Intro bis Kapitel 7

Begonnen von Inge78, 13. Dezember 2016, 08:00:31

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Inge78

Zitat von: Jennifer B. in 15. Dezember 2016, 16:39:13
Christiane, mir ist mal etwas sehr, sehr lustiges (na ja, mit meinem Humor lustig - eigentlich eher traurig!)  passiert, als ich mit einer Autorenkollegin durch Düsseldorf zog. Sie trägt ein Kopftuch. Hinter uns nuschelte jemand: "Boar, überall nur noch Flüchtlinge am Rumrennen!", meinte damit definitiv meine Kollegin. Und sie drehte sich um und erwiderte: "Ja wirklich. Es wird doch immer komplizierter, wenn man sich nur ein einziges Mal in korrektem Deutsch unterhalten möchte, nicht wahr. Wofür habe ich denn Linguistik studiert!"
Der dumme Gesichtsausdruck war es echt wert  :bang:

Ach, schöne Geschichte  :wieher:

Aber wahrscheinlich hat der Typ daraus nix gelernt, das ist dann schon wirklich traurig

ZitatEin paar Figuren laufen original so rum; ihr könnt im späteren Verlauf mal raten.

Da ich dich da ja schon mal zu befragt hatte halte ich mich mal aus der Fragerunde raus  :meditate1:

ZitatEinige hatten aber große Angst, mit dem Buch in Verbindung gebracht zu werden.

Haben Flüchtlinge mit denen zu tun hattest das Buch gelesen  :kopfkratz:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Jennifer B.

Ja, ich habe es einigen gegeben.
Die meisten freuen sich ziemlich, dass jemand hier im großen Deutschland ein Buch über ihre Situation schreibt. Aber sprachlich sind sie etwas ... abgeschreckt, wenn sie überhaupt weit kommen. 500 Seiten in einer neuen Fremdsprache - und dann auch noch Deutsch, das einfach sehr komplex und schwierig zu lernen ist - sind schon eine Hausnummer!
Und das Arabische ist halt sehr blumig, schwelgerisch, jederzeit voller großer Emotionen und gezuckerter Schwärmereien. Meinen Stil empfinden sie als unterkühlt. "Wie Zeitungsartikel, kein Roman!"
:zwinker:

Inge78

"Unterkühlt" , oh ... OK  :umfall:
Aber ich glaube sofort dass der Unterschied riesig ist


Hast Du mal einen arabischen Roman gelesen ? Also so einen richtig blumigen?
Spontan könnte ich mir vorstellen dass mir das "zuviel" wäre
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

SilkeS.

Hallo zusammen!

Sorry, ich komme erst jetzt erst,...

Zitat von: Inge78 in 13. Dezember 2016, 10:30:50
Aber ich habe direkt mal eine Frage:

Wenn ihr in der Situation wie Toni wärt , ihr kommt aus einem Urlaub nach Hause und quasi vor eurer Nase hätten sie eine Flüchtlingsunterkunft gebaut, wie würdet ihr reagieren?

Ich habe mich das beim Lesen ständig gefragt und frage mich das auch jetzt noch

Und es ist traurig zu sagen dass ich glaube ich auch erst mal ein ungutes Gefühl hätte ... vor Allem weil ich Sorge vor Ärger und Randale hätte
Nicht nur von Seiten der Flüchtlinge sondern eben auch von Seiten "rechter Wutbürger" die dann ja auch vermehrt dort auftauchen könnten

Andererseits bin ich schon auch neugierig und interessiert an anderen Kulturen
Aber ich komme kaum in Kontakt mit Flüchtlingen bzw Asylbewerbern
Wie ist das bei Euch?

Das ist eine interessante Frage. In der Regel bin ich ein sehr hilfbereiter Mensch und wenn ich denke ohne diese ganze Stimmungsmache Fernsehen, könnte man sich vor Ort ein neutrales, reeles Bild von den Menschen und der Lage machen und dann aktuell überlegen ob man hilft oder nicht.
Ich gebe aber auch zu, ich bin eine, die mitzieht. Wenn mich jemand zum mitmachen auffordern würde, wie Fee es bei Toni macht, mache ich es noch lieber.
Andererseits stehe ich fremden Kulturen und auch gerade Männern aus den südlichen Ländern etwas mit Vorsicht gegenüber und ich hätte nachdem der Bodyguard die beiden Mädchen nicht reingelassen hat, da auch nicht Hintertürchen-WEge gefunden... so menschlich die Geste auch wahr.
Wie sich ja auch immer wieder zeit, es gibt Vorgabe, die haben ihren Grund und auch ihre Berechtigung (Gesundheit, Gefahr, etc.)


Zitat von: Christiane in 13. Dezember 2016, 20:50:14
Weiter glaube ich, dass es nie gut ist, viele Menschen so in eine Art 'Ghetto' zu stecken. Noch dazu, wenn diese Menschen ohnehin unter extremen Belastungen stehen. Das muss bei den Menschen untereinander fast zwangsläufig zu Spannungen führen, schon weil es zu wenig Privatsphäre gibt, der Streß sich Ventile sucht,... Und die Konstellation macht es den Ortsansässigen schwer, den Einzelnen zu sehen, die Leute kennenzulernen, Kontakt aufzunehmen.
Deine Bedenken, dass zusätzlich Randale von Seiten rechter Wutbürger und Neonazis zu befürchten ist, teile ich ebenfalls. Und das würde ich eigentlich als größte Gefahr für mich und meine Familie sehen. Denen, wenn sie in Gruppen auftreten, möcht ich ganz sicher nicht im Dunkeln begegnen und ich möchte mir auch nicht vor meinem eigenen Haus überlegen, ob ich sagen kann was ich denke, ohne dass mich die Wutbürger aufs Korn nehmen.
Was mich immerwieder beschäftigt:
Wenn ich gezwungen wäre, oder die möglichkeit hätte aus einem Kriegsgebiet zu flüchten,  würde ich dann wirklich soweit flüchten, nach Deutschland oder nach Griechenland oder ähnliches?
Es ist schrecklich alles aufgeben zu müssen, nur das mitzunehmen, was man tragen kann und das ggf. unterwegs noch zu verlieren. Freunde, Familie, Tiere, Verlobte etc zurückzulassen und ins Ungewisse zu reisen.
Aber ich weiß nicht, was diese 1000de Flüchtlinge von uns erwarteten.
Sie haben uns überrollt, kamen &  wolltenn täglich essen, wolltenen schlafen, wollten Kleidung, wollten Geld, wollten ein sichers Sytem .... wie soll(t)en wir das schaffen?
Ich denke da gerade an die Essensausgabe im letzten Kapitel.
Woher soll man plötzlich auf Spendenbasis Essen für 400 Personen bekommen???
Woher genug Kleidung, Betten, Duschen und Unterkünfte etc???
Dann die Frage: Verlangen wir zuviel? JA , in dem Moment schon.
Klar sie sind verzweifelt, haben nichts und sind von uns abhängig. ABER sie haben sich in die Lage gebracht und die Helfer in den Notunkünften haben doch echt alles getan, was sie konnten...
Die Spendenbereitschaft war nie größer, wie zu der Zeit....

Ich habe selbst mit Flüchtlingen keine berührungspunkte. Sie waren mal bei uns beim Volksradfahren mit dabei, ich begegne ihnen auf dem Feld wenn ich mit Lyko draussen bin. Es gab aber hier schon mehrere Vorfälle, (sexuelle Übergriffe) und Unfälle, bei denen Flüchtlinge beteiligt waren.

Meine Mutter hilft Flüchtlingen bei erlernen der deutschen Sprache und auch eine Kollegin macht als Lehrbeauftrage an einer Uni Deutschunterricht für Flüchtlinge.  Sie kommen dann auch zu ihr und brauchen HIlfe bei dem ganzen bürokratischen Fragen, wo meine Kollegin keine Ahnung von hat.



Zitat von: Inge78 in 14. Dezember 2016, 21:22:52
Zum Einen kann ich schon mal sagen dass ich die Idee mit den SMS und Nachrichten zu Beginn der Kapitel wirklich sehr gut finde. Die machen die Geschichte so real , so persönlich
Ja stimmt es war eine gute Idee, anderseits denke ich doch dass es durch die Lokalen Medien gegangen ist, dass Flüchtlinge kommen. Bei uns wurde dann von Freiwilligen ein Kommitte gegründet, was sich dann um alles kümmerte, von Sprachkursen, bis zu Organisationen für Flüchtlinge in Form von Willkommensfeiern, Weihnachsfeiern. An die kann man sich wenden, wenn man z.B. fragen will, was gebraucht wird, bzw. wenn man was spenden will. So haben wir z.B. einen Puppenwagen an eine Gruppe Flüchtlinge mit Kindern gespendet. Heir gibt es eine offizielle Emailadresse und Kontaktdaten.


Zitat von: Inge78 in 14. Dezember 2016, 21:22:52
Als Toni mit ihrer Familie aus dem Urlaub wiederkommt wurde das Tennisheim gegenüber ihrem Haus zu einer Flüchtlingsunterkunft
Gibt es eigentlich Vorgaben welche Gebäude Flüchtlingsunterkunft werden können und wie viel Platz wird einem Flüchtling "gewährt"  :kopfkratz:
Da es sich bei diesem Tennisheim ja um eine Notunuterkunft handelt die immer weiter belegt wird, weil ja die Flüchtlinge dort durch "kurzfristig" untergebracht werden, ist da so eine Berechnung total falsch.
Hauptsache sei sind erstmal gesammelt, haben es trocken, "warm" werden notdürftig versorgt um dann verteilt zu werden.
Dass diese Behausungen unmenschlich sind (4 Duschen für 400 MEnschen) ist dann so
Es ist traurig, aber wie ich schon oben schrieb, Deutschland konnte ja in der Kürze der zeit nicht mit soooooo vielen PErsonen rechnen.
Es gibt bei uns durch die lokale Zeitung, dass die Notunterkünfte (ein altes stillgelegtes Altenheim, und ein wenig benutztes Hotel)- unmenschlich sein....
Aber viele Flüchtlinge da unten hatten in iherr Heimat bestimmt kein Bett mit Matratze, Kissen und Decke zum Zudecken...

Zitat von: Inge78 in 14. Dezember 2016, 21:22:52
Die Einzäunung kann ich sogar verstehen, es geht ja auch um etwas Privatspähre der Flüchtlinge aber man muss sich doch wirklich komisch vorkommen hinter so einer Wand
Ist ja auch nur vorübergehend, von daher würde mich das nicht weiter stören.


Zitat von: Inge78 in 14. Dezember 2016, 21:22:52
Und ich muss sagen, ich kann den Vater sogar ein Stück weit verstehen ... es ist so typisch, man denkt schon dass Flüchtlinge natürlich schon kommen dürfen aber doch bitte nicht in meine Nähe, ich glaube so denken -leider- viele. Die Angst vor dem Unbekannten
Ja das schrieb ich schon oben. Die fremde Kultur. Man merkt es ja schon, wenn man z.B. mal in der Türkei Urlaub gemacht hat und rennt dort im Minirock oder mit kurzen Hosen durch die Gegend...
So nun kommt die Kultur zu uns, wo es im Sommer normal ist vielleicht auch mal Bauchfrei umzulaufen.
Und es kann ja wohl nicht sein, dass wir in unserem Land sich dann "rücksichtsvoller" Kleiden! Immerhin gehe ich auch in die Moschee, mit den dortigen Kleidungsvorschriften!


Zitat von: Inge78 in 14. Dezember 2016, 21:22:52
Fee finde ich übrigens richtig toll, die ist so spontan, sie denkt (etwas) zu wenig nach und handelt einfach. Eine tolle Freundin und ich mag den Namen
Ja sie ist toll und sie ist taff. ABer ich verstehe nicht, dass sie Toni nach ihrem Vorfall mit ihren Ängsten nicht versteht!


Zitat von: Inge78 in 14. Dezember 2016, 21:22:52
Müssen die Helfer eigentlich volljähring sein? Ich wundere mich schon dass die Mädels da einfach so mithelfen können bzw Fee einfach so mitgeholfen hat
Das weiß ich nicht...


Zitat von: Inge78 in 14. Dezember 2016, 21:22:52
Und Antonia hat eine "Vorgeschichte" in Bezug auf Ausländer
Ich finde ja dass ist ein bisschen sehr Klischee und lässt natürlich gerade an Köln denken
Ja, Köln ist mir auch immer ziemlich viel durch den Kopf gegangen, währen dem Lesen.
ABer hier vor Ort gab es eben auch auch schon Vorfälle derzeit, bei denen Flüchtlichge leider mit im Spiel waren.


Zitat von: Inge78 in 14. Dezember 2016, 21:22:52
Wobei ich sie schon verstehen kann als sie Panik bekommt als so viele Fremde auf sie einstürmen, dass hat noch nicht mal was mit den Flüchtlingen zu tun, so würde man auch bei einer Gruppe deutscher Jugendlicher denken
Ich wäre auf jedenfall in der Nähe von meiner Freundin geblieben und hätte mich nicht frei bewegt und ihre Angst habe ich absolut gut nachvollziehen können..
Das mit Müll fand für mich auch so ein Ding. Denn unsere Flüchtlinge haben einen WEg, den sie immer vom Supermarkt zur ihrer Unterkunft zurücklegen und Sorry wenn ich das nun sage, aber der ist müllastiger denn je, mit Verpackung, Tüten etc... und es gibt auf der STrecke mehrere Mülleimer!


Zitat von: Inge78 in 14. Dezember 2016, 21:22:52
Dass Antonia ihren Namen auf die Unterschriftenliste schreibt bereut sie bestimmt noch
Gedanklich tut sie es ja schon


Zitat von: Inge78 in 14. Dezember 2016, 21:22:52
Und diese Hetznachrichten , die Toni in den sozialen Netzwerken liest laufen einem jetzt ja ständig über den Weg , gerade auch in den "Ortsgruppen" bei Facebook . Traurig . Und ich frage mich oft ob ich besser ignorieren soll oder dazu was schreiben soll  :rotwerd:
Es ist schwer sich davon nicht beeinflussen zu lassen, weil sie einfach so dem Klischeebild, was man so von "solchen" Menschen hat, wirklich entspricht. Ich bin da leider auch nicht frei von, wie man merkt.



Zitat von: Inge78 in 14. Dezember 2016, 21:22:52
Und dann begegnet Toni Shirvan, eine schöne Begegnung. Dieses Missverständnis mit den Mülltüten passiert wahrscheinlich ständig weil es die Sprachbarriere gibt, die nicht so einfach zu überwinden ist. Wie gut dass Shirvan da ist und übersetzen kann.
Ja, die Szene hat mir total gut gefallen


Mir gefällt das Buch total gut. Es spielte die ganze SAche, die ich stimmungstechnisch echt nur aus den Medien kenne, sehr gut- und wie ich aus den Beiträgen von Jennifer entnehmen darf, auch authentischn wieder....


Gruß Silke


Mein Blog
Mein Blog - Kommtar erwünscht

Christiane

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Sorry, ich komme erst jetzt erst,...
Macht doch nix.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Das ist eine interessante Frage. In der Regel bin ich ein sehr hilfbereiter Mensch und wenn ich denke ohne diese ganze Stimmungsmache Fernsehen, könnte man sich vor Ort ein neutrales, reeles Bild von den Menschen und der Lage machen und dann aktuell überlegen ob man hilft oder nicht.
Ich gebe aber auch zu, ich bin eine, die mitzieht. Wenn mich jemand zum mitmachen auffordern würde, wie Fee es bei Toni macht, mache ich es noch lieber.
Ich glaube auch, dass es schwer ist, sich von den ganzen Medienberichten frei zu machen. Am besten geht es vermutlich sobald man persönliche Kontakte zu Flüchtlingen hat, eigene Erfahrungen mit den Medienberichten vergleichen kann.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Andererseits stehe ich fremden Kulturen und auch gerade Männern aus den südlichen Ländern etwas mit Vorsicht gegenüber...
Was mich betrifft würde ich es nicht unbedingt Vorsicht nennen. Ich merke, dass ich Menschen mit für mich ungewohnter Physiognomie schlechter einschätzen kann als Leute von hier. Das ist z.B. auch bei Chinesen so, wurde aber merklich besser als mal eine Weile lang eine Chinesin in unserer WG wohnte. Wenn ich jemanden nicht so gut einschätzen kann ist man wohl immer etwas distanzierter. Und Machogehabe stört mich immer - da kann ich echt grätzig werden  :rollen:.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Was mich immerwieder beschäftigt:
Wenn ich gezwungen wäre, oder die möglichkeit hätte aus einem Kriegsgebiet zu flüchten,  würde ich dann wirklich soweit flüchten, nach Deutschland oder nach Griechenland oder ähnliches?
Es ist ja nicht so als wären in den Nachbarländern von Syrien keine Flüchtlinge. Diese Länder sind es, die seit etlichen Jahren die allermeisten Flüchtlinge beherbergen und das, obwohl die Menschen dort im Schnitt deutlich weniger haben als wir hier. Und in diesen Ländern werden teilweise die Flüchtlinge auch übel schikaniert oder können einfach nicht mehr vernünftig versorgt werden.
Und dann: überleg mal wie viele Deutsche während der Weltkriege nach USA ausgewandert sind - warum denn sooo weit? Sie hätten doch in der neutralen Schweiz bleiben können oder nur bis Norwegen gehen. Aber die USA waren 'das gelobte Land', es war weit genug weg, dass man tatsächlich sicher war vor den Kriegswirren.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Aber ich weiß nicht, was diese 1000de Flüchtlinge von uns erwarteten.
Sie haben uns überrollt, kamen &  wolltenn täglich essen, wolltenen schlafen, wollten Kleidung, wollten Geld, wollten ein sichers Sytem .... wie soll(t)en wir das schaffen?
Was sie erwarten weiß ich natürlich auch nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es weniger ist als man so denkt. Was die Standards in den Unterkünften angeht geht es da aber nicht darum was die Flüchtlinge erwarten, sondern es geht um international vereinbarte Standards für solche Unterkünfte.
Zum Teil stand Deutschland sich bei der Einrichtung der Auffangstellen, der Versorgung der Flüchtlinge und dann bei solchen Dingen wie Deutschkursen,... selbst im Weg. Es gibt hier so unglaublich viele Regeln, so viel Bürokratie, so völlig wirre Zuständigkeiten. Das macht nichts solange nicht so viele Leute versorgt werden müssen. Aber selbst vor dem großen Treck waren die Asylverfahren ja unglaublich lang, was m.E. an der miesen Orga und personellen Besetzung lag. Aber als dann so viele Menschen gleichzeitig kamen funktionierte das System einfach garnicht mehr. Und improvisieren, der 'kleine Dienstweg', unbürokratische Sofortmaßnahmen - das ist nicht 'des Deutschen' Ding. Viel zu viele Leute halten sich, komme was da wolle, an 'ihre Anweisungen'. Siehe dies Beispiel mit dem abgelehnten Essen - da kommen private Spenden und dürfen nicht verteilt werden. Welch ein Schwachsinn!!!
Oder was ich bei zwei Freundinnen erlebt hab: die eine hat mehrere Jahre lang russische Aussiedler in Deutsch unterrichtet. Sie war da bei einem Sozialverein angestellt. Nun hatte dieser Verein sie kontaktiert, ob sie das jetzt für die Flüchtlinge auch wieder machen könnte. Hätte sie auch gern - durfte sie aber nicht, denn die Finanzierung läuft jetzt nur noch über das BAMF und die stellen nur Leute ein, die zwei Staatsexamen in Germanistik/Deutsch haben. Und eine andere Freundin hat ihr Studium vor Jahren nach dem 1. Staatsexamen abgebrochen. Sie wurde auch nicht genommen. Und der Gipfel war dann, dass ihnen empfohlen wurde, dass sie sich ja gern ehrenamtlich engagieren dürften und für umme Deutsch unterrichten. Da wär es dann egal ob sie ein Examen haben oder nicht.  :hau:  :meckern:. Wenn die Behörden da flexibler wären wär das 'Problem' glaub ich viel schneller gelöst.


Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Woher soll man plötzlich auf Spendenbasis Essen für 400 Personen bekommen???
Woher genug Kleidung, Betten, Duschen und Unterkünfte etc???
Warum auf Spendenbasis? Bund und Länder übernehmen ja durchaus die Kosten (und das kann ein Land mit unserm BIP sicher besser leisten als z.B. Jordanien.)
Natürlich ist es nicht einfach, aber es ist zu schaffen. Hier in der Region lief das eigentlich relativ gut, soweit ich das über die Medien verfolgen konnte. 

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56Es gab aber hier schon mehrere Vorfälle, (sexuelle Übergriffe) und Unfälle, bei denen Flüchtlinge beteiligt waren.
Ja klar, das sind ja auch nicht alles Engel. Die Frage ist jedoch: sind unter ihnen mehr Kriminelle als unter der hiesigen Bevölkerung? Und da sagen die Statistiken der Polizei ganz klar, dass das nicht der Fall ist.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Ja das schrieb ich schon oben. Die fremde Kultur. Man merkt es ja schon, wenn man z.B. mal in der Türkei Urlaub gemacht hat und rennt dort im Minirock oder mit kurzen Hosen durch die Gegend...
So nun kommt die Kultur zu uns, wo es im Sommer normal ist vielleicht auch mal Bauchfrei umzulaufen.
Und es kann ja wohl nicht sein, dass wir in unserem Land sich dann "rücksichtsvoller" Kleiden! Immerhin gehe ich auch in die Moschee, mit den dortigen Kleidungsvorschriften!
Das erwartet auch niemand von Dir. Ich glaube diese Idee, dass wir uns jetzt plötzlich anders kleiden, anders benehmen müssen weil die Flüchtlinge hier sind, das gehört genau zu den Dingen, die uns durch viele Kommentare,... in den Medien suggeriert werden.
Nicht in Shorts oder knappem Shirt in eine Moschee gehen, das ist für mich normale Höflichkeit. So würd ich aber auch nicht in eine Kirche gehen.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Ja sie ist toll und sie ist taff. ABer ich verstehe nicht, dass sie Toni nach ihrem Vorfall mit ihren Ängsten nicht versteht!
Offenbar hat Toni ihr ja verschwiegen, dass sie immer noch an den Nachwirkungen des Überfalls zu knabbern hat und so lang in Therapie war.

LG, Christiane
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

SilkeS.

HAllo Christiane!

Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 19:42:40
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Das ist eine interessante Frage. In der Regel bin ich ein sehr hilfbereiter Mensch und wenn ich denke ohne diese ganze Stimmungsmache Fernsehen, könnte man sich vor Ort ein neutrales, reeles Bild von den Menschen und der Lage machen und dann aktuell überlegen ob man hilft oder nicht.
Ich gebe aber auch zu, ich bin eine, die mitzieht. Wenn mich jemand zum mitmachen auffordern würde, wie Fee es bei Toni macht, mache ich es noch lieber.
Ich glaube auch, dass es schwer ist, sich von den ganzen Medienberichten frei zu machen. Am besten geht es vermutlich sobald man persönliche Kontakte zu Flüchtlingen hat, eigene Erfahrungen mit den Medienberichten vergleichen kann.
Ja, das denke ich auch. Ich müsste mich da echt an der eigenen Nase packen. Wir haben hier Flüchtlinge, aber ich schiebe immer: "Habe keine Zeit...!" vor.


Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 19:42:40
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Andererseits stehe ich fremden Kulturen und auch gerade Männern aus den südlichen Ländern etwas mit Vorsicht gegenüber...
Was mich betrifft würde ich es nicht unbedingt Vorsicht nennen. Ich merke, dass ich Menschen mit für mich ungewohnter Physiognomie schlechter einschätzen kann als Leute von hier. Das ist z.B. auch bei Chinesen so, wurde aber merklich besser als mal eine Weile lang eine Chinesin in unserer WG wohnte. Wenn ich jemanden nicht so gut einschätzen kann ist man wohl immer etwas distanzierter. Und Machogehabe stört mich immer - da kann ich echt grätzig werden  :rollen:.
Ja, ich bin vorsichtig, weil ich die Kultur nicht einschätzen kann...


Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 19:42:40
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Was mich immerwieder beschäftigt:
Wenn ich gezwungen wäre, oder die möglichkeit hätte aus einem Kriegsgebiet zu flüchten,  würde ich dann wirklich soweit flüchten, nach Deutschland oder nach Griechenland oder ähnliches?
Es ist ja nicht so als wären in den Nachbarländern von Syrien keine Flüchtlinge. Diese Länder sind es, die seit etlichen Jahren die allermeisten Flüchtlinge beherbergen und das, obwohl die Menschen dort im Schnitt deutlich weniger haben als wir hier. Und in diesen Ländern werden teilweise die Flüchtlinge auch übel schikaniert oder können einfach nicht mehr vernünftig versorgt werden.
Und dann: überleg mal wie viele Deutsche während der Weltkriege nach USA ausgewandert sind - warum denn sooo weit? Sie hätten doch in der neutralen Schweiz bleiben können oder nur bis Norwegen gehen. Aber die USA waren 'das gelobte Land', es war weit genug weg, dass man tatsächlich sicher war vor den Kriegswirren.
Da kann ich nicht mitreden, ich bin geschichtlich echt eine Niete. Ich kenne eben nur Erzählungen von meiner Oma, die mit zwei Kindern aus dem ehemaligen Schlesien geflohen ist.
Damals ab es keine UN-Standards....  :wuschig:


Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 19:42:40
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Aber ich weiß nicht, was diese 1000de Flüchtlinge von uns erwarteten.
Sie haben uns überrollt, kamen &  wolltenn täglich essen, wolltenen schlafen, wollten Kleidung, wollten Geld, wollten ein sichers Sytem .... wie soll(t)en wir das schaffen?
Was sie erwarten weiß ich natürlich auch nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es weniger ist als man so denkt. Was die Standards in den Unterkünften angeht geht es da aber nicht darum was die Flüchtlinge erwarten, sondern es geht um international vereinbarte Standards für solche Unterkünfte.
Zum Teil stand Deutschland sich bei der Einrichtung der Auffangstellen, der Versorgung der Flüchtlinge und dann bei solchen Dingen wie Deutschkursen,... selbst im Weg. Es gibt hier so unglaublich viele Regeln, so viel Bürokratie, so völlig wirre Zuständigkeiten. Das macht nichts solange nicht so viele Leute versorgt werden müssen. Aber selbst vor dem großen Treck waren die Asylverfahren ja unglaublich lang, was m.E. an der miesen Orga und personellen Besetzung lag. Aber als dann so viele Menschen gleichzeitig kamen funktionierte das System einfach garnicht mehr. Und improvisieren, der 'kleine Dienstweg', unbürokratische Sofortmaßnahmen - das ist nicht 'des Deutschen' Ding. Viel zu viele Leute halten sich, komme was da wolle, an 'ihre Anweisungen'. Siehe dies Beispiel mit dem abgelehnten Essen - da kommen private Spenden und dürfen nicht verteilt werden. Welch ein Schwachsinn!!!
Oder was ich bei zwei Freundinnen erlebt hab: die eine hat mehrere Jahre lang russische Aussiedler in Deutsch unterrichtet. Sie war da bei einem Sozialverein angestellt. Nun hatte dieser Verein sie kontaktiert, ob sie das jetzt für die Flüchtlinge auch wieder machen könnte. Hätte sie auch gern - durfte sie aber nicht, denn die Finanzierung läuft jetzt nur noch über das BAMF und die stellen nur Leute ein, die zwei Staatsexamen in Germanistik/Deutsch haben. Und eine andere Freundin hat ihr Studium vor Jahren nach dem 1. Staatsexamen abgebrochen. Sie wurde auch nicht genommen. Und der Gipfel war dann, dass ihnen empfohlen wurde, dass sie sich ja gern ehrenamtlich engagieren dürften und für umme Deutsch unterrichten. Da wär es dann egal ob sie ein Examen haben oder nicht.  :hau:  :meckern:. Wenn die Behörden da flexibler wären wär das 'Problem' glaub ich viel schneller gelöst.
Ich denke doch, dass die Flüchtlinge erwarten. Sie sind unteinander doch glaube ich ziemlich gut vernetzt, daher hat es sich ja auch so gut rumgesprochen als dann die Balkanroute zuwar und die weiteren dann neue Routen fand um und zu kommen.
Bei den Interviews hieß es: Wir wollen nach Deutschland!" tja warum? Weil hier schon Landsleute ware, die eben sagten, wie toll es hier ist, was es alles gibt und mit den Erwartungen sind sie gekommen.
Als sie sie dann in den Auffanglager ankamen kamen dann Interviews, wo gezeigt wurde, das einer sich eben ohne Privatsfphäre eine Turnhalle mit hundert anderen teilen musste und dass es keine Heizung gab und und und...
Da waren meiner Meinung nach Erwartung da, dass sie sofort in geregelt Systeme jeglichem Luxus kommen.
Das mit der Bürokratie ist so, da gebe ich Dir recht. Es ist ja schon so, dass auch die Gesetzte schön schwammig ausgedrückt sind und dann hängt an dem einzelnen wie er sie auslegt.
Menschlichkeit passte da nicht. Aber wenn man bei jedem Asylantrag, jeder Aufnahme nur menschlich gehandelt hätte, wäre es vielleicht noch chaotischer geworden .




Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 19:42:40
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Woher soll man plötzlich auf Spendenbasis Essen für 400 Personen bekommen???
Woher genug Kleidung, Betten, Duschen und Unterkünfte etc???
Warum auf Spendenbasis? Bund und Länder übernehmen ja durchaus die Kosten (und das kann ein Land mit unserm BIP sicher besser leisten als z.B. Jordanien.)
Natürlich ist es nicht einfach, aber es ist zu schaffen. Hier in der Region lief das eigentlich relativ gut, soweit ich das über die Medien verfolgen konnte. 
Ja, aber das Geld ist ja nicht geflossen, wegen der Bürokratie. Das ging auch durch die Medien...
Akut war da glaube ich schon viel Spendenbasis.


Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 19:42:40
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56Es gab aber hier schon mehrere Vorfälle, (sexuelle Übergriffe) und Unfälle, bei denen Flüchtlinge beteiligt waren.
Ja klar, das sind ja auch nicht alles Engel. Die Frage ist jedoch: sind unter ihnen mehr Kriminelle als unter der hiesigen Bevölkerung? Und da sagen die Statistiken der Polizei ganz klar, dass das nicht der Fall ist.
Ich glaube selbst wenn es so wäre, würde man es nicht sagen um die rassistische Stimmung nicht noch mehr aufzuheizen!
Bei uns in der Stadt vergeht bald keine Woche mehr ohne Wohnungseinbrüche. Klar kann man das nicht nur auf die Flüchtlinge schieben... aber auffällig ist es schon.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Ja das schrieb ich schon oben. Die fremde Kultur. Man merkt es ja schon, wenn man z.B. mal in der Türkei Urlaub gemacht hat und rennt dort im Minirock oder mit kurzen Hosen durch die Gegend...
So nun kommt die Kultur zu uns, wo es im Sommer normal ist vielleicht auch mal Bauchfrei umzulaufen.
Und es kann ja wohl nicht sein, dass wir in unserem Land sich dann "rücksichtsvoller" Kleiden! Immerhin gehe ich auch in die Moschee, mit den dortigen Kleidungsvorschriften!
Das erwartet auch niemand von Dir. Ich glaube diese Idee, dass wir uns jetzt plötzlich anders kleiden, anders benehmen müssen weil die Flüchtlinge hier sind, das gehört genau zu den Dingen, die uns durch viele Kommentare,... in den Medien suggeriert werden.
Nicht in Shorts oder knappem Shirt in eine Moschee gehen, das ist für mich normale Höflichkeit. So würd ich aber auch nicht in eine Kirche gehen.[/quote]
HAbe hier den FAden verloren, worauf ich eigentlich hinauswollte  :kopfkratz:


Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 19:42:40
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 18:26:56
Ja sie ist toll und sie ist taff. ABer ich verstehe nicht, dass sie Toni nach ihrem Vorfall mit ihren Ängsten nicht versteht!
Offenbar hat Toni ihr ja verschwiegen, dass sie immer noch an den Nachwirkungen des Überfalls zu knabbern hat und so lang in Therapie war.
Ja scheinbar.

Gruß Silke

Mein Blog
Mein Blog - Kommtar erwünscht

Christiane

Hallo Silke

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 20:24:05
Da kann ich nicht mitreden, ich bin geschichtlich echt eine Niete. Ich kenne eben nur Erzählungen von meiner Oma, die mit zwei Kindern aus dem ehemaligen Schlesien geflohen ist.
Damals ab es keine UN-Standards....  :wuschig:
Ja, von meiner Mutter kenn ich auch die Erzählungen. Aber sie ist nicht selbst geflohen, sondern ausgebombt worden. Und so wurden sie bei Leuten einquartiert, die noch ein Haus hatten. Und dann kamen noch Ostflüchtlinge dazu. Da wurde nicht gefragt, sondern es hieß: so viele Leute pro Quadratmeter und dann hatte man Fremde in den eigenen vier Wänden. Bzw. man saß in einer fremden Wohnung, wohl wissend, dass man nicht gerade willkommen war.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 20:24:05
Ich denke doch, dass die Flüchtlinge erwarten. Sie sind unteinander doch glaube ich ziemlich gut vernetzt, daher hat es sich ja auch so gut rumgesprochen als dann die Balkanroute zuwar und die weiteren dann neue Routen fand um und zu kommen.
O.k., erwarten im Sinne von 'ich denke, dass es dort so sein wird', das war vermutlich so. Man macht sich ja auf jeden Fall eine Vorstellung, hat eine Idee im Kopf. Aber ich glaube nicht, dass das Gros der Flüchtlinge so ein Anspruchsdenken hat im Sinne von 'diese und jene Dinge stehen uns zu'. Ich glaube, die Freude und Erleichterung endlich irgendwo anzukommen und keine Angst vorm Krieg mehr haben zu müssen ist viel stärker.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 20:24:05
Ja, aber das Geld ist ja nicht geflossen, wegen der Bürokratie. Das ging auch durch die Medien...
Akut war da glaube ich schon viel Spendenbasis.
Das weiß ich nicht. Aber wenn ich mir überlege wie viele Geschäfte gerade mit der öffentlichen Hand auf Rechnung gemacht werden - warum sollte es gerade hier ein Problem sein, wenn das Geld nicht direkt über den Ladentisch geht? Das ist nicht logisch.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 20:24:05
Ich glaube selbst wenn es so wäre, würde man es nicht sagen um die rassistische Stimmung nicht noch mehr aufzuheizen!
Aber Du siehst doch, dass z.B. bei dem Fall in Freiburg durchaus berichtet wird, dass da ein Flüchtling im Verdacht ist. Ich denke, da funktioniert unsere Presse viel besser als Du anscheinend vermutest.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 20:24:05
Bei uns in der Stadt vergeht bald keine Woche mehr ohne Wohnungseinbrüche. Klar kann man das nicht nur auf die Flüchtlinge schieben... aber auffällig ist es schon.
Wie es bei Euch ist weiß ich natürlich nicht. Hier gab es vor ich glaub zwei Jahren eine heftige Einbruchserie. Da waren es nach dem was man so hörte einige polnische Banden. Keine Ahnung, ob das tatsächlich so war oder ob das der vorurteilsbehafteten Gerüchteküche entsprang.


Liebe Grüße,
Christiane
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

SilkeS.

Hallo Christiane!

Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 21:11:17
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 20:24:05
Da kann ich nicht mitreden, ich bin geschichtlich echt eine Niete. Ich kenne eben nur Erzählungen von meiner Oma, die mit zwei Kindern aus dem ehemaligen Schlesien geflohen ist.
Damals ab es keine UN-Standards....  :wuschig:
Ja, von meiner Mutter kenn ich auch die Erzählungen. Aber sie ist nicht selbst geflohen, sondern ausgebombt worden. Und so wurden sie bei Leuten einquartiert, die noch ein Haus hatten. Und dann kamen noch Ostflüchtlinge dazu. Da wurde nicht gefragt, sondern es hieß: so viele Leute pro Quadratmeter und dann hatte man Fremde in den eigenen vier Wänden. Bzw. man saß in einer fremden Wohnung, wohl wissend, dass man nicht gerade willkommen war.
So hat es meine Oma nicht erlebt. Sie hatte eben nichts, mußte gucken wie sie über die Runden kam, mein Onkel war schwer krank damals...




Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 21:11:17
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 20:24:05
Ich denke doch, dass die Flüchtlinge erwarten. Sie sind unteinander doch glaube ich ziemlich gut vernetzt, daher hat es sich ja auch so gut rumgesprochen als dann die Balkanroute zuwar und die weiteren dann neue Routen fand um und zu kommen.
O.k., erwarten im Sinne von 'ich denke, dass es dort so sein wird', das war vermutlich so. Man macht sich ja auf jeden Fall eine Vorstellung, hat eine Idee im Kopf. Aber ich glaube nicht, dass das Gros der Flüchtlinge so ein Anspruchsdenken hat im Sinne von 'diese und jene Dinge stehen uns zu'. Ich glaube, die Freude und Erleichterung endlich irgendwo anzukommen und keine Angst vorm Krieg mehr haben zu müssen ist viel stärker.
Ja das zum einen zum anderen, wie gesagt, sind eben schon Landsleute hierintegriert, die dann zur Flucht ermuntern...



Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 21:11:17
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 20:24:05
Ja, aber das Geld ist ja nicht geflossen, wegen der Bürokratie. Das ging auch durch die Medien...
Akut war da glaube ich schon viel Spendenbasis.
Das weiß ich nicht. Aber wenn ich mir überlege wie viele Geschäfte gerade mit der öffentlichen Hand auf Rechnung gemacht werden - warum sollte es gerade hier ein Problem sein, wenn das Geld nicht direkt über den Ladentisch geht? Das ist nicht logisch.
Genau kann ich es Dir nciht sagen. Ich habe damals irgendeine Sendung gesehen wo es eben um die Asylansträge und die Unterbringung der Flüchtlinge berichtet wurde und da ging es darum, dass Geld zwar bereitgestellt, aber nicht ausbezahlt wurde...



Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 21:11:17
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 20:24:05
Ich glaube selbst wenn es so wäre, würde man es nicht sagen um die rassistische Stimmung nicht noch mehr aufzuheizen!
Aber Du siehst doch, dass z.B. bei dem Fall in Freiburg durchaus berichtet wird, dass da ein Flüchtling im Verdacht ist. Ich denke, da funktioniert unsere Presse viel besser als Du anscheinend vermutest.
Ja Silversternach Köln wurde auch darauf herumgeritten, das es ja eben scheinbar Flüchtlinge waren.
DAs Reslulat war aufgeheizte Stimmung, Rassimus etc.
Wenn das jetzt auch noch durch STatistiken belegt wird, na dann GUTE NACHT



Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 21:11:17
Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 20:24:05
Bei uns in der Stadt vergeht bald keine Woche mehr ohne Wohnungseinbrüche. Klar kann man das nicht nur auf die Flüchtlinge schieben... aber auffällig ist es schon.
Wie es bei Euch ist weiß ich natürlich nicht. Hier gab es vor ich glaub zwei Jahren eine heftige Einbruchserie. Da waren es nach dem was man so hörte einige polnische Banden. Keine Ahnung, ob das tatsächlich so war oder ob das der vorurteilsbehafteten Gerüchteküche entsprang.
Bei uns sind keine Täter gefasst bisher...



Gruß Silke
Mein Blog
Mein Blog - Kommtar erwünscht

Jennifer B.

Puh, ich könnte jetzt noch einen Roman schreiben  :dong:
Einige der Punkte, die du ansprichst, Silke, werden noch Thema, daher will ich gar nicht zu viel vorweg nehmen.
Zu einer Sache, die im Buch zwar erwähnt wird, aber einfach - leider - zu kurz kommt: Deutschland war nicht vorbereitet. Das stimmt - da war Deutschland aber auch ganz allein selbst schuld dran. Natürlich war das nicht die Schuld der Einrichtungsleiter oder der Ehrenamtler, aber die Politik hat ganz klare Signale bekommen und einfach ausgeblendet.

Flüchtlige kommen ja seit langer Zeit nach Europa, nur wurden die Grenzländer Griechenland und Italien mit dem Problem sehr lange allein gelassen, bis sie kapitulieren mussten. Ungefähr zeitgleich passierten in den ersten Monaten vo 2015 mehrere Dinge: Russland mischte sich in den Syrienkrieg ein, was für die Menschen dort eine unglaubliche Katastrophe bedeutete, denn plötzlich kamen zu den Fassbomben der eher kleinen syrischen Armee noch Kampfjets, Raketen, Bomben aller Art und Giftgas.
Zeitgleich erstarkte der IS (was übrigens auch durch die syrische Regierung unterstützt wurde) - und zwar nicht nur in Syrien sondern auch im Irak. Mit dem IS erstarkten auch die nah verwandten Taliban in Afghanistan. (Zu den Gründen gibt es wahnsinng spannende Spekulationen, die jetzt hier aber zu weit führen. Nur soviel: Zufall war das alles nicht!)
Das war aber noch nicht alles! Zeitgleich, zum denkbar schlechtesten Moment, kürzte die UN die Hilfmittel für die Flüchtlingscamps in den Nachbarländern Syriens drastisch. Dort konnten keine weiteren Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen werden und denen, die dort war, wurde gesagt, dass man sie über den Winter nicht mehr würde versorgen kommen. Arbeit zu finden war den Syrern kaum möglich: In Jordanien und Libanon kam zu der Zeit ein syrischer Flüchtling auf 4 Einwohner - dass das ohne Hilfsgelder nicht zu schaffen war, liegt auf der Hand. Es passierte aber noch etwas: Assad flirtete mit der libanesischen Regierung. Im Raum stand plötzlich die große Bedrohung, dass eine Million Syrer - politisch verfolgte Syrer - ausgeliefert werden könnten. Man muss dazu wissen, dass der Libanon seit den Kriegen dort in den 80ern jahrelang von der Assad-Regierung geschröpft und ausgenommen wurde, man hasst und fürchtet den syrischen Präsidenten dort.
Das alles geschah im Frühjahr 2015. Trotzdem reagierte Europa nicht. Bzw. erst im Sommer, als die Menschen dann kamen und sich herausstellte: Die werden überraschenderweise nicht alle in Griechenland - selbst vollkommen am Ende - bleiben.
Die Versäumnisse muss die Politik sich einfach ankreiden lassen. Man hätte sich vorbereiten können und müssen!

Nun kommt ein weiterer Punkt zum Tragen: Die Syrer hatten nach vier Jahren Krieg wenig Hoffnung, das Assad noch gestürzt werden könnte oder abtreten würde. Die Familie regiert nun seit einem halben Jahrhundert - und wenn sie den Krieg gewinnen, dann vermutlich auch noch mal so lange. Für einen Flüchtling bedeutet das: Er wird nie wieder zurückgehen können - für Assad sind das alles Verbrecher.
(Ich habe die Tage erst wieder über eine Kollegin von einem gehört - der ging aus GB zurück nach Syrien und kam ohne Zehen wieder ...)
Die Leute waren also nicht auf der Suche nach einem sicheren Dach überm Kopf für die nächsten 1-2 Jahre - die brauchten eine  Perspektive für die Zukunft. Natürlich überlegt man sich da: Wo hat meine Familie die besten Chancen. Das würden wir auch tun - ich würde, wenn ich alles hinter mir lasse, nicht in ein Land gehen, in dem ich am Ende obdachlos auf der Straße lande oder über Jahre kein Recht zu arbeiten habe oder wo meine Kinder nicht in die Schule gehen dürfen. Und wer würde in ein Land gehen, in dem es kein Recht auf Familienzusammenführung gibt, wenn er Familie zurücklassen muss?
Daher kristallisierten sich natürlich ein paar Länder heraus, in die die Menschen wollten. Das war ja längst nicht nur Deutschland, aber als reiches Land, das jeder kennt, gehörte es natürlich dazu.
Übrigens hat Syrien enge Verbinungen zu Deutschland: Während der DDR-Zeiten gab es kaum einen syrischen Studenten, der nicht ein oder zwei Semester in Ostberlin studiert hat. Es lebten vor dem Krieg auch viele Deutsche in Syrien. Während der Nazi-Herrschaft sind viele Europäer vor den Nazis nach Syrien geflüchtet - auch Deutsche, die sich dort niedergelassen haben. Und auch viele DDR-Bürger sind nach Studienaustauschen dort geblieben, es gab vor dem Krieg eine sehr große deutsche Community in Syrien.  Viele Flüchtlingshelfer schauen immer ganz irritiert, weil eine Menge junger Menschen aus Syrien klassische deutsche Namen tragen - Linda, Simon, Andreas, Lina und Katrin sind sehr beliebt.
Syrien fühlte sich verbunden mit Deutschland. Nur hatte Deutschland das kleine Land offenbar längst vergessen.

SilkeS.

Hallo Jennifer!

Ich habe gerade bei YT von einer Bloggerin eine Kurzlesung und Zuschauerfrage-Runde gesehen.
Das war toll...
Aber Dein HIntergrundwissen was Du mir hier nun erklärst ist ja auch echt gut. Woher weißt Du soviel. Allein durch die Gespräche mit Flüchtlinge?


Gruß Silke
Mein Blog
Mein Blog - Kommtar erwünscht

Jennifer B.

Zur Sicherheit, Kriminalfällen usw. mache ich mal ein neues Posting auf - ich bin zu dösig, um übersichtlich zu zitieren.

Prinzipiell glaube ich, dass man ständig das Gefühl hat, es würde "schlimmer" werden. Mehr Übergriffe, Einbrüche, etc. Statistisch gesehen gehen diese Vorfälle trotz (oder weil?) heutzutage immer mehr Vorfälle zur Anzeige gebracht werden, aber eher zurück! Wir leben in sichereren Zeiten als z.B. vor 20 Jahren. Es fühlt sich aber vermutlich anders an, da heute jede dieser Situationen geteilt und verbreitet wird und man einfach mehr mitbekommt.
Ich persönlich glaube den Statistiken auch absolut. Im Alter meiner großen Tochter z.B. bin ich bereits zweimal grundlos angegriffen/ überfallen worden - einmal mit einer Waffe bedroht - sowas ist meiner Tochter zum Glück noch nie passiert!  :wah:
Ich erinnere mich auch, dass wir damals zwei stadtbekannte "Grabscher" hatten, die ständig im Bus Mädchen belästigten. Jeder wusste davon, aber es hat niemanden interessiert. Die Busfahrer sagten bloß "Setz dich halt woanders hin".
Mein Gefühl ist tatsächlich: Wir leben sicherer als je zuvor.

Damit will ich aber Vorfälle gar nicht runterreden, denn natürlich gibt es die. Flüchtlinge sind Menschen wie alle anderen - manche sind tolle Typen, andere sind blöd, hin und wieder ist einer verliebenswert und selten mal einer gefährlich.
Ich sag ja gerne: Die Arschlochquote ist in jedem Land ungefähr gleich.
In den Einrichtungen die ich besucht habe, habe ich drei Faktoren für "problems" oder "no problems" ausgemacht:
1) der Einrichtungsleiter. ich sah ein Camp innerhalb von Tagen vom Fightclub zur Kuschelstube werden, allein dadurch, dass der Einrichtungsleiter hinschmiss und eine junge Frau die Leitung übernahm. Ein bisschen Trost und Verständis bei den einen - sehr klare Ansagen bei den anderen - und die Hütte lief!
2) die Verteilung der Leute. Hier gab es mal ein Camp für Familien und eines für "junge Männer". Schwierig. Pferch mal 500 junge katholische Kirchenknaben zusammen - sie werden sich an die Gurgel gehen. Eine bessere Durchmischung von Kindern, jungen, älteren und alten funktioniert besser, vor allem, wenn man die Erwachsenen mithelfen lässt. Wir hatten zum Beispiel immer eine Problemschlichterin - eine Flüchtlingsfrau, zu der die Bewohner gehen sollten, wenn sie Probleme hatten. Sie ist dann damit zu den Betreuern gegangen.
3) - ja, jetzt wird es etwas komplizierter ... Die Herkunft. Man darf da natürlich keinesfalls über einen Kamm scheren. Aber ich habe schon einen klaren Unterschied erkannt zwischen Camps, in denen überwiegend Iraker und Syrer leben und solchen, in denen mehr Leute aus den Magreb- oder Balkan-Staaten  sind. Das ist auch kein großes Wunder: Die kommen nach Deutschland, weil ihre Heimatländer keine Perspektiven für sie bieten, erfahren hier aber als erstes, dass sie hier nicht asylberechtigt sind und keine Chance haben. Trotzdem dauert das Verfahren EWIG. Und ihre Familien sitzen in der Heimat und stellen Forderungen! Geh nach Deutschland! Besorg Geld! Sei ein guter Sohn - rette uns!
Und sie sind machtlos. Und müssen warten.
Das ist eine ganz schlimme Situation und bei manchen geht der Frust leider soweit, dass sie straffällig werden. Schwierig. Und natürlich indiskutabel.
Ich bin mir da auch absolut nicht einig mit mit mir selbst: Vernünftiger wäre es wohl, wenn da viel schneller entschieden und abgeschoben werden kann, sodass die Hoffnung sich gar nicht erst aufbaut. Andererseits habe ich albanische Freunde und für die - und deren kleine Kinder - bin ich um jeden Monat froh, den die nicht in einer ungeheizten Wellblechhütte hocken und bei jeder Krankheit der Kinder das Schlimmste befürchten müssen - weil sie kein Geld mehr für den Arzt haben  :tempo:

Belästigt wurde ich während der Recherchen übrigens ein einziges Mal. Es war der Hausmeister - und ich hab mich zurück zu den "Jungs" geflüchtet und mich danach zum Auto bringen lassen.

Jennifer B.

Zitat von: SilkeS. in 16. Dezember 2016, 22:05:28

Aber Dein HIntergrundwissen was Du mir hier nun erklärst ist ja auch echt gut. Woher weißt Du soviel. Allein durch die Gespräche mit Flüchtlinge?

Na ja, ich hab 14 Monate für das Buch recherchiert  :detektiv:
Zuerst hab ich nur mit den Leuten aus unserer NUK gesprochen, dann, als ich denen sagte, dass ich vielleicht ein Buch schreiben möchte, haben die mir nach und nach Kontakte verschafft: ein Cousin, eine Schwester oder ein Bekannter in einer anderen Einrichtung, der sich auch gerne unterhalten würde. Da waren dann auch wieder Leute, die etwas zu sagen hatten ...
Ich habe am Ende gut 50 Geflüchtete interviewt, dazu ein Dutzend Ehrenamtler und ein Dutzend "Gegner". Plus ein paar, die erst Gegner waren und dann nicht mehr  :flirt:
Und dann noch mal 10 Deutsche und Amerikaner, die eine Weile in Syrien gelebt oder gearbeitet haben.
Und natürlich habe ich viel gelesen und recherchiert und zahllose Fotos und Bildbände angesehen.
ich war leider nie in Syrien - aber ich habe inzwischen ungefähr 100 Einladungen für die Zeit "nach dem Krieg" (was eigentlich bedeutet: nach Assad.) Ich hoffe, dass ich das erleben und Syrien sehen werde.

Christiane

- Hmm, jetzt war ich telefonieren und schon habt Ihr x Posts Vorsprung. Aber egal, ich schick das jetz trotzdem mal so ab.

Zur 'Geschichtsnachhilfestunde' von Jennifer:

Das finde ich jetzt total interessant und es ist mir völlig neu, dass die DDR so enge Beziehungen zu Syrien hatte. Die DDR war für mich solange sie bestand so eine Art schwarzes Loch - über das normale Leben dort weiß ich so gut wie nichts. Und auch dass im Krieg so viele Deutsche in diese Ecke der Welt geflüchtet sind wusste ich nicht.

Dass Deutschland sehr wohl hätte ahnen können was auf uns zukommt, davon bin ich auch fest  überzeugt. Da haben eine Menge Leute den Kopf in den Sand gesteckt und gehofft, dass 'Aussitzen' eine gute Strategie sein würde. - Hat nicht funktioniert  :rollen:.
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Christiane

Zitat von: Jennifer B. in 16. Dezember 2016, 22:06:32
3) ...
Ich bin mir da auch absolut nicht einig mit mit mir selbst: Vernünftiger wäre es wohl, wenn da viel schneller entschieden und abgeschoben werden kann, sodass die Hoffnung sich gar nicht erst aufbaut. Andererseits habe ich albanische Freunde und für die - und deren kleine Kinder - bin ich um jeden Monat froh, den die nicht in einer ungeheizten Wellblechhütte hocken und bei jeder Krankheit der Kinder das Schlimmste befürchten müssen - weil sie kein Geld mehr für den Arzt haben  :tempo:

Das Problem seh ich auch schon lange. Meines Erachtens ist das Grundproblem, dass Deutschland kein ordentliches Einwanderungsrecht hat. Es gibt ja nur das Asylrecht. Wer also hierher kommen will, egal aus welchen Gründen, kann es nur via Asyl versuchen. Und da haben viele eben keine Chance.
Wenn es ein richtiges Einwanderungsgesetz gäbe könnte Deutschland sich Kriterien überlegen, nach denen sie gezielt Einwanderung zulässt. Und die Menschen, die hierher kommen wollen, wüssten was sie tun müssen, um hier eine Chance zu haben, z.B. eine abgeschlossene Berufsausbildung oder was auch immer.
Dann wäre auch klar, dass Asyl nur für Menschen in Frage kommt, die verfolgt werden, bzw. vor Krieg fliehen.
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Jennifer B.

Zitat von: Christiane in 16. Dezember 2016, 22:19:26
- Hmm, jetzt war ich telefonieren und schon habt Ihr x Posts Vorsprung. Aber egal, ich schick das jetz trotzdem mal so ab.

Zur 'Geschichtsnachhilfestunde' von Jennifer:

Das finde ich jetzt total interessant und es ist mir völlig neu, dass die DDR so enge Beziehungen zu Syrien hatte. Die DDR war für mich solange sie bestand so eine Art schwarzes Loch - über das normale Leben dort weiß ich so gut wie nichts. Und auch dass im Krieg so viele Deutsche in diese Ecke der Welt geflüchtet sind wusste ich nicht.

Dass Deutschland sehr wohl hätte ahnen können was auf uns zukommt, davon bin ich auch fest  überzeugt. Da haben eine Menge Leute den Kopf in den Sand gesteckt und gehofft, dass 'Aussitzen' eine gute Strategie sein würde. - Hat nicht funktioniert  :rollen:.

Ich hatte Familie in der DDR und war da schon recht "drin". Von den Verbindungen mit Syrien wusste ich aber trotzdem nichts, was wohl einfach daran lag, dass Syrien eher klein und unbedeutend ist.
Vergleichbar mit: Jeder aus Hückeswagen kennt Berlin - aber keiner in Berlin kennt Hückeswagen.
Ich habe aber z.B. auch 2015 erst erfahren, dass mein Hausarzt Syrer ist. Hab den nie gefragt, woher er kommt, ich hab vom Namen her bloß gedacht, dass er womöglich Arabisch sprechen könnte und nachgefragt, weil das Übersetzen von teilweise ganz fürchterlichen Untersuchungsberichten uns allen massiv an die Nieren ging. Daher habe ich nach einem arabisch sprechenden Arzt gesucht und da erst erfahren, dass mein Doc selbst aus Syrien kommt.

Für das Assad-Regime war die DDR ne tolle Sache, vieles wurde sich vermutlich dort abgeschaut. Es gab ganz viele Parallelen, so standen angeblich sogar die gleichen Comics auf dem Index und durften nicht verkauft werden.

Was du zum Einwanderungsrecht sagst, trifft es imA sehr gut.

Und dann kommt natürlich noch dazu, dass Europa sehr viele Fluchtursachen selbst schafft. Da denke ich vor allem auch an Afrika.
Europäische Unternehmen graben denen da im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser ab - oder vergiften es durch ihre Industrieanlagen (harmlos anmutende Blumenfarmen machen da ganze Landstriche (fruchtbares Land!) unbewohnbar). Die inländische Wirtschaft wird mit Fleischresten oder gespendeter Kleidung systematisch zerstört.
Der Kuchen wird immer fetter - und dann wundern wir uns  sehr, wenn die Menschen von dort was von dem Kuchen haben wollen.