Buch eine sehr gründliche Recherche zu Grunde liegt, bemerkt man schon an den vielen Zitaten aus Luises regen Briefwechsel mit Freunden und ihrer Familie.

Als Leser fühlt, lacht und weint man mit Luise.
Man erlebt mit ihr zusammen die ungestüme Zeit der Jugend und spürt ihre große Neugierde auf das Leben.
Dieser Teil von Luises Leben nimmt im Buch den größten Raum ein.

Allerdings kommt nach dieser aufregenden Zeit der jungen Liebe, auch in einer  königlichen Ehe der Punkt, an dem der Alltag und Ruhe eingekehrt. Diese nicht ganz so spektakulären Jahre hat die Autorin geschickt durch größere Zeitsprünge in die Handlung intrigiert.
Friedrich Wilhelm III hatte es bestimmt nicht immer leicht mit seiner lebenslustigen Luise. Der Leser erfährt hier in diesem Buch wie das Ehepaar, allen politischen Intrigen und Anfeindungen zum Trotz, fest zusammen wächst.

Es ist bestimmt nicht einfach, eine Biografie in so einen spannenden und unterhaltsamen Roman zu verwandeln und dabei die Tatsachen nicht  zu verändern.
Bettina Hennig hat das jedoch geschafft indem sie dieses Buch mit  klugen und humorvollen Dialogen gespickt hat.  Auch die Situationskomik mancher Szenen lassen den Leser mit einem schmunzeln auf den Lippen immer tiefer in die   Handlung eintauchen.
Und irgendwann hat man beim lesen eine Melodie im Kopf und wünscht sich sehnlichst mal wieder einen Walzer zu tanzen.

Die Autorin zeichnet hier nicht nur ein positives Bild von Luise und ihrem Leben, sondern zeigt auch sehr deutlich ihre Fehler und Schwächen. Das wurde mir an manchen Stellen im Buch fast zu viel, allerdings musste ich mir auch eingestehen: Das ist eben oftmals die menschliche Natur.

Ich denke so manch anderer Autor hätte die eine oder andere negative Szene über Luise nicht so schonungslos wie Bettina Hennig geschrieben, aus Sorge das sein Werk von den Lesern in den Kritiken ,,zerrissen" werden könnte.
Diesen Mut zur Wahrheit von Bettina Hennig kann man daher nur Bewundern.

Dieses Buch zeigt, dass unsere deutsche Geschichte sehr spannend, interessant und unterhaltsam sein kann, wenn sie mit Herz und Witz erzählt wird.

Das ausführliche Nachwort der Autorin zu den histor. Persönlichkeiten und ein Stammbaum der königlichen Familien runden dieses Buch perfekt ab.

[note2+]
Liebe Grüße Annette

Kathrin

Meine Meinung:
Auf Grund von richtig guten Kritiken habe ich meinen Club-Quartalskauf 01/2009 spontan für den Erstling von Bettina Hennig - Luise – Königin aus Liebe - genutzt und mich spontan zu der Leserunde mit Begleitung durch die Autorin im Bücherforum von www.buchcouch.de eingefunden. Da ich schon länger nach guten historischen Romanen suche, die in Deutschland spielen, schien das Buch wie gerufen für mich, zumal ich über die Napoleonischen Kriege zwar schon aus französischer und englischer Sicht gelesen habe, die deutsche Sicht jedoch nicht kenne.

Allein schon die Aufmachung des Buches finde ich sehr gelungen, ist doch neben einem langen Postskriptum und einer ausführlichen Quellen- und Dankes"rede" der Autorin sowohl vorne als auch hinten im Buchdeckel ein ausführlicher Stammbaum der preußischen Königsfamilie ab Friedrich Wilhelm I enthalten. Da ich jedoch selbst gerne Stammbäume zu Romanen entwerfe und male, war ich bezüglich der Anordnung der verschiedenen Familienzweige und Verbindungen etwas verwirrt auf den ersten Blick, was sich aber gegeben hat, wenn man sich den Stammbaum etwas länger betrachtet. Es ist halt leider so, dass eine große Familie viel Platz in einem Stammbaum braucht und so eine Buchdoppelseite da oft mal an ihre Grenzen stößt.

Der Einstieg ist mir sehr leicht gefallen. Schon allein, dass Luise und ihre Familie, vor allem ihre Großmutter Scho'sch hessisch babbele dürfen in der direkten Rede, hat mein hessisches Herz erwärmt. Die Großmutter hat es mir auf Anhieb angetan und auch Luise konnte schnell ihre Sympathiepunkte bei mir einheimsen mit ihrer spontanen, lebenslustigen, unbedachten, vorlauten und frechen Art. Sie hat sich in ihrem Verhalten u.a. auch ihrer jüngeren Schwester gegenüber in meinen Augen völlig normal für eine 17-jährige benommen, wirkt dadurch vielleicht nicht immer sonderlich sympathisch und vor allem auch egoistisch, wirkt dadurch aber wesentlich lebendiger als ihre Schwester Friederike. Dass sie den Prinzen Louis Ferdinand spannender als den Kronprinzen Friedrich Wilhelm findet kann ich gut verstehen, ich denke ich wäre auf diesen Luftikus ebenso hereingefallen wie sie. Vielleicht ist sie mir deshalb so nah am Anfang. Leider verliert sich Luise irgendwann total in diesem Buch, wirkt nicht mehr echt und muss sich permanent verstellen, was allerdings nicht nur mir als Leserin aufgefallen ist, sondern auch ihren Untertanen und ihrem Ehemann. Luises Mutterrolle und ihre Gefühle gegenüber ihren Kindern sind so gut wie gar nicht vorhanden und oft ist sie mir auch viel zu unterwürftig. Sie verliert an Lebendigkeit und dadurch leider nicht nur sie als Person, sondern auch das Buch selbst leidet darunter. Auch wenn sie nach wie vor ihre Fehler begeht, sich beispielsweise noch mal ein wenig außerehelich verliebt, ist sie mir doch irgendwann zu brav und zu bieder geworden. Die Liebe die Luise gegenüber ihrem Ehemann empfindet, ist bei mir übrigens leider so gut wie nie angekommen, die Freundschaft zwischen den beiden ja, aber nicht die Liebe. Die war gegenüber Louis Ferndinand bzw. Alexander deutlicher für mich.

Insgesamt war mir das Buch zu sehr auf Luise und Friedrich Wilhelm beschränkt. Interessante Persönlichkeiten wie die Großmutter Scho'sch, Tante Polyxene oder auch Graf Medem oder der Italiener Lucchesini sind zwischenzeitlich total von der Bildfläche verschwunden. Gerne hätte ich die ein oder andere Nebenfigur näher kennengelernt und beobachtet. Da war mir das Buch leider etwas zu unausgewogen und hätte in diesem Punkt gerne ausführlicher sein dürfen genauso wie im Spiel mit den Dialekten bzw. Friedrich Wilhelms  abgehackter Sprechweise. Das hat dem Buch Witz und Esprit gegeben, nur leider viel zu wenig und schmunzeln will ich halt auch mal zwischendurch.

In anderen Dingen ist mir Bettina Hennig zu ausführlich gewesen. Es wird zu viel wiederholt, fast schon zu viel drumherum erzählt. Der Anfang des Romans ist sehr ausführlich gestaltet und man kommt Luise und ihren Gefühlen schon sehr nahe, allerdings ändert sich der Erzählstil in meinen Augen schlagartig mit Luises Hochzeit mit Friedrich Wilhelm. Auf einmal gibt es große Zeitsprünge und es ist mir zu wenig Handlung, es wird zu viel erzählt. Wenn sich Friedrich Wilhelm beispielsweise tagtäglich mit Luise in politischen Dingen bespricht, dann will ich davon nicht in zwei Sätzen erzählt bekommen, dass er das tit, sondern ich möchte so eine Debatte live und in Farbe  in einem lebhaften Dialog miterleben dürfen. Für mich hätte es ein wenig historisch-politischer sein dürfen und dafür weniger von Luises Gefühlswelt, aber wer mich kennt, weiß, dass ich es auch so gar nicht mit reinen Liebesgeschichten habe. Die im Vergleich zum Anfang sehr kurzgehaltene Zeit, als Napoleon größenwahnsinnig wurde und die Welt und somit auch Preußen sich einverleiben wollte, war mir echt zu kurz und zu wenig ausführlich. Und das finde ich schade, denn Bettina Hennig zeigt mir eigentlich schon, dass sie sich auskennt bei den Preußen und in der Zeit – allerdings muss ich das nicht wiederholt in einer 6-8-zeiligen Auflistung der preußischen Adligen an Friedrich-Wilhelms Hof bewiesen bekommen. Ich war wirklich froh, dass mit dem Auftauchen des russischen Zaren Alexanders endlich wieder Pfeffer in die Geschichte gekommen ist. Mit ihm wurde es auch wieder ein wenig historischer und politischer, aber für meinen Geschmack halt immer noch zu wenig....dennoch endlich wieder Tatsachen und kein Geplänkel mehr.

Die Sprache der Autorin und auch die teilweise etwas gestelzte Redeweise ihrer Figuren finde ich der Zeit entsprechend, in der das Buch spielt eigentlich sehr schön und auch ungewöhnlich. Das liest man nicht oft in hist. Romanen. Allerdings ist es auch anstrengend zu lesen, weil wir modernen Menschen so eine Sprache einfach nicht mehr gewohnt sind und zumindest ich musste hellwach sein, um an Ende eines ellenlangen Satzes über 8-10 Zeilen noch zu wissen, wie der Satz angefangen hat.  Auf Grund privater Turbulenzen war ich aber vielleicht auch einfach zu abgelenkt für dieses Buch und konnte den Stil nicht wirklich genießen, denn ich habe für mich schon feststellen dürfen, dass ich mit der Geschichte und dem Stil besser zurecht kam, wenn ich mal die Zeit und Muße hatte und an der Geschichte dranbleiben konnte.

Bewertung:
[note3+] (wird ggf. nochmal korrigiert, kann grad nicht auf meine Excel-Tabelle zurückgreifen.

lg
kathrin
Rock the Night!

Christiane

Nun habe auch ich das Buch gelesen und möchte meine kurze Rezi anfügen:

Klappentexte:
Berlin, 24.Dezember 1793. Als die blutjunge Prinzessin Luise den Kronprinzen Friedrich Wilhelm in eiern prachtvollen Zeremonie heiratet, feiert ganz Preußen das große Ereignis. Dann es ist ja eine Liebesheirat und die künftige Königin von außergewöhnlicher Schönheit. Mit ihrem Liebreiz erobert sie nicht nur rasch die Herzen ihrer Untertanen, sondern nimmt auch entscheidenden Einfluss auf die bewegte Zeitgeschichte. Der junge russische Zar Alexander I. himmelt sie an. Und Napoleon zwingt sie zur Flucht aus Preußen.


Mein Eindruck:
Durch die begeisterten Berichte anderer Forumsfrauen auf das Buch aufmerksam geworden hab ich es ehrlich gesagt mit ein wenig innerer Zurückhaltung begonnen. So viel Vorschusslorbeeren – ob das Buch da mit den Erwartungen wirklich mithalten kann? Nun, es kann und ich habe nur wenige Kritikpunkte.
Bettina Hennig hat einen wunderbar flüssigen Schreibstil, der es mir leicht gemacht hat, in die Geschichte einzutauchen. Oft stört es mich, wenn Teile des Textes im Dialekt geschrieben sind und Hessisch zählt auch nicht zu meinen bevorzugten Dialekten (die Hessen mögen es mir verzeihen), aber die Autorin hat es geschafft, dass ich es hier tatsächlich als Bereicherung empfunden habe.
Dadurch dass sie der Versuchung widerstanden hat, ihre Protagonistin in allzu rosigem Licht darzustellen, hat Luise genug Ecken und Kanten um sehr lebendig und authentisch zu wirken. Auch die anderen Charaktere sind so lebensnah und originell mit ihren jeweiligen Eigenheiten und Schrullen dargestellt, dass sie als Persönlichkeiten greifbar werden.
Ein wenig hat mich der Untertitel gewundert. Es wird ja ausführlich geschildert, dass Luise immer wieder an ihrer Liebe zu Friedrich Wilhelm gezweifelt hat, bzw. andere Männer für sie auch ihre Reize hatten. Das war für mich nicht diese eine große romantische Liebe, wie man sie aus Romanen kennt und wie sie dies ,Königin aus Liebe' suggeriert. Nein, es wurde eine echte Beziehung mit all ihren Anfechtungen, Zweifeln, Höhen und Tiefen geschildert. Leider war eher selten zu spüren, dass sie eine echte Liebe mit ihrem Mann verband. Eine tiefe Freundschaft, eine oft sehr gute Partnerschaft und Zusammenarbeit, aber Liebe? Vielleicht kann man sagen, dass es eine sehr ,preußische', sehr pragmatische Liebe war?! Ihre Gefühle für Louis Ferdinand und später für Alexander erschienen  schwärmerischer und dadurch wohl eher so, wie man ,Liebe' in einem Roman erwartet. Diese Unterschiede zwischen der Liebe und Vertrautheit, die auf einem gemeinsam gelebten Leben fußt, und der heftigen Schwärmerei für die ,Kirschen in Nachbars Garten' hat Bettina Hennig schön umrissen.
Leider kommen die späteren Jahre der Königin Luise, die Irrungen und Wirrungen der preußischen Politik, die bewegten Kriegsjahre zu kurz. Die ausführliche Erzählung der jungen Jahre hat mir viel zu gut gefallen, um zu sagen, dass die Autorin sie hätte kürzen sollen. Aber so hat sie im letzten Drittel des Buches viele spannende Aspekte nur anreißen können, hat wichtige Ereignisse wie auch die Gefühle und Entwicklungen der Charaktere nur stenographisch kurz abgehandelt.
Einen Aspekt, der fast völlig fehlt, möchte ich noch besonders hervorheben: aus dem Stammbaum im Buchdeckel ist ersichtlich, dass sie 7 Kinder geboren hat. Ein Blick ins Internet zeigte, dass dazu noch drei Kinder früh verstorben sind. Luise selbst wurde nur 34 Jahre alt. So viele Schwangerschaften, so viele Geburten, Luise war quasi die Hälfte ihres Lebens als Ehefrau schwanger. – Und kaum ein Wort dazu im Buch! Hierzu hätte ich gern so viel mehr erfahren. Sowohl was das für Luise persönlich bedeutet hat, als auch allgemein den Umgang mit diesem Thema zur damaligen Zeit im Volk und beim Adel. Hat Luise all ihre Kinder selbst erzogen? In wie weit war ihr Mann in die Erziehungsarbeit mit eingebunden? Das wird sehr kurz angerissen, aber das wird dem Raum, den das in Luises und Friedrichs Leben eingenommen haben muss, kaum gerecht.
Abgesehen von diesen Kritikpunkten habe ich die Lektüre des Buches aber sehr genossen und überlege, auch den Band über Luises Schwester Friederike zu lesen.


Note: 
[note3+]

Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Annette B.

Eine sehr schöne Rezi Christiane, die dem Buch durchaus gerecht wird.
Bettina würde sich bestimmt auch über diese Rezi freuen, denn mit konstruktiver Kritik (wie du sie hier formuliert hast) konnte sie damals in der LR auch sehr gut umgehen.
Liebe Grüße Annette

Christiane

Danke Annette  :knuddel:. So begeistert wie Ihr von der Leserunde erzählt habt hab ich mir das schon so gedacht. Denn nur so macht es ja wirklich Spaß: wenn man frei von der Leber weg auch seine Kritikpunkte anbringen und diskutieren kann. Ich finde es echt schade, dass ich die LR damals verpaßt habe.
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Inge78

Danke für die Rezi Christine
Vielleicht sollte ich das Buch auch noch mal lesen  :kopfkratz:
Und Friederike subt auch schon länger bei mir  :rotwerd:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Christiane

Liebe Inge,

die Luise geht spärtestens kommende Woche auf den Heimweg zu Dir. Die Woche schaff ich es vermutlich nicht mehr. Aber dann steht einem ReRead nichts mehr im Wege ;-).
Und vielleicht können wir ja danach dann irgendwann die Friederike gemeinsam lesen?

Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Inge78

Oh, keinen Stress  :schmusen:
Und ja, vielleicht, irgendwann
Du kannst ja mal Bescheid geben wenn Du es lesen willst, vielleicht passt das dann gerade bei mir auch
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Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

DG7NCA

ich hänge immer noch bei Seite 120 fest.....micht fesselt es einfach nicht.  :rotwerd:
Liebe Grüße    
DG7NCA/Carola


Jedes neue Buch
ist wie eine Reise
in ein neues Land!

Christiane

Also ja, es ist nun kein spannender Krimi und auch keine Herz-Schmerz-Lovestory oder so - es ist halt mehr so das wahre Leben  :nixweiss1:. Aber ich fand es schon sehr interessant und vor allem flüssig und gut zu lesen. Was stört Dich denn, bzw. was fehlt Dir? Kannst Du das irgendwie in Worte fassen?  :kopfkratz:
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Inge78

Zitat von: DG7NCA in 05. April 2017, 15:45:05
ich hänge immer noch bei Seite 120 fest.....micht fesselt es einfach nicht.  :rotwerd:

Ich glaube dass das Buch wirklich Geschmackssache ist
Es ist halt eine Biographie in Romanform
Mir hat damals einfach die Leserunde auch viel gebracht für das Buch
Deshalb habe ich auch so "Angst" vor Friederike , ich mag nicht enttäuscht werden  :dong:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Vanessa

Ich mag Romanbiografien eigentlich viel lieber als "trockene Biografien" die vielleicht auch noch wie ein Aufsatz klingen. Da hänge ich mich regelmäßig auf.

Friederike fand ich schon immer spannend, ich bin auch noch nicht dazu gekommen, sie zu lesen. Ich würde mich dann ggf einfach anschließen.
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.

DG7NCA

ich lese sehr gerne Biographien ob in Romanform oder als Sachbuch...... nein irgendwie komme ich mit der Sprache- Stil- nicht zurecht. Irgendeine Sympathische Person ist mir auch noch nicht aufgefallen....Friedrich mit seiner Sprechart ist eigentlich nur nervenaufreibend und Luise samt Schwester irgendwie Gören. Auch die Hochzeiten der beiden sind nicht gerade spritzig. Vllt ist es später wenn die Politischen Akteure aufdrehen anders aber bis dahin hab ich es einfach noch nicht geschafft.  :gruebel:
Liebe Grüße    
DG7NCA/Carola


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