Der Himmel über Darjeeling - Nicole C. Vosseler

Begonnen von Lannie, 03. Juni 2008, 12:19:57

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Lannie

[isbn]3404158474[/isbn]  Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 978-3-404-15847-8
Seiten: 543
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 7,95
ET: 03.2008


Kurzbeschreibung

Cornwall, 1876

Helena Lawrence, mit siebzehn Jahren Vollwaise, sieht sich und ihren kleinen Bruder vor dem finanziellen Ruin. Der attraktive Ian Neville macht ihr ein Angebot: Er wird für ihr Auskommen sorgen, wenn sie ihn heiratet. Nach anfänglichem Widerwillen sieht Helena keinen anderen Ausweg und begleitet Ian nach Indien. Quer über den Subkontinent reisen sie bis nach Darjeeling auf Ians Teeplantage. Helena verliebt sich in das fremde, märchenhafte Land – und in ihren Mann. Doch Ian verbirgt ein dunkles und gefährliches Geheimnis ...

Meine Meinung


,,Der Himmel über Darjeeling" ist ein kurzweiliges, flott zu lesendes Buch. Zumindest flogen bei mir die Seiten nur so dahin, bis zu 200 Seiten am Stück. Sprachlich und stilistisch ist es sehr angenehm zu lesen und Nicole C. Vosseler schwafelt zu Beginn auch nicht herum, sondern kommt gleich zur Sache. So viel mir der Einstieg in diesen Roman unsagbar leicht. Wunderbar! Allerdings ist mir im Laufe der Handlung aufgefallen, dass die Autorin eine – zumindest für mich persönlich – umständliche und wenig überzeugende Art des Beschreibens hat. Beschreibungen äußern sich häufig in viel zu langen, leider manchmal dadurch langatmigen Aufzählungen von Gegenständen, Gerüchen, Personen u.ä. Mich konnte das überhaupt nicht überzeugen und leider konnte ich damit so wenig anfangen, dass ich mir das, was Frau Vosseler auf diese Weise beschrieben hat, kaum vorstellen konnte.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, beginnend mit der Handlung um Helena. Etwa zur Hälfte des Romans schwenkt Nicole C. Vosseler zurück in die Vergangenheit und erzählt Ians Geschichte. Am Ende treffen beide Zeitebenen wieder aufeinander. Diese Art des Erzählens hat mich zwar zunächst ziemlich entrüstet – ich wollte unbedingt bei Helena bleiben-, aber nach nur wenigen Seiten in der Vergangenheit, war ich davon absolut angetan und restlos überzeugt. Beide Erzählebenen sind unglaublich fesselnd und spannend erzählt. Ich kann gar nicht sagen, welcher ich den Vorzug geben würde. Beide haben ihre Vorzüge und spannende, atemberaubende Aspekte.
Zwar steht die Liebesgeschichte zwischen Ian und Helena meist im Vordergrund, dabei wird aber auch eingehend auf deren frühere Leben und Erfahrungen und die ,,aktuellen" Ereignisse eingegangen. Und das überwiegend sehr lebendig und farbenfroh. Hier konnte ich auch mit dem Teeanbau etwas anfangen und mir die Landschaft sehr genau vorstellen, was mit bei ,,Tage des Monsuns" nicht so gelingen wollte. Die Geschichte, Religion und Kultur Indiens kommen ebenfalls nicht zu kurz. Allerdings war mir die Autorin hier manchmal zu genau, zu detailliert. Ich hatte oft das Gefühl, von der Fülle an Informationen erschlagen zu werden und muss ehrlich gestehen, ab und zu habe ich solche Passagen eher überflogen. Aber Nicole C. Vosseler hat eine grandiose, ausgefeilte Geschichte gewoben, die mich unglaublich fasziniert und rundherum zufriedengestellt hat. An der Handlung selbst gibt es rein gar nichts auszusetzen, wenn auch hier und da die Umsetzung nicht so ganz rund war. Dafür hat mich das Ende absolut versöhnt, es gab einen Epilog, so dass keine Fragen offen blieben und ich mich aufseufzend und zufrieden zurück lehnen konnte.

Und nicht nur die Geschichte konnte mich überzeugen, sondern auch die Figuren. Helena und Ian sind unheimlich facettenreich und lebendig. Ians Charakterisierung und die Beschreibungen seines Äußeren haben ihn nicht nur bildlich vor meinem geistigen Auge erscheinen lassen, sondern ich hatte zudem das Gefühl, ich könnte ihn fast berühren, spüren. Ähnlich erging es mir mit Helena, eine faszinierende Frau. Auch die Nebenfiguren sind unglaublich greifbar und konnten mich verzaubern. Ich muss der Autorin wirklich ein großes Lob für diese wunderbaren Figuren aussprechen, die mir unheimlich nah waren und mich sehr berühren konnten.

Insgesamt ist ,,Der Himmel über Darjeeling" ein wunderbares Buch, das mir unglaublich schöne Lesestunden geschenkt hat und je länger ich über das Buch nachdenke, desto besser gefällt es mir im Nachhinein. Ich freue mich schon sehr auf mehr von dieser vielversprechenden Autorin. Das Buch ist sehr schön gestaltet, einziger Wehrmutstropfen in der Ausstattung des Taschenbuches: es fehlt eine Karte. Diese hätte ich wirklich hilfreich gefunden.

Bewertung

[note2]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Mobi

Hallo Lannie!

Danke für deine Rezensionen, diese beiden Bücher möchte ich beide noch lesen. Hast du gerade eine Indienphase? Wenn du weitere gute Bücher kennst, wäre ich dir für ein paar Tipps dankbar, mich interessiert Indien brennend seit ich dort war.

LG, Mobi

Lannie

Hallo Mobi,

ich hatte nur die beiden hintereinander gelesen, nach einem konnte ich halt noch nicht aufhören. Ansonsten habe ich bisher nur "Smaragdvogel" von Linda Holeman gelesen, der mir sehr gut gefallen hat. Aber bei mir subben noch reichlich Indien-Romane. Mal sehen, wann der nächste dran ist.  :->

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Aurian

#3
Meine Eindrücke
Der Autorin ist ein wunderbares Buch voller Dramatik und Leidenschaft gelungen, ein richtig schöner Indienschmöker. Mit detaillierten Beschreibungen macht sie die Atmosphäre der Handlung greifbar und lässt fremde Orte vor unseren Augen entstehen. Doch ab und zu entstanden dadurch auch ein paar kleine Längen.
Als nach ca. 300 Seiten ein fast 200 Seiten langer Zeitsprung in die Vergangenheit stattfand, war ich skeptisch, ob mich die Handlung weiterhin fesseln würde, wo ich doch unbedingt wissen wollte, wie es mit Helena und Ian weitergeht. Doch es geht fast genauso spannend weiter. Voller Dramatik und Hoffnungslosigkeit ist die Geschichte, die Helena erzählt bekommt, gespickt mit historischen Informationen.
Im Großen und Ganzen war absehbar, wie die Geschichte endet, doch die Autorin hat sich einige interessante und überraschende Wendungen und Details einfallen lassen, wodurch das Lesen sehr kurzweilig wurde.
Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen und die ausführlichen Beschreibungen der Personen verliehen ihnen Tiefe und machten ihr Verhalten nachvollziehbar.

Fazit
Ein schöner historischer Schmöker voll Leidenschaft und Dramatik, der mir wieder Lust auf historische Romane gemacht hat.
Auf jeden Fall war dies nicht mein letztes Buch von Nicole C. Vosseler.

[note2-]

Mobi

Danke, Aurian! Das Buch sollte ich mir wirklich endlich mal kaufen...

LG, Mobi

ClaudiC

Hallo,
da bin ich ja froh, dass ihr so begeistert gelesen habt. Ich habe gerade mit diesem Roman angefangen (bin ca. auf S. 100) und mir gefällt er auch unheimlich gut. Helena mag ich sehr und ich bin wirklich gespannt, wie sich Ian entwickeln wird. Er hat ja irgendwie auch 2 Seiten.
LG
Claudi

Esmeralda

Ohja! An Helena & Ian denke ich auch noch immer wieder gerne zurück!  :schmacht:
Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude beim Lesen, Claudi!  :schmusen:

Liebe Grüße
Sandra
Life is too short to read bad books. 

nirak

Hallo Claudi,

ich fand das Buch echt klasse. Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß damit.

lg
nirak

ClaudiC

#8
Hallo!
Vorhin fiel mir ein, dass ich ja noch gar nicht abschließend meine Meinung zu diesem Buch gesagt habe.

! Achtung, Mini-Spoiler !

Wie ihr war ich ja anfangs ziemlich begeistert. Um ehrlich zu sein habe ich die letzten 200 Seiten dann aber nur noch überlogen. Gerade die Geschichte Ians, also die lange Passage in der Vergangenheit, fand ich, zumindest in der Länge überflüssig. Zumal sie ja gar nichts zu Helenas endgültiger Entscheidung beigetragen hat sondern sie sich erst später, nachdem Winston ihr das Medaillon zeigt, entscheidet, wie es in ihrem Leben weitergehen soll.
Die Beschreibungen Indiens und vor allem der Aufstände, Kriege und der Religion fand ich sehr langatmig und habe wohl auch nicht alles verstanden, weil ich über die Passagen drübergelesen habe.
Warum Ian und Helena sich auf einmal lieben, habe ich auch nur schwer nachvollziehen können. Das ging mir viel zu schnell - wo doch die Autorin andere Dinge in epischer Breite beschreibt.
Insgesamt vergebe ich daher nur [note3]
LG
Claudi