Das Haus in den Wolken - Judith Lennox

Begonnen von Lannie, 14. Oktober 2008, 16:35:07

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Lannie

[isbn]978-3-492-05060-9[/isbn]  Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-05060-9
Seiten: 589
Ausgabe: Hardcover
ET: 10.2008
Preis: € 19,90

Kurzbeschreibung

Bei einer Autopanne an der Küste Devons begegnet Richard Finborough Isabel Zeale, einer jungen Frau von kühler Schönheit aus kleinen Verhältnissen. Umso erstaunter ist der Frauenschwarm und einzige Sohn eines irischen Gutsbesitzers, als sie ihn zurückweist. Fast gegen seinen Willen verliebt er sich in die intelligente, verschlossene Isabel; eine Liebe gegen die Konventionen, die chancenlos scheint und dennoch in eine Ehe mündet, die alle Stürme überdauern wird. Isabel und Richard bekommen drei Kinder und nehmen ein viertes bei sich auf, ihre Londoner Firma floriert - bis der Erste Weltkrieg der glücklichen Zeit ein Ende zu setzen droht. Längst hat Isabel den richtigen Zeitpunkt verpasst, um ihrem Mann ihre Vergangenheit anzuvertrauen. Und das ist nicht das einzige Geheimnis, das Isabel und diejenigen, die sie am meisten liebt, eines Tages einholen wird.

Meine Meinung

,,Das Haus in den Wolken" ist mittlerweile der vierte Roman, den ich von Judith Lennox gelesen habe und er hat mir insgesamt gut gefallen, auch wenn er in meinen Augen nicht zu den besten der Autorin zählt.

Stilistisch und sprachlich konnte mich Judith Lennox ohne die geringsten Schwierigkeiten in eine andere Zeit und an andere Orte versetzen. Zwar stolperte ich zu Beginn gelegentlich über zu kurze Sätze, aber das gab sich schnell. Ich mag die oft recht ausführlichen Beschreibungen der Autorin, vor allem der Landschaften (aber auch vieler Kleinigkeiten), sehr. Judith Lennox hat ein Talent, wunderbare und greifbare Atmosphären zu schaffen, das mich immer wieder beeindruckt. Trotz der oft bedrückenden Atmosphären, die von den Weltkriegen ausgehen, ist es für mich immer wieder ein Genuss, in Judith Lennox' Welten einzutauchen.

Vor dem Hintergrund der beiden Weltkriege erzählt Judith Lennox die Geschichte eine Londoner Familie. Der Anfang, den ich aufgrund einer Leseprobe unheimlich viel versprechend fand, ist absolut spannend und interessant gemacht und verspricht sehr viel Potential. Nur leider geht die Autorin hier ein wenig zu rasant vor und drosselt vor allem in der ersten Hälfte des Romans das Tempo nur selten, so dass meine hohen Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden. Auch wirkt die Handlung hier und da etwas oberflächlich. Ein wenig mehr Ausführlichkeit hätte ich mir gerade auf den ersten hundert Seiten gewünscht.
Die zweite Hälfte des Romans konnte mich voll und ganz überzeugen (einzig das Ende fand ich etwas unglücklich gelöst) und gefiel mir weitaus besser als die erste. Judith Lennox lässt sich beim Erzählen deutlich mehr Zeit, geht mehr in die Tiefe und schenkt dem Leser eine wunderbar spannende und aufregende Geschichte, bei der die Seiten nur so dahin fliegen und es schwer fällt, das Buch aus der Hand zu legen.

Judith Lennox hat ein Händchen für packende Familiendramen, mit all ihren Entwicklungen und Überraschungen und webt ihre Geschichten in ein ebenso packendes Umfeld, in eine Zeit des Umbruchs, der Neuorientierung. Dabei versucht sie, all ihren Protagonisten ausreichend Raum zu geben und sie alle zu Wort kommen zu lassen, was ihr zwar gut, aber auch nicht immer gelingt. Einige der Finborough-Kinder stehen für mein Gefühl zu sehr im Abseits. Gerade Philip und Theo bleiben mir leider zu stark im Hintergrund, wobei ich gerade deren Leben unheimlich spannend gefunden hätte. Die Geschichten der Familie sind ansonsten wunderbar ergreifend und ereignisreich erzählt. Nie wird es langweilig, ganz gleich wen der Finboroughs der Leser begleitet. Dadurch dass Judith Lennox das Leben vieler Figuren beleuchtet, gewinnt der Roman durch die nötigen Perspektivenwechsel einiges an Tempo und Abwechslung, kratzt aber auch bedauerlicherweise manchmal nur an der Oberfläche.

Alle Figuren sind wieder einmal wunderbar. Ich mag die Charaktere der Autorin einfach sehr, da sie sich viel Mühe gibt, sie lebendig und realistisch zu gestalten, mit all ihren Stärken und Schwächen. Und mit Schwächen spart die Autorin nicht. Judith Lennox gelingt es einfach immer wieder großartige, facettenreiche Figuren zu schaffen, denen ich mich nicht entziehen kann. In ihren Romanen findet man keine Superhelden, sondern Menschen wie du und ich und gerade das liebe ich so an ihren Büchern. Allerdings fehlte mir dieses Mal meine persönliche Lieblingsfigur. Ich habe über alle Protagonisten gerne gelesen, kann aber nicht behaupten, dass ich eine bevorzugt hätte. Auch gingen mir die Erlebnisse und Schicksalsschläge der Charaktere dieses Mal nicht besonders nahe. Ich blieb zwar nicht unberührt, aber Tränen sind keine geflossen. Nun, das muss ja auch nicht immer zwingend sein. Genossen habe ich das Buch dennoch.

Insgesamt ist ,,Das Haus in den Wolken" eine runde, wunderschöne Familiensaga, die gerade für verregnete Herbsttage die richtige Lektüre ist. Zu Beginn muss man vielleicht kleine Abstriche machen, aber das trübt das Lesevergnügen nicht, solange man sich auf die bezaubernde Geschichte einlassen kann.

Meine Bewertung

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Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder