Jessica Fellowes - Die Schwestern von Mitford Manor (Unter Verdacht)

Begonnen von Sagota, 30. August 2018, 16:47:39

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Sagota

"Die Schwestern von Mitford" von Jessica Fellowes, hier mit dem Untertitel von Bd. 1 "Unter Verdacht" ist der Auftakt zu einer Romanserie von 6 Bänden, in dem sich jeder Roman einer der Mitford-Schwestern widmet. Im vorliegenden Début ist es Nancy Mitford, die älteste der Schwestern.


Schon im Prolog begibt man sich in eine andere Zeit, die der 20er Jahre in London, in der ein Mord in einer (Dampf)eisenbahnlinie geschieht: Die Krankenschwester Florence Nightingale Shore wird brutal während der Zugfahrt ermordet; real ist dieser authentische Mordfall bis heute nicht aufgeklärt worden; im Roman jedoch sind die Hauptprotagonisten Louisa Cannon, Nancy Mitford und Guy Sullivan, seines Zeichens Bahnpolizist, dem Mörder auf der Spur....

Zum Inhalt:

Louisa Cannon, die in ärmlichen Verhältnissen aufwächst, erfährt von einer Freundin, dass die glamouröse Familie Mitford ein neues Kindermädchen sucht - und ergreift mutig ihre Chance, sich ein Leben in stabileren und besseren Verhältnissen aufbauen zu können. Sie bekommt die Stelle und freundet sich mit Nancy, der 17jährigen Tochter, an und wird deren Vertraute. Als die jungen Frauen von dem brutalen Mord erfahren, der einer Freundin der Familie zum Verhängnis wurde, sind sie nicht davon abzubringen, den Mörder zu finden. Hilfe finden sie hierbei von Guy Sullivan, einem Bahnpolizisten, der durch Zufall Louisa dabei hilft, die ersehnte Arbeitsstelle auf Mitford Manor zu bekommen - und sich dabei in sie verliebt...
Wer war der Mann im braunen Mantel, der zu Florence Shore in das Abteil stieg? Werden sie den Mörder finden, auch wenn es Guy von seinem Vorgesetzten Jarvis untersagt ist, im Fall Shore weiterzuermitteln, obgleich er abgeschlossen ist?

Meine Meinung:

Bereits von der ersten Seite an fand ich Zugang zu dieser recht spannenden und historischen Geschichte, deren Protagonisten real existieren und die den Leser ins London der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts entführen: Die gesellschaftlichen Gegensätze zwischen reich und arm werden sehr durch die Figur der Louisa deutlich: Ihr gelingt es durch Intelligenz und auch Fleiß, in der Upper Class Fuß zu fassen und Nanny von 6 Mädchen zu werden, besonders Nancy, die sehr schlagfertig ist und gute Geschichten und Abenteuer liebt sowie auf der Schwelle zum Erwachsenwerden steht, sehr zugetan ist. Gemeinsam mit Guy gelingt es den beiden jungen Frauen, dem Mörder eine Falle zu stellen und im showdown, das bei der Party für Nancy stattfindet, diesen zu enttarnen....

Der  Autorin, die eine Nichte von Julian Fellowes ist und die Begleitbücher zu "Downton Abbey" schrieb, gelingt es von Beginn an, den Leser in die Welt der 20er Jahre zu katapultieren: Der Roman ist in 3 Teile gegliedert und hat 79 recht kurze Kapitel, die den Spannungsbogen steigern, da die Erzählperspektiven wechseln. Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen sowie absolut unterhaltsam. Auch die Spannung kommt m.E. nicht zu kurz; über Louisa, die eine große Sympathieträgerin ist, kann man zuweilen schmunzeln, sich mit ihr vor ihrem üblen Onkel Stephen fürchten - und respektvoll ihre ermittlungstechnischen Fähigkeiten bestaunen! Auch Guy Sullivan ist ein sehr netter, wenn auch kurzsichtiger junger Polizist, der über ungeheure Ausdauer, Kombinationsgabe  und Willensstärke verfügt - was ihm letztendlich nicht zum Nachteil gereicht. Das Zeitkolorit spielt ebenfalls sehr authentisch mit Rückblicken in den gerade erst beendeten 1. Weltkrieg durch die Briefe von Florence Shore eine wichtige Rolle, da das Leben von den Auswirkungen dieses schrecklichen Krieges - überall in Europa - geprägt war. Was für die Zeit zwischen den Weltkriegen mit den technischen Entwicklungen, dem Aufatmen und der Lebenslust der Menschen, die sich in neuer Musik und Tänzen z.B. widerspiegelt, sehr gut von der Autorin dargestellt und bildhaft gemacht wird. Andererseits sind die gesellschaftlichen Prägungen sehr eindrucksvoll geschildert und die starken Grenzen zwischen "oben und unten" sowie auch die Stellung der Frau, die sich in diesen Zeiten wandelte...

Fazit:

Eine sehr unterhaltsame und auch spannende Reise in die Vergangenheit des Englands der 20er Jahre in eine glamouröse Familie, in deren Auftakt der Serie die älteste Tochter Nancy Mitford eine der Hauptrollen einnimmt. Eine wirklich gelungene Mixtur aus Gesellschaftsstudie, historischem Roman und Krimi, der mir sehr gut gefallen hat, mich hier und da (ich sage mal nur "Mrs. Stobie" )auch an Downton Abbey erinnerte und den ich sehr gerne weiterempfehlen möchte! 4,5 *

Firnsarnwen

Gemütlicher Familienroman mit zu wenig Krimi- und Spannungsanteilen.

Eigentlich hätte das Buch alles, was es braucht, um in allen Punkten zu überzeugen: eine erfahrene Autorin, ein echter Mordfall als Inspiration, eine skandalträchtige Familie mit vielen unterschiedlichen Töchtern, denen jeweils ein Band gewidmet werden soll und all das vor dem Hintergrund der goldenen Zwanziger. Und es beginnt auch wirklich gut: das wohlige "Downton Abbey"- Gefühl macht sich breit und der Prolog um Florence weckt Interesse.
Doch dann verzettelt sich das Buch irgendwann und das Ermitteln von Kindermädchen Louisa versinkt in langweiligen Beschreibungen des Alltags mit den Kindern der Familie Mitford. Vielleicht wollte die Autorin hier zuviel: das gemütliche Leben auf Mitford Manor und der Beginn einer zarten Liebesbeziehung begraben die Spannung, die die Aufklärung des Mordes ja eigentlich mit sich bringen sollte, unter sich. Von den Figuren hat mir noch am besten Guy, der junge Bahnpolizist, der viel lieber bei Scotland Yard richtige Fälle lösen möchte und deswegen ohne Auftrag weiter ermittelt, gefallen. Louisa und noch mehr Nancy, die älteste Tochter des Hauses, blieben für mich konturenlos. Die Mordaufklärung auf den letzten 20-30 Seiten (von 490) kommt nur durch Indizien zustande, die passenderweise immer dann auftauchen, wenn man sie braucht. Die insgesamt 78 (!) Kapitel kann man zwar sehr gut nebenbei "weglesen", aber die Lesemotivation hat durch fehlende Spannungsbögen bei mir mehr und mehr nachgelassen.
6/10

What we do in life, echoes in eternity

Inge78

Ich habe das Buch über vorablesen gewonnen und auch gelesen

Hier mein Leseeindruck

Die 19-jährige Louise lebt mit ihrem alkolkranken Onkel und ihrer Mutter , die als Wäscherin arbeitet, in sehr ärmlichen Verhältnissen. Um ihrem Elend zu entfliehen beginnt sie eine Stelle als Kindermädchen in Mitford Manor.
Im zweiten Handlungsstrang geht es um die Bahnpolizisten Guy der den Mord an der Krankenschwester Florence Nightingale Shore aufklären will.
Da Louise im selben Zug wie das Opfer gesessen hat und da ihr ältester Schützling Nancy eine Beschäftigung braucht versuchen auch die beiden Frauen Hinweise auf den Täter zu finden.So verbinden sich beide Handlungsteile.

Zu Anfang hatte ich ein paar Probleme ins Buch rein zu kommen. Viele Charaktere, viele offene Handlungsstränge und eine ungewohnte Sprache haben mir den Einstieg schwer gemacht. Wenn man sich aber einmal auf Louise und all die anderen Personen einlässt ist man schnell in der Story drin.

Dabei ist der Kriminalfall relativ spannend , wird aber etwas unbefriedigend aufgelöst. Aber auch an Gesellschaftskritik wird im Roman nicht gespart.

Der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen aber mir fehlte Action und Spannung im Buch, die Story plätscherte seitenweisen nur so dahin.
Es handel sich bei dem Buch um den Anfang einer Reihe, aber ich bin mir nicht sicher ob ich weiter lesen möchte.


[note3]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Annette B.

Danke Firni für diese Rezi.  :schmusen:

Das klingt ja wirklich nach einem spannenden und interessanten Buch. Ich glaube das könnte mir auch gefallen, besonders da in diesem Buch nicht nur die Reichen und Schönen im Vordergrund stehen.
Liebe Grüße Annette