Über die Gestaltung einer Fantasywelt

Begonnen von Hans, 13. September 2008, 02:13:26

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Hans


Hi,

ich hab's zwar schon im DG-Forum bei der Freitagsfrage, sowie einem seapraten Thread verkündet, aber damit es alle interessierten leichter finden zu können, wiederhole ich mich auch hier noch mal:

In der Schreibkammer im Forum von Meriamons [link=http://www.welt-der-fantasy.de/index.php]Welt der Fantasy[/link] Datenbankseite

hab ich nach langer Zeit mal wieder meinen Aufsatz über die Gestaltung einer Fantasywelt online gestellt, den ich vor ca. 7 Jahren mal für die Newsgroup von Kate Elliott geschrieben habe. Allerdings handelt es sich diesmal um eine Übersetzung meinerseits; - das Original hatte ich in Englisch verfasst, das steht aber nach meinem derzeitigem Wissen nirgendwo mehr online. (Und wenn doch, dann weis ich davon nix.)

Aber Vorsicht, der Text ist lang! - Ca. 5 1/2 DIN/A4 Seiten in OpenOffice oder rund 24000 Zeichen in einem primitiven Texteditor wie Notepad.

:winken:
Hans

Man muß nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo es steht.
Zum Beispiel hier: Infoportal Deutschland & Globalisierung oder Nachdenkseiten

Hans

Da das Forum von Meriamon ja inzwischen tot ist, funktioniert der oben angegebene Link nicht mehr. Habe den Text deshalb mal aus meinem Datenarchiv heraus gesucht, und im nächsten Beitrag publiziert.

Beim anlesen fiel mir auf, dass ich ihn evtl. auch mal überarbeiten sollte...  :rollen:
Das Problem ist, die Warnung:

Zitat von: Hans in 13. September 2008, 02:13:26
Aber Vorsicht, der Text ist lang! - Ca. 5 1/2 DIN/A4 Seiten in OpenOffice oder rund 24000 Zeichen in einem primitiven Texteditor wie Notepad.

gilt nach wie vor.  :ausrast:

:winken:
Hans


Man muß nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo es steht.
Zum Beispiel hier: Infoportal Deutschland & Globalisierung oder Nachdenkseiten

Hans

#2
Eine Welt kreieren

Als ich anfing, Fantasy zu lesen, war ich von den Unterschieden zu unserer realen Welt beeindruckt. Und die Möglichkeiten, die die Leute haben können, beeindruckten mich ebenfalls. Auch die vielen Farben einer Welt, bzw. die Umgangsformen die man dort finden kann, waren eine grosse Veränderung zur Realität. Später fand ich einen Aufsatz über das "Weltenbauen" auf der Homepage von Kate Elliott (http://www.sff.net/people/Kate.Elliott/world.htm - *** Anmerkung, Dez. 2020: Site existiert nicht mehr; habe noch nicht heraus gefunden, ob der Artikel noch irgendwo zu finden ist. Anmerkung Ende ***). Dadurch wurden mir manche Dinge klar, und ich begann sie mit den Romanen zu vergleichen, die ich bis dahin gelesen hatte. Dann fand ich das Buch über's Romane schreiben von James N. Frey: "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt". Während ich das las, kam ich auf die Idee, es selbst einmal mit dem Schreiben zu versuchen... Aber da sind noch eine Menge Probleme. Herr Frey beschreibt gut, was wie zu tun ist, und was man lassen sollte und warum. Aber er scheint voraus zu setzen, das die Geschichte in unserer realen Welt spielen soll, deshalb schreibt er nichts darüber, wie man sich eine eigene kreiert. Und damit sind wir bei dem Thema, von dem der folgende Aufsatz handelt.

