Nava Ebrahimi - Das Paradies meines Nachbarn

Begonnen von Nerolaan, 23. April 2020, 19:24:11

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Nerolaan

»Du trägst keine Schuld, und du trägst sie doch. Ich schätze, das heißt es, zu leben.«

Ali Najjar lebt in Deutschland, nachdem er aus dem Iran immigriert ist. Er ist erfolgreich und er scheint mit sich und seinem Leben im Reinen zu sein.
Bis er eine SMS von einem ihm eher Unbekannten bekommt, die ihn bitte nach Dubai zu reisen, um einen Brief seiner verstorbenen Mutter abzuholen.
Auf seine Reise nach Dubai nimmt er seinen Mitarbeiter Sina mit, der ihm helfen soll und selber mit verschiedenen Problemen zu kämpfen hat.

Den Beginn des Romans fand ich sehr verwirrend. Es tauchen Charaktere mit sehr ähnlichen Namen auf und die eher episodenhafte Erzählweise sorgt zu Beginn nicht immer gleich für die nötige Klarheit. Hier muss man einfach mal ein paar Seiten Geduld haben, bis man sich an die drei Erzählperspektiven gewöhnt hat.
Auch sonst ist der Erzählstil für mich insofern neu gewesen, als dass er nur kurze Einblicke in das Leben der Personen gibt. Bei Ali Najjar werden häufig sogar nur seine Aussagen wiedergegeben; was seine Gesprächspartner sagen bleibt ungewiss, da diese Sätze nur mit Pünktchen gekennzeichnet sind.

Mit dem Fortschreiten der Geschichte wird diese auch immer intensiver, da sie die Probleme und Hoffnungen der Figuren näher beleuchtet. Dabei zeichnet die Autorin das Bild eines grausamen Krieges. Langsam fügen sich die einzelnen Episoden zu einem Bild zusammen. Dabei geht es um Fragen der Identität, Schuld aber auch der Verantwortung. Eigentlich tiefschürfende Themen, die aber nur angerissen werden und keine eindeutige Antwort liefern.

Einziges Manko ist für mich, dass der Roman mit 220 Seiten sehr kurz ist. Ich glaube, dass er noch an Intensität gewonnen hätte, hätte man sich noch ein paar Seiten mehr Zeit genommen.

Man muss sich auf den Roman einlassen, ohne Vorurteile. Wenn der Roman auch kein Highlight ist, so ist er für mich doch eine Empfehlung wert.

[note2]

Inge78

Oh, Du bist ja schon durch

Klingt ein wenig durchwachsen

Das Buch hat mich ja direkt angesprochen, als Du es vorgestellt hast
Jetzt rutscht es auf der Wunschliste glatt mal ein bisschen nach unten, ich wusste nicht, dass es so kurz ist
Aber neugierig bin ich dennoch

Danke für die Rezi
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Dante

Vielen Dank für diesen Einblick!
Hattest du den Eindruck, es ist ein gekürzter / zensierter Tatsachenbericht?
Instagram: @susanne_pilastro_autor

Nerolaan

Zitat von: Dante in 24. April 2020, 17:31:21
Hattest du den Eindruck, es ist ein gekürzter / zensierter Tatsachenbericht?

Nein, hatte ich nicht.

Ich wäre auch bereit, dass Buch zu verleihen. Sagt einfach bescheid und ich schicke es auf Reise. Möchte es nur wieder haben.

Inge78

Zitat von: Nerolaan in 24. April 2020, 18:34:17
Zitat von: Dante in 24. April 2020, 17:31:21
Hattest du den Eindruck, es ist ein gekürzter / zensierter Tatsachenbericht?

Nein, hatte ich nicht.

Ich wäre auch bereit, dass Buch zu verleihen. Sagt einfach bescheid und ich schicke es auf Reise. Möchte es nur wieder haben.

Also dann würde ich gerne "hier" rufen  :zwinker:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Nerolaan

Gerne, Inge. Susanne hat mir dies bzgl. auch schon eine PN geschrieben. Ich schicke es erst an Susanne und dann kann sie es ja an dich weiterreichen.

Inge78

Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Dante

Zitat von: Inge78 in 25. April 2020, 17:29:03
Klar
Wenn sie das möchte
Haben wir schon so ausgemacht, dass ich es an Dich weiterleite.
Instagram: @susanne_pilastro_autor

Inge78

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Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Dante

Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: btb Verlag; Originalausgabe (24. Februar 2020)
ISBN-13: 978-3442758692

ZitatKlappentext:
,,Salam, hier schreibt Ali-Reza. Ich kannte ihre Mutter gut und verfüge über einen Brief, den ich Ihnen überreichen soll. Es ist wichtig. Für Sie mindestens so sehr wie für mich."
Ali Najjar glaubt, seine Vergangenheit weit hinter sich gelassen zu haben. Er ist längst in Deutschland angekommen, als Produktdesigner erfolgreich. Der Iran, Teheran, seine Familie sind für ihn eine fremde Welt. Dann erreicht ihn die Nachricht eines Unbekannten. Und alles, woran er bislang festgehalten hat, gerät ins Wanken.

Bei ,,Das Paradies meines Nachbarn" von Nava Ebrahimi handelt es sich um einen Roman mit vier Hauptaspekten: Ali Najjar, nach Deutschland geflüchteter ehemaliger Kindersoldat des Iran-Irak-Krieges und nun seines Zeichens hochgelobter Star-Designer; Produktdesigner Sina Kosbin, der sich gerade in einer Sinnkrise befindet; Ali-Reza, Stiefbruder von Ali Najjar; und ein geheimnisvoller Brief, den der eine Ali dem anderen Ali überreichen will – persönlich. Die drei Männer – so unterschiedlich sie sind – verbindet eines: Der Iran.

Das Buch lädt den Lesenden ein, die Antwort zu finden auf die Frage, warum Ali Najjar den mysteriösen Brief nicht persönlich entgegen nehmen will und statt seiner seinen Angestellten Sina schickt. Der soll sich als er selbst ausgeben – warum, bleibt lange unbeantwortet. Am Ende ist es ein Roman über Identität und die Definition derselben.

Dies ist mein erstes Buch von Nava Ebrahimi und ich muss gestehen, ich tat mich schwer damit. Stilistisch wird man ständig mit unterschiedlichen Schreibstilen konfrontiert, die – zumindest mir – keine Zeit gaben, vollends in die Geschichte einzutauchen. Besonders anstrengend empfand ich zum einen die einseitigen Telefonate (wo der Gesprächspartner zu Wort käme, erhält der Leser nur aussparende Punkte ... und zum anderen die ellenlagen Gedankengängen ohne Punkt und Komma in Kursivschrift. Wenn es in einer anderen Rezension heißt, das Buch sei ,,metaphorisch sperrig", die Autorin reize ,,die Möglichkeiten der Sprache aus und fordert den Leser", so muss ich dem zustimmen; wem das gefällt, ist mit diesem Roman gut bedient; ich allerdings empfand das als eher unangenehm. Es bedurfte zu viel Konzentration, zu erkennen, vom wem die Kapitel handeln – kaum war ich eingetaucht, kam der nächste Perspektivenwechsel und mit ihm eine andere Erzählweise. Richtig gefesselt hat mich persönlich nur die Fluchtgeschichte von Ali Najjar und am Ende der Brief; der jedoch lässt einen nachdenklich zurück mit der aufgeworfenen Frage über Schuld, Mitschuld und Verantwortung.

[note3+]
Instagram: @susanne_pilastro_autor

Nerolaan

Danke für deine Einschätzug, Dante. Auch wenn der Roman bei mir ein bisschen besser wegkommt, liegen wir da doch irgendwie auf einer Wellenlänge.

Inge78

Ich hatte große Probleme mit dem Buch. Dabei wollte ich es wirklich gut finden. Aber ich konnte keinen zugang finden, weder zur Story, noch zu den Protagonisten.Erzählt aus verschiedenen Blickwinkeln und auch anhand von Briefen ist das Buch ungewöhnlich geschrieben. Was ich schwierig fand, dass mir beim Lesen nicht immer sofort klar, aus wessen Sicht wir gerade die Geschichte hören, das fand ich anstrengend. Das Thema war wirklich interessant, aber es war leider dennoch nicht mein Buch. Der Stil war mir zu distanziert, ich hatte keine Verbindung zu den Personen, konnte zu niemandem eine Beziehung aufbauen, alle waren unsymphatisch.

Ein paar Passagen waren sehr eindringlich geschildert und das Ende lässt einen doch überrascht und auch nachdenklich zurück. Ansonsten war das Buch aber leider kein Highlight für mich

[note3]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf