4. Buch Der Verräter + Epilog

Begonnen von Inge78, 13. Dezember 2018, 13:49:23

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Inge78

Hier nur für den angegeben Abschnitt posten (in meiner Ausgabe von 1992 ab Seite 835)
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

leseschnecke

Melde Vollzug  :bang:  Bin durch.

Das vierte Buch beginnt mit Morgaine in Nordwales. Ihre Umgang mit Uriens wird schärfer, Avalloch funkt dazwischen, Morgaine selbst wird militanter. War sie bis jetzt auch eher immer Opfer und Reagierende, wird sie jetzt skrupelloser und aktiver. Immer unter dem Deckmantel der großen Mutter.
Hier wird wunderbar vorgeführt, dass extremistischer Glaube eine gefährliche Sache ist. Egal wie gut gemeint der Ursprung war.

Die Szene, in der Morgaine webt, ist super geschrieben. Spannend, man sitzt quasi selber am Webstuhl. Ich hatte beide Geschehnisse klar vor Augen, war mittendrin.

In Camelot wird es immer bigotter. Das eine wollen, aber das andere nicht tun. Kevin spielen hören wollen, seinen Anblick aber verabscheuen. Einen Thronfolger haben wollen, aber den leiblichen Sohn ablehnen, weil die Herkunft nicht genehm ist. Keusches Vorbild sein wollen, aber dem Geliebten schöne Augen machen.
Ständig unzufrieden sein, aber jeder soll sie schön und vollkommen finden. Die Unterstützung Avalon gerne nehmen, aber wenn es darauf ankommt, lieber verleumden. Hier zeigt sich jeder von seiner schlechtesten Seite.

Nach dem schrecklichen Kampf zwischen Accolon und Artus zieht Morgaine sich nach Tintagel zurück. Heute würde man wohl ein Burn out oder Depression diagnostizieren. Erstaunlicherweise steht Kevin ihr bei. Was in meinen Augen wieder einmal dafür steht, wie großartig er ist.
Das macht seine Verurteilung noch schlimmer. Wieder einmal keine Vergebung im Namen des Glaubens.

Zum Ende hin überschlägt sich einiges. Ich finde die Protagonisten werden jetzt leider auch unglaubwürdig.
Morgause experimentiert mit dem Gesicht. Um den Preis eines Menschenlebens. Das ist ihr aber egal. Auf einmal ist sie knallhart und geht wortwörtlich über Leichen.

Lancelots größte Anhänger haben auf einmal kein Problem damit, ihm ganz hinterlistig eine Falle zu stellen.

Gwenwhyfar fabuliert in einem Moment noch davon, wie sehr sie Artus doch liebt und steigt dann mit Lancelot ins Bett. Ihr Leben lang hatte sie Angst vor dem freien Himmel und zack- auf einmal ist das weg und der Gang ins Kloster ist Opfer.
Das ist mir alles zu einfach.
Die letzten Seiten versöhnen mich dann wieder und lassen den alten Zauber wieder auferstehen. Ab "Morgaine erzählt".
Die Schlussszene zwischen Artus und Morgaine finde ich wie immer zauberhaft, so zärtlich. "Morgaine, rief meine Mutter ungeduldig, pass auf das Kind auf..... und mein ganzes Leben hatte ich es getan." Hier schließt sich der Kreis, das Ende lässt mich trotzdem, was hätte sein können, mit einem guten Gefühl zurück.

Der Epilog ist nett und rundet das ganze große-Mutter-Christus-Thema ab, aber ich hätte ihn nicht unbedingt gebraucht. Stören tut er aber auch nicht.

Abschließend kann ich sagen, dass ich das Buch in jungen Jahren wirklich geliebt und verklärt habe. Es war immer eins der besten Bücher für mich. Es jetzt noch einmal mit großem Abstand und mehr Lebenserfahrung zu lesen, war sehr aufschlussreich und interessant. Vieles sehe ich deutlich kritischer. Das hat sicherlich auch mit den Missbrauchsvorwürfen zu tun.
Die kritische Sicht auf die christliche Kirche finde ich nach wie vor grandios. Das macht dieses Buch immer noch so wertvoll. Und ich liebe es, wenn alte Themen von neuen Seiten betrachtet werden. Morgaine ist in der Ursprungslegende ja böse und das ist in der Regel auch in den Nacherzählungen so übernommen worden. Hier finde ich ihre Darstellung wundervoll. Mit Mordred werde ich nie so richtig warm. Er ist mir einfach unsympathisch, ohne dass er nur bösartig ist, aber er und ich werden wohl nie Freunde  :->
Lancelot, das Weichei, ist interessanterweise in der Artus-Chronik von Cornwell ähnlich gezeichnet. Und dass, wo er doch sonst der untadelige strahlende Held ist.

Es gibt zum Thema Mark von Cornwell und Tristian und Isolde von Viola Alvarez noch ein wundervolles Buch: Das Herz des Königs. Das hat mir auch ausnehmend gut gefallen.

So, ihr Lieben, jetzt bin ich mal gespannt, was ihr so zu sagen habt.

Dicken Drücker in die Runde und kommt alle gut ins neue Jahr!



Firnsarnwen

Ich bin jetzt kurz vor dem Ende, es sind noch ca. 40 Seiten zu lesen. Und ich schwanke zwischen dem Wunsch etwas anderes, weniger Düsteres lesen zu wollen und dem Gefühl Avalon noch nicht verlassen zu wollen.   :kopfkratz: Dabei macht mich das Buch bzw. dieser Leseabschnitt tatsächlich ein wenig melancholisch und ich kann nach dem Lesen nicht-wie sonst- abschalten. Neulich habe ich sogar davon geträumt und mitten in der Nacht erschrocken aufgewacht.   :gr:
Vermutlich habe ich mich in den Nebeln verirrt... :nixweiss1:
What we do in life, echoes in eternity

Firnsarnwen

Zitat von: leseschnecke in 29. Dezember 2018, 14:09:08

Das vierte Buch beginnt mit Morgaine in Nordwales. Ihre Umgang mit Uriens wird schärfer, Avalloch funkt dazwischen, Morgaine selbst wird militanter. War sie bis jetzt auch eher immer Opfer und Reagierende, wird sie jetzt skrupelloser und aktiver. Immer unter dem Deckmantel der großen Mutter.
Hier wird wunderbar vorgeführt, dass extremistischer Glaube eine gefährliche Sache ist. Egal wie gut gemeint der Ursprung war.

Die Szene, in der Morgaine webt, ist super geschrieben. Spannend, man sitzt quasi selber am Webstuhl. Ich hatte beide Geschehnisse klar vor Augen, war mittendrin.

Die Szene ist wirklich klasse. Mir ging es genauso wie Dir: ich war mittendrin und gefesselt.
Generell ist dieser Abschnitt aber derjenige, in dem alles sooooo tragisch ist und einen beim Lesen echt mitnimmt.  :tempo:
Morgaine ist jetzt wirklich sehr radikal und es wird nicht deutlich, ob die Göttin das alles so möchte oder sie selber.  Dass sie den Tod von Accolon und/oder Artus in Kauf nimmt , ist schon sehr krass.

Die Suche nach dem Gral hatte ich gar nicht mehr im Kopf gehabt, aber es ist wirklich interessant, wie M.Z.B. hier diesen Punkt in ihre Version einbindet. Und zwar so, dass es nicht unglaubwürdig oder zu weit hergeholt wirkt.
What we do in life, echoes in eternity

Firnsarnwen

Zitat von: Firnsarnwen in 11. Januar 2019, 13:24:40
Ich bin jetzt kurz vor dem Ende, es sind noch ca. 40 Seiten zu lesen. Und ich schwanke zwischen dem Wunsch etwas anderes, weniger Düsteres lesen zu wollen und dem Gefühl Avalon noch nicht verlassen zu wollen.   :kopfkratz: Dabei macht mich das Buch bzw. dieser Leseabschnitt tatsächlich ein wenig melancholisch und ich kann nach dem Lesen nicht-wie sonst- abschalten. Neulich habe ich sogar davon geträumt und mitten in der Nacht erschrocken aufgewacht.   :gr:
Vermutlich habe ich mich in den Nebeln verirrt... :nixweiss1:


Ich brauchte jetzt wirklich das Wochenende, um nach dem Ende das Buch "loszulassen". Insgesamt war es jetzt für mich ein bischen so, als ob ich es zum ersten Mal lesen würde. Es ist und bleibt irgendwie ein besonderes Buch, das einen beim Lesen "einspinnt", als würde man durch die Nebel in die Vergangenheit schauen und Anteil haben am Leben der Figuren, die man von der Artussage kennt.
What we do in life, echoes in eternity

Inge78

Ich habe das Buch gerade beendet.  Ich versuche mal hier zu antworten,  werde aber nicht zitieren  das ist mit dem Tablet nie so einfach. 

Gerade dieser letzte Abschnitt hat mir wieder gezeigt warum ich das Buch so sehr liebe und auch immer noch Respekt da vor habe. Ich muss zugeben, ich habe es auch deutlich kritischer begonnen,  aber war trotzdem irgendwann im Zauber eingewebt. Und das Ende nimmt mich immer noch so mit, so werden Helden geboren. Es ist alles etwas pathetisch und mir zum Schluss hin sogar etwas zu schnell vom Tempo her aber auch wunderbar tragisch schön.

Was du gut beschrieben hast,  Schnecke, ist der Extremismus des Glaubens, und zwar auf beiden Seiten. Ich finde es schön dass Morgaine ihren Glauben wieder erkennt, ich gönne ihr Accolon. Aber dass sie über Leichen geht ist schon echt heftig. Sie wird Viviane immer ähnlicher, tut genaus das , was sie an ihr nicht mochte indem sie andere zu ihrem Schachfiguren macht.

Kevins Tod ist so sinnlos und auch Nimues Tod.  Das ist Morgaines Schuld. Aber konnte sie anders handeln? Was hätte sie tun können. 
Die Geschichte um den Gral empfand ich als dieses Mal auch fast als unnötig a er gehört wohl bei Arthus mit hinzu.

Der Epilog söhnt mich aus. Ich mag es dass Morgaine erkennt wie nah der Glauben ist.
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Inge78

Ich hänge gedanklich immer noch in den Nebeln. Das Buch beschäftigt mich wirklich sehr und ich kann gar nicht sagen worin genau diese Faszination liegt. Ich glaube, es ist wirklich Morgaine. Die Nebel von Avalon haben mich ja schon immer für anderen Arthus Bücher und Filme total verdorben, denn ich kann Morgaine einfach nicht als "böse" sehen. Vielleicht verblendet, ja, vielleicht zu extrem, ja. Aber nicht böse
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf