| [isbn]3746612136[/isbn] | | Autor: Robert Merle ISBN: 3746612136 Seiten: 414 Verlag: Aufbau Taschenbuch Ausgabe: Taschenbuch
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Inhalt:Frankreich im 16. Jahrhundert - es tobt der Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Hugenotten. Die Christen beider Parteien metzeln einander fröhlich nieder: es fällt ja so schwer, den Glauben des anderen zu ertragen. Noch in der kleinen Welt von Burg Mespech im Périgord spürt der junge Pierre de Siorac den Riss, der durch das Land geht. Sein Vater, der Barron, ist Anhänger der reformierten Religion und zwingt die Kinder wie auch das Gesinde, sich gleichfalls zu bekehren. Die Mutter bleibt Papistin, ein nie nachlassender Grund für Konflikte. Und trotzdem ist für Pierre die Burg der Ort, an dem er sich geborgen fühlt. Hier lernt er fechten, reiten, lieben und bildet die Talente aus, die er dereinst - in den folgenden Bänden der Romanserie - dem guten König Henri Quatre leihen wird. "Fortune de France" - Schicksal Frankreichs - ist ein unterhaltsamer und zudem genau recherchierter historischer Roman, "... und wenn ich mir die geschichtlichen Hintergrundinformationen allein zusammensuchte, dann nicht aus hugenottischer Sparsamkeit, sondern weil es mir großes Vergnügen bereitete und ich mit keine der vielen amüsanten, bunten, schrecklichen oder pikanten Einzelheiten entgehen lassen wollte, von denen die Memoiren jener Zeit übervoll sind." (Robert Merle)
Meine Meinung:,,Fortune de France" ist der erste Teil der 13-bändigen Romanreihe von Robert Merle, die zur Zeit der Religionskonflikte in Frankreich während der Renaissance spielen. Durch das Schicksal und die Erlebnisse der fiktiven Familie Siorac während dieser Zeit sollen so dem Leser die Ereignisse und politischen Hintergründe näher gebracht werden. Er startete mit seiner Reihe gegen Ende der 70er Jahre und nutzt einen sehr antik wirkenden Erzählstil, der zwar zu der Zeit und irgendwie auch zum Verhalten der handelnden Figuren passen mag, aber durchaus anstrengend zu lesen ist, weil er sich einfach extrem von unserem heutigen Sprachgebrauch unterscheidet. Durch sehr viele ausschweifende Beschreibungen, bei denen der Autor oft zu sehr ins Detail geht, wirkt die Geschichte auf mich eher distanziert erzählt. Ich komme mir vor wie jemand, der einem Erzähler zuhört, der die Handlung auch nur aus ganz großer Ferne beobachtet hat. Ein richtiges Miterleben oder gar Mitfiebern oder Mitfühlen ist mir nicht möglich. Vermutlich ist dieser distanziert und altmodisch anmutende Erzählstil auch mit daran schuld, dass ich das Buch letztendlich erst im dritten oder vierten Anlauf beendet habe.
Die Grundidee und der geschichtliche Hintergrund zu der Romanserie gefallen mir gut und interessiert mich sehr. Ich habe bereits einige Bücher zur Bartholomäusnacht bzw. Katarina de Medici gelesen und finde die Zeit äußerst faszinierend. Leider gibt es aber in der Geschichte von Robert Merle kleinere Ungenauigkeiten, die mir negativ aufgefallen sind. So wird beispielsweise relativ früh erwähnt, in welchem Jahr die beiden Hauptfiguren geboren sind. Später genannte Altersangaben passen dann aber wieder gar nicht zum aktuellen Jahr und dieses Geburtsjahren. Das fällt aber nur dann auf, wenn man gerne Stammbäume – gerade zu solchen Familie-Sagas – malt. Auch dass der Autor die französische Prinzessin Marguerite zu einem Zeitpunkt, da sie noch gar nicht mit Henri de Navarre vermählt war, schon als Königsgemahlin bezeichnet, finde ich geschichtlich gesehen nicht richtig, zumal der geschichtliche Hintergrund generell nicht sonderlich klar und verständlich rüberkommt und ziemlich verworren und kompliziert dargestellt ist. Da bin ich besseres gewöhnt. Das fängt schon damit an, dass man leicht ins Schwimmen kommt bei der Zuordnung der historischen Persönlichkeiten (z.B. Condé oder Coligny) zu einem der politischen Lager. Ein Personenverzeichnis mit einer entsprechenden Zuordnung hätte da schon sehr weiterhelfen können.
Auch bekommt keine der Figuren, außer den beiden Hauptcharakteren Jean de Siorac und Jean Sauveterre, ein wirkliches scharfes Profil, da sie wenig aktiv agieren und handeln dürfen, sondern alles mehr als erzählt als miterlebt wird. Die Figuren wirken dadurch sehr farb- und leblos. Da wirkt die Darstellung der ach so schwachen holden Weiblichkeit – die Damen sind ständig einer Ohnmacht nah oder vergießen allzu oft bittere Tränen – schon wieder viel zu extrem und übertrieben.
Und dennoch – das Buch hat mir überraschenderweise besser gefallen, als die Kritikpunkte vermuten lassen. So anstrengend und holprig der altmodische Stil auch zu lesen ist, irgendwie gibt gerade dieser Stil dem Buch seinen Charme, der durch einen feinen Humor noch verstärkt wird, der immer wieder aufblitzt. Irgendwie reizt es mich auch die Geschichte der de Sioracs weiterzuverfolgen, mal schauen, ob und wann ich die Reihe weiterlesen werde.
Bewertung:[note3-]