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Krimi => Rezensionen => Thema gestartet von: Bücherhexe in 19. September 2018, 15:55:45

Titel: Frank Goldammer - Der Angstmann (Max Heller 1)
Beitrag von: Bücherhexe in 19. September 2018, 15:55:45
Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (8. September 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423216964
ISBN-13: 978-3423216968

Dresden 1944. Die Menschen leiden unter den Kriegszuständen und den daraus resultierenden Entbehrungen. Fast jede Nacht gibt es Bombenalarm, fast schon Routine für die Bevölkerung. Dazu kommen die endlosen Flüchtlingsströme aus dem Osten, wo die Menschen vor den näher rückenden Russen flüchten.
Kriminalinspektor Max Heller wird zu einem Tatort gerufen, an dem eine Frau brutal ermordet und zur Schau gestellt wurde. Die beiden Jungen, die die Leiche finden, erzählen vom "Angstmann" und schnell geht das Gerücht in der ganzen Stadt um. Heller versucht so gut wie möglich seinen Job zu erledigen, was nicht einfach ist, denn sein linientreuer Vorgesetzter Rudolf Klepp, ein SS-Mann, der nicht mal Polizist ist, wirft ihm immer wieder Steine in den Weg und erschwert die Ermittlungen.
Als eine weitere Leiche gefunden wird, vermutet Heller, dass ein Serienmörder in der Stadt sein Unwesen treibt.
Als dann in der Nacht des 13. Februars 1945 Dresden durch Bombenangriffe dem Erdboden gleichgemacht wird und ein Feuersturm durch die Straßen rast,  vermutet man, dass auch der Angstmann tot ist. Aber dann geschieht ein weiterer Mord...

Für mich war das der erste Krimi aus dieser Zeit und er hat mich von Anfang an gefesselt. Zum einen fand ich die Geschichte der Morde und Hellers Ermittlungen sehr spannend, zum anderen erfährt man viel von der damaligen Zeit. Es wird deutlich, wie hart das Leben für die Bevölkerung war. Und schonungslos erzählt der Autor von dem beispiellosen Angriff der Alliierten auf Dresden und die rücksichtslose Vernichtung so vieler unschuldiger Zivilisten. Das fand ich sehr bedrückend und es machte mich auch wütend.
Der Schreibstil gefiel mir sehr gut, er ist flüssig und sehr bildhaft. Ich sah die Trümmer von Dresden direkt vor mir, die verzweifelten Menschen, die zerstörten Gebäude.

Auch die Figur des Max Heller mochte ich. Er versucht, nach bestem Wissen und Gewissen seinen Job zu machen. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, wie schwierig es für ihn sein muss, sich einem System unterzuordnen, von dem er nicht überzeugt ist. Gespräche mit seinem Vorgesetzten sind immer gefährlich, denn Klepp darf natürlich nicht misstrauisch werden.
Seizev war mir anfangs nicht sympathisch, das änderte sich aber mit der Zeit. Ich kann zwar nicht direkt sagen, dass ich ihn mochte, aber ich habe zumindest versucht, seine Denkweise nachzuvollziehen. Er hat seine ganze Familie durch "die Deutschen" verloren und macht nun alle Deutschen und auch Heller für seine Verluste verantwortlich. Leider ist diese Pauschalisierung ja auch nach 70 Jahren noch in den Köpfen vieler Menschen. Gut fand ich Hellers Einstellung, sich davon nichts anzunehmen.

Die Auflösung hatte ich so nicht erwartet, obwohl ich zwischendurch schon den einen oder anderen Verdacht hatte.

Ich würde mich jedenfalls freuen, irgendwann mal wieder was von Inspector Max Heller zu lesen.

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Titel: Aw: Frank Goldammer - Der Angstmann (Max Heller 1)
Beitrag von: Kathrin in 14. August 2023, 16:48:01
Und hier meine Meinung:

,,Der Angstmann" von Frank Goldammer ist der erste Teil seiner hist. Krimireihe um den Ermittler Max Heller. Dieser erste Band der Reihe ist in zwei Teile unterteilt, der erste spielt im Winter 1944/1945 in Dresden und erlebt einen grausamen und brutalen Höhepunkt im Bombenhagel vom 13. Februar 1945. Die zweite Hälfte des Romans spielt kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs nun im durch die Russen besetzten Dresden.

Der Erzählstil von Frank Goldammer ist leicht und flüssig zu lesen, aufgrund von ausreichend viel (Frei-)Zeit konnte ich das Buch in 3 Tagen beenden. Allerdings hat mich das Buch inhaltlich nicht ganz überzeugt. Richtig gut beschrieben waren die historischen Begebenheiten in der Zeit:  die Bombennacht im Februar 1945 und die Zeit nach dem Ende des Kriegs, was aber gleichzeitig der Beginn der russischen Besatzung bedeutet. Die Zerstörung, die Panik der Menschen, die Willkür und Grausamkeit mancher Russen, das war sehr beklemmend und nur schwer zu ertragen. Der Kriminalfall hingegen hat mich nicht wirklich umgehauen. Ja, er war spannend und gut erzählt, aber mehr auch nicht. Ich weiß nicht, ob ich mich in ein paar Monaten noch an die Geschichte erinnern werde. Und leider bin ich auch dem Ermittler nicht wirklich nah gekommen. Irgendwie war er ein 08/15-Ermittler, aber er hatte es auch zugegebenerweise schwer gegen einige sehr prägnante Buchpersönlichkeiten aus meinen letzten bzw parallel gelesenen Büchern, selbst wenn die nicht immer sympathisch waren. Aber an Max Heller war nix dran, was mich zum weiterlesen animieren würde. Da habe ich schon bessere Krimiauftakte gelesen. Wenn ich weiter lese, dann nur, wenn mir Band zwei unverhofft vor die Füße fällt und weil mich die Nachkriegszeit und weitere Entwicklung Dresdens interessiert.

Bewertung:
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