Von Ratlosen und Löwenherzen - Rebecca Gablé

Begonnen von Lannie, 21. Oktober 2008, 12:14:51

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Lannie

[isbn]978-3-431-03755-5[/isbn]  Verlag: Ehrenwirth
ISBN: 978-3-431-03755-5
Seiten: 237
Ausgabe: Hardcover
ET: 08.2008
Preis: € 19,95

Inhaltsangabe

Schluss mit dem Mythos über die düstere Zeit willkürlicher Kriege, blutrünstiger Hexenverfolgungen und hygienischer Katastrophen - her mit dem Mittelalter, wie es auch war. In ihrem ersten Sachbuch erzählt uns die Bestsellerautorin Rebecca Gablé die Geschichte des englischen Mittelalters neu: kompetent und informativ, herrlich farbenprächtig und mitreißend wie ein Roman - und immer mit einem Schmunzeln. Lesen Sie, wie die Wikinger in Ermangelung anderer Hobbys England eroberten - unabsichtlich unterstützt vom englischen König Æthelred, dessen Ruf seitdem ruiniert ist. Erleben Sie mit, wie Jahrhunderte später Eleanor von Aquitanien die Bühne betritt, eine der "unterhaltsamsten und wunderbarsten Skandalnudeln, die je auf Englands Thron gesessen haben". Und erfahren Sie, warum Thomas Becket, Sohn eines Einwanderers, der es zum steinreichen Immobilienspekulanten gebracht hatte, unter der erlesenen Garderobe stets ein Gewand aus kratzigem Ziegenhaar trug...

Meine Meinung

Ich bin ein eingefleischter Rebecca Gablé-Fan und kann von ihren historischen Romanen nicht genug bekommen. Klar, dass ich das ein oder andere Buch bereits mehrmals gelesen habe und klar, dass ich auch an diesem unterhaltsamen Sachbuch nicht vorbei gehen konnte.

Ich habe ,,Von Ratlosen und Löwenherzen" mit gemischten Gefühlen gelesen. Einerseits konnte ich mich ab und an über die lockere Sprache amüsieren, aber andererseits hat diese gar nichts mit Rebecca Gablés sonstigem Schreibstil gemein und viel zu oft ist sie mir deutlich zu flapsig, so als müsse man die Geschichte belächeln, sie nicht wirklich ernst nehmen. Daran habe ich mich sehr gestört. Denn auch wenn die Ereignisse Jahrhunderte her sind, es haben ,,wirkliche" Menschen gelebt, wurden umgebracht, geblendet und überfallen. Kriege, Willkür und Gräuel so lapidar darzustellen empfand ich als absolut unpassend. Auch hat mir die Autorin zu oft ihre ganz persönliche Meinung mit eingebracht. Sicherlich ist es fast unmöglich, einen König in zwei Sätzen so objektiv zu charakterisieren, dass man sich als Leser selbst ein deutliches Bild machen kann, aber dennoch haben subjektive Beschreibungen einen schalen Nachgeschmack. Hin und wieder fühlte ich mich dadurch doch ein wenig bevormundet, bekam ich das Gefühl, das mir eigenständiges Denken nicht zugetraut wird. Zwischendurch normalisieren sich die Sprache und auch die persönliche Wertigkeit der Autorin immer mal wieder. Über lange Strecken wird der Stil nahezu ernsthaft und die Erzählung objektiv; ich hätte mir gewünscht, dass sich Ernsthaftigkeit und Objektivität durch das gesamte Buch gezogen hätten, auch wenn das Buch dadurch länger geraten wäre.

Die vereinfachte Darstellung der historischen Ereignisse ist gut nachvollziehbar und verständlich, auch wenn sie mir immer deutlich zu kurz war. 237 Seiten für 1000 Jahre englischer Geschichte reichen einfach nicht aus und daher kommt bei mir leider ein Beigeschmack von Oberflächlichkeit auf. Das meiste in diesem Buch war mir bekannt, nur einige Kleinigkeiten waren für mich neu bzw. so gut zusammen gefasst, dass ich bestimmte politische Prozesse endlich verstanden habe. Schön fand ich die Anekdoten, die Rebecca Gablé hat einfließen lassen, z. B. wie das englische Wort für Spanner entstanden sein soll. Leider gab es von ihnen deutlich zu wenige. Mehr davon hätten das Buch sicherlich bereichert und ihm noch etwas besonderes verliehen. Um einem englische Geschichte näher zu bringe, eignet sich das Buch leider nicht. Dafür ist die Geschichte Englands  eindeutig zu kurz, oberflächlich und leider auch zu subjektiv geschildert. Als Appetithappen lasse ich das Buch gelten, denn ich kann mir gut vorstellen, dass man durch dieses Buch richtig Lust bekommt, mehr über die englische Geschichte zu erfahren. Auch für Schüler mag es sich eignen, um überhaupt Interesse an Geschichte zu wecken, zu zeigen, das Geschichte abenteuerlich und interessant ist und keineswegs nur langweilig. Nun, es ist wie es ist und daher leider nicht annähernd so gut wie die historischen Romane Rebecca Gablés. In denen habe ich deutlich mehr ,,gelernt" und erfahren als in diesem ,,Sachbuch".

Für eingefleischte Rebecca Gablé-Fans ist das Buch zwar nicht zwingend empfehlenswert, aber auch kein Fehlkauf. Ich denke, ich werde es durchaus nochmal aus dem Regal ziehen, um mal eine Passage nachzulesen, denn um einen groben Überblick zu bekommen, eignet sich das Buch zumindest. Allerdings kann man getrost auf eine Taschenbuchausgabe warten, denn der doch recht hohe Preis ist für diese dünne gebundene Ausgabe meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Zwar hat sich der Verlag bemüht, mit Lesebändchen, (sehr vereinfachtem) Stammbaum der Könige im Schutzumschlag, zwei Karten, Zeittafel und einer Übersicht der englischen Könige, sowie einigen Abbildungen, das Buch aufzuwerten, aber um mich persönlich dahin gehend zufrieden zu stellen, hätten zumindest die Abbildungen farbig, der Stammbaum ausführlicher (also auch mit Nebenlinien versehen) und die Übersicht der Könige plausibler und ausführlicher sein müssen.
Lesern, die noch nichts von Rebecca Gablé gelesen haben, möchte ich dringend davon abraten, ,,Von Ratlosen und Löwenherzen" als Einstieg zu nutzen. Ihre Romane sind großartig, ihr Sachbuch leider nicht. Daher freue ich mich umso mehr, dass voraussichtlich im Herbst 2009 ihr neuer historischer Roman erscheinen wird.

Meine Bewertung

[note4+]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Annette B.

Halleluja.....  :umfall:

Meine liebe Lannie,
diese Rezi klingt aber mächtig nach Enttäuschung. Das hört sich fast so an als ob du dich stellenweise durch das Buch durchgequält hast oder es verärgert aus der Hand gelegt hast.
Als Gable`Fan stand das Buch schon auf meiner Wunschliste, aber da es so teuer ist   habe ich es noch nicht gekauft. Nun bin ich richtig froh das ich gewartet habe, denn ich denke mit der TB - Ausgabe bin ich im nächsten Jahr besser dran.

Vielen Dank für diese ausführliche Rezi, :schmusen: sie hat mir doch schon wieder geholfen Geld zu sparen. :zwinker:

Liebe Grüße
Annette
Liebe Grüße Annette

Kathrin

Und weißt Du was, Annette, meine wird auch nicht besser ausfallen. Aber ich komm vermutlich erst am Wochenende dazu, die Rezi einzustellen.

lg
kathrin
Rock the Night!

Lannie

Liebe Annette,

Zitatdiese Rezi klingt aber mächtig nach Enttäuschung. Das hört sich fast so an als ob du dich stellenweise durch das Buch durchgequält hast oder es verärgert aus der Hand gelegt hast.

Nein, ganz so schlimm war es nicht. Das Buch lässt sich so gut lesen und es macht hin und wieder ja auch wirklich Spaß. Geärgert habe ich mich eigentlich nur über das Preis-Leistungsverhältnis. Ich glaube, vor allem war ich enttäuscht.

LG
Lannie

Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Annette B.

Hallo Kathrin und Lannie,

nachdem auch Kathrin nicht so ganz glücklich ist mit diesem"Sachbuch" von Rebecca denke ich wir warten lieber alle gemeinsam auf ihren nächsten histr. Roman. Vielleicht wird sie uns dann wieder mit einem überwältigenden Helden verwöhnen und versöhnen.  :flirt:

@ Lannie, bei den Romanen von Rebecca hat bisher immer das Preis - Leistungsverhältnis gepasst, auch wenn das Buch "Das Spiel der Könige" recht teuer war und nicht ganz sooo toll war,  wie z.B. Das Lächeln der Fortuna. Jedenfalls meiner Meinung nach.

Ich schätze irgendein Gable`Roman wird mich in die Reha begleiten, ich hätte mal wieder Lust in Warringham vorbei zu schauen. :zwinker:

Liebe Grüße
Annette
Liebe Grüße Annette

Lannie

Hallo Annette,

Zitat@ Lannie, bei den Romanen von Rebecca hat bisher immer das Preis - Leistungsverhältnis gepasst, auch wenn das Buch "Das Spiel der Könige" recht teuer war und nicht ganz sooo toll war,  wie z.B. Das Lächeln der Fortuna. Jedenfalls meiner Meinung nach.

Für ihre Romane gebe ich auch gerne so viel Geld aus. Für über 1000 Seiten und das Bonusmaterial passt das Preis-Leistungsverhältnis auf jeden Fall.
Nur bei dem Sachbuch ist der Preis echt nicht gerechtfertigt. Das Spiel der Könige ist auch für mich der schwächste Teil der Trilogie, da geb ich Dir recht.

ZitatIch schätze irgendein Gable`Roman wird mich in die Reha begleiten, ich hätte mal wieder Lust in Warringham vorbei zu schauen.

Achja, wie gern würde auch ich (schon) wieder dort vorbeisehen. *g* Nimm doch Das Lächeln mit...  :-B

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Kathrin

Hallo Ihr Lieben,

und hier nun auch meine Meinung, die leider in eine ähnliche Richtung geht wie die von Lannie:

Mit "Von Ratslosen und Löwenherzen" hat Rebecca Gablé, erfolgreiche Autorin historischer Romane, die sich fast ausschließlich mit der Geschichte des Mittelalters in England befassen, nun auch ein Sachbuch geschrieben, das ihr Spezialgebiet umfasst. Leider hat mich dieses Sachbuch, im Gegensatz zu ihren historischen Meisterwerken, nicht überzeugt, auch wenn es sich ähnich gut und flüssig lesen lässt, wie ihre Romane. Allerdings finde ich die Sprache, die der Klappentext "immer mit einem Schmunzeln" bezeichnet, teilweise schon zu flapsig. Klar, das lockert so ein Sachbuch auf, aber sorry ein "Dass die Lords so ohne Weiteres sagen konnten: "Nö, wir bleiben zu Hause" ...", das brauche ich nicht. Ich hätte da wirklich lieber weniger geschmunzelt und lieber an der ein oder anderen Stelle mehr Informationen bekommen. Denn ich persönlich finde, dass der politische und geschichtliche Wirrwarr nicht allzu genau und deutlich rübergebracht wird. Wenn ich durch ihre Romane keine Vorkenntnisse gehabt hätte, dann hätte ich bei den Rosenkriegen den kompletten Überblick verloren. Ich musste hier schon so manchen Abschnitt mehrfach lesen, um mir zu vergegenwärtigen, wer noch mal wer war und warum er ggf. einen Anspruch auf den engl. Thron hat oder auch nicht.

Die grundsätzliche Gestaltung des Buches hat mir schon recht gut gefallen und auch der mitgelieferte Stammbaum im aufklappbaren Schutzumschlag ist recht schön gestaltet, aber leider nur auf die Könige abgespeckt und wirklich klar geht daraus nicht hervor, warum beispielsweise Edward VI König werden konnte. Auch die Bilder hätten bunt sein können undich hätte wirklich gerne mehr und ausführlichere Stammbäume gehabt, Stammbäume zum jeweiligen großen Abschnitt, sprich zu den Normannen, zu den Plantagenet, zu den Lancaster, den York, das hätte auch dem Wirrwarr um die Rosenkriege verringern können.

Generell haben mir die Abschnitte, über die Rebecca Gablé noch keinen hist. Roman geschrieben hat, besser gefallen, als beispielsweise die Eroberung durch William I in 1066 oder die Zeit zwischen Edward III und Henry VII, die über "Der König der purpurnen Stadt" und die Waringham-Trilogie abgedeckt ist. In ihren Romanen habe ich besser, spielerischer und vor allem mehr und nachhaltiger gelernt, als in ihrem Sachbuch. Das schlimme an diesen bekannten Zeiten, wenn man das Sachbuch liest, ist, dass man tierische Sehnsucht nach ihren Romanen bekommt, allerdings vermutlich auch nur, wenn man die Romane schon kennt. Ich hatte alle in der Hand und hätte fast meine gesamte Leserunden-Planung über den Haufen geschmissen. Und was die "unbekannten" Zeiten (z.B. die Plantagenet) angeht, da hätte man am liebsten zu jedem einzelnen König einen neuen RG-Roman.

Das Buch hier ist weiß Gott nicht so schlecht, wie das hier jetzt klingen mag. Aber wer ihre Romane liebt, der ist ggf. von ihrem Sachbuch enttäuscht, zumindest ging es mir so. Die Autorin beweißt zwar, dass sie sich mit der englischen Geschichte auskennt, aber ganz ehrlich, mir persönlich war das Buch, für das was es geliefert hat, viel zu teuer und viel zu dünn. In meinen Augen hätte es dieses Buch nicht wirklich gebraucht, ich hätte alles, was ich über das Mittelalter in England noch nicht weiß, lieber in einem neuen Gablé-Roman gelesen.

[note3-]

lg
kathrin
Rock the Night!

Annette B.

Hallo ihr Lieben,

hier nun meine Hörbuch-Rezi die nicht ganz so schlecht ausfällt, da das HB auch nicht so furchtbar teuer war. Ausserdem bin ich auch nicht mit so furchtbar hohen Erwartungen an dieses HB rangegangen und daher kam dann wohl bei mir so ein positiver "Aha-Effekt" beim zuhören.

Meine Meinung

Auf dieses Hörbuch habe ich mich schon lange gefreut und nun hatte ich endlich die Gelegenheit die 6 CDs zu hören.
Zuerst muss ich erwähnen, dass diese 6 Hörbuch CDs in einem Papp-Case verpackt sind und hier ist die Gestaltung obendrein auch noch sehr gut durchdacht. Bei jeder CD-Einschubhülle ist direkt auch vermerkt  über welche Regenten auf der CD gesprochen wird, und von wann bis wann sie in England regiert haben. Das habe ich beim zuhören als ungeheuer hilfreich empfunden.
In England hießen ja die meisten Regenten Henry, Edward oder Richard. Da war es dann schon gut das man diese Übersicht hatte.
Andreas Fröhlich liest das HB mit einer angenehmen, ruhigen Stimme und auch mit einem Tempo welchem man gut folgen kann. Über seine Art der Betonung kann man geteilter Meinung sein, für meinen Geschmack hat er etwas zu oft einen jammernden oder seufzenden Tonfall verwendet. Allerdings hat er diese Betonung immer dann angewendet wenn gerade mal wieder ein völlig unfähiger Regent auf den Thron in England saß und davon gab es offenbar viele.
Daher hatte man als Zuhörer manches mal den Eindruck Herr Fröhlich würde mit dem Jammern und Seufzen gar nicht mehr fertig. Dies ist aber eher mein persönlicher, suggestiver Eindruck der dem Hörgenuß nicht unbedingt geschadet hat.
Der Inhalt des Hörbuches ist wirklich unterhaltsam erzählt, wenn auch oft mit einer gehörigen Portion Humor und Ironie. Aber ich denke, gerade dieser Humor und die Ironie sorgen dafür das dieses Hörbuch so viel Spaß macht.
Es ist mal ein wirklich spannender und lebendiger Geschichtsunterricht.
Ich werde dieses Hörbuch bestimmt noch einmal hören, denn man kann sich wunderbar dabei entspannen und sich auf eine Reise durch die Zeit freuen.
Für den Preis von 10,99 Euro habe ich ein Hörbuch bekommen, was auch seinen Preis wert ist.

Meine Note [note2+]
Liebe Grüße Annette