Fania Fénelon: Das Mädchenorchester in Auschwitz

Begonnen von Kathrin, 04. Februar 2021, 17:15:55

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Kathrin

Das Mädchenorchester in Auschwitz

Herausgeber :  dtv Verlagsgesellschaft
Taschenbuch :  384 Seiten
ISBN-10 :  3423132914

Meine Meinung:
,,Das Mädchenorchester in Auschwitz" von Fania Fénelon erzählt die wahre und grausame Geschichte von gut 40 jungen Frauen unterschiedlicher Nationalität, die aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln oder ihrer Gesinnung (aktiv im Widerstand) als Inhaftierte das Mädchenorchester in Auschwitz bildeten und sowohl für die Arbeitskommandos als auch für die Kommandanten, SS-Aufseherinnen und einige bekannte Nazi-Größen mit ihrer Musik unterhalten mussten. Dieses ,,Privileg" hat vielen von ihnen das Leben gerettet, was man gleich zu Beginn erfährt.

Der Rückblick auf ihre Zeit im KZ, von dem die französische Chanson-Sängerin Fania Fénelon in diesem Buch berichtet, ist nur sehr schwer zu ertragen, aber wie so viele Tatsachenberichte aus den Tagen des Zweiten Weltkrieges, ist auch dieses Buch ein wichtiger Beitrag, der zeigt, dass die Gräueltaten nicht vergessen werden dürfen. Ich gebe an dieser Stelle gerne zu, dass ich selbst erst vor 2-3 Jahren damit angefangen habe, mehr Bücher und Geschichten aus dieser Zeit zu lesen. Ich kannte zwar ,,Das Tagebuch der Anne Frank", aber ansonsten habe ich das Thema gemieden, weil Lesen und das Abtauchen in die Bücherwelten für mich vorrangig Entspannung und Ablenkung  vom Alltag bedeuteten und in dieses Thematik konnte und wollte ich nicht abtauchen.

Die Tatsache, dass es sich hierbei um einen Tatsachenbericht über schlimme Zeiten handelt macht es für mich auch schwer, das Buch zu beurteilen. Ich bin immer noch am zögern, ob man so einem Buch eine Note vergeben kann, denn rein literarisch, vom Erzählstil, vom Ausdruck hat es mir nicht so gut gefallen. Das fing mit ständigen Verniedlichungen mit der Endsilbe ,,chen" an und endete mit der Frage, ob die Übersetzung immer so glücklich war bzw. ob es manche Begriffe wirklich so gibt, wie sie hier verwendet wurden. Und dennoch hatte ich auch bei diesem Buch Gänsehautmomente, habe großartige Sätze und Gedanken markiert und habe angesichts des Todes einer bestimmten Musikerin die ein oder andere Träne verdrücken müssen. Und trotzdem hatte ich mitunter das Gefühl, dass die das Verhalten, die Sprüche und den ,,Humor" der Mädchen des Orchesters mitunter befremdlich fand. Kann man z.B. wirklich von einem Dr. Mengele fast schon ,,schwärmen" wie gut er aussieht? Auf der anderen Seite, kann wirklich ich, die ich Mitte der 70er Jahre geboren bin, mir überhaupt ein Urteil über das Verhalten von KZ-Insassen erlauben, und über was man als KZ-Insasse lachen kann? Wohl eher nicht.

Deshalb bin ich eigentlich auch der Meinung, dass ich das Buch nicht mit einer Note bewerten sollte, was ich aber  - allein für die Statistik - trotzdem gemacht habe. Vergleichbar ist es letztendlich mit keinem der von mir in meinem Leben gelesenen Bücher. Aber wichtig ist es und auf jeden Fall eine Leseempfehlung, auch wenn man für diese wahre Geschichte bereit sein sollte. Sicherlich kein Buch für jede Zeit und jede Stimmung.
Rock the Night!