SilkeS. Wanderbuch 2022- Margaret Laurence: Der steinerne Engel

Begonnen von SilkeS., 14. Februar 2022, 14:56:01

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Inge78

Ich vergebe eine 2- fürs Buch, bzw 3,5 bis 4 Sterne

[note2-]

Im Notizbuch habe ich meinen Leseeindruck MIT Spoilern zum Ende geschrieben, nur zur Info

Und auch hier im Leseeindruck spoilere ich natürlich, um welches Buch es sich handelt aber ohne was zum Ende zu verraten
Spoiler

Das Buch "Der steinerne Engel" stand schon länger auf meiner Wunschliste, ohne dass ich mich wirklich damit beschäftigt habe, mir ist das Cover aufgefallen, ich hatte eine positive Rezension gesehen und das Thema interessiert mich auch persönlich. Mir war nicht bewusst, dass das Buch bereits aus den 60er Jahren ist und dass die Autorin eine der bekanntesten Autorinnen in Kananda ist. Das Thema Demenz interessiert mich persönlich, da ich es bei meiner Oma mitgemacht habe und aktuell bei meiner SchwieMu erlebe.
Die Hauptperson Hagar verliert sich immer mehr in ihren Erinnerungen. Somit wechseln wir mit ihr zusammen oft von Gegenwart in die Vergangenheit, manchmal verwischen die Grenzen und ich musste mich als Leser erstmal wieder zurechtfinden. Diese Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, aber nachdem ich mich dran gewöhnt habe, mochte ich diese Wechsel sehr. Auf die "Trigger" warum wir plötzlich wechseln waren manchmal echt interessant. Hagar selber ist keine sehr einfache Persönlichkeit, hat es zwar auch oft nicht leicht gehabt, als Frau, die nicht so selbstbestimmt leben konnte, wie sie wollte. Aber durch ihren Stolz und ihre Sturheit hat sie sich auch selber viel verbaut. Ab und an wird ihr das auch bewusst, aber dann verfällt sie doch wieder in alte Verhaltensmuster. Deshalb konnte ich einige Entscheidungen von ihr auch einfach nicht verstehen. So richtig warm bin ich nur selten mit ihr geworden. Auch die anderen Personen sind sperrig, einige bleiben recht blass, man kommt ihnen nicht nah. Und so richtig symphatisch ist halt auch keiner. Aber es sind interessante Charaktere, das macht viel aus. Und am Ende konnte ich dann doch für den einen oder anderen Charakte Verständnis entwickeln.
Das Buch verschafft einen guten Überblick über das Leben in den 60er Jahren, speziell für Frauen und auf dem Land. Das machte das Buch lebendig und abwechslungsreich und es lässt sich auch gut lesen, wenn auch vielleicht die ein oder andere Länge im Buch vorhanden ist. Aber ich denke, da muss man auch den Zeitgeist berücksichtigen, der Erzählstil war ein Anderer, die Ansichten waren anders. Interessant ist es allemal, Hagars Leben zu verfolgen.
Das Buch ist gerade zum Schluß sehr eindringlich und zum Ende hin wird es emotional anstrengend aber auch so intensiv, dass das Buch mich gedanklich noch länger beschäftigen wird und ich das Ende nicht so schnell vergessen werde. Da hat die Autorin ein tolles Stilmittel gefunden
Insgesamt lesenswert, und des flüssigen Schreibstils kein einfaches Buch
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Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

SilkeS.

Danke Inge,
Deine Rezi macht mich nun langsam echt auch neugierig auf das Buch...
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Inge78

@Christiane: Das Paket mit dem Wanderbuch hat sich heute auf den Weg zu Dir gemacht
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Christiane

Hallo Inge,
Dein Wunderpaket ist heute wohlbehalten bei mir eingetrudelt. Vielen lieben Dank für das reichhaltig gepackte Päckchen  :knuddel:. Das ist ja fast wie Weihnachten. Ich liebe Johannisbeergelee!!  :kuss2:
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Inge78

ZitatIch liebe Johannisbeergelee!!  :kuss2:

Das ist ja dann sehr passend, freut mich, wenn Du Dich freust  :knuddel:
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Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Christiane

So, gerade hab ich das Buch beendet. Eine Note zu vergeben finde ich nicht leicht, aber letztendlich ist es eine [note3+] geworden.
Rezi folgt in Kürze...
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Christiane

Hier nun meine Rezi, aus der natürlich hervorgeht, welches Buch hier auf Reisen ist.

Spoiler
Mein Eindruck:

Als ich das Buch aus dem Wanderbuchpäckchen zog, wusste ich gleich: Das hätte ich mir selbst nicht ausgesucht. Das Cover gefällt mir überhaupt nicht. Das Lila mag ich nicht und das beigefarbene ,Gekrisel' hab ich erst nach langer Zeit als Ausschnitt eines faltigen alten Frauengesichts erkannt. Nein, es spricht mich überhaupt nicht an.
Nun, die Wanderbuchrunde ist ja dazu da, auch solche Bücher anzupacken, die einem andernfalls entgangen wären. Und ich hatte zuvor weder von diesem Buch noch von der Autorin gehört.
Von Beginn an waren das Buch insgesamt und vor allem auch die Hauptfigur Hagar für mich sehr ambivalent. Anfangs hat mir Hagars zynischer und spitzzüngig formulierter Blick auf ihre Mitmenschen wirklich Spaß gemacht. Aber je mehr ich sie im Laufe des Buches kennenlernte, je mehr sie über sich und ihr Leben preisgab, sich an Begebenheiten erinnerte, desto unsympathischer wurde sie mir. Immer mehr empfand ich sie als stur, selbstgerecht und voller Vorurteile. Schonungslos ist Hagar mit sich selbst, aber vor allem mit anderen.
Wo ich zu Beginn großes Mitleid und Verständnis für sie hatte, wich das immer mehr dem Empfinden, dass sie sich und anderen das Leben oft nach allen Regeln der Kunst schwer gemacht hat. Ihre Anflüge von Selbsterkenntnis versandeten dabei immer wieder in ihrer Sturheit und im Abwälzen von Verantwortlichkeit auf andere. Ihr Sohn Marvin und ihre Schwiegertochter Doris konnte ich dagegen immer besser verstehen, konnte ihre Frustration, ihre Überforderung mit der Situation gut nachempfinden. Wirklich sympathisch wurden sie mir dabei dennoch nicht. Der auf dem Klappentext versprochene Humor kommt leider insgesamt arg kurz. Die Bitterkeit überwiegt.
Wirklich großartig ist die Schreibkunst von Margaret Laurence. Wie sie die fortschreitende Demenz der alten Frau in der Geschichte verwebt, wie die Zeitsprünge das immer verwirrtere Denken für den Leser fühlbar machen, das ist großes Kino. Ja, das Buch hat Längen, wenn Hagar in ihren Erinnerungen versinkt und detailreich irgendwelche Belanglosigkeiten ausbreitet. Aber hier passt es genau, macht die Gedankenwelt eines alten Menschen mit fortschreitender Demenz nachfühlbar. Dass einem das nicht gefällt, nun, das liegt in der Natur der Sache. Denn eines zeigt dieses Buch überdeutlich: Alt werden ist nichts für Feiglinge!
Was mich beim Lesen immer wieder bei der Stange hielt, war Laurences grandiose Bildsprache. Wenn zum Beispiel Hagar mit dem Altwerden und dem Blick ihrer Umwelt darauf hadert, fasst die Autorin das so in Worte und Bilder:
,,Jetzt stürzen die Erinnerungen auf mich ein. Ich lasse mich nicht oft so gehen, zumindest nicht allzu oft. Manche wollen einem ja weismachen, die Alten lebten in der Vergangenheit – das ist aber Blödsinn. Jeder im Grunde wertlose Tag hat in letzter Zeit etwas Kostbares für mich. Ich könnte ihn in eine Vase stellen und bewundern wie den ersten Löwenzahn, und wir würden das Unkrauthafte daran vergessen und über seine Existenz staunen. Doch meist simuliert man, Leuten wie Marvin zuliebe, den es irgendwie tröstet, das Bild einer alten Dame, die wie ein zahmes Kaninchen an den Salatblättern anderer Zeiten, anderer Sitten knabbert." [Seite 9f.]
Für diese Sprachkunst hat sich die Lektüre auf jeden Fall für mich gelohnt und ich werde vielleicht auch nochmal ein Buch der Autorin lesen. Weshalb dies Buch allerdings offenbar jahrelang in Kanada Schullektüre war, erschließt sich mir nicht. Denn als Vorbild für junge Menschen können wohl weder Hagar noch die anderen Protagonisten herhalten, eher schon als abschreckendes Beispiel, wie man sich sein Leben durch Überheblichkeit, Vorurteile und das Festkleben in Konventionen selbst verbauen kann. Da ich fest daran glaube, dass man eher durch positive Vorbilder als durch abschreckende Beispiele lernt, hätte man wohl besser daran getan, ein anderes sprachlich schönes Buch für die Schüler zu finden.

Mein Fazit:
Durch das Thema Demenz und Sterben ist ,Der steinerne Engel' kein einfaches Buch und es kann den Leser emotional sehr mitnehmen. Mir wurde diese emotionale Seite tatsächlich durch die unsympathischen Protagonisten erleichtert, denn das hat mein Mitgefühl doch im Rahmen gehalten. Ich werde vor allem die sprachliche Virtuosität der Autorin in Erinnerung behalten.
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Note: [note3+]
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Inge78

Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
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Christiane

Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Christiane

Ganz vergessen zu schreiben: Hab das Buchpaket vorgestern auf die Post gebracht.
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
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Christiane

Huhu Kathrin,
ist das Päckchen inzwischen heil bei Dir angekommen?
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

SilkeS.

Ist es, sie hat MIR gesagt, dass sie es bekommen hat und dass sie das Buch schon auf dem Schirm hatte, aber noch nicht gelesen hat.

:->
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Kathrin

Sorry, Christiane, ja, es ist wohlbehalten hier angekommen, Freitag schon, aber ich war mächtig im Musikstress, weil ich bei einer anderen Band aushelfen musste/ durfte und mir da das Programm und die Abläufe noch draufschaffen musste am Freitag und Samstag.

Ich bin mächtig gespannt auf das Buch, das ich übrigens selbst schon mal ins Auge gefasst habe. Finde das Cover mega und freu mich auf das Lesen.

Danke Dir für die lieben Beigaben, auf den Gelee/ Marmelade bin ich gespannt, habe zwar selbst Unmengen an Marmelade und Gelees, die ich langsam mal aufbrauchen sollte, aber so ein anderer Geschmack/ eine andere Machart ist ja immer toll! Den Tee muss ich mal probieren, weiß nicht, ob der was für mich ist. Bin ja auch nur bedingt Teetrinkerin.

Rock the Night!

Christiane

Ich hatte mir das fast gedacht, aber wollte einfach sicher gehen, dass der Briefträger das Ding nicht vielleicht einfach vor die Tür gestellt hatte und wer auch immer hat es sich unter den Nagel gerissen ...  :rollen:.
Ja, das mit dem Tee hab ich mir schon ein bisschen so gedacht - ich konnte bei dem Namen nur einfach nicht widerstehen  :->. Aber schenk ihn gern weiter, wenn er nicht nach Deinem Gusto ist.

Ich hoffe, Dein WE voller Musik war erfolgreich und hat Spaß gemacht?!
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Kathrin

Ich bin auch schon mitten drin in Silkes Wanderbuch und mag es sehr gerne, auch wenn
Spoiler
es wirklich eher negativ ist und die Figuren, vor allem Hagar, sehr sperrig sind
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Rock the Night!