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Krimi => Rezensionen => Thema gestartet von: Aurian in 02. Januar 2014, 22:58:42

Titel: Thomas Hermanns - Mörderquote
Beitrag von: Aurian in 02. Januar 2014, 22:58:42
[isbn]9783442476381[/isbn]

320 Seiten
Goldmann Verlag
ET: 20.08.2012

Klappentext
"Music Star 3000" ist die beliebteste Castingshow im deutschen Fernsehen. Es läuft bereits die sechste Staffel, und jeder kennt die Rituale.
Dann aber nimmt ein Mörder die Auswahl selbst in die Hand und es gibt Woche für Woche eine Leiche - mitunter vor laufender Kamera. Während der Mörder verzweifelt gesucht wird, schießen die Einschaltquoten steil in die Höhe. Denn eins ist klar - das Motto der Show "Es kann nur einer übrig bleiben!" wurde noch nie so ernst genommen.

Meine Eindrücke
In diesem Buch bekommt der Begriff "Mörderquote" eine ganz neue Bedeutung. Zum einen erfüllt ein Mörder wöchentlich seine Quote und beschert der Sendung dadurch tatsächlich eine "Mörderquote".

Geschildert werden die Ereignisse aus der Sicht von zwei Personen. Zum einen ist da Tanya Beck (geborene Tanja Becker), offiziell 30 Jahre alt (aber eigentlich 40), die laut einer bekannten Tageszeitung immer noch Deutschlands heißeste Blondine ist. Sie ist Mitglied der Jury und fungiert als "Titte in der Mitte". Dieser Begriff war mir bis jetzt unbekannt.  :breitgrins:
Sie ist ein netter, freundlicher Mensch und eigentlich etwas showbizmüde, schafft aber irgendwie den Absprung aus dem Leben im Rampenlicht nicht.

Auf der anderen Seite ist da Sasche, der als der Quotenschwule fungiert. Genau wie bei seinen Mitstreitern ist sein größter Traum die Show zu gewinnen und es wird recht deutlich, wie sich sein Verhalten und seine Denkweise im Laufe der Sendungen verändern. Eigentlich ist er der nette Schwule von nebenan, aber nach und nach gerät man immer mehr ins Zweifeln und weiß bald gar nicht mehr, was man glauben soll.

Gnadenlos und mit schwarzem Humor zieht Thomas Hermanns die Szene der Castingshows durch den Kakao. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Shows werden mehr als deutlich und sind sicher nicht zufällig. Es ist ein hartes Geschäft und es zählt nur die Quote und damit die Einnahmen.

Oft wirkt das Ganze etwas überzogen, aber eigentlich will man nur glauben, dass es das ist. Wie weit würden die einzelnen Beteiligten gehen, für ihren eigenen Erfolg, oder den der Sendung? Gibt es moralische Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen, oder macht das Showbiz vor nichts halt?
Da werden fadenscheinige Aussagen gemacht, damit die Maschinerie trotz der Todesfälle weiter arbeiten kann. Kein Sänger, kein Produzent und auch kein Jurymitglied springt freiwillig aus moralischen Gründen ab. Nein, alle bleiben dabei, immer ihren eigenen Vorteil im Auge.

Immer wieder fragt man sich: Wer ist der Mörder? Was ist Schein und was ist Sein? Öfters war ich der Meinung, es genau zu wissen, doch mehr als einmal hat mich der Autor erfolgreich in die Irre geführt, um mich dann doch immer wieder zu überraschen.

Für mich war das Buch eine unterhaltsame Lektüre, auch wenn ich nicht immer vor Spannung mitgefiebert habe.

[note3+]

LG, Aurian