Die Favoritin des Königs - Claudia Ziegler

Begonnen von Lannie, 18. November 2007, 00:40:01

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Lannie

Verlag: Diana
ISBN: 3-453-29023-2
Seiten: 735
Ausgabe: Hardcover
Preis: € 22,95
ET: 02.2007

[isbn]3453290232[/isbn]

Inhalt

Paris, Mitte des 18. Jahrhunderts

Jeanne-Antoinette Poisson, ein Mädchen aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen, wird entgegen aller herrschenden Konventionen und Gesetze mit 23 Jahren die Geliebte des französischen Königs. Aus der leidenschaftlichen Affäre wird echte Liebe. Louis XV. erhebt Jeanne in den Adelsstand und macht sie zur Marquise de Pompadour. Nun kann sie als offizielle Maîtresse en titre in Versailles leben. Am französischen Hof ruft dies einen Skandal von bisher ungekanntem Ausmaß hervor. Vom ersten Tag an muss Jeanne gegen Intrigen, Demütigungen und Hass kämpfen. Und obwohl sie als Kunstmäzenin weit über die Grenzen von Versailles hinaus für ihren Esprit und Freiheitssinn geschätzt wird, erlebt sie das Schloss oft als Gefängnis. Doch sie bleibt bis zu ihrem Tod, fast zwanzig Jahre lang, an der Seite Louis` XV. und wird in dieser Zeit eine der mächtigsten und einflußreichsten Frauen Europas.

Meine Meinung

,,Die Favoritin des Königs" versucht das Bild der machthungrigen Madame de Pompadour gerade zu rücken und in meinen Augen ist es der Autorin außerordentlich gut gelungen und das Dank des sehr ausführlichen, mit Querverweisen versehenen Nachwortes auch noch glaubhaft.

Bevor ich dieses Buch begann, hatte ich kein deutliches Bild der Lieblingsmätresse Louis XV. vor Augen. Ich wusste wohl, dass es sie gab, aber ich war nicht mit Sympathien oder Antipathien vorbelastet. Von daher war dieser Roman für mich nicht nur reinstes Lesevergnügen, sondern auch eine interessante und vor allem lehrreiche Lektüre, die mir die Marquise de Pompadour und ihre Zeit um einiges näher brachte.

Claudia Ziegler schreibt flüssig und vor allem sehr farbenprächtig. Von der ersten Seite an befand ich mich in Frankreich des 18. Jahrhunderts und lebte, liebte und litt an der Seite der Marquise. Die Geschichte beginnt, als die zukünftige Mätresse mit sechs Jahren einer Zigeunerin begegnet, die ihr die Zukunft weissagt. Entgegen aller Erwartungen springt die Autorin nun nicht mehrere Jahre vor, sondern bemüht sich sehr, das Leben einer der berühmtesten Frauen Frankreichs chronologisch zu erzählen. Von der Art des Stils, sowohl erzählerisch als auch sprachlich, bin ich äußerst angetan. Claudia Ziegler erzählt eindrucksvoll lebendig das Leben der bürgerlichen Jeanne, die Dank einflussreicher Freunde eine hervorragende Erziehung genoss und weit über ihren Stand verheiratet wurde.  Mit der ersten Begegnung zwischen Jeanne und König Louis XV. erwartet der Leser nicht nur den erste Höhepunkt, sondern und auch eine Wandlung des Erzählens. Der Leser dringt von nun an immer tiefer in Jeannes Inneres ein, hat mehr Teil an ihrer Gefühls- und Gedankenwelt, als wurde sie erst mit der Liebe zum König wirklich geboren.

Die Figuren gefallen mir ausnahmslos wunderbar. Sie sind facettenreich, lebendig und glaubwürdig in ihrem Handeln und Auftreten. Claudia Ziegler hat ihnen allen eine wunderbare Tiefe und Vielfalt gegeben. Die Wandlungsfähigkeit der Charaktere hat mich besonders beeindruckt und überzeugt. Die Autorin schreibt nicht nur von Intrigen, sondern lässt ihre Figuren sich dementsprechend wandeln. Handlung, Stil, Sprache und Figuren sind bis auf das Genauste aufeinander abgestimmt und bilden eine überzeugende, süchtig machende Einheit. Jeanne, die vermeintlich machthungrige Mätresse, ist eine eindrucksvolle Figur, die mir vom ersten Moment an sehr ans Herz ging. Claudia Ziegler hat selbst recherchiert und sich ein eigenes Bild von dieser Frau gemacht, die nach neuesten Erkenntnissen keineswegs so gierig und skrupellos gewesen zu sein scheint. Mich hat dieses Bild, das Claudia Ziegler von der Madame de Pompadour gezeichnet hat, eindeutig überzeugt.  Vor allem hat die Autorin ihre Schlüsse auch für einen Laien auf diesem Gebiet verständlich und nachvollziehbar in ihrem Nachwort erläutert.
Auch Louis XV., von dem ich ebenfalls nur ein vages Bild hatte, kam mir in diesem Roman sehr nahe und ich finde es großartig, wie es der Autorin gelungen ist, dem Leser nahe zu bringen, dass er auch als Geliebter immer noch König war und wie sich diese zwei Seiten auf ihn und seine Untertanen auswirkte. Aber nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Nebenfiguren, vom Diener bis zu den ärgsten und einflussreichsten Feinden der Mätresse, haben mich bis ins Kleinste überzeugen können. Von allen hatte ich ein gestochen scharfes Bild vor Augen und es viel mir schwer, mich am Ende von ihnen zu trennen.

