Vea Kaiser - Rückwärtswalzer: oder Die Manen der Familie Prischinger

Begonnen von Inge78, 26. Februar 2019, 07:46:05

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Inge78

Vea Kaiser erzählt die Lebensgeschichte der drei Schwestern Mirl, Wetti und Hedi. Sie sind in armen Verhältnissen im Österreich der Nachkriegszeit zusammen mit 2 Brüdern aufgewachsen, der Vater im Krieg geblieben, der Hof von Russen anektiert. In Rückblicken erfahren wir mehr über ihre Leben und ihre Schicksalsschläge.

Auch Lorenz lernen wir kennen, Sohn eines Bruders von Mirl, Wetti und Hedi. Er hilft seinen Tanten bei einem ihrer verrückten Unterfangen. Sie wollen Hedis kürzlich verstorbenen Lebensgefährten Willi in Montenegro bestatten. Leider fehlt das Geld für die Überführung, so dass Onkel Willi im Auto über die Grenzen geschmuggelt werden soll. Da Lorenz seinem problembelasteten Alltag entfliehen will lässt er sich von seinen Tanten hinreißen und fährt die 3 alten Damen und den toten Onkel. Auf der Fahrt kommt so Einiges ans Licht.

Ich kann gar nicht sagen, was mich an diesem Buch so angezogen hat. Das Cover hat mich angesprochen und vor Allem der Titel. Ich wollte wissen, was dahinter steckt. Die Kurzbeschreibung hat mich an einen alten Film erinnert den ich als Teenie recht oft gesehen habe, "Immer Ärger mit Bernie". Das Buch hat rein gar nichts mit dem Film zu tun aber das war der Grund warum ich es lesen wollte.
Für mich ist es auch das erste Buch von Vea Kaiser.
Und ich habe diese Entscheidung nicht bereut, im Gegenteil. Ich bin begeistert vo Buch und vom Schreibstil der Autorin. Die Grundidee des Buches ist so verrückt und gleichzeitig ist das Verhalten aller Personen so nachvollziehbar. Es wimmelt nur so von skurrilen Personen, alle haben ihre Eigenarten und Fehler. Alle sind voller Herzenswärme und liebevoll. Ich mag eigentlich jede dieser Personen. Weil man ihnen ihre Schwächen und Fehler abnimmt, weil sie menschlich sind und nur das Beste für ihre Familie wollen. Ich habe so oft den Kopf geschüttelt beim Lesen, ich habe so oft gelächelt und war dann wieder tief gerührt von dem Schicksal Einzelner. Über Allem schwebt der Tod des einen Bruders und erst ganz zum Schluß erfährt der Leser die Tragödie dahinter.
Ich hätte noch ewig so weiterlesen können. Hätte die Schwestern gerne weiter begleitet. Zum Schluß ist nicht alles "happily ever after" aber es ist stimmig gut und damit rundherum passend.
Ein beeindruckendes Buch

Und nicht zuletzt habe ich gelernt was "Manen" sind, es sind Totengeister. So wurden sie im alten Rom genannt. Und in diesem Roman sind sie den Schwestern und dem Leser sehr nahe

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf