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Unterhaltung => Rezensionen => Thema gestartet von: Nerolaan in 01. November 2017, 18:41:36

Titel: Aude le Corff - Bäume reisen nachts
Beitrag von: Nerolaan in 01. November 2017, 18:41:36
[isbn]978-3458361084[/isbn]
Für die kleine Manon bricht eine Welt zusammen: ihre Mutter hat sie einfach verlassen. Einfach so. Ohne was zu sagen.  Auch ihr Vater Pierre ahnte nichts und so befindet auch er sich in einer Schockstarre und vergisst alles um sich herum – auch Manon.
Und ihre Tante Sophie? Ja, dies ist an der Situation mit schuldig. Sie wusste sicher was, also kann sie Manon gestohlen bleiben. Und so wird die kleine Manon immer wunderlicher.
Bis sie eines Tages Freundschaft mit ihrem Nachbarn Anatole schließt, ein pensionierter Literaturlehrer. Doch mit seiner Freundschaft schein sich alles für Manon zu ändern...

,,Bäume reisen nachts" ist ein kurzer, aber gleichzeitig merkwürdiger Roman.

Die Figuren an sich sind wunderbar gezeichnet. Man sieht die kleine, verzweifelte Manon direkt vor sich wie auch den kautzigen alten Nachbarn Anatole, der durch seine Freundschaft zu Manon wieder auflebt und gefühlt 20 Jahre jünger wird. So ist es dank der einfühlsamen Schreibweise des Autors ebenfalls kein Problem das Leid von Manons Mutter zu spüren, die die Familie plötzlich verlässt und alles ins Chaos stürzt.

Und gleichzeitig habe ich einige Mal sprachlos vor dem Buch gesessen und konnte die Figuren nicht verstehen.  So habe ich offen gesagt kein Verständnis dafür, dass Manons Mutter einfach geht – egal wie sehr sie leidet. Gleichzeitig habe ich nur bedingt Verständnis für den Vater, der  -nachdem endlich ein Brief ankam – alles stehen lässt und los möchte...
Auch blieb mir die persönliche Geschichte von Sophie zu oberflächlich. Sicher, der Erzählstrang sollte wohl nicht im Vordergrund stehen. Die Frage, die ich mir dann nur stelle ist, ob es dann notwendig war auf das Thema auf gerade mal 200 Seiten anzusprechen.

So einfühlsam der Schreibstil des Autors ist, wenn es um seine Figuren geht, so nervig fand ich seine Syntax dann insgesamt dann doch. Es reiht sich ein Hauptsatz an den anderen und sorgt so dafür, dass der Roman nach ca. 20 Seiten sperrig zu lesen wird. Auch wenn der Schreibstil die Eintönigkeit der Figuren wunderbar unterstützt.

Neben all diesen Kritikpunkten haben vor allem die Episoden zwischen Manon und Anatole mich mit dem Roman etwas versöhnt. Denn ihre wunderbare, leise Freundschaft ist nicht nur etwas seltenes, sondern auch etwas wunderbares, dass noch wundervoller beschrieben wird. Und sie erklärt auch, warum Bäume nachts reisen...

[note3]
Titel: Re: Aude le Corff - Bäume reisen nachts
Beitrag von: Xandi in 06. November 2017, 17:09:58
Hallo

Danke für Deine Rezi.
Irgendwie hast Du mich neugierig gemacht. Allerdings klingt das alles so französisch und damit hab ich, bis jetzt, keine wirklich guten
Erfahrungen gemacht. (z.B.: Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück) Das Buch fand ich furchtbar.
Vielleicht liegt mir einfach der Humor und Schreibstil der Franzosen nicht.  :nixweiss1:

Xandi
Titel: Re: Aude le Corff - Bäume reisen nachts
Beitrag von: Nerolaan in 07. November 2017, 21:05:50
Mit französischen Büchern habe ich normalerweise auch eher Probleme. Das Buch war jetzt eben ok und mit grade mal 200 Seiten auch ein nettes Häppchen für Zwischendurch.