Madeline Miller: Das Lied des Achill

Begonnen von Kathrin, 12. Januar 2024, 16:21:41

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Kathrin

Das Lied des Achill von Madeline Miller

Herausgeber: Eisele Verlag
Broschiert: 416 Seiten
ISBN-10: 3961610827

Inhalt:
Achill, Sohn der Meeresgöttin Thetis und des König Peleus, ist stark, anmutig und schön – niemand, dem er begegnet, kann seinem Zauber widerstehen.
Patroklos ist ein unbeholfener junger Prinz, der nach einem schockierenden Akt der Gewalt aus seinem Heimatland verbannt wurde. Ein Zufall führt die beiden schon als Kinder zusammen, und je mehr Zeit sie gemeinsam verbringen, desto enger wird das Band zwischen ihnen. Nach ihrer Ausbildung in der Kriegs- und Heilkunst durch den Zentauren Chiron erfahren sie vom Raub der Helena. Alle Helden Griechenlands sind aufgerufen, gegen Troja in den Kampf zu ziehen, um die griechische Königin zurückzuerobern. Mit dem einzigen Ziel, ein ruhmreicher Krieger zu werden, nimmt Achill am Feldzug gegen die befestigte Stadt teil.
Getrieben aus Sorge um seinen Freund, weicht Patroklos ihm nicht von der Seite. Noch ahnen beide nicht, dass das Schicksal ihre Liebe herausfordern und ihnen ein schreckliches Opfer abverlangen wird.

Meine Meinung:
Mit ,,Das Lied des Achill" habe ich inzwischen meinen zweiten Roman von Madeline Miller gelesen, in dem sie eine Geschichte der griechischen Mythologie ausführlich erzählt. Hier ist es die Gesichte von Achill und seiner Heldenrolle im trojanischen Krieg. Allerdings sollte man bei diesem Buch nicht den Fehler machen einen reinen Troja-Roman zu erwarten, der Raub der schönen Helena und der anschließende Krieg sind zwar die Basis des Buches, aber der Fokus liegt auf Achill und das besondere Band, das ihn mit Patroklos verbindet.

Ich habe das Buch von der ersten Seite an sehr gemocht. Es hat mich aus einem kleinen Lesetief geholt und mir die Freude am Lesen zurückgebracht. Ich habe jede Seite genießen und mich in die Geschichte fallen lassen können, auch wenn ich nicht immer mit den Handlungen, Gefühlswallungen und Gedanken der Romanfiguren einverstanden war und auch teilweise manche Wendungen logisch hinterfragt habe. Man darf aber auch nicht vergessen, dass hier viele Götter und Halbgötter eine wichtige Rolle einnehmen und sollte daher nicht von ihnen erwarten, dass sie sich sympathisch oder auch nur halbwegs menschlich verhalten. Das würden wohl vor allem die Götter selbst als ziemlichen Frevel ansehen.

Die Entwicklung der Beziehung zwischen Patroklos und Achill von Fremden zu Freunden und Geliebten hat mir gut gefallen, aber so wirklich warm bin ich irgendwie mit beiden nicht geworden. Patroklos hat grundsätzlichen einen tollen und ehrlichen Grundcharakter, und er ist mir auch deutlich lieber als Achill, aber er übertreibt mit seiner Unterwürfigkeit und Anbetung, ja nahezu schon Heldenverehrung Achill gegenüber. Naja und Achill, der ist sowieso ein schwieriger Charakter und war auch noch nie mein Liebling, auch in keinem der anderen Troja-Romane, die ich bislang gelesen habe. Ich finde es grundsätzlich gut, dass sich und Achill und wie sie ihn dargestellt hat treu geblieben ist. Aber er ist ja sowas von unempathisch, ich-bezogen und selbstgefällig, dass ich ihm am liebsten vor die Füße gebrochen hätte.

Wesentlich lieber war ich bei so manchen Nebencharakteren, natürlich Odysseus (wie könnte ich ihn nicht auch hier in diesem Roman lieben), dem Zentauren Cheiron aber vor allem bei Achills Mutter, der Nymphe Thetis. Sie ist weiß die Göttin kein einfacher und schon gar kein  sympathischer Charakter, aber hach, sie ist genau so, wie ich es bei Göttern, Göttinnen und mythischen Wesen liebe: bedrohlich, unberechenbar, schaurig-cool mit einer Aura, die mich total fasziniert und in ihren Bann geschlagen hat.

Madeline Miller hat mich auch hier – genau wie bei ,,Ich bin Circe" – mit ihrem tollen, flott zu lesenden Schreibstil überzeugen können. Ich fand die Geschichte zwar an ein oder zwei Stellen etwas oberflächlich und fand auch, dass die Geschichte eine Zeitlang nicht wirklich voran kam und vor sich hindümpelte, aber es hat mich trotzdem zu keiner Zeit gelangweilt und ich bin sicher, dass ich jederzeit wieder zu einem Roman der Autorin mit einer Geschichte der griechischen Götter- und Sagenwelt greifen würde.

Bewertung:
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