LYRA - Christoph Marzi

Begonnen von Kathrin, 03. Januar 2010, 12:50:43

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Kathrin

[isbn]3453526236[/isbn]  
LYRA
Chrisoph Marzi
Fantasy
Seiten: 430
Verlag: Heyne

Kurzbeschreibung:
Nichts läuft mehr richtig im Leben von Danny Darcy, Sänger der Folkband »Dylan's Dogs«. Soozie, seine geliebte Frau, will sich scheiden lassen, und seine Lieder sind chronisch erfolglos. Doch anders als bei vielen verlassenen Männern ist es bei ihm ein Familienfluch. Um ihn aufzuheben, reist Darcy in die Sümpfe Louisianas – und findet eine Welt, in der Wespenkinder, lesende Baumwollspinnen und Sirenen über Leben und Tod entscheiden ...

Meine Meinung:
Mit ,,LYRA" ist nun endlich die von mir lang erwartete Fortsetzung von ,,FABULA" von Christoph Marzi erschienen. Bereits bei der Lektüre von FABULA hatte ich das Gefühl, dass mir die Geschichte von Colins Bruder Danny einen Ticken besser gefallen könnte, da er mich mit seinem dortigen Kurzauftritt als Figur – er ist Musiker -  einfach mehr gereizt hat, als Colin. Allerdings fand ich auch in LYRA den Anfang des Romans etwas zäh. Der Zauber, der bei den Büchern um Emily Laing sofort da war, ließ hier ziemlich lange auf sich warten. Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass der Autor nicht recht in die Pötte kommt, und dabei hat das Buch noch gerade mal 430 Seiten und ist, im Gegensatz zu LYCIDAS und Co. auch noch in einer recht großen Schriftgröße gedruckt. Auch musste ich mich erst wieder in Marzis Stil reinfinden, wobei der eigentliche Marzi-Stil auch erst später einsetzt. Dennoch hatte mich das ständige Hin- und- Hergespringe, die unchronologische Erzählweise doch ziemlich verwirrt.

Nichtsdestotrotz bessert sich das Buch allmählich und reißt mich dann voll in seinen Bann. Ab und an (leider viel zu selten) blitzen wunderbare ,,Marzi-Sätze" auf, die man immer und immer wieder lesen muss, Szenen, die einen wohl niemals wieder so ganz loslassen werden (WOW!) und wie wir es schon von seinen bisherigen Romanen her kennen, lässt Marzi alte Sagen und Mythen und Figuren in seinem Roman eine wichtige Rolle spielen. Gerade die Sirenen fand ich von Anfang an sehr spannend, wenn auch sehr unheimlich und angsteinflößend. Auch ihr Haus, das Maison Rouge ist eine tolle Idee, ein Bauwerk, das man sich zu gerne mal ansehen würde, wenn nur die Bewohnerinnen nicht wären. Zudem gibt es Szenen, in denen der Autor selbst zu einer Sherazade (jemand, der seine Zuhörer in seinen Geschichten, die er erzählt reinziehen kann, so dass die Geschichten irgendwie wahr werdne) wird. Ich hatte zwischenzeitlich pausenlos Gänsehaut und mehrere Schauer sind mir über den Rücken gelaufen. Ich war teilweise total von Dannys Geschichte absorbiert, war mit ihm in New Orleans, wo so unendlich viel Atmosphäre zu spüren war, die Hitze, die Schwüle. Zudem bin ich mir sicher, dass wir dort einen Engel als Straßenmusiker belauschen konnten (You are my sunshine) und dann treffen wir auf Mr. Jones, die Coolness in Person! Das ist ein echter Marzi-Charakter! Der kann sich gleich zu Mr. Fox und Mr. Wolf, Mr. Moon und Anubis dazugesellen, das ist eine Liga! Nur leider ist seine Rolle wie bei den zuvor genannten Figuren viel zu kurz gehalten. Denn, auch wenn ich Danny und seine Frau Sunny, mit der ich wirklich heftig mitgelitten habe, sehr sehr mag, so finde ich die Figuren in FABULA und auch hier in LYRA weitaus weniger lebendig als in LYCIDAS und Co.

Ich frage mich, ob das ggf. an der Länge der Bücher liegen könnte. In LYCIDAS und Co. hatte Christoph Marzi die doppelte Seitenzahl zur Verfügung und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sowohl die Figuren als auch der Zauber der Geschichte an sich und der darin eingewobenen Mythen, Sagen und Sagengestalten unter der Kürze der Geschichte zu leiden haben. Da war mir der Autor oftmals einfach nicht ausführlich genug, das wirkte fast schon ein wenig lieblos. Und dabei sind die Ideen und Figuren toll, nur einfach nicht voll auserzählt.

Dennoch war gerade auch das Ende noch mal eine Achterbahn der Gefühle für mich, vor allem was die werte Calpyso angeht, wo ich zuerst nicht wusste warum sie Danny hilft und bei der ich ständig zwischen gut und böse hin und her geschwankt bin. Ich wusste einfach nicht ob ich ihr vertrauen kann oder nicht. Aber was Christoph Marzi aus Calypso gemacht hat, fand ich großartig!

Sehr spannend fand ich das Nachwort. Zum einen finde ich es schön, dass Christoph Marzi Dannys Songtexte als Anhang mitgeliefert hat, von denen übrigens einige tatsächlich vertont wurden (allerdings hab ich sie nirgends finden können), Zum anderen glaube ich aus dem Nachwort herausgelesen zu haben, dass wir noch einen weiteren Roman mit den Darcys erwarten dürfen. Der Hinweis mit dem jungen Mädchen, namens Helen, das die Musik der 60er Jahre für sich entdeckt, lässt mich auf einen Roman über Colins und Dannys Mutter Helen hoffen, was mit Sicherheit sehr spannend wäre. Sollte es dazu kommen, werde ich FABULA und LYRA definitiv noch einem lesen, in der Hoffnung, dass Helens Geschichte wieder im Herbst/ Winter erscheint, denn wenn eines sicher ist, dann, dass Marzis Bücher Herbst/ Winter-Schmöker sind, wenn man es sich drinnen mit heißem Tee, Gebäck, eingekuschelt in eine Decke gemütlich machen kann, während es draußen ungemütlich und nass-kalt ist.

Bewertung:
[note2+]

lg
kathrin
Rock the Night!