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Storica => Rezensionen => Thema gestartet von: Lannie in 22. März 2007, 17:57:16

Titel: Die Rose von England - Anne Easter Smith
Beitrag von: Lannie in 22. März 2007, 17:57:16
(http://www.buchcouch.de/ich/cover/rose_von_england.jpg)   Verlag: Der Club
Seiten: 864
Ausgabe: Hardcover
ET: 2006
Preis: € 19,95

Taschenbuch von blanvalet:

[isbn]3442366852[/isbn]

Inhaltsangabe

England, 15. Jahrhundert.

Mit dem romantischen Richard, Herzog von Gloucester, lernt Kate endlich ihre große Liebe kennen. Er ist ihr Seelenverwandter und auch Kate von Herzen zugetan. Doch dann wird Richard zum König von England gekrönt - Kate, die aus bäuerlichen Verhältnissen stammt, wird ihn niemals heiraten können. Dennoch schwören sie sich ewige Treue, ohne zu ahnen, welche Prüfungen ihnen noch auferlegt werden ... Lernen Sie einen der angeblich schlimmsten Bösewichte der englischen Geschichte durch die Augen einer faszinierenden Frau kennen - der Frau, die die Mutter seiner unehelichen Kinder war und die ihn so liebte wie er wirklich war...

Meine Rezension

Die Kurzbeschreibung verspricht eine wunderbar romantische Liebesgeschichte mit einem spannenden historischen Hintergrund. Leider konnte der Roman meine hohen Erwartungen nicht einmal ansatzweise gerecht werden.

Das Buch beginnt sehr vielversprechend. Die ersten 200 Seiten, die sich mit Kates Kindheit und Jugend befassen, haben mich neugierig auf die erwachsene Kate und ihr Schicksal gemacht, schien sie doch eine sehr interessante Figur zu werden. Als Kind ist sie wirklich sehr facettenreich dargestellt und es scheint als stecke in ihr sehr viel Potential.
Allerdings wurde ich im weiteren Verlauf der Geschichte sehr von der Figur Kates enttäuscht. Obwohl sie sehr gute Anlagen hatte, wurde sie als junge Frau von Jahr zu Jahr farbloser, dümmlicher und widersprüchlicher. Sie entfernte sich, je älter sie wurde, immer weiter von mir, ich verstand sie nicht und baute auch keine Nähe zu ihr auf.
Leider erging mir das nicht nur mit der Hauptfigur so, sondern auch mit den meisten anderen Charakteren, die hier auftauchen. Richard III. konnte gar nichts in mir wach rufen, genauso wenig wie die Liebesgeschichte zwischen ihm und Kate. Alles war irgendwie rein auf Begierde ausgelegt, was die Autorin scheinbar mit Liebe verwechselt hat. Denn von tiefen Gefühlen und Emotionen war nichts zu spüren. Die Liebelei zwischen den beiden empfand ich am ehesten noch als schlechten Nackenbeißer.
Einige Nebenfiguren allerdings, schafften es, in mir tiefe Emotionen wach zu rufen, aber leider gelang auch das nur höchst selten.
Anne Easter Smith hätte eindeutig mehr Wert auf die Ausgestaltung ihrer Personen legen sollen, denn allzu oft bedient sie sich der Schwarz-Weiß-Malerei, vergisst ihren Figuren etwas Besonderes zu verleihen und hat sie allgemein einfach zu flach und voraussehbar gestaltet.