Die Handlung befasst sich in erster Linie mit dem Leben der Marquise de Pompadour seit ihrem sechsten Lebensjahr bis zu ihrem Tod. Jedoch findet alles, was sich auf ihr Leben auswirkte, einen Platz in diesem Roman. Wie die Autorin anmerkt, hat sie sich bis auf einige, im Nachwort extra erwähnte, Details, an die belegten Fakten gehalten. Sicherlich fehlt dem Roman der Spannungsbogen eines Thrillers, nichtsdestotrotz hat ,,Die Favoritin des Königs" eine ganz eigene Spannung, die vor allem auf Intrigen am Hofe und die Angst der Mätresse ,,entthront" zu werden beruht. Vor allem nimmt sich die Autorin immer wieder sehr viel Zeit, dem Leser Etikette und Zeremoniell am Versailler Hof nahe zu bringen. Dabei ist sie sehr detailliert und akribisch. Mir hat das ausnehmend gut gefallen, da es mir die Atmosphäre und Lebensart des Hofes sehr verdeutlichte und nahezu greifbar machte. Versailles ist für mich dadurch wahrhaftig lebendig geworden. Wer dafür kein Faible hat, könnte sich durchaus gelegentlich ein wenig langweilen, das mag ich nicht abstreiten. Bei mir hingegen kam nie Langeweile auf, im Gegenteil, ich hätte noch hunderte Seiten weiter lesen können...
Einziger Kritikpunkt ist der recht kurze und abrupte Schluss des Romans. Er passt zwar zum Buch, aber ich hätte es gerne etwas ausführlicher gehabt. Allerdings haben mich das großartige Nachwort, das Personenverzeichnis mit Lebensdaten und die Zeittafel wieder getröstet.

Abschließend kann ich nur noch sagen, dass mit Claudia Ziegler ein neuer Stern am Autorenhimmel aufgegangen ist, dem man unbedingt Beachtung schenken sollte. Zum Glück arbeitet die Autorin bereits an ihrem zweiten Roman, denn ich kann es kaum erwarten wieder etwas von ihr zu lesen.

Bewertung

überzeugende [note1]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Kathrin

Und hier schnell meine Meinung:

Auf Grund der wirklich guten Kritiken, die ich bislang zu dem Buch ,,Die Favoritin des Königs", eine Romanbiographie über die Madame de Pompadour von Claudia Ziegler gehört und gelesen habe, habe ich mir das Buch mit großer Vorfreude und auch großen Erwartungen im vergangenen Monat geschnappt und gelesen. Der Anfang war sehr vielversprechend. Jeanne, unsere spätere Madame de Pompadour trifft im Wald auf eine Zigeunerin, die ihr eine Prophezeiung bzgl. ihrer Zukunft als mächtige Frau macht. Da ich Prophezeiungen liebe und es unendlich spannend finde, diese Prophezeiungen immer weiter verfolgen zu können, ob sie auch in Erfüllung gehen bzw. auch auf weitere Treffen mit der Zigeunerin gehofft habe, war das ein Einstieg nach Maß für mich in dieses Buch. Leider hat das Buch in meinen Augen ziemlich nachgelassen und meine Erwartungen nicht wirklich erfüllen können.

