Stacey Halls - Die Verlorenen

Begonnen von Inge78, 15. März 2021, 10:17:45

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Inge78

ZitatLondon 1754: Die junge Bess Bright, die in bitterer Armut, im Schlamm und Dreck des Londoner Hafens aufgewachsen ist, findet sich von einem Moment zum anderen in einem Alptraum wieder. Vor sechs Jahren musste sie ihre gerade zur Welt gekommene Tochter Clara ins Waisenhaus geben, außerstande, sie zu ernähren. Jetzt, da sie Clara endlich zu sich holen kann, sagt man Bess, dass ihre Tochter schon längst abgeholt wurde. Aber von wem? Im Kampf um Clara muss Bess die gesellschaftlichen Schranken ihrer Zeit überwinden ... um durch Stärke und Liebe schließlich zu sich selbst zu finden.


Bess muss ihr neugeborenes Kind im Kinderheim abgeben, da sie nicht in der Lage ist, für sich und ihre Tochter zu sorgen. Jahreslang spart sie, im ihre Tochter wieder zu sich zu holen. Als sie nach 6 Jahren ins Heim zurückkehrt, erfährt sie, dass ihre Tochter bereits abgeholt wurde, angeblich von ihr, ihrer Mutter. Doch wo ist die kleine Clara?


Das Buch hat mich bereits auf den ersten Seiten in seinen Bann gezogen. Die Umstände, in denen Bess mit ihrer Familie lebt, die Straßen Londons Mitte des 18. Jahrhunderts, die erschreckende Situation im Kinderheim, all dies ist sehr bedrückend, lebendig und bildhaft beschrieben. Das Geheimnis rund um Claras Veschwinden ist mysteriös, dürfen doch nur die Mütter ihre Kinder abholen, sie hinterlegen dafür extra ein Art Pfand um die Kinder richtig identifizieren zu können. Zusammen mit Bess folgen wir Claras Spur.
Irgendwann wendet sich die Geschichte, wir lernen eine neue Protagonistin kennen, Alexandra, die in selbstgewählter Einsamkeit und Abgeschiedenheit lebt. Alexandra konnte ich spontan nicht leiden, ich kann ihre Handlungen und Beweggründe nicht nachvollziehen, auch wenn vieles im Laufe des Buches erklärt wird. Aber mit ihrer kalten und spöden Art bin ich nicht warm geworden. Irgendwann im Laufe des Abschnittes hat das Buch mich so ein wenig verloren, plätscherte dahin. Irgendwann nimmt die Geschichte wieder Fahrt auf, wird zum Pageturner, konnte mich aber nicht mehr überraschen. Auch die Wandlungen einiger Personen am Ende fand ich unrealistisch, so dass mein Urteil doch recht durchwachsen ist.
Alles in Allem sehr atmospärisch, sehr detailliert und realistisch. Aber auch etwas zu sehr auf die Tränendrüse drückend.

Wunderschön ist das Cover und auch die Umschlaginnenseiten. Absolut passend auch zur Story.

Ein Buch für Fans von dramatischen Entwicklungen und historischen Romanen mit Happy End

3,5 von 5 Sterne

[note2-]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Danke für Deine Rezi, jetzt überlege ich doch nochmal, ob ich es lesen will. Aber es sieht so schön aus  :dong:
Rock the Night!

Inge78

Es ist in live noch viel hübscher :schmacht:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

nirak

Wenn deine Ängste dein Leben beherrschen

Bess Bright verdient sich ihren Lebensunterhalt als Krabbenverkäuferin. Im London des Jahres 1754 kein leichtes Leben. Sie wird gezwungen, ihre neugeborene Tochter Clara in ein Findelhaus zu geben. Für Bess ist vom ersten Moment an klar, sobald sie genug Geld gespart hat, wird sie ihre Tochter zurückholen. Nach 6 Jahren ist es endlich so weit, doch dann der Schock, das Mädchen wurde bereits abgeholt. Jemand hat Clara geholt und für Bess ist sie unauffindbar. Doch die junge Mutter gibt nicht auf und macht sich auf die Suche nach ihrer Tochter.

Zunächst werden die Lebensumstände von Bess geschildert. Schnell wird klar, sie hat kein einfaches Leben. Der Londoner Stadtteil, den sie ihre Heimat nennt, ist schmutzig und geprägt von Armut. Auch Bess und ihre Familie verdienen zum Leben nicht genug. Aber auch wenn ihr Umfeld nicht das Beste ist, die Liebe zu ihrer Familie bleibt.

Ein zweiter Handlungsstrang erzählt dann von einem Leben auf der anderen Seite Londons. In Wohlstand und Reinlichkeit. Aber schnell wird klar, nur weil die Leute dort Geld haben, sind sie auch nicht glücklicher.

Mir hat dieser Roman von Stacy Halls gut gefallen. Sie hat die Lebensumstände der Menschen treffend beschrieben und gleichzeitig aber auch die Schattenseiten gekonnt in Szene gesetzt.
Die zwei Frauen, die hier um ein kleines Mädchen kämpfen, werden nicht nur gut beschrieben, sondern es gelingt der Autorin, dass man an dem Schicksal der Frauen Anteil nimmt. Zumal der Erzählstil von Halls leicht und locker zu lesen ist. Dadurch, dass sie zwischendurch immer wieder die Handlung aus Sicht der verschiedenen Protagonisten erzählt, hält sie zudem ein gewisses Maß an Spannung. Hinzu kommt, dass die Autorin nicht einfach nur die Leben von Arm und Reich miteinander vergleicht, sondern sie hat herausgearbeitet, dass es auf beiden Seiten mehr gibt als nur die Suche nach dem Geld. Einzig das Ende hat mir nicht ganz so gut gefallen, es war vielleicht ein wenig zu viel des Guten. Allerdings hat der schöne Erzählstil der Autorin dies locker gut gemacht.

Gefallen hat mir hier das schöne Cover. Es nimmt direkten Bezug zur Geschichte und spiegelt den Inhalt wider. Es gibt sogar einen kleinen Stadtplan Londons aus dieser Epoche.

Fazit:

,,Die Verlorenen" ist ein historischer Roman, der wirkt wie mitten aus dem Leben im Jahre 1754. Er erzählt nicht nur das Schicksal von zwei Frauen, sondern auch deren Lebensumstände. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und konnte mit diesen Frauen mitfühlen, mitleiden, hoffen und bangen.

[note2]