Constanze Wilken - Sturm über dem Meer

Begonnen von nirak, 06. Februar 2016, 11:57:14

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nirak

[isbn]9783442483495[/isbn]

Spannung bis zur letzten Seite

In einem kleinen Dorf an der walisischen Küste hat ein Sturm eine versunkene Burganlage frei gespült. Dr. Samantha Goodwin, erhält den Auftrag diese zu untersuchen. Sie hat ihre Ferien immer in diesem Ort Namens Borth verbracht, denn Ihre Großmutter Gwen lebt dort. Aber bei ihren Untersuchungen findet sie nicht nur altes Historisches, sondern auch eine Leiche eines deutlichen jüngeren Datums. Ihre Großmutter ist sogar überzeugt davon, hierbei könne es sich um die Leiche ihres Ehemannes Arthur handeln. Dieser verschwand vor fast 60 Jahren spurlos auf dem Meer. Sam handelt sofort und stellt Nachforschungen an, aber nicht jeder in dem kleinen Fischerdorf ist davon begeistert, und so begibt sie sich selbst in Gefahr, ohne es auch nur zu ahnen.   

Constanze Wilken erzählt hier ihre Geschichte in zwei Handlungssträngen. Zum einen ist sie bei Samantha Goodwin, der jungen Archäologin. Sie berichtet von deren Arbeit und ihrem Leben. Natürlich auch von der Suche nach der Identität des Toten und den dafür Verantwortlichen. Sie hat ihre Spuren dabei so gut gelegt, dass bis zum Schluss einfach nicht klar ist, wer hier welches Spiel treibt. Nicht nur Sam wird in die Irre geführt, auch für den Leser erschließt sich lange nicht, wer für was verantwortlich ist. Es hat richtig Spaß gemacht diesen Krimi zu lesen, denn ein solcher ist es.

Der zweite Erzählstrang erzählt dann von dem Leben der Großmutter. Gwen hat den 2.WK mitgemacht und vor allem auch die Nachwirkungen auf die Bevölkerung erlebt. Sie erzählt von ihrem Leben mit ihrem Mann Arthur und davon, dass dieser plötzlich verschwand und Gwen mit drei Kinder zurückblieb. Das schwere Leben in der Nachkriegszeit, vor allem in einem kleinen Dorf wie Borth, wird gut geschildert. Denn auch wenn auf den ersten Blick die Dorfgemeinschaft zusammenhält, bei näherem Hinsehen sieht man doch auch Neid und Missgunst.

Dadurch, dass die Autorin die Handlungsstränge immer wieder wechselt, entsteht eine zusätzliche Spannung, die kaum auszuhalten ist. Man muss einfach immer wieder wissen, wie es mit Gwen weitergeht, oder wie es bei Sam aussieht, was sie herausgefunden hat und wie es in ihrem Leben weitergeht. Sam forscht ja nicht nur im Watt nach den historischen Überresten die gefunden worden, oder versucht mehr über ihren Großvater herauszufinden, sie lernt hier auch neue Menschen kennen. Vor allem Max und Luke haben es ihr angetan.
Max ist ein kleiner Junge der sich sehr für ihre Arbeit interessiert und Luke ist sein Vater, dieser interessiert sich wiederum für Sam. Luke lebt in dem kleinen Fischerdorf und betreibt dort eine kleine Werft. Er steht Sam bald mit Rat und Tat zur Seite. Überhaupt sind die Protagonisten gut ausgearbeitet worden. Manche, wie eben Sam, Luke und Max sind sofort sympathisch, andere wiederum sind eher düster und nicht wirklich greifbar, sie sorgen aber auch für die nötige Spannung. Der bildhafte Erzählstil sorgt dann auch dafür, dass man sich die raue Landschaft Wales an der Küste gut vorstellen kann. Es fröstelt einen schon mal, wenn Sam so im Watt unterwegs ist.

Das Cover stimmt gleich in die Geschichte ein. Abgebildet ist die Küste von Wales, zwar ein etwas düsteres Bild aber hier ist ja auch von einem Sturm die Rede. Gleich zu Beginn gibt es eine kleine Karte der Gegend, in der die Geschichte angesiedelt ist, so findet man sich beim Lesen schnell zurecht. Der Roman selbst beginnt zur Einstimmung mit der Legende von dem versunkenen Königreich Cantre`r Gwaelod. Spannend zu lesen und gut gewählt. Die Frage bleibt also nur, sind die gefundenen Überreste vielleicht wirklich die Überreste dieses Königreiches? Und was geschah in Borth wirklich vor 60 Jahren? Eben Spannung bis zur letzten gelesenen Seite. Am Ende klärt noch ein Nachwort Fiktion und Wahrheit und beschließt diese wunderbare Geschichte.


[note2+]

Annette B.


Meine Meinung

In diesem Buch beschreibt die Autorin, Constanze Wilken, die Veränderungen in einer Dorfgemeinschaft an der walisischen Küste.
In dem Örtchen Borth leben die Menschen von der Fischerei, dies ist ein hartes und entbehrungsreiches Leben.

Dieser Roman erzählt von einer alten Legende, nach der bei einer Sturmflut die reiche Burganlage,  >Cantre`r Gwaelod < , vom Meer  verschluckt wurde.

Die Archelogin Dr. Samantha Goodwin bekommt den Auftrag heraus zu finden, ob sich diese Legende beweisen lässt.
Was sich zunächst als ein stupides Projekt darstellt, entwickelt sich jedoch zu einer spannenden Suche nach der Wahrheit.
Dies sogar in vielerlei Hinsicht.

Samantha entdeckt nicht nur eine Leiche, sondern sie weckt auch die Geister der Vergangenheit in dem Ort Borth.

Sehr eindrucksvoll beschreibt die Autorin, wie die Bewohner an der walisischen Küste den Krieg erlebt haben. Vor allem,  wie schwierig das Leben der Menschen in dem Fischerdorf Borth nach dem Krieg war.
Durch geschickt in die Handlung eingeflochtene Beschreibungen, wie z. B. die Pomade im Haar der Männer und der perfekt gelegten Wasserwelle im Haar der Damen, zaubert die Autorin dem Leser ein klares Bild der Menschen in den Nachkriegsjahren vor das innere Auge. Die ständige Rationierung der Lebensmittel und die Sorge um die Fischer, die bei Sturm draußen auf dem Meer waren, ließ die Dorfgemeinschaft zusammen wachsen.

Was sich als sehr harmonisches Zusammenleben darstellt, birgt jedoch auch seine Tücken und Geheimnisse in den Charakteren der Dorfbewohner.
Diese einzelnen Personen sind nicht einfach als gut oder böse Charakterisiert, sondern da gibt es sehr vielschichtige und facettenreiche Charakter. Besonders die Männer, die traumatisiert aus dem Krieg zurück gekehrt sind, aber auch die Frauen, die nach den harten Kriegsjahren ihre Wünsche und Träume verwirklichen wollen, tragen zum lebendigen Bild der Dorfgemeinschaft bei.

Ähnlich verhält es sich in dem Handlungsstrang, der im Jahr 2014  angesiedelt ist. Auch hier gibt es junge Menschen  in Borth, die von einer besseren Zukunft träumen und auf der Suche nach dem richtigen Weg sind.

All diese Menschen verbindet jedoch der unerschütterliche Glaube an die alte Legende vom untergegangenen Cantre`r Gwaelod und einen Schatz, der sich zwischen den freigespülten Baumstämmen im Watt verbergen soll.

Als Samantha Goodwin mit ihrem Team in Borth auftaucht und die Arbeit aufnimmt, wird sie natürlich mit Argusaugen beobachtet.
Samantha wohnt bei ihrer Großmutter Gwen, deren Lebensgeschichte im Verlauf der Handlung erzählt wird.
Constanze Wilkens führt den Leser immer wieder in die Zeit nach dem Krieg zurück.
Die Übergänge vom Jahr 2014 ins Jahr 1949/50 sind fließend und stören den Lesefluss überhaupt nicht.
Auf diesem Weg entsteht eine spannende Handlung, die dem Leser viele Rätsel und Fragen aufzeigt. Was zunächst als "loser Handlungsfaden" einfließt, entwickelt sich zu einem spannenden Rätsel-Knäul und man fragt sich,  ob die Autorin am Ende noch alle offenen Fragen beantwortet?

Constanze Wilken beantwortet am Ende tatsächlich alle offenen Fragen und präsentiert dem Leser eine absolut schlüssige und logische Auflösung.

Besonders was die verschiedenen Personen im Jahr 1950, aber auch im Jahr 2014 angeht, hat die Autorin mir am Ende so manche Überraschung präsentiert.
Es gibt recht skurrile Charakter in der Handlung, die mich oftmals schmunzeln ließen und es gibt die geheimnisvollen, oder  auch tief verletzten Seelen in der Dorfgemeinschaft. Diese bunte  Mischung der Menschen in dem Dorf,  zieht den Leser förmlich in seine Mitte und man lacht und leidet mit jedem einzelnen Dorfbewohner.
Ich habe mich sehr wohl gefühlt in Borth und konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil es von Seite zu Seite immer spannender wurde.
Die Liebesgeschichte der Großmutter und auch die Liebesgeschichte im Jahr 2014 wurde von der Autorin sehr einfühlsam und geschmackvoll erzählt. Das hat mir sehr gut gefallen.
Aber auch der flüssige und leicht verständliche Schreibstil von Frau Wilken, hat dieses Buch für mich zu einem ganz besonderen Lese-Erlebnis gemacht.
Ich bin begeistert, wie gut die Autorin mir die Mentalität der Menschen und die einzigartige Landschaft in diesem  Buch nahe gebracht hat.
Am Ende habe ich erkannt, was all` diese Menschen seit ewigen Zeiten wirklich verbindet.

Das ist die Liebe zum Meer und zu ihrer Heimat, dem Dörfchen Borth, mit dieser wunderbaren Legende von Cantre`r Gwaelod.

Eine Karte am Anfang des Buches und ein erklärendes Nachwort der Autorin, verwöhnen den Leser mit zusätzlichen Informationen.


[note1]
Liebe Grüße Annette

Bücherhexe

Zum Buch: Die Archäologin Dr. Samantha Goodwin reist nach Wales, wo der Legende nach ein versunkenes Königreich im Meer begraben sein soll. Ein Sturm hat dort Baumstümpfe freigelegt, die zum geheimnisvollen Cantre'r Gwaelod gehören sollen. In der Bucht von Cardigan soll eine gewaltige Sturmflut im Jahre 600 nach Christus das gesamte Reich ins Meer gespült haben. Zum einen interessiert sich Sam seit Jahren für diese Legende, zum anderen lebt ihre Großmutter Gwen im Dorf Borth in der Bucht, wo sie als Kind viele Sommer verbracht hat. Und so überlegt sie nicht lange, als sie den Auftrag bekommt.
Dort trifft sie auf den Witwer Luke, dessen Sohn Max sich als begeisterter Hobby-Archäologe entpuppt und der schließlich einen Ring findet. Wie sich herausstellt, gehörte dieser Ring Sams Großvater Arthur, der in einer Sturmnacht im Jahr 1955 verschwand und nie mehr nach Hause kam. Bis heute weiß Gwen nicht, was mit ihrem Mann passiert ist. Aber nun scheint es so, dass diese Ungewissheit bald ein Ende hat, denn bei ihren Untersuchungen findet Sam einen Toten und ist, genau wie Gwen, davon überzeugt, dass es sich um Arthur handelt. Und wie es aussieht, war sein Tod kein Unfall. Was ist damals passiert? Ihre Nachforschungen bringen Sam in große Gefahr, denn irgend jemand scheint verhindern zu wollen, dass die Geheimnisse von damals ans Licht kommen...

Das war mal wieder ein echter Pageturner, rund 470 Seiten, die flüssig zu lesen waren. Besonders zum Schluss, als man dem Geheimnis um Arthurs Tod näher kam, wurde es richtig spannend.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart geht es um Sam und ihre Arbeit an der Grabungsstelle sowie ihre Nachforschungen wegen ihres Großvaters. In der Vergangenheit lernen wir die junge Gwen, Sams Großmutter, kennen und wie sie und Arthur damals zusammen kamen. Der zweite Weltkrieg ist vorüber und es sind harte Zeiten im Fischerdorf Borth. Aber Gwen und Arthur gehören zusammen und ihre Liebe besteht auch über den Tod hinaus.
Wer jetzt Sorge hat, dass das Ganze zu kitschig wird, den kann ich beruhigen, denn das ist nicht der Fall. Die Geschichte hat meiner Meinung nach genau die richtige Dosis Herz und Gefühl, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart zwischen Sam und Luke.
Ich würde sagen, wer Lucinda Riley, Kate Morton oder Katherine Webb mag, dem wird auch "Sturm über dem Meer" gefallen.
Mich hat auch die Legende von Cantre'r Gwaelod fasziniert, die es wirklich gibt.

Alles in allem ein gelungener Roman, der mich gut unterhalten hat. Und meine Reiselust auf Wales wieder geweckt hat. *g*

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Was ich rette geht zu Grund, was ich segne muss verderben.
Nur mein Gift macht dich gesund. Um zu leben musst du sterben.
(Musical: Tanz der Vampire)