[15 Jh.] Das Spiel des Sängers - Andrea Schacht

Begonnen von Annette B., 28. Juli 2010, 20:38:05

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Annette B.


[isbn]3764503483[/isbn]

Zitat von: Amazon.deKurzbeschreibung

Liebe, Mord und Minnesang...

Burg Langel im ausgehenden Mittelalter. Seit dem gewaltsamen Tod des Burgherrn Eberhard ist die Lehensnachfolge ungeklärt. Ritter Ulrich von der Arken will die Burg nun neu vergeben. Eine erlauchte Gesellschaft findet sich ein; ein jeder der Gäste erhebt Anspruch auf das Lehen. Bis man sich einig wird, soll Minnesänger Hardo Lautenschläger des Abends mit seinen Künsten für Unterhaltung sorgen. Niemand ahnt, welches Geheimnis Hardo mit Burg Langel verbindet – und mit der holden, aber spitzzüngigen Engelin van Dyke, die an Hardos abendlichen Gesängen so gar keinen Gefallen zu finden scheint ...

Meine Meinung:

Dies ist ein Buch, welches mich verzaubert hat durch wunderschöne Minne Texte alter Meister und einem sensationellen Erzählstil.
Frau Schacht erzählt hier eine Geschichte wie sie durchaus mal stattgefunden habe könnte.

Man ist als Leser immer wieder bereit die amerikanischen Geschichten – vom Tellerwäscher zum Millionär – in immer anderen Versionen zu lesen. Dies ist die mittelalterliche Version einer solchen Geschichte.
Vom verachteten Tropf zum erfolgreichen Mann.

Die Autorin hat die Verse der alten Meister sehr schön in die Handlung eingefügt, so dass sich durch die Verse immer auch ein Bezug zur Handlung ergibt. Zudem hat sie die Geschichte aus mehreren, wechselnden Perspektiven erzählt. Das alleine verleiht dem Buch schon einen besonderen Reiz beim lesen, aber es gibt auch noch andere Pluspunkte, die dieses Buch für mich so Zauberhaft gemacht haben.
Da sind die verschiedenen Charakter der Protagonisten, die Frau Schacht hier sehr facettenreich und einfühlsam beschreibt. Obendrein gibt es nicht nur ältere Protagonisten auf der Burg, sondern auch sehr pfiffige und humorvolle Jugendliche. Gerade diese jugendlichen Hauptdarsteller geben der Handlung durch Wortwitz und Situationskomik eine unverwechselbare Würze. Obendrein schafft es die Autorin durch sehr lebendige und frische Dialoge ihren jugendlichen Protagonisten einen ganz besonderen Charme zu verleihen.
Der Kriminalfall in diesem Buch gestaltet sich etwas verzwickt und die Ermittlungsmethoden waren im Mittelalter sehr begrenzt. So kommt es, dass die Übeltäter lange im Verborgenen bleiben und erst durch die geschickte Erzählweise des Sängers aus der Reserve gelockt werden.
Die angespannte Stimmung und die Atmosphäre während der Ermittlungen, hat Frau Schacht sehr schön beschrieben. Die Spannung steigt mit jedem Kapitel weiter an.
Natürlich gibt es auch eine bitter süße Liebesgeschichte, die durch die Minne-Texte noch zusätzlich an Reiz gewinnt.
Und so wie ich es bei den Büchern dieser Autorin gewohnt bin, habe ich auch bei diesem Buch mehrfach laut lachen müssen beim lesen.
Man kann bei dem Kriminalfall wunderbar mit raten und wenn man über die Geschichte mal genauer nachdenkt, dann versteht man auch welche menschlichen Schwächen in dieser Handlung beschrieben werden. Vor allem sieht man aber auch welche Folgen diese Schwächen haben können.

Geschickt gibt die Autorin der Handlung immer wieder neue und überraschende Wendungen. Und genau das macht dieses Buch zu einer spannenden und sehr unterhaltsamen Lektüre. Die Tatsache, dass Frau Schacht in diesem Buch die Grausamkeiten der damaligen Zeit mit in die Handlung einfließen lässt, ohne sie lange und präzise zu beschreiben, hat mich auch sehr gefreut.