Insgesamt habe ich die Geschichte kein bisschen gelebt, so wie ich es sonst tue, sondern habe sie die meiste Zeit ganz nüchtern von außen betrachtet und empfand sie nicht sonderlich aufregend, außergewöhnlich und spannend. Im Gegenteil, ich empfand den Roman als unausgegoren, oberflächlich und emotionslos.
Die historischen Hintergründe wurden immer nur vage angerissen, leider zu vage, denn als Nichtkenner der Rosenkriege war man mehr verwirrt, als das man nun die Zusammenhänge verstanden hätte.
Auch ist die Geschichte an sich viel zu voraussehbar, teilweise konstruiert und auch manches Mal einfach ohne Sinn. Da werden Handlungsstränge begonnen, um dann in Vergessenheit zu geraten, und Ereignisse werden im Verlauf der Handlung so zurecht gebogen, dass sie für die weitere Geschichte passen, obwohl sie zu einem früheren Zeitpunkt ganz anders ausgesehen haben.
Anne Easter Smiths Angewohnheit, vieles als Erinnerungen zu erzählen, war stellenweise sehr verwirrend und störte die eigentliche Handlung sehr, da sie ihren Zusammenhang verlor.
Viele Logik- und Sinnfehler haben sich eingeschlichen, über die man nicht einfach so hinwegsehen konnte, da sie sich häuften und mich irgendwann wirklich aufregten.
Oft hatte ich das Gefühl, noch eine Rohfassung in den Händen zu halten.

Auch sprachlich bin ich stellenweise enttäuscht von dem Buch. Weitgehend hat sich die Autorin bemüht, die Sprache ihrer Figuren der Zeit entsprechend anzupassen, aber leider findet sich ab und an die Umgangsprache unserer Zeit wieder.
Hier kann ich allerdings nicht beurteilen, ob es tatsächlich Anne Easter Smiths Fehler sind oder die der Übersetzerin, Elfriede Peschel.

Leider können die historischen Anmerkungen, der Stammbaum und das Personenregister nicht für den schlechten Roman entschädigen.
Die historischen Anmerkungen der Autorin sind genauso oberflächlich wie das Buch, der Stammbaum nur hilfreich, wenn man sich mit den Verwandtschaftsverhältnissen der Lancasters und Yorks schon auskennt, da er nur eine Auflistung der Namen in Absatzform ist und das Personenregister ist mir persönlich ein wenig zu durcheinander und unvollständig.

Neben dem verhältnismäßig starken Beginn des Romans bleibt als positiver Aspekt noch der schnelle Lesefluss zu erwähnen. Das Buch lässt sich bis auf ein paar Stolpersteine von Zeit zu Zeit sehr zügig lesen und wenn man das Buch nur oberflächlich liest, fallen einem vielleicht auch nicht ganz so viele Macken auf.
Auch haben die letzten 100 Seiten den Gesamteindruck ein wenig aufgebessert, so kann man hier endlich stellenweise mit Kate mitfühlen und bekommt zumindest gelegentlich das Gefühl, dass Anne Easter Smith doch ein Gespür für Stimmungen und Emotionen hat.

Abschließend kann ich das Buch nicht weiterempfehlen, zumindest dann nicht, wenn man einen in sich schlüssigen, logischen historischen Liebesroman erwartet, der einen absolut fesselt.
Stellt man sich darauf ein, dass der historische Hintergrund absolut nebensächlich und die Story sehr oberflächlich sind, und die Liebesgeschichte auf Leidenschaft und nicht auf Liebe ausgerichtet ist, wird man mit dem Buch zufrieden sein, solange man auf das Taschenbuch gewartet hat. Die Investition von fast 20 Euro für die gebundene Ausgabe lohnt sich bei diesem Buch einfach nicht!

Meine Bewertung

Note: 4-

[note4-]
Titel: Re: Die Rose von England - Anne Easter Smith
Beitrag von: Kathrin in 25. März 2007, 19:04:02
Stimme in meiner Rezi vollkommen mit Lannie überein, wen wundert's nach der Leserunde  :-)

Vielleicht sollte ich zu Beginn erst einmal zu dem Punkt kommen, warum ich das Buch überhaupt gekauft habe und lesen wollte. Tja, es war ein Tip vom Club und ich muss wirklich sagen, dass mich das wunderschöne Cover sehr sehr angesprochen hat. Als ich dann gesehen hab, dass es zur Zeit der Rosenkriege in England spielt und mal die York-Seite beleuchtet und nicht die Lancaster-Seite, wie die Bücher von Rebecca Gablé hab ich mir das Buch direkt bestellt und mich drauf gefreut. Zugegebenermaßen war ich auch über freudig erregt, als ich gesehen hab, wie dick das Buch ist: 850 prall gefüllte Seiten historisches Lesevergnügen warteten auf mich...dachte ich!

Zugegeben, ja, ich habe etwas anderes erwartet und meine Erwartungen wurden enttäuscht! Ich hatte mich auf einen spannenden historischen Roman mit Liebesgeschichte gefreut und haben in meinen Augen grottenschlechte LiRo bekommen. Grundsätzlich bin ich aktuell zwar weder LiRo- noch Nackenbeißer-Leser, aber auch ich kenne diese Phase und kann sagen, dass jeder Nackenbeißer mit einem sich auf allen zwei Seiten fetzenden Liebespaar mit anschließender Versöhnung im Bett von Jude Devereaux oder Joanna Lindsay deutlich besser und glaubwürdiger war als dieses Buch. Okay, aus dem Nachwort der Autorin geht sinngemäß hervor, dass sie sich bewusst dazu entschieden hat, keine Geschichtsstunde aus ihrem Roman zu machen, was ihr gutes Recht ist. Nur leider hat mir die Art und Weise, wie sie die geschichtlichen Ereignisse möglichst knapp einfügt, überhaupt nicht gefallen. Die Rosenkriege sind verwirrend, ja, und dass jeder zweite Mann Richard oder Edward heißt und jede zweite Frau Mathilde, Anne oder Katherine, trägt zur Verwirrung bei. Damit kann ich leben. Trotzdem nimmt sich die Autorin meiner Meinung nach zu wenig Zeit für die Historie, die entsprechenden Passagen sind zu selten, zu kurz und viel zu verwirrend geschrieben, als ob die Autorin selbst nicht verstanden hätte, was sie da schreibt. Mir ging es so, dass ich diese Passagen öfter nachlesen musste um zu verstehen, was mir die Autorin überhaupt erzählen will. Tja, und dass sie nun mal mehr Wert auf die Liebesgeschichte zwischen Kate und Richard legt ist auch ihre Entscheidung, die ich grundsätzlich nicht bekritteln will. Allerdings stößt mir die Art und Weise doch sehr auf! Denn die Liebesgeschichte ist einfach nur platt, unglaubwürdig und zeitweise lachhaft. Zum einen liegt das an der super kitschigen, schmalzigen, sülzigen Sprache, in der Kate und Richard sich unterhalten, dass mich Szenen mit den beiden einfach tierisch angebiedert haben. Zum anderen liegt es aber halt auch leider an der Darstellung der Charaktere, allen voran Kate. Ich komme mit Kate einfach nicht klar, ich mag sie nicht! Sie ist auf der einen Seite naiv und dumm, dann wieder total eigennützig und herzlos und zusammen mit ihrem Herzliebsten schleimt sie sich um den Verstand.

Leider muss ich auch die Darstellung der anderen Charaktere kritisieren, sie sind einfach unglaubwürdig und total platt gezeichnet. Bei keinem einzigen hat sich das berühmte Kribbeln im Bauch eingestellt, die Figuren sind farblos, uninteressant und langweilig. Hinzu kommt, dass die Autorin extreme Schwarz-Weiß-Malerei betreibt. Direkt mit den ersten zwei Sätzen, die wir über die jeweilige Person lesen, weiß man, ob gut oder böse. Nein, den Figuren fehlt einfach die nötige Tiefe um interessant oder fesselnd zu sein. Das sieht man zum Beispiel auch an der Art und Weise der Trauerbewältigung eines geliebten Menschen und wie schnell da drüber hinweggegangen wird.

