Thilo Corzilius: Ravinia

Begonnen von Kathrin, 11. Mai 2011, 12:59:34

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Kathrin

[isbn]978-3492267618 [/isbn]   
Ravinia
Thilo CorziliusFantasy
Seiten: 400
Verlag: Piper Taschenbuch (März 2011)
Preis: 12,95 Euro

Kurzbeschreibung:
Was wäre, wenn dich ein einziger Schlüssel überallhin bringen könnte? An ihrem sechzehnten Geburtstag erhält Lara einen Schlüssel, der sie in die Victoria Street in Edinburgh führt – egal, durch welche Tür sie tritt. Bald merkt das junge Mädchen, dass der Schlüssel auch das Tor in eine andere Welt öffnet: In der Stadt Ravinia, in der magisch talentierte Wesen ebenso wie Traumtänzer zu Hause sind, lernt Lara ihre Vergangenheit kennen und erfährt dabei von einer mysteriösen Verschwörung. Sie selbst muss über das Schicksal Ravinias entscheiden. Gemeinsam mit Tom Truska, dem geheimnisvollen Schlüsselmachergesellen, und dem Amerikaner Lee versucht Lara Ravinia zu retten.

Meine Meinung:
Wow! Was für ein Einstieg. Von Anfang an hat mich RAVINIA, der erste Roman von Thilo Corzilius, total fasziniert. Eine wunderbare Großvater-Enkelin-Beziehung mit einem hungrig-machenden traditionellen schottischen Frühstück und dann folgt auch schon schnell der erste Schauer, der mir über den Rücken lief. Ein Einstieg nach Maß! Der allerdings von Nachteil sein kann, wenn das Buch im weiteren Verlauf nicht mehr ganz die Erwartungen nach diesem wunderbaren Beginn erfüllen kann – was bei mir leider der Fall war.

RAVINIA erzählt die Geschichte von Lara McLane, die nach dem Unfalltod ihrer Großmutter und Eltern bei ihrem Großvater Henry in Edinburgh aufwächst. Zu ihrem 16. Geburtstag schenkt ihr der Großvater einen Schlüssel, der ihr die Tür zu einer völlig neuen Welt öffnet: den Schlüsselmacherladen von Baltasar Quibbes und seinem Gesellen Tom. Schnell gerät sie in den Strudel der Geheimnisse um die mysteriöse Stadt Ravinia, die man auf einer Landkarte der bekannten Welt vergeblich sucht.

Die Idee von besonderen Schlüsseln, die einen an einen völlig anderen Ort bringen, zu dem die Tür, die aufgeschlossen wird, eigentlich gar nicht hinführen kann, ist wunderbar! Generell wartet Thilo Corzilius mit einigen tollen Ideen, Figuren und Szenen auf und das alles in einer wunderbaren Sprache und wunderbaren, nahezu magischen Sätzen, die mich immer wieder zum Strahlen gebracht haben. Auch die Aufmachung des Buches finde ich großartig und sehr liebevoll und schön gestaltet mit den Raben zwischen den einzelnen Absätzen und den Schattentürmen jeweils am Kapitelanfang.

Doch trotz dieser positiven Punkte leidet das Buch in meinen Augen an seiner Kürze. Ja, es gibt wunderbar spannende Figuren, aber viele davon kommen eindeutig zu kurz. Für mich war es teilweise an Figuren etwas überfrachtet, und dadurch die Figuren nicht intensiv genug dargestellt, so dass sich mir der Sinn und Zweck einzelner Figuren nicht gezeigt hat. Relativ wenig bedeutende Charaktere wie Mama Zamora oder Berrie oder das Efeumädchen und den alten Mann (Alister Sullivan) im Park, wären da einige Beispiele für mich. Aber wenn ich mich schon beim Bösewicht des Buches fragen muss, was er eigentlich so schlimmes getan hat, wenn mir das schon nicht klar genug rüberkommt und der Autor selbst sagt, dass Winter etwas zu kurz gekommen sei, dann ist das schon ein deutlicher Kritikpunkt für mich. Auch über Tom hätte ich gerne deutlich mehr erfahren und das wurmt mich doch ziemlich. Auch bin ich der Meinung, dass viele meiner Fragen im Buch nicht beantwortet werden. Gut vielleicht habe ich auch wiedermal zu viel in einzelne Szenen oder Sätze hineininterpretiert, aber schade finde ich das schon. Ich glaube, dass Thilo Corzilius in diesem Buch viel mehr versteckt hat, als ich herausgelesen habe, nur er als Autor hat den Vorteil, dass er alles – auch alles Ungeschriebene – weiß und da bin ich als Leser klar im Nachteil.

