Deborah Feldman - Unorthodox

Begonnen von Inge78, 17. November 2020, 15:25:25

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Inge78

Zitat"Unorthodox ist ein Enthüllungsbuch, das sich wie ein Roman liest." (Die Welt)

Am Tag seines Erscheinens führte »Unorthodox« schlagartig die Bestsellerliste der New York Times an und war sofort ausverkauft. Wenige Monate später durchbrach die Auflage die Millionengrenze. In der chassidischen Satmar-Gemeinde in Williamsburg, New York, herrschen die strengsten Regeln einer ultraorthodoxen jüdischen Gruppe weltweit. Deborah Feldman führt uns bis an die Grenzen des Erträglichen, wenn sie von der strikten Unterwerfung unter die strengen Lebensgesetze erzählt, von Ausgrenzung, Armut, von der Unterdrückung der Frau, von ihrer Zwangsehe. Und von der alltäglichen Angst, bei Verbotenem entdeckt und bestraft zu werden. Sie erzählt, wie sie den beispiellosen Mut und die ungeheure Kraft zum Verlassen der Gemeinde findet – um ihrem Sohn ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Noch nie hat eine Autorin ihre Befreiung aus den Fesseln religiöser Extremisten so lebensnah, so ehrlich, so analytisch klug und dabei literarisch so anspruchsvoll erzählt.

Vom Thema her ein wahnsinnig intensives Buch. Die Autorin Deborah Feldman erzählt von ihrer Kindheit, Jugend und frühen Erwachsenenzeit in der chassidischen Satmar-Gemeinde in New York, einer ultra orthodoxen Judengemeinschaft. Die Autorin hat nach eigener Aussage Namen und Angaben etwas verfremdet um die Menschen zu schützen aber ansonsten beruht ihr Buch auf ihren Erlebnissen.
Ich bin sehr erschrocken, wie rückständig die Menschen in dieser Gemeinschaft leben und wie sehr sie sich von modernen Leben abschotten und wie sehr sie auch versuchen durch Zwänge und Verbote ihre Kinder im Sinne der Gemeinschaft zu erziehen. Was Deborah Feldman erlebt hat, ist meiner Meinung nach teilweise Gehirnwäsche. Ich erlebe ihr Leben als sehr bedrückend und einengend, Bildung wird ihr weitestgehend verwehrt und gerade als Frau ist sie weniger wert und hat sich um die "typischen weiblichen Dinge" wie Kinder kriegen, Haushalt und es dem Mann angenehm machen, zu kümmern. Ihre Ausbrüche in "unsere" Welt muss sich sich erkämpfen bzw heimlich gestalten. Wobei sie da schon Berührungspunkte hat, sie wird nicht eingesperrt. Und es ist sehr schwierig, über Religion und Sitten zu urteilen. Aber gerade die mangelnde Aufklärung, das "klein halten", gerade der Mädchen und Frauen, fördert die sehr patriarchische Struktur in dieser Gemeinschaft. Wie unvorbereit sie zB in ihre arrangierte Ehe geht, erschreckend.
Wobei ich überrascht bin, wie wenig sie ingesamt das Leben verurteilt, man merkt schon, dass sie weiterhin Jüdin ist, ihrer Religion nicht abgeschworen hat und auch die Menschen ihrer Gemeinschaft nicht hasst oder verdammt
Deborah Feldmans Schreibstil ist OK, für mich keine Literatur, keine herausragende Schreibweise. Und vieles ist sehr episodenhaft erzählt, es gibt viele einzelene Momente, die aneinandergereiht sind. Aber man bleibt dran, das Buch lässt sich recht leicht lesen, trotz der schweren Thematik

Ein Buch dass einen interessanten Einblick liefert in eine mir völlig fremde Welt und mich reizt, mehr zu erfahren

[note2-]

Es gibt dazu eine Emmi-prämierte Serie, die leider nur sehr locker auf dem Buch basiert. Außerdem gibt es ein zweites Buch von Deborah Feldman in dem sie die Geschichte ihrer Großmutter recherchiert, einer Holocaust Überlebenden, und in dem Deborah Feldman auch von ihrem neuen Leben in Berlin berichtet.
Sowohl Serie als auch das zweite Buch interessieren mich
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf