Die Bienenhüterin - Sue Monk Kidd

Begonnen von Lannie, 06. Juni 2007, 23:16:40

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Lannie

[isbn]3442732816[/isbn]   Verlag: Btb
ISBN: 3-442-73281-6
Seiten: 337
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 9,00
ET: 04.2005


Lilys Mutter ist vor zehn Jahren umgekommen. Ihr Vater herrscht wie ein grausamer Rachegott über die inzwischen 14-jährige. Eines Tages flieht Lily aus der bedrückenden Atmosphäre ihres Elternhauses, wandert über die staubigen Straßen der Südstaaten, um ein neues Zuhause zu finden. Sie begegnet wunderbaren Menschen, rettet mit Mut und Klugheit ein Leben und findet bei drei Frauen Unterschlupf, die, wie im Märchen, in großer Eintracht zusammenwohnen. Die drei Schwestern geben dem Mädchen alles, was es braucht: Liebe, Halt, und Geborgenheit. Sie nehmen Lily in ihre Familie auf und weihen sie in die Geheimnisse weiblichen Wissens ein. Lily lernt alles über die Bienenzucht. Sie erfährt, wer ihre Mutter, die sie so schmerzlich vermisst, wirklich war, und sie verliebt sich. Doch eines Tages steht ihr Vater am Gartentor ...

Meine Meinung

Die Halbwaise Lily, gerade 14 Jahre alt geworden, läuft vor ihrem lieblosen, kalten Vater davon und nimmt ihr schwarzes ,,Kindermädchen"  Rosaleen mit. Einziger Anhaltspunkt für ein Ziel ist das kleine Bild einer schwarzen Madonna auf dessen Rückseite Tiburon steht, das ihre verstorbene Mutter hinterlassen hat. Die beiden finden in Tiburon Unterschlupf bei einer farbigen Bienenzüchterin und deren zwei Schwestern, die unterschiedlicher kaum sein könnten:  Augusta ist der warmherzige Mittelpunkt und die Älteste, June ist eher kühler Natur und nüchtern, May, die jüngste der Schwestern, ist hypersensibel und trägt nicht nur ihren eigenen Kummer, sondern auch den der ganzen Welt auf ihren Schultern.  Täglich hilft Lily Augusta mit ihren Bienen und lernt nicht nur viel über diese nützlichen Tiere, sondern auch über sich, die Welt und die Liebe. Da sie als Weiße in einem Haus voller farbiger Frauen wohnt, erlebt sie Rassenhass und die Einführung der Bürgergesetze für Schwarze hautnah mit und bezieht Stellung. Lily findet zu sich selbst, lernt zu lieben und sich lieben zu lassen und erfährt wie es sich anfühlt, geliebt zu werden. Doch plötzlich wird ihre neue, wunderschöne Welt durch Schicksalsschläge zum Wanken gebracht...

Obwohl Sue Monk Kidd gelegentlich etwas sehr abstrakte, kaum vorstellbare Bilder benutzt, um ihren Lesern etwas zu veranschaulichen, haben mir Sprache und Stil der Autorin sehr gut gefallen. Ich brauchte nicht lange, um mich an Lilys Seite in den 1960er Jahren der amerikanischen Südstaaten wiederzufinden.
Sehr gelungen sind die Zitate über Bienen zu Beginn jedes Kapitels. Sie passen inhaltlich nicht nur perfekt zum Kapitel, sondern geben auch eine Botschaft an den Leser weiter.

  ,,Die Bienenhüterin" ist ein sehr bewegendes Buch, das eine, durch Liebesentzug durch den Vater und den frühen Tod der Mutter, stark beschädigte und unendlich traurige Seele auf dem Weg der Heilung begleitet. Ich persönlich finde, Sue Monk Kidd ist es sehr gut gelungen, die Zerrissenheit Lilys und ihre Veränderungen, die bestimmte Ereignisse nach sich gezogen haben, darzustellen.
Aber nicht nur Lily verändert sich im Laufe dieses Romans, auch viele der anderen Figuren machen Veränderungen durch.  Das hat mir außerordentlich gut gefallen. Insgesamt sind die Figuren recht facettenreich, auch wenn ich mir hier und da ein wenig mehr Tiefe hätte vorstellen können. Aber da eine Menge sehr sympathischer Figuren geschaffen wurden, hat mich das nicht sonderlich gestört. Besonders gelungen empfinde ich die Figur des T.Ray, Lilys Vater, der zunächst einfach nur als zutiefst kalt und böse erscheint und zum Ende hin dann doch Facetten zeigt, mit denen man nicht gerechnet hat und die sein Verhalten Lily gegenüber eindeutig erklären.
Rosaleen, Lilys Kindermädchen, ist eine schöne Figur, tolpatsigch, unkultiviert aber absolut liebenswert und immer für einen Lacher gut. Die drei Boatwright-Schwestern stechen durch ihre so unterschiedlichen Naturen hervor und bilden zusammen eine Einheit, ein wunderbares Ganzes. Auch die Nebenfiguren mochte ich sehr.

Dass Thema Rassenhass hat die Autorin geschickt eingewebt. Nicht zu dick aufgetragen, ohne sichtbaren persönlichen Stempel. Alles was in dieser Richtung in ,,Die Bienenhüterin" geschieht war für mich absolut im Rahmen des Vorstellbaren und ohne Hang zur Übertreibung.
Sehr interessant war natürlich die Bienenzucht, und ich habe dank dieses Buches jetzt eine andere, bessere Beziehung zu Bienen. Vieles, was für das Leben der Bienen gilt, kann auch auf unser Leben 1:1 übertragen werden. Mir schien es, als würden Bienen für den Menschen Brücken bauen.
Etwas befremdlich könnte vielleicht die leicht obskure Religion der Boatwright-Schwestern sein, die sich aus Katholizismus , Aberglaube, Blasphemie und Einfallsreichtum zusammensetzt. Ich persönlich habe mich nicht daran gestört. Im Gegenteil, ich fand es recht amüsant. Aber ich befürchte, so mancher gläubige Katholik könnte Anstoß daran nehmen.

Insgesamt habe ich einige wunderbare, kurzweile Lesestunden mit Lily und ihren Freunden gehabt, die ich nicht missen möchte und hoffe darauf, dass sich Sue Monk Kidd doch noch dazu durchringen kann, eine Fortsetzung zu schreiben.

Meine Bewertung

[note2]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Destan

Ach Lannie, 
warum kannst du nur so gut rezensieren??
Dieses Buch ist Toll, obwohl ich es noch nicht gelesen habe.
Es kommt wohl in meinen Unterhaltungs SuB.
Deine Meinung, hast du wirklich gut ausgedrückt.
..... Ach einfach toll.....  :-B

LG Destan :schmusen:

Lannie

Hallo Destan,

freut mich, dass das Gefügl, das ich beim Lesen empfunden habe, so gut rübergekommen ist. Dabei hab ich mich mit dieser Rezi echt sauschwer getan.

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder