[15 Jh. Köln] Die Gefährtin des Vaganten - Andrea Schacht

Begonnen von Annette B., 19. Januar 2012, 21:08:41

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Annette B.


[isbn]3764503491[/isbn]

Gebundene Ausgabe: 528 Seiten

Verlag: Blanvalet Verlag

Erschienen: 15. November 2011

ISBN-10: 3764503491

Preis: 19,95 €



Klappentext:

Ränke, Rachsucht und Reliquien ...
März 1415. Drei Päpste hat die Welt. Doch nur einer reist zum Konzil in Konstanz an – und wird dort mit einer Anklageschrift konfrontiert. Ein guter Grund unterzutauchen. Aus dem Staub macht sich auch Bischof Hagan von Speyer, als ein heimtückischer Anschlag auf ihn verübt wird. Er schließt sich einer Vagantengruppe an, die in einem Gasthof unterkommt. Die misstrauische Wirtin Laure wird schon bald zu seiner Verbündeten auf der Suche nach den Verbrechern, denn mit ihren entlarvenden Karikaturen hält sie die Lösung in der Hand ...



Meine Meinung:

Ein Gasthaus vor den Toren Kölns - Anno 1415 - kann ein sehr spannender Ort sein, besonders wenn eine Autorin wie Andrea Schacht darüber schreibt.

Mit sehr viel Witz und Charme beschreibt die Autorin Gäste, Handwerker, Köchin, Mägde und natürlich auch die Besitzerin des Gasthauses, Laure. Eine junge Witwe mit zwei Kindern und einem ausgefallen Hobby, wofür sie jedoch wenig Zeit hat.


Dennoch, der Leser sieht mit Laures Augen die Menschen in dem Gasthaus und da Laure die Gabe hat die Menschen sehr genau zu beobachten, sieht der Leser sehr interessante Leute.

Frau Schacht hat sehr geschickt, durch intensive Beschreibungen, der Handlung eine ganz besondere Tiefe gegeben. Schon nach den ersten 100 Seiten habe ich mich gefragt, ob es in diesem Buch auch einen Protagonisten gibt der nichts zu verbergen hat.


Eine Geschichte aus der Zeit der Kreuzritter, macht das Auflösen der vielen Rätsel noch schwieriger und am Ende erkennt man als Leser erst die Zusammenhänge.


Ein fein geknüpftes Netz aus menschlichen Schwächen, religiösen Scharlatanen und unstillbarer Gier nach Macht und Geld, erzeugen in der Handlung einen straff gespannten Spannungsbogen. Dabei gewinnen die Protagonisten immer mehr charakterliche Tiefe. Als Leser leidet und lacht man mit den Protagonisten und kann sich am Ende kaum von dieser äußerst lebendigen Gemeinschaft im Gasthaus verabschieden.


Die realen Persönlichkeiten der damaligen Zeit hat Frau Schacht sehr Respektvoll beschrieben und ihre menschlichen Schwächen nicht dazu benutzt um der Handlung eine besonders reißerische oder niveaulose Würze zu geben. Das hat mir wirklich gut gefallen, denn im Endeffekt hat wohl keiner von uns die Menschen im 15 Jh. gekannt und ob immer alles richtig ist, was Überliefert wurde, wage ich zu bezweifeln.


So manches leckere Kochrezept lässt den Leser auch immer wieder hungrig werden und man möchte am liebsten sofort das Gericht ausprobieren. Auch beschreibt Frau Schacht sehr eindrucksvoll die harte Arbeit der Frauen damals – vom ersten Hahnenschrei bis zum späten Abend waren sie in Bewegung – keine Waschmaschine, keine Spülmaschine und für jeden Tropfen Wasser musste man erst zum Brunnen laufen. Da war es wirklich kein Zuckerschlecken in einem Gasthaus zu arbeiten.


Insgesamt erzeugt die Autorin ein sehr eindrucksvolles Bild der damaligen Zeit und eine dichte Atmosphäre in der Handlung.