Ebenfalls zum Thema platte Charaktere ist noch zu ergänzen, dass die Autorin einfach zu viele Personen in ihrem Roman auftauchen lässt. Manche tauchen nur für eine kurze Szene auf und verschwinden dann auf Nimmerwiedersehen und man verliert einfach den Überblick, weil sie sich durch die fehlende Tiefe einfach auch sehr ähnlich sind und teilweise miteinander verschmelzen. Ich denke man hätte dann die eine oder Person auch tatsächlich miteinander verschmelzen und sich die ein oder andere Person sparen können. Die Autorin scheint selbst manchmal den Überblick verloren zu haben, da ein paar falsche Personenzuordnungen aufgefallen sind. Hier hilft auch leider nicht das Personenregister weiter, denn dieses wirkt ein bissl unglücklich, wenn z.B. im Text immer nur von Jack Howard die Rede ist, das Personenregister aber einen John Howard aufweist und keinen Jack. Es hat ein wenig gedauert, bis mir klar war, dass Jack und John ein und dieselbe Person ist.

In diesem Zusammenhang muss dringend der katastrophale Stammbaum erwähnt werden, der dem verwöhnten Leser den Magen umdreht. Sorry, aber der Stammbaum ist eine Frechheit! Das ist kein Stammbaum, das ist ein Auflistung aller Lancasters und Yorks seit Edward III und das nicht nach jeweiligem Familien-Stamm der Söhne Edwards III aufgegliedert, sondern nach Generationen, man weiß also bei der Liste nicht wirklich zu wem der jeweils genannte jetzt wirklich hingehört, wie er mit wem verwandt ist usw.

Ebenfalls negativ aufgefallen sind mir gewissen Unlogiken und Widersprüche in die sich die Autorin verstrickt. Eine schwangere Frau behauptet sie sei noch ganz am Anfang ihrer Schwangerschaft, zwei Monate später werden wir Zeuge einer ganz normalen Geburt, ohne irgendwelche Anzeichen, dass das Kind zu früh gekommen sein könnte. Auch wirken manche Passagen extrem konstruiert und ließen mich den Sinn nicht erkennen. Ich hatte das Gefühl, also wollte die Autorin auf ihre tollen Rechercheergebnisse im Text hinweisen und diese unbedingt im Buch unterbringen wollte. Auch die ständigen Wiederholungen und Betonungen von diversen Begriffen, Dingen, Ereignissen (Loyalität, Geburten, Kates umwerfende Schönheit ...) nerven ungemein!

Hauptkritikpunkt für mich ist jedoch die Sprache, die absolut nicht zum einer Geschichte passt, die im 15. Jahrhundert spielt. Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort, dass die Sprache dieser Zeit für unsere Ohren viel zu gestelzt sei, sie sich aber mich tapfer bemüht habe, den Charakteren keine anachronistischen Worte in den Mund zu legen. Dies führte zu einer gewissen Förmlichkeit, die den Leser, wie sie hoffe, in eine nicht vertraute Zeit zurückversetzen wird, ohne seinem Verständnis und seinem Lesegenuss abträglich zu sein. Sorry, aber wenn die Autorin wirklich denkt, dass das förmlich ist, dann sollte sie wohl lieber nicht wissen, was daraus in der deutschen Übersetzung geworden ist. Da kann ich leider nur noch mit dem Kopf schütteln. Ich meine, von mir aus soll Kate ein wenig Esprit haben, aber die Sprache passt einfach nicht. Begriffe/ Sätze/ Worte wie ,,stinklangweilig", ,,Krebs" (die Bezeichnung der Krankheit als ,,Krebs", nicht die Krankheit als solches), ,,ganz schlimm den Arm gebrochen", ,,angaffen" und ,,schrullig" haben in einem historischen Roman meiner Meinung nach nichts verloren. Katastrophe!!!

Leider tragen für mich Sprache, vermehrt auftauchende Rechtschreibfehler, fehlende Worte und die erwähnten Widersprüche und Unachtsamkeiten zu einem negativen Gesamteindruck zu dem Buch bei. Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber da scheinen auch die Lektoren keinen guten Job gemacht zu haben, da hätte einiges auffallen müssen!

Da ich das Buch mehrmals in die Ecke feuern wollte und ich nur durch die Leserunde am Ball geblieben bin, kann meine Bewerte nicht gut ausfallen. Lediglich das erstaunlich positive Ende hat mich noch einen Punkt mehr geben lassen, als ursprünglich geplant.

Bewertung:
[note4-]

lg
kathrin