Lucie Flebbe – Jenseits von Wut
Taschenbuch: 309 Seiten
Verlag: Grafit (20. August 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3894255870
Klappentext:
Knall auf Fall steht Edith Eddie Beelitz mit ihrer kleinen Tochter Lotti auf der Straße: Ehemann Philipp war eindeutig die falsche Wahl. Weil bei der Bochumer Polizei Personalnotstand herrscht, kann Eddie kurzfristig in ihren ungeliebten Beruf zurückkehren, und das sogar in Teilzeit bei den Mordermittlern. Die haben gut zu tun: Vor dem Jobcenter liegt die Leiche der arbeitssuchenden Ronja Bleier sie wurde brutal erschlagen. Eddie, die gehofft hatte, nur Schreibarbeiten übernehmen zu müssen, ist überfordert. Wie soll ausgerechnet sie dabei helfen, einen Mord aufzuklären?
Jenseits einer heißen Spur, weilt der Leser über weite Strecken
Und das ist auch gut so, denn es ist dadurch unheimlich spannend dieses Buch zu lesen.
Mit diesem ersten Teil der neuen Krimi-Trilogie ist Frau Flebbe wieder ein ungemein spannender und rasanter Start gelungen.
Stellenweise hatte dieser Krimi für mich sogar schon Thriller-Qualitäten.
Die Hauptdarstellerin Eddie Beelitz steht mit ihrer kleinen Tochter von einer Minute zur anderen, auf der Straße und vor dem Nichts. Kein Geld, kein Dach überm Kopf und keine Arbeit. Dies ist die Ausgangsposition für Eddie und sie muss nun Schritt für Schritt den Weg in ein selbst bestimmtes Leben, für sich und ihre kleine Tochter finden.
Diesen Weg zurück ins eigenständige Leben und in den Beruf bei der Kripo Bochum, hat Frau Flebbe sehr geschickt mit einem recht verzwickten Mordfall verknüpft.
Die mühsame Ermittlungsarbeit, die Suche nach Zeugen und Motiven wird schlüssig und sehr detailliert beschrieben.
Immer wieder zeigen sich dem Leser Spuren und Fährten, die jedoch kaum in einen ordentlichen Zusammenhang zu bringen sind. Mit Eddie rätselt und kombiniert auch der Leser, aber über sehr weite Strecken tappt man beim lesen im Dunkel.
Zwischendurch sind immer wieder kleine Einschübe aus dem Leben eines Typen, Namens >Zombie< zu lesen. Dieser Typ ist eine außergewöhnlich spannende Figur in diesem Buch für mich gewesen. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, wie krank der Typ im Oberstübchen wohl wirklich ist und ob er der Täter ist. Und auch hier habe ich als Leserin fast bis zum Schluss warten müssen, um zu erfahren, dass >Zombie< nicht der Typ ist, den ich die ganze Zeit auf dem Schirm hatte.
Die Autorin hat wirklich ein Labyrinth aus falschen Fährten und verwirrenden Spuren in die Handlung eingebracht.
Der psychologische Aufbau des Charakters, der Figur >Zombie< und auch einer anderer Figuren in diesem Buch, ist für mich sehr beeindruckend gewesen. Das erinnert wirklich an einen Thriller manches mal und fesselt den Leser förmlich ans Buch. Man kann es kaum beiseite legen.
Die Sprache und Wortwahl ist dem jeweiligen Milieu, in dem sich die Hauptdarstellerin Eddie bewegt, sehr überzeugend angepasst.
Eddies Entwicklung von der verunsicherten Ehefrau und Mutter, hin zur eigenständigen Persönlichkeit ist zwar noch längst nicht abgeschlossen, aber hier im Buch schon sehr deutlich spürbar.
Die Schwierigkeiten und auch Rückschläge auf diesem Weg, hat die Autorin einfühlsam, aber auch sehr gut nachvollziehbar beschrieben.
Besonders das plötzliche Ende der Ehe und der damit verbundene Existenzkampf einer allein Erziehenden Mutter in Deutschland, hat Frau Flebbe thematisiert.
Der drohende Absturz in schlecht bezahlte Jobs, die Schwierigkeiten eine bezahlbare Wohnung zu finden und den Kampf durch den deutschen Sozialamt-Dschungel.
Die Probleme in unserer Gesellschaft und das Versagen des deutschen Sozialsystems, werden anhand der realistisch dargestellten Situation von Eddie, dem Leser sehr deutlich vor Augen geführt.
Am Ende des Buches bekommt man einen kleinen Ausblick in den nächsten Teil der Trilogie >Jenseits von schwarz< .
Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Eddie und einigen anderen spannenden Figuren im Frühjahr 2019 weitergeht.
[note1]
Eddie Beelitz, Kommissarin in Elternzeit, verlässt von jetzt auf gleich mit ihrer kleinen Tochter ihren egozentrischen Ehemann.
Da die Bochumer Polizei viel Arbeit und wenig Personal hat, kann sie kurzfristig wieder in den Polizeidienst eintreten.
Während der Ermittlungen zu einem Mordfall mausert sich Eddie recht schnell vom unsicheren Hausfrauchen mit nervöser Blase zu einer recht guten Ermittlerin.
Auch die zuerst unüberwindbaren privaten Hürden meistert sie besser als befürchtet mit der Unterstützung neu gewonnener Freunde aus der Nachbarschaft.
Die Kapitel werden abwechselnd aus Sicht von Eddie und einer person namens Zombie erzählt. Von dem erfährt man nur kleine Blitzlichter aus seinem Leben, seine Identität bleibt bis fast zum Ende ein Rätsel. Der Leser rätselt eifrig mit, doch Frau Flebbe versteht es vorzüglich, diesen immer wieder aufs Glatteis zu führen.
Durch gute Recherchearbeit schafft sie es Schauplätze und den Alltag z.B. im Jobcenter, sowohl der Mitarbeiten als auch der Kunden lebendig und realitätsnah zu schildern.
In ,,Jenseits von Wut" werden neben der sehr spannenden Ermittlungsarbeit aber auch alltägliche Probleme der Mitwirkenden geschildert, Probleme Alleinerziehender eine Kinderbetreuung zu bekommen um einer geregelten Arbeit nachgehen zu können, Jobverlust, Wohnungsnot, Fall durchs soziale Netz..
Das alles aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger sondern schlicht als Beschreibung der Lebensumstände der Personen im Roman.
Dazu kommt aber auch die herzerwärmende Schilderung des Zusammenhalts der Menschen in ähnlich schlechter Situation. Dies alles füllt das Buch mit Leben.
Lucie Flebbe ist mit ,,Jenseits von Wut" ein spannender Auftakt zu ihrer Trilogie um Eddie Beelitz gelungen. Ich bin neugierig wie diese sich weiter entwickelt und auch einige andere Protagonisten und auch Randfiguren des Buches sind mir während des Lesens immer mehr ans Herz gewachsen und ich will wissen, wie es mit ihnen weiter geht.
An Eddie gefiel mir besonders, dass sie nicht die übliche supercoole alleskönnende Polizistin ist, sondern Schwächen und Zweifel hat an denen sie mit der Zeit aber wächst.
Wer einen spannenden Krimi sucht, der im richtigen Leben angesiedelt ist und mit echten Menschen belebt, ist mit diesem Buch genau richtig.
[note1]