Die Geschichte bzw. auch die Gestaltung der Geschichte hatte für mich grandiose Highlights aber leider auch böse Durststrecken und alles in allem holperte es mir ein wenig zu sehr durch die Geschichte. Der Anfang von Jeannes Leben war mir viel zu kurz und knapp gehalten. Auf wenigen Seiten wurde sie vom Kind zur verheirateten Frau und erlitt auch schon die erste Fehlgeburt. Das ging mir ein wenig schnell, zudem hätten mir Jahreszahlen über den Kapitel besser gefallen, ich steh einfach drauf ;-). Grundsätzlich ist mir schon auch klar, dass das Hauptaugenmerk des Romans auf ihrem Leben an der Seite von Louis XV liegen sollte, dennoch war mir die Zeit, bis es dazu kommt einfach zu schnell abgehandelt. Gerade die Anfangszeit zwischen Jeanne und Louis XV fand ich aber wieder wunderbar. Jeannes erster Ball am Hofe von Versailles hätte eine Szene aus meiner Lieblingsmärchen-Verfilmung sein können. Das war wunderbar intensiv und genauso wie ich mir königliche Bälle vorstelle. Ebenso wunderbar war die dazugehörende Szene auf dem ,,Balkon" des Festsaals, als Richelieu und die Comtesse de Branca auf die nächste Geliebte des Königs wetten. Das hatte etwas von ,,Gefährliche Liebschaften" und Richelieu sieht eindeutig wie John Malkovich aus :-) Wenn es in dem Stil weitergegangen wäre, dann hätte ich glaube ich nur noch gejubelt. Nur leider kommt dann über eine lange Durststrecke eigentlich nichts Neues mehr. Jeanne wird Louis' Maitresse en titre und hat als Bürgerliche gegen die Anfeindungen des Hofes zu kämpfen oder verschwindet mit Louis im Bett. Nicht, dass der Roman jetzt ausgeprägte Sex-Szenen hätte, das hätte mich nicht gestört, aber es passiert mir einfach zu wenig. Ich war dann schon wirklich über jede einzelne Intrige eines Richelieus oder eines Maurepas froh, weil alles andere echt ermüdend wirkte auf mich. Vor allem die Machenschaften eines Richelieus haben mich mit der Zeit immer mehr grinsen lassen, weil er für mich vom absoluten Unsympathling und Widerling zur interessantesten Figur im Roman und damit zum Liebling für mich geworden ist...wobei ich viele seiner Machenschaften und auch sonst viele seiner Eigenschaften nicht mochte und unsympathisch fand. Aber er hat einfach ein wenig Salz und Pfeffer in die Buchsuppe gebracht. Wirklich ein Charakter, über den ich gerne mehr erfahren würde, wie gesagt, immer noch unsympathisch, aber einfach spannend.

Im Gegensatz zu Richelieu fand ich die beiden Hauptfiguren Jeanne (Madame de Pompadour) und vor allem König Louis XV ziemlich blass,  zwar sympathisch aber ein wenig langweilig, auch wenn ich ihn anfangs, wie er sich inkognito unter das Volk mischt schon sehr gelungen fand. Gerade bei ihm hätte ich mehr Willkürlichkeit in seinen Launen erwartet, er war mir fast zu gut. Dass es Jeanne in ihrer Anfangszeit nicht leicht gehabt hat, gerade von ihrem ,,Onkel" zum Spielball gemacht wurde und dass sie kaum geduldet wurde ob ihrer Herrkunft, lässt bei mir zwar ein großes Mitleid mit ihr aufkommen, und sie ist für mich auch wesentlich lebendiger als Louis, dennoch reicht es mir für eine Hauptperson nicht aus. Nichtsdestotrotz finde ich ihr Leben am Hofe, ihre Liebe zu bzw. auch ihre Macht über Louis, ihr Engagement für die Künste und Künstler dennoch super interessant. Allerdings fand ich sie als Nebenfigur in Peter Pranges ,,Die Philosophin" wesentlich spannender als hier in diesem Roman als Hauptfigur. Nichtsdestotrotz fand ich es schön zu beobachten, wie die Liebe zwischen den beiden wächst und es nicht eine rein sexuelle Geschichte ist, sondern Jeanne für Louis wirklich ,,die Richtige" gewesen sein scheint.

Wirklich gut gefallen hat mir in dem Buch dann allerdings wieder der Umgang der Autorin mit dem historischen Hintergrund/ Sitten und Bräuchen. Frankreich ist so ein faszinierendes Land, so unheimlich vielseitig mit hohen Bergen, Mittelmeer, Atlantik, wunderbare Städte (ich liebe Paris!!!) und die Geschichte ist einfach ungeheuer spannend. Soweit ich das beurteilen kann, hat Claudia Ziegler wirklich sehr genau und akribisch recherchiert. Allerdings hätte sie fast noch mehr daraus machen können. Das Leben am Hofe ist wunderbar dargestellt, Louis der wo anders schläft als er morgens offiziell geweckt wird, die ganzen Kleinigkeiten und ,,Großigkeiten", die Jeanne mit ihrem Eintritt an den Hof lernen muss, da zeigt Claudia Ziegler wirklich was sie kann und was sie weiß. Allerdings hätte die innenpolitische und auch die außenpolitische Situation klarer und intensiver rüberkommen können für mich. Jeanne war in meinen Augen eigentlich nah genug an allem dran, gerade auch als Louis Beraterin in so vielen Dingen, dass das alles klarer hätte sein können. Und es war doch nun wirklich eine spannende Zeit in Frankreich in der zweiten Hälfte des 18 Jahrhunderts!!!

Alles in allem war es in meinen Augen zwar kein schlechtes Buch, aber es hat mich jetzt leider auch nicht vom Hocker gerissen. Dafür plätschert es für mich leider oft viel zu sehr vor sich hin und ,,Plätscher-Bücher" nerven mich einfach mit der Zeit. Ich war dann schon fast ein wenig froh, als es rum war.

Bewertung:
[note2-]

lg
kathrin
Rock the Night!