Die vielen Geheimnisse der Protagonisten laden den Leser zum miträtseln ein und ich hatte bis zum Schluss keine Ahnung wer die Fäden zieht in der Handlung. Geschickt hat Frau Schacht auch so manche falsche Fährte eingefügt, sodass man immer wieder mit seinen Vermutungen falsch lag.


Natürlich fehlen auch die Tiere nicht und ein kleines Kätzchen begleitet auch in diesem Buch eine Protagonistin.

Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht zu der Handlung sagen, denn ich will niemanden den Spaß verderben, der das Buch noch lesen möchte.


Dieses Buch bietet alles was man sich nach einem anstrengenden Arbeitstag wünscht:

Unterhaltung, Humor, Spannung, Krimi und Love Story. Als Leser kann man so richtig schön eintauchen in die Welt des alten Kölns und begegnet so ganz nebenbei auch einigen alten Bekannten.

Ein rundherum gelungenes Buch und ein must have für jeden Andrea Schacht Fan.

Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Werke dieser Autorin.


[note1]
Liebe Grüße Annette

nirak

Rezension

In ,,Die Gefährtin des Vaganten" entführt uns Andrea Schacht in das 15 Jahrhundert nach Köln. Diesmal geht es um Liebe, Mord und Intrigen im Machtgefüge der Kirche. Das Wirtshaus zur Bischofsmütze von Laure ist nur einer der Handlungsschauplätze und Dreh und Angelpunkt der Geschichte.

Der Erzählstil der Autorin ist flüssig zu lesen und mit einer ordentlichen Portion Humor ausgestattet. Ich hatte des Öfteren ein grinsen im Gesicht und es viel mir sehr schwer das Buch auch mal aus der Hand zu legen. Die Handlung ist logisch und spannend aufgebaut, was den Teil betrifft der sich wie ein Krimi lesen lässt. Nebenbei gibt es aber auch Dinge aus dem täglichen Leben der Menschen zu entdecken. Man erfährt wie es in einem Gasthaus zuging und erhält einen kleinen Einblick in die Kochgepflogenheiten der Menschen. So ganz nebenbei gibt es auch kleine Kochtipps. Diese haben mir gut gefallen und es hat Spaß gemacht Laure dabei über die Schulter zu schauen.

Die Charaktere die die Autorin  hier geschaffen hat sind schnell zu Sympathieträgern geworden. Sie sind gut ausgearbeitet und haben ihre Ecken und Kanten und eben auch einige menschliche Fehler. Die Figur des Hagan von Speyer ist so gar historisch belegt wenn auch von ihm nicht viel bekannt ist. Andrea Schacht hat ihn mit ihrer Geschichte hier aber ein Leben gegeben welches durchaus so gewesen sein könnte.

Mir haben Laure und die Vaganten jedenfalls sehr gut gefallen. Es hat großen Spaß gemacht sie ein Stück ihres Weges zu begleiten und am Ende war ich dann doch sehr traurig das es schon wieder vorbei war.

Das Cover hier hat mir diesmal auch richtig gut gefallen. Es handelt sich um ein Gemälde und gibt der Laure damit auch ein schönes Gesicht. Außerdem gibt es ein Personenregister und ein Nachwort in dem Fr. Schacht Fiktion und Wahrheit von einander trennt. Beides hat mir gut gefallen. 

Mein Fazit: ,,Die Gefährtin des Vaganten" ist ein Roman der Lust aufs lesen historischer Geschichten macht. Er ist gut durchdacht und logisch aufgebaut. Die Spannung beginnt gleich mit den ersten Seiten und lässt auch bis zum Schluss nicht nach sodass  kaum Zeit blieb um Luft zu holen.
Für jeden der gern historisches lesen möchte oder die die gern mal damit anfangen möchten kann ich diese Autorin nur ans Herz legen. Sie gehört für mich zu besten Autoren die historische Romane schreiben und ist eigentlich immer eine Buchempfehlung.

Bewertung: [note1]

Xandi

Hallo

Ich habs jetzt in drei Tagen ausgelesen, weils wirklich super war. Und spannend.
Es wurde schon alles gesagt!

Meine Bewertung
[note1]

Xandi
Bücher, Schoko und Rock'n'Roll

Ich lese gerade:

Kathrin

Und hier nun auch meine Meinung:

Es ist inzwischen ziemlich lange her, dass ich zuletzt einen schönen Schmöker von Andrea Schacht gelesen habe und ich gebe auch zu, dass ich eigentlich lieber einen weiteren ,,Jägermond"- (und somit Katzen-) Roman von ihr gelesen hätte, aber da werde ich leider auf Re-Reads zurückgreifen müssen. ,,Die Gefährtin des Vaganten" hatte ich gar nicht auf dem Schirm und vermutlich hätte ich es auch nicht gelesen, wenn meine Mutter beim ihrem Umzug im Frühjahr 2019 nicht so viele Bücher aussortiert hätte. Ich bin froh, dass ich dieses Buch vor seinem Schicksal im Müllcontainer bewahren konnte, denn ich habe jede einzelne Seite davon in vollsten Zügen genossen.

Ich hatte direkt zuvor ein ebenfalls ganz wundervolles, wenn auch komplett anderes Buch, gelesen und die Wahl des neuen Lesestoffs fiel mir ziemlich schwer. Das zu wählende Buch durfte nicht zu dick und nicht zu dünn sein, denn knapp zwei Wochen später sollte doch der neueste hist. Roman von einer meiner Lieblingsautorinnen erscheinen, weshalb ich nach einem Buch mit gut 500 Seiten in meinem SUB gesucht hatte. Mit ,,Die Gefährtin des Vaganten" hatte mich  Andrea Schacht von der ersten Seite, ja sogar vom ersten Satz an in die Geschichte reingezogen: ,,Es war staubig, es war heiß, der Sand – wahrscheinlich auch die Flöhe – verursachte ihnen ständigen Juckreiz unter den Kettenhemden." Auch bei mir stellte sich sofort der Juckreiz ein, auch ohne Sand und ohne Flöhe. Aber ich war quasi sofort im Mittelalter, meiner bevorzugten Zeit bei hist. Romanen.

Wie in den allermeisten Büchern von Andrea Schacht war spätestens mit dem ersten Auftritt von Laure, der weiblichen Hauptperson und jungen Wirtin und Witwe, die alt bekannte, aber so geliebte Wärme und Herzlichkeit, die den Romanen der Autorin zu eigen ist, wieder ganz deutlich zu spüren. Das Buch wurde ganz schnell zu einem absoluten Wohlfühlbuch, bei dem ich mich auf jede einzelne Seite, jeden einzelnen Satz freute. Die Spannung und die Rätsel, die gelöst werden müssen, bilden zwar das Rückgrat des Romans, stehen für mich aber nicht im Mittelpunkt, das sind die Figuren mit all ihren Schwächen und Fehlern, guten und weniger guten Seiten. Die Geschichte um Laure und die Vagantengruppe, die in ihrem Gasthaus Unterkunft findet, ist witzig und charmant und gerade mit Laure hatte ich eine tiefe Bindung, konnte ich mitlachen, mitweinen.

Dem Satz von Annette kann ich mich nur anschließen:
Zitat von: Annette
Dieses Buch bietet alles was man sich nach einem anstrengenden Arbeitstag wünscht: Unterhaltung, Humor, Spannung, Krimi und Love Story. Als Leser kann man so richtig schön eintauchen in die Welt des alten Kölns und begegnet so ganz nebenbei auch einigen alten Bekannten.

Selbst die Lovestory hat mich nicht gestört.

Ich bin froh, dass ich immer noch genügend Bücher von Andrea Schacht für mich entdecken kann, bin und bleibe aber sehr traurig über ihren viel zu frühen Tod!

Bewertung:
[note1]
Rock the Night!

Esmeralda

Das Buch von Andrea Schacht kenne ich gar nicht und ich mag ihre Romane ech gerne lesen.
Und da Ihr alle (!) so restlos begeistert seid, muss ich das auch demnächst mal lesen.
Danke für die Rezis.
Life is too short to read bad books.