Natürlich kann man Vergleiche zu Agatha Christi oder auch zu dem >Spielmann von Ingrid Ganß< ziehen! Aber wenn man genau hinschaut so erkennt man sehr genau, dass die Grundidee zu diesem Buch eine ganz andere ist. 
Ich denke die Grundidee zu diesem Buch war, eine Geschichte zu erzählen in der die Texte der großen alten Dichter wieder lebendig werden und in neuem Glanz erstrahlen.
Das Personenregister am Ende des Buches und auch das ausführliche Nachwort runden dieses Werk wunderbar ab.
Ich habe mich mit diesem Buch sehr wohl gefühlt und darum kann ich es wärmstens empfehlen.

[note1]


Liebe Grüße Annette

nirak

Meine Meinung

Andrea Schacht gehört für mich zu den Autoren, an denen ich nicht vorbeigehen kann. Ihre historischen Romane sind immer in einem leicht zu lesenden Stil geschrieben, die zu aufregenden Lesestunden einladen. So auch Das Spiel des Sängers.

Die Autorin schickt uns auf eine Reise ins Mittelalter, das durch ihre Art der Darstellung zu einer bunten, farbenprächtigen und heiteren Zeit wird.  Zum einen schildert uns Hardo Lautenschläger selbst seine Eindrücke und Gefühle auf der Burg Langel. Er erzählt uns so ganz nebenbei, in kleinen Dosen verpackt Abend für Abend, seine Lebensgeschichte, die gleichzeitig auch die Geschichte der meisten anwesenden Personen auf der abgeriegelten Burg ist. So erschließt sich im Laufe der Geschichte, die Zusammenhänge und Verbindungen der einzelnen Lehnsanwerter, und man erfährt immer wieder überraschende Details.
Er hat mich mit seiner Laute und seiner Geschichte mehrere Abende lang sehr gut unterhalten.
Die Autorin hat hier wunderbar Liedgut aus dem Mittelalter mit eingebaut.  So das ich Hardo wirklich singen und spielen hören konnte.
Glaubte ich mich jedoch zunächst in einem einfachen historischen Roman, stellte ich sehr schnell fest, dass es sich hier, so ganz nebenbei, um einen Krimi alla Agatha Christie handelte. Was mich sehr begeistert hat. So versuchen einige der Protagonisten gemeinsam, den mysteriösen Tod des Burgvogts aufzuklären.

Immer wieder wechselt  die Autorin zwischendurch zu den anderen Charakteren des Romans, und ich konnte wunderbar teilhaben an deren Sicht der Dinge und ihren Spekulationen was den Mord und die diversen Anschläge auf den Minnesänger betrifft. Was mir außerordentlich gut gefallen hat. Ich hatte von Anfang an eine Verbindung zu den Protagonisten und fühlte mich mitten unter ihnen. Natürlich durfte auch die Liebe nicht zu kurz kommen und so durften wir teilhaben an dem Werben und Necken Hardos zu seiner Liebsten und an so manch anderer Verbindung. Keine der Aufgeführten Personen hätte ich missen mögen.
Wobei Hardo Lautenschläger und seine Liebste sich in mein Leseherz gesungen hat.
Ich hatte einige wirklich heitere Lesestunden.

Am Ende befindet sich ein umfangreiches Namensregister, welches hilft sich unter den Burgbewohnern zu recht zu finden. Sowie  ein kleines Nachwort, wo uns Andrea Schacht noch einmal wissen lässt was Wahrheit und was Fiktion ist. Was mir immer gut gefällt. Ich mag es, am Ende auch zu erfahren, ob es gewisse Orte oder Personen tatsächlich gegeben hat.
Das Spiel Des Sängers kann ich nur jedem Empfehlen der spannende und heitere Lektüre mag.

Meine Bewertung: [note1]

Kathrin

Meine Meinung:

Andrea Schacht gehört für mich zu den Autorinnen, die mich bislang noch nie enttäuscht haben. Selbst wenn ich mit ihrem neuen Roman ,,Das Spiel des Sängers" zunächst meine Startschwierigkeiten hatte, so hat es mich letztendlich doch wieder auf voller Linie überzeugt.

Meine Anfangsschwierigkeiten führe ich zunächst einmal auf eine generelle geringe Lesemotivation zurück, weshalb ich gerade auf dieses Buch sehr gebaut habe, hat mich Andrea Schacht doch bislang immer aus einer Leseflaute rausholen können. Dennoch war ich anfangs sehr verwirrt, ich hatte Probleme mit der Ich-Form in den Passagen, die aus Sicht des Minnesängers Hardo erzählt werden sowie mit den vielen unterschiedlichen Charakteren des Romans, die sich erst ungewöhnlich spät richtig entwickelt haben, so dass ich sie mir merken konnte und mich nicht ständig selber fragen musste ,,Wer war das gleich noch einmal?". Doch mein Gefühl zum Buch ändert sich mit dem Tod des Burgvogtes Siegmund. Schnell wird klar, dass da mehr dahinter steckt und auch Hardo mehr als nur den einen Grund – die Unterhaltung der Burgbewohner und Gäste mit seiner Kunst - hat auf Burg Langel zu sein. Dass er zusätzlich so gut wie jeden der Burgbewohner und –besucher aus der Vergangenheit her kennt und das ein oder andere pikante Geheimnis über sie weiß und dies versteckt über seine allabendliche Unterhaltung bekannt macht, gibt dem Buch seine besondere Würze und lässt mir den Minnesänger schnell ans Herz wachsen. Ein wirklich tolles und gelungenes Spiel, das der Sänger da mit den anderen Romanfiguren spielt.

Aber auch die zuckersüße Liebesgeschichte zwischen Hardo und dem ,,kleinen Widerborst" hat mir äußerst gut gefallen. Es ist ein absoluter Genuß Hardo dabei zuzusehen, wie er seine Angebetete immer wieder neckt und herausfordert und sie immer wieder voll drauf einsteigt. Wie schön war da das Gespräch zwischen ihr und ihrer Freundin über die ach so gemeine Männerwelt. Zu der Unterhaltung hätte ich meinen Senf gut beitragen können. Es ist einfach wunderbar die Figuren zu beobachten und über sich lachen bzw. sich über sie freuen zu können. Wobei das Lachen nicht böse gemeint ist, sondern absolut positiv, weil mich so wunderbare Szenen, wie Andrea Schacht sie schildert, herrlich aus dem Alltagstrott herausreißen und man ganz anders in den Tag startet, wenn man morgens im Zug schon lachen konnte.

Neben den Hauptcharakteren des Romans sind mir hier auch die Nebenfiguren wieder sehr ans Herz gewachsen, vor allem Ida, die Frau des Burgvogtes, die sich wunderbar um alles und jeden – auch den Burgkater – kümmert und natürlich das Gespann um Ismael und Dietrich. Gerade Ismael  - schon alleine den Namen finde ich traumhaft schön – ist auf Anhieb bei mir angekommen. Er und Hardo bilden mit ihren unterschiedlichen Herangehensweisen ein super Gespann. So unterschiedlich sie in ihrem Charakter sind und so unterschiedlich auch ihre Ermittlungsmethoden, so arbeiten sie doch Hand in Hand und ich hätte ja nichts dagegen, wenn sie ggf. in Zukunft noch in weiteren Fällen ermitteln würden.

Mit ihrem wunderbaren Figuren, einem spannenden Mordfall und der geschickten Verwebung aller Erzählstränge ist Andrea Schacht wiederum ein wunderbar farbenfroher historischer Roman gelungen, der wie immer Lust auf mehr Lesestoff der Autorin macht.

Bewertung:
[note2+]

lg
kathrin
Rock the Night!