Doch zuvor eine Liste der Bücher oder Serien, die ich vergleichen, die ich zuvor gelesen habe, und auf die ich mich im folgenden Text immer hin und wieder mal beziehen werde. Da sind:
Autor/in      Titel
-----------------------------------------------------------------------------------

  •   Maggie Furey;       Die Artefakte der Macht ( Aurian, Windsharfe, Flammenschwert, Dhiammara)

  •   Roger Taylor;       Hawklan der Heiler ( Aufbruch nach Riddin, Der Untergang Fyorlunds, Dämmerung über Orthlund, Entscheidung in Narsindal)

  •   Katherine Kerr;       Die Chroniken von Deverry ( Der Wanderer von Deverry, Die Ausgestossenen von Deverry, Dämmerung über Deverry, Der Magier von Deverry, Zeit der Verbannung, Zeit der Omen, Zeit des Dunkels, Zeit des Feuers, Der rote Drache)

  •   Patricia McKillip; 
    • Erdzauber ( Die Schule der Rätselmeister, Die Erbin von Wasser und Feuer, Harfner im Wind)
    • Die Zauberin und der Schwan, Der Prinz und der Feuervogel

  •   Jennifer Roberson; 
    • Schwerttänzer ( Schwerttänzer, Schwertsänger, Schwertmagier, Schwertmeister)
    •   Die Chroniken der Cheysuli  (Wolfsmagie, Das Lied von Homana, Das Vermächtniss des Schwerts, Die Fährte des weissen Wolfs, Die Ehre der Prinzen, Die Tochter des Löwen, Der Flug des Raben, Ein Gobelin mit Löwen, Löwenmagie)

  •   K. Elliott, M. Rawn, J. Roberson; Die Chroniken des goldenen Schlüssels (Das Bildniss Unsterblichkeit, Die Farben der Unendlichkeit, Zeit der Wiederkunft)
  •   Kate Elliott; Sternenkrone, (Erben der Nacht, Im Namen des Königs, Auf den Flügeln des Sturms, Die Kathedrale der Hoffnung, Der brennede Stein, Das Rad des Schicksals)

Das sind die wichtigsten, wenn es noch andere gibt, werde ich ich sie an entsprechender Stelle nennen. Hier ist jedoch auch noch der Platz für eine

         !!!! S P O I L E R   W A R N U N G  !!!!

DIESER TEXT setzt an einigen Stellen voraus, das Sie die genannten Bücher kennen. - Ansonsten kann es passieren, dass Ihnen einiges zu früh verraten wird.

Nach dieser Buchliste nun eine Liste der Dinge, die zu Bedenken sind, um eine Welt zu kreieren:
    Inhalt:
  • 1. Magie
  • 2. Mythische Wesen
  • 3. Gesellschaft
  • 4. Religion
  • 5. Mytholgie
  • 6. Geschichte
  • 7. Geografie
  • 8. Namen
  • 9. Galaxie
1. Magie
Fangen wir mit der Magie an. Sie ist meiner Meinung nach eines der wichtigsten Dinge der Fantasy. Wie ich schon erwähnte, hab ich den Aufsatz "THE FULLY REALIZED WORLD..." von Kate Elliott's Homepage gelesen. Da gibt es die Aussage: "Leute benutzen Magie" Dann werden einige Fragen gestellt, die mich veranlassten, die Magie in den Geschichten, die ich bis dahin gelesen hatte miteinander zu vergleichen. Was ich sehr schnell heraus fand war, das sie sich sehr von der Magie in Grimms Märchen unterscheidet, und jeder Roman seine eigene Art Magie hat. Einige Beispiele aus Büchern und dem Star Wars Universum. Das Star Wars Universum mag hier vielleicht etwas seltsam wirken, aber ich kam zu dem Ansicht, das Magie immer die Letzte von besonderen Fähigkeiten ist, egal wie hoch (oder weit) die technische Entwicklung ist. Auch hat technische Entwicklung ihre Grenzen, und danach kommt eine Art Magie.
  • In Star Wars ist es die Macht der Jedi Ritter. Die anderen Romane haben ihre eigene Art:
  • Bei den Schwerttänzern gibt es verschieden Sorten Magie: Die der Schwerter (Jivatma, wenn der Benutzer singt) und die der Magier. Dann gibt es da noch die Canteada mit ihrer Magie. Gut, die mag der Schwertmagie ähnlich sein, aber ich würde nicht sagen, das es die Gleiche ist.
  • In Maggie Furey's Artefakte der Macht grüssen uns die alten Griechen, was die Magie angeht. Es gibt Magier für Luft, Feuer, Wasser und Erde. Sie benutzen die sogenannte Hohe Magie, die gedacht ist um "Gutes zu tun". Dazu gibt es noch die gegenteiligen Formen: Alte Magie, Todesmagie (Nekromantie), Kalte Magie und Wilde Magie. Und natürlich gibt es auch noch unterschiedliche Sorten von Magiern, die Experten für ein oder zwei Sorten dieser Magien sind.
  • In Roger Taylor's Hawklan-Chroniken gibt es ein paar Weise Männer, die über eine sogenannte "Alte Macht" Bescheid wissen. Sie können sie hauptsächlich zum Schutz einsetzen, und für ein paar andere Dinge, aber nicht zum Angriff. Dazu gibt es noch ein paar Knaben, die Uhriel genannt werden und für den Oberbösewicht kämpfen. Dieser gab ihnen auch die Möglichkeit, damit anzugreifen. Auch gibt es noch das magische Schloss eines Helden aus der Vergangenheit, aber darüber wird nicht viel gesagt. An manchen Stellen kann man sich fragen, ob das Magie ist, oder eine andere Art Technologie, die wir nicht kennen. (Zum Beispiel bei den Fackeln, die sie benutzen.)
  • Bei Katherine Kerr finden wir den Dweomer, welcher ihre Art keltischer Magie ist. (Sie scheint mir auch was von den alten Griechen zu haben, ist aber etwas Eigenständiges.)
  • Dann ist da noch Patricia McKillip, die für jeden ihrer Romane eine mehr oder weniger andere Art Magie zu definieren scheint. Die Magie in den Büchern von der "Zauberin und dem Schwan" ist die seltsamte, die ich bisher gefunden habe. Manchmal scheint sie mir Ähnlichkeit mit der Magie der bösen Hexen aus Grimms Märchen zu haben.
  • Bei der Sternenkrone ist sie irgendwie mit den Sternen verbunden. Leute, die sie benutzen müssen gute Astronomen sein, um all ihre Vorteile nutzen zu können.
  • Als letzes wären da noch die Chroniken des goldenen Schlüssels mit einer neuen Art von Magie. Denn alle die sie benutzen können, müssen (Kunst-) Maler sein. Natürlich sind sie das in dem Roman auch. Und als ich diese Zeilen schrieb, fiel mir eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dieser Magie und der Schwerttänzermagie auf. Beim Goldenen Schlüssel wird die Magie durchs malen bewirkt, so das man am Ende etwas sieht. Die Schwerttänzermagie wird durch den Gesang bewirkt, so das man etwas hören kann. (Unglücklicherweise nur während des Tanzes.) Den perfekten Weg, Magie durch Gesang zu wirken haben die Canteada, die aber nur im Band "Schwertsänger" auftauchen.
Die Schlussfolgerung ist:
Die Natur der Magie sollte im Vorfeld geklärt werden, um ihre Grenzen zu definieren. Und damit auch die Grenzen der Magier, die möglicherweise bestrebt sind, die Grenzen zu überschreiten. Deshalb dürfte es eine gute Idee sein, zuerst einige grundsätzliche Grenzen zu definieren, und dann einen engeren Rahmen innerhalb der Geschichte zu benutzen. Damit haben die Übereifrigen Magier eine Grenze, die sie überschreiten können.


2. Mythische Wesen
Soweit die Magie. Eine andere Sache, die gute Fantasy für mich ausmacht, sind die nicht menschlichen Einwohner von Fantasywelten - also die mystischen Wesen. Am bekanntesten sind Elfen, Zwerge, Drachen, Trolle, Einhörner, ...  Aber es gibt auch noch die Eigenkreationen von manchen Autoren. Die sind meiner Meinung nach die Interessantesten. Da wären:

  • die Canteada, von Jennifer Roberson erfunden, von denen ich oben schon sprach.
  • die Aika in der Sternenkrone
  • das geflügelte Volk, die Moldan und einige mehr in Maggie Furey's Artefakte der Macht
  • die Alphraan, Felcis und andere in Roger Taylor's Hawklan-Chroniken.
  • das Wildvolk in Katherine Kerr's Deverry. Okay, das Wildvolk besteht aus kleinen Gnomen, Feen und Ähnlichem. Aber nicht nur das, sie haben auch eine andere Art des Daseins, weil sie eine Art Geister sind. Und sie haben ihre eigene Welt, in der sie zu Hause sind. In ihrer eigenen Welt haben sie auch eine andere Erscheinungsform.
  • die seltsamen Wesen und Personen in der Erdzauber-trilogie (Erdherren) und den "Schwangeschichten" (Der Tänzer, der goldene König) von Patricia McKillip.
  • und zum Schluss noch eine Menge aus Star Wars (Wookies, Ewoks, Mon Calamary, ...).
Was die mystischen Wesen angeht, ist die Frage, ob sie mit den Menschen in einer Art Einheit leben oder nicht, und die Gründe dafür. Wenn es keine Einheit gibt, muss das nicht bedeuten, das es Feindschaft gibt. Das Leben kann für beide Gruppen gut sein, wenn sie ohne Berührungspunkte nebeneinander Leben. In Kath Kerr's Deverry Romanen sind es die Elfen, die neben den Menschen leben. Es gibt nur wenige Berührungspunkte. Manchmal treffen sich einige, um mit den anderen Handel zu treiben, so das es eine winzige Art von Einheit gibt. Aber das findet nur in einer Provinz statt. Alle anderen Deverrianer wissen möglicherweise, das es da noch dieses "Westvolk" gibt, aber sie haben noch nie jemanden davon gesehen. In den späteren Deverry Romanen gib es ein Gebiet im Nordwesten, wo Menschen, Zwerge und Elfen mehr mit- als nebeneinander leben. Und ganz weit im Westen gibt es noch Menschen die vor den Deverryanern geflohen sind. Sie leben in friedlicher Koexistenz mit den "Geal da'Thae", einer Art tierischer Wesen.
Es ist auch möglich, das nur eine Gruppe von der Anderen weis, weil sie sich niemals treffen. Obwohl: das funktioniert nur in eine Richtung. Diejenigen, die von den anderen wissen, müssen sich immer irgendwie verstecken, so das die anderen keine Möglichkeit haben, sie zu sehen. Zwei Beispiele: In Roger Taylor's Büchern gibt es neben den Menschen die Alphraan, welche den Menschen aus dem Weg gehen. D.h. die Alphraan gehen den Menschen soweit aus dem Weg, das die Menschen vergessen haben, das es sie gibt.
In Maggie Furey's Arbeiten gibt es die Geflügelten, (bzw. das geflügelte Volk) und die Menschen. Zuerst sind die Geflügelten für die Menschen nur Legenden, später Lernen sie, das es das geflügelte Volk tatsächlich gibt. Noch später finden sie zu einem guten Nebeneinander, auch mit Freundschaft untereinander. (Jedenfalls gilt das für Zistra und Eyrie).

=> Einschub: Es kann auch sein, das die Einen die Anderen überhaupt nicht entdecken können, weil ihnen irgendwelche physischen oder psychischen Fähigkeiten /Voraussetzungen fehlen, die nötig sind, um die Anderen überhaupt wahrnehmen zu können.

Es besteht auch die Möglichkeit, das am Anfang zwischen verschiedenen Spezien Krieg herscht. Im Verlauf der Handlung sorgt die Arbeit der Protagonisten für Frieden zwischen ihnen, oder zumindest dafür, das sie ihre eigenen Terretorien bekommen, wo sie sich nicht mehr begegnen.

3. Gesellschaft
Eine sehr wichtige Sache, über die man nachdenken sollte, ist die Gesellschaft. Das soziale Leben ist gewöhnlich durch drei Dinge beeinflusst, die auch alle Konsequenzen für den Rest der kulturellen Entwicklung einer Gesellschaft haben: Politik, Religion und Mytholgie. Und weil sich diese drei Dinge mehr oder weniger intensiv gegenseitig beeinflussen, ist dies möglicherweise der schwierigste Teil... - aber wenn diese Probleme gut gelöst sind, kann es sein, das sie die Würze ausachen...
Die Politikwissenschaft kennt heutzutage drei Typen von "Regierungssytemen": Anarchie, Demokratie und Monarchie, oder eine Mixtur aus Monarchie und Demokratie. Manchmal gibt es auch eine Diktatur, die bekämpft wird, wie in Star Wars. Andere Ausnahme: Maggie Furey. In der Gesellschaft ihrer Protagonisten gibt es keine Königin noch einen König und auch keine andere Art von Adel. Aber es ist nach moderem Politikverständniss auch keine Demokratie.
Die Frage nach der Staatform sollte wegen ihrer weitreichenden Konsequenzen eine der Ersten sein, die beantwortet wird.
Gibt es einen König oder eine Königin? Wieviel Macht haben sie? Regieren sie Weise oder wie Diktatoren? Dies sind Fragen, die auch etwas mit den Zielen des/der Helden oder Heldin(en) zu tun haben. Wenn da ein Diktator mit eiserner Hand unter der Krone regiert, werden sie versuchen, ihn "zur Hölle" zu schicken. Ein weiser Herscher wird wahrscheinlich froh sein, wenn die Held(in)en für die selben Ziele gegen einen bösen oder teufelischen Antagonisten kämpfen. (Ein Beispiel dafür wäre der "Grüne Reiter" von Kristen Britain: Protagonistin kämpft für den König, damit er seinen Thron behält.)
Ist die Regierungsform möglicherweise eine Art Demokratie, oder eine Mischung aus Demokratie und Monarchie?
Was ist, wenn es keine/n König/in gibt?
Selbstverwaltung der Städte? - Stadtstaaten??

Und, sehr interessante Frage, wie ich meine: Ist die Gesellschaft genau so wie unsere (egal ob europäisch oder amerikanisch, trotz aller Unterschiede ist da eine Menge identisch). Und wenn es eine Gesellschaft gibt, die sich von unserer Welt unterscheidet, ist da wirklich was anderes oder sind das nur Unterschiede zwischen Industrieländern und anderen Teilen unserer Welt? Oftmals haben wir die beschriebene Gesellschaft in anderen Teilen unserer Welt, oder es ist eine, die es in der Vergangenheit gab. Die ist natürlich mit den Ideen des Autors / der Autorin vermischt.
Das beste Beispiel, das ich momentan dazu finde, ist die "Sternenkrone": Die Art, wie der König da regiert, war im 10. Jahrhundert in in Europa realität. Die Form der Kirche ist auch in vielerlei Hinsicht die Gleiche, wie sie im Mittelalter war. Der grösste Unterschied (soweit ich das sehe) ist der, dass diese Kirche von Frauen dominiert wird, - in der realen Geschichte waren es Männer.

4. Religion
Und wo wir gerade von Kirche sprechen, - mit der Gesellschaft stellt sich natürlich auch die Frage nach der Religion selbst. Gibt es überhaupt eine Religion? - Wenn ja, was für eine? Gibt es einen Gott, oder mehrere? - Oder eine Göttin? Und wie religiös sind die Menschen? Wenn keine Religion existiert, was stattdessen? Gibt es sowas ähnliches, woran die Menschen glauben? Wenn ja, was ist das? Und ist es erlaubt, daran zu glauben, oder verboten? Gibt es eine Religion, aber die Regierung mag sie nicht, und bekämpft sie? Oder wird die Religion von der Regierung vorgeschrieben, und jeder bekämpft, der/die nicht daran glaubt?
Sind die politischen Anführer religiös oder nicht? Wenn nicht, in wie weit unterscheiden sich politische und religiös Anführer voneinander?
Wie man sieht, ein einfaches Stichwort und eine Flut von Fragen. Die möchten beantwortet werden, während man die Welt konstruiert, weil sie auch Einfluss darauf haben, wie die Protagonisten handeln werden. Und natürlich haben sie auch Einfluss auf all die anderen Leute in der Welt, denn die Leben ja da.

5. Mytholgie
Von der Religion ist der Weg zur Mytholgie nicht sehr weit. Also sind die Fragen nach den Einflüssen zu stellen, die die Mythologie auf die Menschen hat. Glauben sie an die Mytholgie oder nicht? Oder gibt es Dinge, die sie glauben und andere, die sie nicht glauben? Und die mythologischen Wesen dieser Welt: Haben sie Angst vor den Wesen, von denen die Mythologie berichtet, oder lieben sie sie? Oder gibt es Wesen, die sie lieben, und andere die sie fürchten oder hassen? Und was sind das für Wesen? Hier sind wir bei einem Teil, von dem ich oben schon sprach: Existieren die Wesen wirklich, oder nicht?
Ich meine, in jeder guten Fantasy existieren sie. Aber sie brauchen nicht auf den ersten Seiten in Aktion zu treten. Manchmal müssen die Helden heraus finden, das einige Figuren tatsächlich existieren, und die Legenden mehr Wahrheit als Erfindung enthalten. Oder die Legenden sind gar keine Legenden, sondern historische Tatsachen. Dies ist beispielsweise in Maggie Furey's Artefakten der Macht der Fall. Aurian, die Protagonistin findet heraus, das einige Wesen wirklich existieren, und keine Legenden sind: vor allem die Geflügelten, die Drachen und die Phaerie. Ein anderes Beispiel finden wir bei Roger Taylor's "Hawklan dem Heiler": Hier ist es Hawklan, der heraus findet, das Teile der Legenden gar keine Legenden sind, sondern Geschichte. Das sind die Uriel, die Handlanger des Antagonisten, von dem man auch dachte, er sei Legende.
Ein besonderes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der Herr der Ringe, wo es heisst: "Geschichte wurde Legende, Legende wurde Mythos, und der Mythos wurde Realität." - Zumindest im Film.
Das wirft die Frage auf: gibt es Gründe, weshalb es besser erscheint, die historische Wahrheit als Legende zu bezeichnen? - Wenn ja, was für welche könnten das sein?

Zuletzt die Frage nach dem Einfluss von Religion und Mytholgie: Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Religion und Mythologie, oder ist beides das Gleiche? Wenn es zwei verschiedene Dinge sind, wo sind die Unterschiede? Oder wie sind sie miteinander vermischt? Oder kommt das eine womöglich aus dem anderen? Oder ist die Religion so tief im Leben der Menschen verwurzelt, das sie keine Mythologie brauchen?

6. Geschichte
Einige dieser Fragen hab ich im vorigen Abschnitt schon gestellt.
Einige Teile der Geschichte könnten zu Legenden geworden sein, andere wurden vergessen. Apropos Vergessen: Gibt es vergessene Kapitel der Geschichte, die der Held oder die Heldin irgendwie lernen muss weil er/sie das Abenteuer sonst nicht erfolgreich bestehen kann? Was passierte da in der Vergangenheit der Welt?
Und wie waren die Reaktionen darauf? Waren das schreckliche Kriege zwischen den Menschen, wie in den Hawklan Romanen? Oder war es nur einer gegen einen bösen Zauberer, wie im Grünen Reiter? Auch in den dunklen Zeiten der Hawklan-Geschichte und der "Artefakte Der Macht" gab es solche Kriege.
Welche wichtigen Herrscher lebten früher? Wie hat sich die Gesellschaft selbst entwickelt? Oder hat sie sich überhaupt Entwicklt? Welche wichtigen Erfindungen wurden gemacht? Und wer war das?

[size=14]7. Geographie[/size]
Und nun kommen wir zu der Frage, an die ich als erstes dachte, als ich anfing, über die Gestaltung einer Welt nachzudenken: Ihr geographisches aussehen. Also brauchen wir eine Karte. Das beste Beispiel für die notwendigkeit einer Karte ist der Herr der Ringe. Um ein gutes Bild von der Reise durch Tolkiens Mittelerden zu bekommen, ist eine Karte absolut notwendig. Oder ist da jemand anderer Meinung?
Es gibt keine Karten bei Hawklan, den Schwerttänzern und in P. McKillip's Büchern. Also hab ich mich oft gefragt, wie die Geographie denn jetzt genau aussieht.
Deshalb hier die Fragen nach Dingen, wie den Folgenden: Die Berge, Seen, Meere, Ozeane, Wälder der Welt, wo liegen die? Wie hoch sind die Berge, wie tief die Seen/Ozeane, (damit könnte die Frage verbunden sein, ob man einen Schatz vom Meeresboden holen kann...), wie dunkel sind die Wälder? Ist es einfach, einen Weg durch die Wildniss der Berge/Wälder zu finden, oder eher Selbstmord?
Manchmal kann es wichtig sein, aus was für einem Gestein die Berge bestehen. Oder wie steil sie sind. Diese Fragen müssen sicherlich nicht sehr exakt beantwortet werden, und auch nicht für alle Berge. Aber zumindest für alle Teile, wo die Reise der Helden entlang führt. Beziehungsweise für die Orte, wo wichtige Teile der Handlung stattfinden.
Dann muss es Orte geben, wo Leute leben. Sind das Dörfer oder Städte? Und wie gross sind die? Jeweils von der Anzahl der Einwohner, als auch von der flächenmässigen Ausdehnung? Und wo liegen die? In den Wäldern oder in den Bergen? (Oder sind die Berge stark bewaldet?) Oder kennen die Leute möglicherweise gar keine Dörfer oder Städte, und leben in (mehr oder weniger) einsamen Häusern, die über das ganze Land verteilt sind? Sind die Distanzen zwischen Nachbarn zu gross, als das man von Dörfern oder gar Städten reden könnte?
Und gibt es mehr als nur ein Land? Wie sehen die politischen Beziehungen zwischen den Ländern aus? Gibt es Stadtstaaten innerhalb der Länder? Vielleicht ist jede Stadt ein Königreich für sich? - Damit wären wir wieder bei den Fragen, die ich ein paar Kapitel früher schon mal gestellt habe. Diemal nur aus einer anderen Richtung.

[size=14]8. Namen[/size]
Eine weitere wichtige Sache, so wichtig, das man meint, sie wäre völlig normal: Namen für alles Mögliche. Die Länder, die Städte, die Leute, ... Alles und Jede/r braucht einen Namen. Als ich die Bücher von Roger Taylor oder Maggie Furey las, kam ich zu der Schlussfolgerung, das die Leute in Fantasygeschichten immer Namen haben, die sich grundsätzlich von den gewöhnlichen Namen in unserer Welt unterscheiden. Wahrscheinlich liegt es auch am Unterschied zwische Englisch und anderen Sprachen. In Deutschland würde zum Beispiel niemand auf die Idee kommen, seine Kinder "River" oder "Brooklyn" oder so ähnlich zu nennen. (Hab ich zumindest geglaubt, als ich den Aufsatz ursprünglich geschrieben habe; heute bin ich mir da auch nicht mehr so sicher.) Aber ich schätze, Lomann, Islomann, Tirilen, Aurian, Vannor, Forral, etc. sind auch im Englischen keine gewöhnlichen Vornamen; im deutschen schon gar nicht. - Oder kennt jemand irgendwen mit einem Solchen? Diese genannten Namen gehören zu Personen aus den genannten Romanen. Es handelt also nicht um Gegenstände.
Später hab ich heraus gefunden, das auch Namen aus der realen Welt in Fantasyromanen vorkommen. Zum Beispiel 'Jill' aus den Deverry-Chroniken, 'Alain' aus der Sternenkrone, 'Delilah' (Del) bei den Schwerttänzern. In den Sternenkrone Büchern findet man viele bekannte Namen, wie Alain (Französisch), Judith (International), Helmuth, Hildegard, Adelheid, Rosvita, Siegfried, Ekkehard (alle Germanisch), und eine Menge andere, die heutzutage Altmodisch sind, aber im mittelalterlichen Europa üblich waren, wie z.B. Ermanrich oder Baldwin.

9. Galaxis
Das Aussehen einer Galaxie dürfte zwar für Science Fiction wichtiger sein, als für Fantasy, könnte aber dennoch interessant sein. Als Erstes ist da der Blick zum Himmel der Welt, wo die Geschichte spielt. Gibt es da einen Unterschied zu unserer Ansicht des Sternenhimmels, oder eher nicht? Und was ist mit Sternbildern?

Zum Schluss, weil ich mich etwas mit Astronomie beschäftigt habe, als dieser Textabschnitt entstand, kam ich auf die Idee nach Fragen über die Definition der Zeit. Und zwar folgende:

Ist
-- 1 Minute = 60 Sekunden?
-- 1 Stunde = 60 Minuten?
-- 1 Tag = 24 Stunden?
-- 1 Woche = 7 Tage? - gibt es überhaupt Wochentage??
-- 1 Monat = 30 Tage /  ~ 4 Wochen ??
-- 1 Jahr = 12 Monate ?

Und für Science Fiction: Distanzen zwischen Planeten. Gibt es Leben auf einem Planeten oder nicht? Wer oder Was lebt dort? Vielleicht müssen diese ganzen Fragen für jeden Planeten noch mal gestellt werden, und für jeden Planeten gibt es andere Antworten.
Man muß nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo es steht.
Zum Beispiel hier: Infoportal Deutschland & Globalisierung oder Nachdenkseiten