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Storica => Rezensionen => Thema gestartet von: Kathrin in 15. August 2009, 17:42:17

Titel: Robert Harris: Pompeji
Beitrag von: Kathrin in 15. August 2009, 17:42:17
[isbn]3453470133[/isbn]   Pompeji
Harris, Robert
hist. Roman
1. Jahrhundert
   
Seiten: 379

Inhalt:
Pompeji, 79 n. Chr., reichste Stadt der römischen Weltmacht, Oase der Schönen und Mächtigen: Der junge Wasserbaumeister Attilius kommt einer skrupellosen Verschwörung auf die Spur, doch seine Nachforschungen werden überschattet von den unheimlichen Vorzeichen einer drohenden Apokalypse.

Meine Meinung:
Mit ,,Pompeji" von Robert Harris habe ich nun das erste Buch des aktuellen SUB-Wettbewerbes im Forum von www.steffis-buechekiste.de gelesen.

Den Anfang fand ich richtig gut, das Buch lies sich von Beginn an schnell und flüssig lesen und ich hatte das Gefühl, dass Robert Harris mehr als nur den Ausbruch des Vesuvs und die Zerstörung Pompejis erzählen will. Mit seinen fiktiven Figuren Attilius, dem Wasserbaumeister und Wärter der Aqua Augusta, der von Rom nach Misenum geschickt wird um seinen verschwundenen Vorgänger zu ersetzen und das Aquädukt zu reparieren, und Ampliatus, einem ehemaligen Sklaven und inzwischen reichsten Bürger Pompejis lernt der Leser schnell die beiden Hauptfiguren des Buches kennen. Attilius wittert hinter dem Verschwinden seines Vorgängers und den Machenschaften des Ampliatus' eine Verschwörung, verliebt sich dummerweise in Ampliatus' Tochter und wird u.a. auch dadurch zu dessen Gegenspieler. Dies alles gemischt mit den Vorboten des Vulkanausbruchs und die Tatsache, dass das Buch lediglich vier Tage umspannt, die letzten vier Tage Pompejis, sind die ersten 200 Seiten den Buches wirklich mitreißend. Dann jedoch lässt die Spannung merklich nach. Die Verschwörung wirkt auf mich nicht ausgereift und durchdacht, manche Szenen sind richtig gehend langweilig und die Liebesgeschichte zwischen Attiliius und Corelia nimmt mich auch nicht gefangen. Das Buch fängt leider wirklich an, vor sich hinzuplätschern. Mit dem tatsächlichen Ausbruch des Vesuvs und den verzweifelten Versuchen der Bevölkerung die eigene Haut zu retten kommt gegen Ende allerdings wieder etwas mehr Schwung in die Geschichte, aber es hätte durchaus noch mehr Schwung sein können. Ich hab mir da irgendwie mehr erwartet.

Ebenso hab ich mir auch mehr von den Figuren erwartet. Die kamen leider bis auf eine Ausnahme gar nicht bei mir an. Attilius und Corelia und ihre Liebesgeschichte fand ich überhaupt nicht überzeugend und schrecklich unspannend. Da war mir der ,,Böse" des Romans doch deutlich lieber, allerdings hatte auch Ampliatus nicht wirklich viel Profil. Wirklich überzeugen konnte mich nur Plinius der Ältere, eine der wenigen historischen Persönlichkeiten des Buches, der leider beim Ausbruch des Vulkans sein Leben lassen musste. Aber er war wirklich sehr faszinierend mit seinem Wissensdrang, seiner Liebe zur Natur und seinem Drang den Ausbruch des Vesuvs aufzuzeichnen, was ihm schließlich gelang, da sein Neffe seine Aufzeichnungen der Nachwelt hinterlassen hat. Schade, dass er sterben musste, aber auch wiederum gut so, dass der Autor da nicht an der Geschichte gedreht hat.

Sehr schade finde ich, dass der Autor in einem Nachwort nicht darauf eingeht, was von ihm erfunden wurde und was historisch belegt ist. Da ich gerade die Information über hist. Wahrheit und Fiktion liebe und ich es gut finde, wenn ich etwas zum Lesen diesbezüglich geliefert bekomme ohne selbst nachforschen zu müssen, hat mir das schon gefehlt. Zum Beispiel hätte mich sehr interessiert ob die Legende des Mannes und der Frau, die den Ausbruch des Vesuvs überlebt haben, indem sie sich unter die Erde gerettet haben und später daraus hervorkrochen, eine reine Erfindung des Autors ist oder ob es diese Legende wirklich gibt. Alles in allem denke ich, dass Robert Harris gut recherchiert und einen ganz netten Roman geschrieben hat, auch wenn er mehr Wert auf seine Figuren hätte legen und die Spannung der ersten 200 Seiten komplett hätte durchhalten können.

Bewertung:
[note3-]

lg
kathrin