Dennoch gab es für mich Szenen und Figuren, die für mich vieles wieder wett gemacht haben, zum Beispiel die Tagebucheinträge von Laras Mutter oder die Szene mit Ma'Haraz und Wolf in Wien. Das war Gänsehaut pur und zeigt mir ganz deutlich, dass der Autor viel wunderbares Potential zum Geschichtenerzählen hat...und das dann gepaart mit dieser wunderbaren Sprache...nur wie gesagt, ein wenig mehr Ausführlichkeit und Intensität hätte dem Buch, der Geschichte und den Figuren in meinen Augen gut getan!

Was ich dem Autor sehr sehr hoch anrechne, ist der total unrosarot-kitschige Schluss. Hier ist nicht einfach mal alles Friede, Freude, Eierkuchen und es gibt keine Liebesgeschichte (die zu Lara in dieser aktuellen Situation auch nicht gepasst hätte, auch wenn ich die persönlich im Hinterkopf hatte. Aber umso besser, dass Thilo Corzilius darauf verzichtet hat.

Bewertung:
[note2]
Rock the Night!

Tikva

[isbn]3492267610[/isbn]

Meine Meinung:
Das Cover wirkt düster, machte mich aber neugierig auf den Klappentext. In der Mitte ist ein großer Vollmond zu sehen, unterhalb mehrere turmartige Gebäude und oberhalb des Mondes ist ein Rabe mit gespreizten Flügeln zu sehen.
Der Titel "Ravinia" ist geprägt und verleiht dem Cover dadurch eine edle Note.

Zum Inhalt möchte ich nicht all zu viel verraten, da es sonst sein kann, dass ich etwas Wichtiges preisgeben könnte ...
Lara bekommt zu ihrem 16. Geburtstag von ihrem Großvater einen ganz besonderen Schlüssel geschenkt und nach dem ersten Benutzen dieses Schlüssels ist nichts mehr, wie es war.
Sie landet in einer ganz bestimmten Straße vor einem Schlüsselgeschäft, in dem sie schnell neue Freunde kennenlernt, die sie von nun an oft begleiten werden.
Aber vor allem lernt sie durch das Benutzen des Schlüssels eine neue Welt kennen, die parallel zu unserer existiert.
Lara lernt Ravinia kennen, eine Stadt, die nur durch gewisse Gegenstände, wie Schlüssel, Uhren und dergleichen, von speziellen Herstellern betreten werden kann.
Nachdem sie eine Lehre bei einem dieser besonderen Persönlichkeiten beginnt, überstürzen sich die Ereignisse und ihr Großvater, der einzig noch lebende Verwandte, verschwindet. Kurz darauf muss sie vor mechanischen Geschöpfen flüchten und landet in Amerika. Dort trifft sie den Jungen namens Lee, der von da an nicht mehr von ihrer Seite weicht. Denn auch er hat besondere Fähigkeiten.
Gemeinsam mit ihren neu gewonnenen Freunden macht sich Lara auf die Suche nach ihrem Großvater und erlebt dabei viele Abenteuer.

Die Einführung war toll gemacht. Langsam, aber trotzdem sehr interessant, wurden mir und der Protagonistin die Stadt ,,Ravinia" und ihre Besonderheiten nahegelegt. Auch Laras Stimmungen wurden von Anfang an sehr einfühlsam beschrieben und passten zu meinen eigenen Gefühlen.
Als Lara nach dem Benutzen ihres Geburtstagsgeschenkes plötzlich in einer vollkommen anderen Straße steht, wird ihr langsam klar, dass nichts ist, wie es scheint.
Doch um es auch wirklich zu realisieren, brauchte sie einige Anläufe und gutes Zureden von ihrem neuen Freund Tom, einem Schlüsselmachergesellen.
Die Abenteuer, die sie durchlebte, wurden immer gefährlicher, doch sie hatte immer jemanden, der ihr zur Seite stand. Und nicht zuletzt ein Rabe wurde ihr zum Ende hin ein guter Freund.

Ich konnte mich von Beginn an mit Lara identifizieren. Sie durfte in eine reale Fantasywelt reisen, von der fast jedes Kind träumt.
Dass aber auch dieser Ort nicht nur positive Seiten hat, wird dabei ziemlich schnell vergessen. So erging es auch der jungen Protagonistin. Doch sie wurde sehr schnell auf den Boden der Tatsachen geholt.
Auch ihre Freunde wurden sehr anschaulich vorgestellt. Herausragend dabei war Tom, ein schweigsamer junger Mann, der immer zur Stelle war und Lara viele ihrer Fragen beantwortete. Mit ihm hatte ich meine Lieblingsfigur gefunden die mich nie enttäuschte.
Auch die zauberhafte Stadt wurde sehr fantastisch beschrieben. Ich konnte gewisse Mechanismen vor meinem inneren Auge regelrecht sehen und war ebenso fasziniert davon, wie unsere Protagonistin.
Da Lara McLane von einem Abenteuer ins nächste stürzte, war unterschwellig immer eine gewisse Spannung zu spüren. Leider gelangte sie nie wirklich bis an die Oberfläche, sonst wäre die Geschichte perfekt gewesen.
Verschiedene Wesen wurden immer nur andeutungsweise vorgestellt, sodass sich jeder ein eigenes Bild machen kann, um was es sich hierbei handeln könnte.

Der Roman wurde mit einfachen Sätzen verfasst, sodass er für Jung und Alt gleichermaßen gut zu lesen ist.
Die Kapitel wurden mit einem Teil des Titelbildes dargestellt und begannen mit einem Zitat großer Schriftsteller. Die Abschnitte waren zwar sehr lang, doch durch Absätze wurden diese gut aufgelockert und machten das Lesen einfacher.
Zwischendurch wurde der Autor richtig philosophisch, wich dabei aber nie vom aktuellen Thema ab.
Manche Abschnitte handelten von anderen Figuren, die in gewisser Weise mit der Geschichte verknüpft waren. Diese wurden kursiv dargestellt.
Vorne im Buch ist außerdem eine Karte aufgemalt, die ,,Ravinia" darstellt. So konnte ich mir noch besser vorstellen, wo sich Lara aufhielt.

Sei nur noch zu sagen, dass ich mich über eine Fortsetzung von "Ravinia" und der Protagonistin Lara McLane freuen würde!

Fazit:
Ein wunderschöner Fantasieroman, der als Jugendbuch, aber auch für Erwachsene eine Empfehlung verdient hat.
Von mir bekommt dieses Debüt vier von fünf Sternen.

© Tikvas Schmökertruhe 28.6.2011
liebs grüßle
dine

Firnsarnwen

ZitatDie Idee von besonderen Schlüsseln, die einen an einen völlig anderen Ort bringen, zu dem die Tür, die aufgeschlossen wird, eigentlich gar nicht hinführen kann, ist wunderbar! Generell wartet Thilo Corzilius mit einigen tollen Ideen, Figuren und Szenen auf und das alles in einer wunderbaren Sprache und wunderbaren, nahezu magischen Sätzen, die mich immer wieder zum Strahlen gebracht haben. Auch die Aufmachung des Buches finde ich großartig und sehr liebevoll und schön gestaltet mit den Raben zwischen den einzelnen Absätzen und den Schattentürmen jeweils am Kapitelanfang.

Ich liebe Geschichten mit verzauberten Schlüsseln und deswegen war ich sofort in der märchenhaften Story drin, auch wenn mir eine (trotzige)Jugendliche als Hauptprotagonistin nicht so zugesagt hat. Der Weltentwurf ist sehr stimmig und atmosphärisch und es fällt leicht das düstergoldene Ravinia vor seinem inneren Auge entstehen zu lassen. Die Sprache ist wunderbar und bei einzelnen Sätzen blieb ich gerne kurz hängen. Leider verlieren sich die einzelnen Charaktere ein wenig in der Geschichte und es sind insgesamt auch zu viele, die mit etwas mehr Raum an Schärfe gewonnen hätten. Am meisten trifft das für mich auf Lord Hester und den Gegenspieler Winter zu. Sie blieben mir zu nebulös und waren dadurch in der ihnen zugedachten Rolle zu blass. Insgesamt also ein Fantasyroman mit sehr viel Schönem, was aber durch diese Kritikpunkte ein wenig verblasst.
7/10 
What we do in life, echoes in eternity

Inge78

Ravinia habe ich als "toll" abgespeichert, aber lest nicht den vermeintlichen Teil 2 des Buches, Epicordia, lohnt sich nicht und vermiest einem nur die guten Erinnerungen an Ravinia
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf