Omama - Lisa Eckhart

Begonnen von Inge78, 21. August 2020, 08:19:24

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Inge78

ZitatDer Debütroman der Kabarettistin Lisa Eckhart ist ein wilder Ritt durch die Nachkriegsgeschichte - ,,Schwarzhumorig und bitterböse." (Wolfgang Popp, Ö1)

,,Helga, schnell, die Russen kommen!" 1945 ist Oma Helga in der Pubertät und kämpft mit ihrer schönen Schwester Inge um die Gunst der Besatzer. 1955 schickt man Helga dann aufs Land. Den Dorfwirt soll sie heiraten. Sowohl Helga als auch die Wirtin haben damit wenig Freude. 1989 organisiert die geschäftstüchtige Oma Busreisen nach Ungarn, um Tonnen von Fleisch über die Grenze zu schmuggeln. Bevor sie – inzwischen schon über achtzig – in See sticht und mit der Enkelin im handgreiflichen Wettbewerb um den Kreuzfahrtkapitän buhlt. Lisa Eckhart unternimmt einen wilden Ritt durch die Nachkriegsgeschichte: tabulos, intelligent, böse, geschliffen – und sehr, sehr komisch.

          Lisa Eckhart erzählt das Leben ihre Oma Helga. Oma Helga wuchs während des 2.Weltkrieges auf und hat einiges in ihrem Leben erlebt; und ist dadurch nicht unbedingt ein besseres Mensch geworden. Das lässt uns Lisa Eckhart in ihrem Romandebut auf jeden Fall glauben. Wobei die Autorin im Vorwort selber sagt, dass jeder Leser selber entscheiden muss ob dieses Buch eine Hommage an ihre Oma ist oder doch eher Rufmord.
Letztendlich kann ich das nicht beantworten, da ich nicht bis zum Ende durchgehalten habe. Ich habe das Buch bei etwas mehr als 200 (von 384) Seiten abgebrochen. Zu biestig wurde die Geschichte erzählt, zu aggressiv und zu sehr unter der Gürtellinie. Frau Eckhart kann mit Sprache umgehen, mit Sprache spielen, Fäkalsprache brauche ich aber auch bei einem satirischen Werk nicht. Und nicht nur Oma Helgas Geschichte konnte mich wenig fesseln, fast noch schlimmer ist die Beschreibung der Bewohner des österreichischen Dorfes in dem sie lebt. Hier bekommt vom Pfarrer bis zum Dorftrottel jeder sein Fett weg, und zwar in oft sehr beleidigendem Ton. Das mag polarisieren, das soll mit Sicherheit provozieren, mir war es aber oft zu bösartig und beleidigend. Die eine oder andere Anekdote hat mir ein Grinsen entlockt aber vieles fand ich zu überzeichnet, zu gewollt und manchmal auch zu flach. Auch fehlte mir der rote Faden in der Geschichte, zu sehr gewollt wurden die einzelnen Szenen ineinander gereiht.
Lisa Eckhart kann Sprache, verzettelt sich aber in meinen Augen in ihrer Wortspielerei. Und damit ist das Buch auch einfach anstrengend zu lesen. Auch der österreichische Lokalkolorit liegt mir als Kind aus dem tiefsten Westen Deutschlands wohl einfach nicht, so dass da auch Einiges an Verständnis an mir vorbei gegangen ist.
Ich denke, dieses Buch kann man nur lieben oder verabscheuen, es wird nicht viel dazwischen geben.
Frau Eckhart polarisiert, auch mit diesem Buch. Genau das macht diese Kunstfigur auch aus. Was ich ihr nicht abspreche ist die Liebe zur Oma, so bitterböse sie auch über sie erzählt.
Aber zum Glück lässt sich über Geschmack zwar wunderbar streiten aber letztendlich muss man keine Einigung finden. Mein Buch war es nicht, so wie ich auch nicht jeden Auftritt von Lisa Eckhart unterhaltsam finde. Wer ihren Humor mag, der weiß, worauf er sich bei diesem Buch einlässt. Allen Anderen sei gesagt: lest den Prolog und wer den nicht mag, der kann das Buch dan schon direkt getrost in die Ecke legen. Oder ins Regal stellen, denn optisch gefällt mir das Cover wirklich gut. Und mit diesen positiven Worten schließe ich nun meine Rezension ab.
       
[note5+]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Christiane

Ehrlich gesagt hatte ich das fast so erwartet. Eigentlich schade, dass die Autorin mich da nicht überraschen kann.  :nixweiss1:
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)