Buchrebellin Forum

Leserunden => aktuelle Leserunden => Thema gestartet von: Kathrin in 25. September 2020, 14:10:32

Titel: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Kathrin in 25. September 2020, 14:10:32
Hier ist Platz für eine spontane LR bzw. Diskussion zu Punkten, die wir besprechen wollen.
Vielleicht einfach kurz am Anfang von Euren Postings kurz schreiben, wie weit Ihr gekommen seid, damit niemand liest, der noch nicht so weit ist.

Ich werde morgen anfangen können. Aber da ich ein PC-freies Wochenende machen will, werde ich vermutlich erstmal still sein.

LG
Kathrin
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 25. September 2020, 14:22:47
Ich lese das Buch ja als Wanderbuch.
Kommt bei mir also drauf an, wann ich es bekomme.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 25. September 2020, 14:47:16
Ich hab gestern Abend angefangen.

Mein erster Eindruck, also Buch aufgeschlagen und einem kurz durch die Seiten geblättert, war gleich richtig gut. Es fasst sich gut an, die Seiten sind aus einem schönen Papier. Die Strichzeichnungen sind toll und passen stilistisch super zum Marionettenthema. Und dann die verschiedenfarbigen Abschnitte. Hach, da hat man gleich Lust, sich in das Buch zu vertiefen!
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Kathrin in 26. September 2020, 08:57:08
Zitat von: sisquinanamook in 25. September 2020, 14:22:47
Ich lese das Buch ja als Wanderbuch.
Kommt bei mir also drauf an, wann ich es bekomme.
Das ist auch eher als lockerer Austausch gedacht und der Tatsache geschuldet, dass ich nicht warten wollte bis das Buch in Christiane bei mir ist. Und jetzt lesen Christiane und ich quasi gleichzeitig. Und jeder kann ja auch noch später seinen Senf dazu geben.

@Christiane: mir geht es ähnlich wie dir wobei ich für das anfühlen oder den Geruch von Seiten keinen Sinn habe. Aber ich bin verliebt in das setting und der Film ist sofort angesprungen in meinem kopfkino. Ich denke das ist ein buch das man auch gut verschenken kann.

Jetzt wird mir das Schreiben über das Handy aber zu nervig. Außerdem will ich weiterlesen
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 26. September 2020, 09:34:34
Ans Verschenken hab ich auch schon gedacht. Weihnachten ist ja nicht mehr sooo weit weg  :->.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Kathrin in 05. Oktober 2020, 16:23:19
Ich bin fertig mit dem Buch, schon seit einigen Tagen und muss gestehen, Christiane, dass meine anfängliche Euphorie ein wenig nachgelassen hat.
Wie weit bist Du? Ich habe Redebedarf, weiß aber grade nicht, wann das passiert, was mir negativ aufgestoßen ist, deshalb stelle ich es mal in einen Spoiler und vielleicht liest Du das tatsächlich erst, wenn Du durch bist. Ich schreib mir das erst mal von der Seele und schaue im Anschluss, ob ich den Spoiler irgendwie noch von Seitenzahl eingrenzen kann.

Spoiler
Ich mochte das Buch und die Idee wirklich sehr, finde auch, dass Thomas Hettche Atmosphäre schaffen kann. Ich mochte auch die Verquickungen zwischen dem hist. Part um die Entstehung der Augsburger Puppenkiste und die Geschichte des Mädchens auf dem Dachboden inmitten der Marionetten und Hatü. Aber die Verbannung des Kasperle fand ich kacke und auch dass er zwar "erlöst" wurde, aber nicht zurück in den Reigen der Marionetten zu Hatü durfte. Ich vermenschliche das hier jetzt sehr, ich weiß, aber ich hätte es besser gefunden, wenn sich Hatü mit ihm ausgesöhnt hätte. ich kann ja noch verstehen, dass Hatü Probleme mit ihm hatte, Angst vor ihm hatte, weil er böse aussah und sich später geschämt hat, weil sie ihn so geschnitzt hat, wie die Nazis Juden verzerrt dargestellt haben.. Aber der Vater hat ihn doch noch verbessert und einen freundlichen Kasperle draus gemacht...zumindest vom Aussehen her. Aber dass Hatü irgendwann an die Juden erinnert wurde bei seinem Anblick wg. der Nase, dann hätte sie doch eher sich selbst böse sein müssen und sich dann irgendwann selbst verzeihen müssen. Und genau das hat sie eigentlich doch nie...sich selbst verziehen. Wenn das Kasperle wirklich irgendwann böse geworden ist, dann sollte sie sich vielleicht eher mal fragen, warum eine unschuldige Marionette böse wird. Ist für das Ego des Kasperle sicherlich nicht förderlich, wenn seine Schöpferin Angst vor ihm hat. Im Endeffekt hat sie alle ihre Marionetten geliebt, nur ihn nicht. Wie gesagt, das ist jetzt alles sehr vermenschlicht und ja, das Kasperle ist eine Marionette, aber es hat mir leid getan, es kann doch nichts dafür, dass sie ihn so geschnitzt und nie geliebt hat.
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So, und jetzt gehe ich erstmal nach dem Buch schauen, auf welche Seitenzahl sich das in etwa bezieht.

Edit: bezieht sich tatsächlich bis fast ans Ende, bis Seite 268.

Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 05. Oktober 2020, 18:47:35
Hey Kathrin,

ich bin noch nicht so weit. Ich les es dann wenn ich das Buch fertig gelesen hab, ja?! Ich hoff jetzt einfach mal, dass ich das anders sehe als Du, denn bisher find ich das Buch echt klasse.

Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 07. Oktober 2020, 02:10:22
Ich bin jetzt auch fertig. Wem soll ich denn das Wanderbuch denn als nächstes schicken? Daniela, Inge?
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 07. Oktober 2020, 06:15:48
Schick es Inge. Ich komm da im Moment eh nicht zu und schreiben mit Stift geht grade eh nicht so gut wegen meinem blöden Finger...
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 07. Oktober 2020, 12:10:51
Zitat von: Kathrin in 05. Oktober 2020, 16:23:19
Ich bin fertig mit dem Buch, schon seit einigen Tagen und muss gestehen, Christiane, dass meine anfängliche Euphorie ein wenig nachgelassen hat.
Wie weit bist Du? Ich habe Redebedarf, weiß aber grade nicht, wann das passiert, was mir negativ aufgestoßen ist, deshalb stelle ich es mal in einen Spoiler und vielleicht liest Du das tatsächlich erst, wenn Du durch bist.
Ich bin jetzt durch, hab deinen Kommentar gelesen und erstmal eine Nacht darüber geschlafen. Ich antworte dann auch mal im Spoiler, denn es werden ja noch mehr Leute das Buch lesen und sollten dies wirklich erst lesen, wenn sie fertig sind. Ich glaube, das würde den eigenen Zugang zum Buch sonst zu sehr beeinflussen.

Spoiler

Zitat von: Kathrin in 05. Oktober 2020, 16:23:19Ich mochte das Buch und die Idee wirklich sehr, finde auch, dass Thomas Hettche Atmosphäre schaffen kann. Ich mochte auch die Verquickungen zwischen dem hist. Part um die Entstehung der Augsburger Puppenkiste und die Geschichte des Mädchens auf dem Dachboden inmitten der Marionetten und Hatü.
Ja, das geht mir genau so.

Zitat von: Kathrin in 05. Oktober 2020, 16:23:19
Aber die Verbannung des Kasperle fand ich kacke und auch dass er zwar "erlöst" wurde, aber nicht zurück in den Reigen der Marionetten zu Hatü durfte. Ich vermenschliche das hier jetzt sehr, ich weiß, aber ich hätte es besser gefunden, wenn sich Hatü mit ihm ausgesöhnt hätte. ich kann ja noch verstehen, dass Hatü Probleme mit ihm hatte, Angst vor ihm hatte, weil er böse aussah und sich später geschämt hat, weil sie ihn so geschnitzt hat, wie die Nazis Juden verzerrt dargestellt haben.. Aber der Vater hat ihn doch noch verbessert und einen freundlichen Kasperle draus gemacht...zumindest vom Aussehen her. Aber dass Hatü irgendwann an die Juden erinnert wurde bei seinem Anblick wg. der Nase, dann hätte sie doch eher sich selbst böse sein müssen und sich dann irgendwann selbst verzeihen müssen. Und genau das hat sie eigentlich doch nie...sich selbst verziehen. Wenn das Kasperle wirklich irgendwann böse geworden ist, dann sollte sie sich vielleicht eher mal fragen, warum eine unschuldige Marionette böse wird. Ist für das Ego des Kasperle sicherlich nicht förderlich, wenn seine Schöpferin Angst vor ihm hat. Im Endeffekt hat sie alle ihre Marionetten geliebt, nur ihn nicht. Wie gesagt, das ist jetzt alles sehr vermenschlicht und ja, das Kasperle ist eine Marionette, aber es hat mir leid getan, es kann doch nichts dafür, dass sie ihn so geschnitzt und nie geliebt hat.
Das ging mir tatsächlich nicht so. Nun muss ich aber auch sagen, dass das Kasperle als Figur mir noch nie so wirklich am Herzen lag. Wenn es das Urmel gewesen wäre - vielleicht wäre es mir da ähnlich gegangen wie Dir?! Wobei, ich hab die Marionetten wohl tatsächlich nicht so mit 'eigenem Leben erfüllt' gesehen.  :kopfkratz:
Ich hab dafür das Buch sehr intensiv als Auseinandersetzung mit der Nazi- und der Nachkriegszeit gelesen. Und da passte das Kasperle einfach hinein. Dass er verbannt wurde: wie viele Menschen haben die Gäuel der Nazizeit verdrängt?! Und das Buch zeigt m.E. auch, dass diese Verdrängung zu einem guten Teil auch notwendig war, um überhaupt nach dem Krieg und all dem Schlimmen, was die Menschen gesehen und erlebt hatten, wieder auf die Beine zu kommen und nach vorn sehen zu können. Erst wenn man wieder ein wenig Normalität und Alltag hat, hat man die Zeit und Ruhe für eine Auseinandersetzung.
Wie das geschieht, wie viel verdrängt bleibt, ob man sich Dinge 'schön redet', sich doch irgendwann ernsthaft damit auseinandersetzt - da sind die Menschen verschieden. Vroni schaut den Film über die KZs an, Hatü ist es schon fast zu viel, mit Vroni darüber zu sprechen.
Dass Hatü so mit dem Kasperle hadert, liegt ja nicht daran, wie er genau jetzt aussieht. Es liegt eben daran, dass sie weiß, wie sie ihn geschnitzt hat und zumindest ahnt, dass sie sich das Judenbild der Nazis doch zu eigen gemacht hat. Zusammen mit ihren Erlebnissen um die Schulfreundin und Frau Friedmann kann sie sich das nicht verzeihen, verdrängt sie das. Kasperles Verbannung ist dafür das äußere Bild. Und als sie es dann schafft, dem Mädchen die ganze Geschichte zu erzählen, also sich dem zu stellen und sich damit auseinander zu setzen, da kann sie loslassen, kann Ruhe finden. Für mich muss das Kasperle nicht bei den anderen Marionetten bleiben - er sagt ja selbst, er ist erlöst. Man soll die Vergangenheit ja auch nicht festhalten, sondern kann es dann auch irgendwann ad acta legen, ziehen lassen.
Nein, das Kasperle ist nicht böse im Sinne von 'er hat einen miesen Charakter'. Das Bild des Juden, dass er verkörpert, beinhaltet diese Boshaftigkeit: sowohl das Aussehen als auch der Charakter wurde ja von den Nazis so verzerrt dargestellt. Dass der Vater dem Kasperl ein netteres Lächeln schnitzt, ist für mich Zeichen der Verdrängung und Hatü hat diese Erlebnisse ja nie so ganz verdrängen können/wollen. Es hat sie ja immer wieder beschäftigt.

Zitatdann hätte sie doch eher sich selbst böse sein müssen und sich dann irgendwann selbst verzeihen müssen
Genau so habe ich es empfunden. Und als sie sich verziehen hatte, konnte das Kasperl erlöst seiner Wege ziehen, sein eigenes Leben leben, statt als Symbol ihrer Gefühle quasi verwunschen zu sein.
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Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 07. Oktober 2020, 12:20:32
Mein Fazit des Buches, das ich so auch hinten ins Buch geschrieben habe (Stichwort: serielle Leserunde/Wanderbuch  :zwinker:), will ich hier auch aufschreiben. Ich setze es ebenfalls in Spoiler-Klammern, denn ich finde, dies Buch sollte jeder erstmal für sich lesen, auf sich wirken lassen, seinen eigenen Zugang finden. Es ist so vielschichtig, man kann es auf so viele Weisen lesen, dass die Eindrücke von anderen Lesern einen da nur unnötig einschränken würden.

Hier also mein kurzes Fazit:
Spoiler
Mir hat das Buch sehr sehr gut gefallen. Die meiste Zeit war ich mittendrin in der Geschichte. Nur in der Passage beim NDR in Hamburg und noch eine Weile danach fand ich es nicht ganz so atmosphärisch rund. Das korrespondiert aber mit der Zeit, in der Hatü auch nicht so recht einig ist mit der Entwicklung der Puppenkiste & auch sich selbst. Irgendwie passt das daher für mich doch.
Zudem hab ich mich gefreut, vieles wieder zu erkennen: nicht nur Urmel, Jim Knopf und andere Marionetten, sondern auch Musik, Mode, Mobiliar, etc aus der damaligen Zeit. Denn auch wenn ich das nicht selbst miterlebt habe, bin ich doch mit all diesen Dingen aufgewachsen.
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Schön war's! Ein Lesehighlight 2020!

[note1]
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Kathrin in 07. Oktober 2020, 13:05:47
@Christiane: ich glaube, da muss ich jetzt erstmal drüber schlafen. Melde mich.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 07. Oktober 2020, 13:13:39
Ja klar, mach das. Und wenn Du das Buch anders verstanden, gelesen hast - dann ist das so. Ich finde, das ist eine Stärke des Buches, dass es das hergibt. In der Beziehung gehört es in eine Kategorie mit Büchern wie z.B.  'Die unendliche Geschichte' oder 'Der kleine Prinz', die auch so viele verschiedene Leseebenen haben.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 07. Oktober 2020, 19:35:34
Am 13.10. gibt es vom Verlag eine Lesung aus 'Herzfaden', die man online verfolgen kann. So ganz bin ich nicht dahinter gekommen wie das laufen soll, bin da ja so eine Art 'Technik-Legasteniker'  :rotwerd:. Aber hier mal der Link, vielleicht seid Ihr ja schlauer:

https://www.kiwi-verlag.de/veranstaltung/lesung-und-gespraech-thomas-hettche-online-event-201013 (https://www.kiwi-verlag.de/veranstaltung/lesung-und-gespraech-thomas-hettche-online-event-201013)
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Kathrin in 12. Oktober 2020, 15:37:57
Hallo Christiane,

hab jetzt doch etwas länger drüber geschlafen, als ich wollte  :rotwerd:
Und ich bleib mit meiner Antwort weitestgehend im Spoiler aus dem bekannten Grund

Zitat von: Christiane in 07. Oktober 2020, 12:10:51
Ich bin jetzt durch, hab deinen Kommentar gelesen und erstmal eine Nacht darüber geschlafen. Ich antworte dann auch mal im Spoiler, denn es werden ja noch mehr Leute das Buch lesen und sollten dies wirklich erst lesen, wenn sie fertig sind. Ich glaube, das würde den eigenen Zugang zum Buch sonst zu sehr beeinflussen.
Das stimmt schon, wobei es mir vermutlich geholfen hätte, wenn ich das buch in einer Leserunde gelesen hätte und ich Deine Meinung, Deine Ideen zu dem, was ich kritisiert habe, beim Lesen entdeckt hätte. Ich kam mir gerade ein wenig wie in der Schule vor, weil ich wieder einmal nicht das aus einem Buch herausgelesen habe, was andere sehen. Das konnte ich schon in der Schule nicht. will damit aber nicht sagen, dass Du lehrerhaft rübergekommen bist, sondern einfach nur, dass man mich vielleicht etwas deutlicher auf Dinge hinweisen muss, weil ich es von alleine nicht sehe.

Spoiler

Zitat von: Christiane in 07. Oktober 2020, 12:10:51
Das ging mir tatsächlich nicht so. Nun muss ich aber auch sagen, dass das Kasperle als Figur mir noch nie so wirklich am Herzen lag. Wenn es das Urmel gewesen wäre - vielleicht wäre es mir da ähnlich gegangen wie Dir?!
Wobei für mich das Kasperle jetzt nie wichtiger war als andere Figuren im Puppen- oder Marionettentheater. Da hatte ich keine bestimmten Vorlieben. Okay, naja, vielleicht doch. Ich liebe den Seeelefanten beim Urmel :schmacht:

Zitat von: Christiane in 07. Oktober 2020, 12:10:51
Wobei, ich hab die Marionetten wohl tatsächlich nicht so mit 'eigenem Leben erfüllt' gesehen.  :kopfkratz:
Aber wofür musste dann diese Rahmenhandlung mit dem Mädchen auf dem Dachboden sein. Oder besser gesagt, warum waren die Marionetten dann da lebendig? Da hätte es doch auch gereicht, wenn Hatü ihre Geschichte einfach erzählt hätte.

Zitat von: Christiane in 07. Oktober 2020, 12:10:51
Ich hab dafür das Buch sehr intensiv als Auseinandersetzung mit der Nazi- und der Nachkriegszeit gelesen. Und da passte das Kasperle einfach hinein. Dass er verbannt wurde: wie viele Menschen haben die Gäuel der Nazizeit verdrängt?!
Siehst Du, und das ist so was, was ich alleine nicht gesehen habe. Für mich war das Kasperle verbannt worden und nicht verdrängt.

Zitat von: Christiane in 07. Oktober 2020, 12:10:51Und das Buch zeigt m.E. auch, dass diese Verdrängung zu einem guten Teil auch notwendig war, um überhaupt nach dem Krieg und all dem Schlimmen, was die Menschen gesehen und erlebt hatten, wieder auf die Beine zu kommen und nach vorn sehen zu können. Erst wenn man wieder ein wenig Normalität und Alltag hat, hat man die Zeit und Ruhe für eine Auseinandersetzung.
Da bin ich bei Dir.

Zitat von: Christiane in 07. Oktober 2020, 12:10:51
Dass Hatü so mit dem Kasperle hadert, liegt ja nicht daran, wie er genau jetzt aussieht. Es liegt eben daran, dass sie weiß, wie sie ihn geschnitzt hat und zumindest ahnt, dass sie sich das Judenbild der Nazis doch zu eigen gemacht hat. Zusammen mit ihren Erlebnissen um die Schulfreundin und Frau Friedmann kann sie sich das nicht verzeihen, verdrängt sie das. Kasperles Verbannung ist dafür das äußere Bild. Und als sie es dann schafft, dem Mädchen die ganze Geschichte zu erzählen, also sich dem zu stellen und sich damit auseinander zu setzen, da kann sie loslassen, kann Ruhe finden. Für mich muss das Kasperle nicht bei den anderen Marionetten bleiben - er sagt ja selbst, er ist erlöst. Man soll die Vergangenheit ja auch nicht festhalten, sondern kann es dann auch irgendwann ad acta legen, ziehen lassen.
Das ergibt, so wie Du es schreibst, alles Sinn. Im Endeffekt hätte es meiner Meinung zu dem Buch gut getan, wenn ich das selbst erkannt hätte. Jetzt nervt es mich fast schon wieder, dass ich es nicht selbst erkannt habe und dass mir dieses so tief hinter die Worte schauen zu müssen, den Genuss des Buches fast schon vergällt hat. Das hat mich in der Schule schon genervt. Wenn hier nur einmal das Wort "verdrängt" angeklungen wäre, hätte mir das schon geholfen. Ich will ein Buch lesen und mich mitreißen lassen und nicht er das Gelesene über Nacht in meinem Kopf rumspuken lassen, bis ich verstehe (wenn ich es überhaupt von selbst verstehe), was der Autor mir sagen wollte.

Zitat von: Christiane in 07. Oktober 2020, 12:10:51
Nein, das Kasperle ist nicht böse im Sinne von 'er hat einen miesen Charakter'. Das Bild des Juden, dass er verkörpert, beinhaltet diese Boshaftigkeit: sowohl das Aussehen als auch der Charakter wurde ja von den Nazis so verzerrt dargestellt. Dass der Vater dem Kasperl ein netteres Lächeln schnitzt, ist für mich Zeichen der Verdrängung und Hatü hat diese Erlebnisse ja nie so ganz verdrängen können/wollen. Es hat sie ja immer wieder beschäftigt.
Irgendwie aber auch ziemlich traurig, dass Hatü das erst verarbeitet, als sie schon tot ist.
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LG
Kathrin
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 12. Oktober 2020, 16:04:33
Zitat von: Kathrin in 12. Oktober 2020, 15:37:57
Das stimmt schon, wobei es mir vermutlich geholfen hätte, wenn ich das buch in einer Leserunde gelesen hätte und ich Deine Meinung, Deine Ideen zu dem, was ich kritisiert habe, beim Lesen entdeckt hätte. Ich kam mir gerade ein wenig wie in der Schule vor, weil ich wieder einmal nicht das aus einem Buch herausgelesen habe, was andere sehen. Das konnte ich schon in der Schule nicht. will damit aber nicht sagen, dass Du lehrerhaft rübergekommen bist, sondern einfach nur, dass man mich vielleicht etwas deutlicher auf Dinge hinweisen muss, weil ich es von alleine nicht sehe.
Das geht mir auch immer mal wieder bei einem Buch so und nervt mich dann genau wie Dich. Ich denke, dies Buch ist so an der Grenze und da ist es dann vielleicht auch ein bisschen Zufall, ob man den tieferen Einstieg findet oder nicht. Ich schreib dazu noch kurz was im Spoiler...

Spoiler

... Ich bin ja ein paar Jahre älter und meine Eltern waren vergleichsweise alt, als ich geboren wurde. Durch sie bin ich vermutlich schon näher dran an diesem Thema Nazi- und Nachkriegszeit. Ich glaube, dass es dadurch für mich eher auf der Hand lag.

Zitat von: Kathrin in 12. Oktober 2020, 15:37:57Da hatte ich keine bestimmten Vorlieben. Okay, naja, vielleicht doch. Ich liebe den Seeelefanten beim Urmel :schmacht:
Oh ja, den Seeelefant hab ich auch geliebt!

Zitat von: Kathrin in 12. Oktober 2020, 15:37:57
Aber wofür musste dann diese Rahmenhandlung mit dem Mädchen auf dem Dachboden sein. Oder besser gesagt, warum waren die Marionetten dann da lebendig? Da hätte es doch auch gereicht, wenn Hatü ihre Geschichte einfach erzählt hätte.
Ja, man hätte sicher auch eine einfache Biographie schreiben können. Und warum das Mädchen nun klein werden musste, warum die Marionetten hier zum Leben erwachen? Ich gestehe, das fand ich schön zu lesen, hab mich in dem Setting wohl gefühlt. Ich fand, es passt zur Puppenkiste, bringt ins Buch diese Lebendigkeit der Marionetten hinein, die ich mit der Puppenkiste verbinde, und bringt auch noch einen märchenhaften Aspekt mit. Das war aber nichts, das ich von mir aus groß interpretiert hätte.
Jetzt wo Du fragst und ich darüber nachdenke, kommen mir so ein paar (vielleicht unausgegorene) Ideen.  Zum einen verankert das Mädchen das Buch in der aktuellen Zeit, überbrückt die Jahre für jüngere Leser. Dann führt die Geschichte des Mädchens, also dass sie ein Scheidungskind ist, nicht so richtig weiß wo sie hingehört, mit diesem mal hier, mal da sein hadert, die Problematik der 'verlassenen Nachkriegskinder' weiter. Es zeigt, dass die Grundproblematik in anderer Weise auch heute noch aktuell ist. Und damit eben auch die Figuren einiger Puppenkistenstücke: Jim Knopf ist eine Waise, das Urmeli hat keinen Papa,...
Das Mädchen kann durch diese Vermittlung über die Marionetten quasi direkt mit der eigentlich längst verstorbenen Hatü kommunizieren. Wenn da einfach ein Geist von Hatü auf dem Dachboden gesessen hätte, wäre es glaub ich viel schwerer gewesen, einen glaubhaften 'Draht' zwischen ihr und dem Mädchen zu schreiben. Da sind die Marionetten Vermittler, bringen das 'märchenhafte Element' rein, beruhigen das Mädchen auch ein Stück weit, weil sie ihr vertraut sind.

Zitat von: Kathrin in 12. Oktober 2020, 15:37:57
Das ergibt, so wie Du es schreibst, alles Sinn. Im Endeffekt hätte es meiner Meinung zu dem Buch gut getan, wenn ich das selbst erkannt hätte. Jetzt nervt es mich fast schon wieder, dass ich es nicht selbst erkannt habe und dass mir dieses so tief hinter die Worte schauen zu müssen, den Genuss des Buches fast schon vergällt hat. Das hat mich in der Schule schon genervt. Wenn hier nur einmal das Wort "verdrängt" angeklungen wäre, hätte mir das schon geholfen. Ich will ein Buch lesen und mich mitreißen lassen und nicht er das Gelesene über Nacht in meinem Kopf rumspuken lassen, bis ich verstehe (wenn ich es überhaupt von selbst verstehe), was der Autor mir sagen wollte.
Schade finde ich vor allem, dass es Dir den Genuss vergällt. Ich hätte angenommen, dass das Buch auch ohne diese Interpretation als Geschichte gut funktioniert. - Aber da ist Dir wohl der böse Kasperl quer gekommen  :nixweiss1:.

Zitat von: Kathrin in 12. Oktober 2020, 15:37:57
Irgendwie aber auch ziemlich traurig, dass Hatü das erst verarbeitet, als sie schon tot ist.
Ja, wenn das so ist, wäre das wirklich schade. Aber da ist schon die Frage, in wie weit dies eine Freiheit ist, die der Autor sich genommen hat. Ich weiß nicht, wie Hatü all die Kriegserlebnisse in ihrem späteren Leben verarbeiten konnte. Aber vielleicht erzählt Hettche dazu ja etwas bei der morgigen Online-Buchpräsentation? Die möchte ich mir auf jeden Fall ansehen!

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LG, Christiane
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 13. Oktober 2020, 19:53:16
Ich hab mir die Lesung gerade angeschaut. Es war ganz ok, aber wer es nicht gesehen hat: grämt euch nicht. Sooo viel habt ihr nicht verpasst, finde ich.
Christian Brückner hat aus dem Buch gelesen. Er hat wohl auch das Hörbuch eingelesen. Zum zuhören hat er eine angenehme Stimme. Aber zusehen mag ich ihm beim Lesen so gar nicht. Er zappelt die ganze Zeit so rum, dass ich das wirklich störend fand. (Hab dann weggeguckt  :-)).
A propos Hörbuch: Eines ist mir aufgefallen, dass ich beim Hörbuch sehr schade finde. Man kann da ja leider nicht mit verschiedenen Buchstabenfarben spielen wie es im gedruckten Buch umgesetzt ist. Und dieser Übergang zwischen den 'roten' und 'blauen' Szenen geht beim Lesen ziemlich unter. Ich befürchte, dass man da beim Hörbuch auch schon mal ins Schwimmen geraten kann und erstmal Zeit braucht, um zu kapieren, dass man gerade wieder im anderen Setting ist.

Dann hätte ich mir gewünscht, dass lieber kürzer gelesen und dafür ausführlicher mit dem Autor gesprochen worden wäre.

Und die Interviewerin, wohl eine Frau vom Verlag, nehme ich an, war so ein wenig salbungsvoll, was ich etwas nervig fand. Und hat teils so verschwurbelt gefragt. Die war einfach nicht so auf meiner Wellenlänge, fürchte ich.  :nixweiss1:

Trotzdem fand ich es doch spannend, den Autor mal zu hören, ein wenig über seine Motivation und seine Recherchen zum Roman zu hören.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Kathrin in 14. Oktober 2020, 15:02:57
Zitat von: Christiane in 12. Oktober 2020, 16:04:33
Das geht mir auch immer mal wieder bei einem Buch so und nervt mich dann genau wie Dich. Ich denke, dies Buch ist so an der Grenze und da ist es dann vielleicht auch ein bisschen Zufall, ob man den tieferen Einstieg findet oder nicht.
Das kann gut sein.

Spoiler

Zitat von: Christiane in 12. Oktober 2020, 16:04:33
... Ich bin ja ein paar Jahre älter und meine Eltern waren vergleichsweise alt, als ich geboren wurde. Durch sie bin ich vermutlich schon näher dran an diesem Thema Nazi- und Nachkriegszeit. Ich glaube, dass es dadurch für mich eher auf der Hand lag.
Mein Papa hat den 2. WK auch komplett mitbekommen (Jahrgang 33), seinen Bruder in der Zeit verloren (wenn auch nicht im Krieg) und ich glaube auch nicht, dass es eine Sache des Alters ist, wie man das Buch aufnimmt oder nicht.

Zitat von: Christiane in 12. Oktober 2020, 16:04:33
Ja, man hätte sicher auch eine einfache Biographie schreiben können. Und warum das Mädchen nun klein werden musste, warum die Marionetten hier zum Leben erwachen? Ich gestehe, das fand ich schön zu lesen, hab mich in dem Setting wohl gefühlt. Ich fand, es passt zur Puppenkiste, bringt ins Buch diese Lebendigkeit der Marionetten hinein, die ich mit der Puppenkiste verbinde, und bringt auch noch einen märchenhaften Aspekt mit. Das war aber nichts, das ich von mir aus groß interpretiert hätte.
Ich mochte das Setting auch und habe mich da auch wohlgefühlt.

Zitat von: Christiane in 12. Oktober 2020, 16:04:33
Jetzt wo Du fragst und ich darüber nachdenke, kommen mir so ein paar (vielleicht unausgegorene) Ideen.  Zum einen verankert das Mädchen das Buch in der aktuellen Zeit, überbrückt die Jahre für jüngere Leser. Dann führt die Geschichte des Mädchens, also dass sie ein Scheidungskind ist, nicht so richtig weiß wo sie hingehört, mit diesem mal hier, mal da sein hadert, die Problematik der 'verlassenen Nachkriegskinder' weiter. Es zeigt, dass die Grundproblematik in anderer Weise auch heute noch aktuell ist. Und damit eben auch die Figuren einiger Puppenkistenstücke: Jim Knopf ist eine Waise, das Urmeli hat keinen Papa,...
Und das ist mir alles ein wenig zu viel. Wenn ich so viel in ein Buch hineininterpretieren muss, um alles zu verstehen, dann verlieren für mich die schönen Ideen ihren Flair.

Zitat von: Christiane in 12. Oktober 2020, 16:04:33
Das Mädchen kann durch diese Vermittlung über die Marionetten quasi direkt mit der eigentlich längst verstorbenen Hatü kommunizieren. Wenn da einfach ein Geist von Hatü auf dem Dachboden gesessen hätte, wäre es glaub ich viel schwerer gewesen, einen glaubhaften 'Draht' zwischen ihr und dem Mädchen zu schreiben. Da sind die Marionetten Vermittler, bringen das 'märchenhafte Element' rein, beruhigen das Mädchen auch ein Stück weit, weil sie ihr vertraut sind.
Ich will die lebendig gewordenen Marionetten ja gar nicht vermissen. Mir hätte es wahrscheinlich nur besser gefallen, wenn Hatü noch zu Lebzeiten die ganze Geschichte für sich verarbeitet hätte. Und je länger ich darüber diskutiere, desto weniger mag ich mit Freude an das Buch zurückdenken. Das ist mir alles zu viel für so ein dünnes Buch.

Zitat von: Christiane in 12. Oktober 2020, 16:04:33
Schade finde ich vor allem, dass es Dir den Genuss vergällt. Ich hätte angenommen, dass das Buch auch ohne diese Interpretation als Geschichte gut funktioniert. - Aber da ist Dir wohl der böse Kasperl quer gekommen  :nixweiss1:.
Es hätte besser funktionieren können. Zumindest bei mir.
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Ich habe die Sendung gestern übrigens nicht gesehen. Ich habe telefoniert und jetzt will ich irgendwie auch nicht mehr nach einer Online-Version bei YouTube oder wo auch immer schauen. Das was Du dazu geschrieben hast, klingt jetzt nicht so, als ob ich was verpasst hätte.

LG
Kathrin
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 14. Oktober 2020, 16:16:27
Zitat von: Kathrin in 14. Oktober 2020, 15:02:57

Spoiler

Zitat von: Kathrin in 14. Oktober 2020, 15:02:57
Zitat von: Christiane in 12. Oktober 2020, 16:04:33
... Ich bin ja ein paar Jahre älter und meine Eltern waren vergleichsweise alt, als ich geboren wurde. Durch sie bin ich vermutlich schon näher dran an diesem Thema Nazi- und Nachkriegszeit. Ich glaube, dass es dadurch für mich eher auf der Hand lag.
Mein Papa hat den 2. WK auch komplett mitbekommen (Jahrgang 33), seinen Bruder in der Zeit verloren (wenn auch nicht im Krieg) und ich glaube auch nicht, dass es eine Sache des Alters ist, wie man das Buch aufnimmt oder nicht.
War einfach eine Vermutung. Mein Papa ist Jahrgang '07 und meine Mama '20.

Zitat von: Kathrin in 14. Oktober 2020, 15:02:57
Ich will die lebendig gewordenen Marionetten ja gar nicht vermissen. Mir hätte es wahrscheinlich nur besser gefallen, wenn Hatü noch zu Lebzeiten die ganze Geschichte für sich verarbeitet hätte. Und je länger ich darüber diskutiere, desto weniger mag ich mit Freude an das Buch zurückdenken. Das ist mir alles zu viel für so ein dünnes Buch.
Ich find es einfach schade, dass Dir das Buch, das mir so gut gefallen hat, so quer sitzt. Aber so ist es eben manchmal - die Geschmäcker sind verschieden. Ich bin jetzt um so mehr darauf gespannt wie das Buch Inge und Daniela gefallen wird...
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Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Kathrin in 15. Oktober 2020, 09:50:26
Es ist ja nicht so, dass es mir gar nicht gefallen hat. Aber mir wurde zu viel hineingeheimnist. Ich muss zu viel hinter jedes Wort schauen um alles zu begreifen und das mag ich einfach nicht.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Inge78 in 16. November 2020, 08:43:15
Guten Morgen

Habe das Buch heute in meinen Korb gepackt und es wird mein Mittagspausenbuch sein
Bin sehr gespannt, zumal ich ja auch die Ausgabe von Christiane lesen darf, in die sie schon Anmerkungen geschrieben hat
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 16. November 2020, 08:58:51
Und ich bin total gespannt, ob Dir das Buch auch so gut gefällt wie mir. Und welche Figuren Dir besonders am Herzen liegen. Ich wünsch Dir auf jeden Fall eine gute Lesezeit...
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Inge78 in 16. November 2020, 09:23:09
Zitat von: Christiane in 16. November 2020, 08:58:51
Und ich bin total gespannt, ob Dir das Buch auch so gut gefällt wie mir. Und welche Figuren Dir besonders am Herzen liegen. Ich wünsch Dir auf jeden Fall eine gute Lesezeit...

Du wirst es erfahren  :->

Ich werde mir die Lesung auch mal anschauen, wenigstens rein schauen
Über den Link , den Christiane gepostet hat, kommt man auch direkt zum YouTube Video
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Inge78 in 16. November 2020, 12:57:48
Hab jetzt gut 30 Seiten gelesen, es ist auf jeden Fall sehr atmosphärisch
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Inge78 in 03. Dezember 2020, 09:08:05
Ich habe jetzt gut 100 Seiten gelesen
Tatsächlich hält mich das kommentieren im Buch davon ab, mehr zu lesen
Weil ich dafür an einem Tisch sitzen muss, um zu schreiben
Das geht dann nicht gemütlich auf der Couch

Aber ich mag das Buch wirklich gerne, ich finde die Beschreibung der Kriegsgeschehnisse interessant und sehr eindrücklich bedrückend
Und ich mag den kleineren aktuellen Teil, der diese fantastischen Elemente hat

Wird am Ende des Buches erklärt, was von der Geschichte rund um Hatü biographisch ist?
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 03. Dezember 2020, 10:33:09
Ich fürchte das weiß ich gar nicht mehr  :dong: :rotwerd:. Ich hab halt nebenher im Internet gegoogelt, diese Lesung gesehen, ein oder zwei Interviews mit Hettche gelesen. Und nun weiß ich nicht mehr so ganz, welche Informationen ich wo aufgegabelt hab.  :rollen:
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Inge78 in 03. Dezember 2020, 10:35:57
Dann warte ich mal ab
Die Lesung habe ich mir abgespeichert und Internetrecherche wollte ich bewusst noch nicht machen
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Kathrin in 03. Dezember 2020, 11:18:51
Zitat von: Inge78 in 03. Dezember 2020, 09:08:05
Wird am Ende des Buches erklärt, was von der Geschichte rund um Hatü biographisch ist?

Ich meine, dass das nicht erwähnt wird. Bin mir aber auch nicht mehr sicher
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: SilkeS. in 04. Dezember 2020, 12:42:02
Hallo zusammen,

die Leserunde zu dem Buch ist ja rum, aber vielleicht, weil ja einige das Buch schon kennen und Inge und ich das Buch gerade lesen, hier trotzdem noch etwas locker und ggf per Spoiler darüber geschrieben werden?

Zitat von: Christiane in 25. September 2020, 14:47:16
Ich hab gestern Abend angefangen.

Mein erster Eindruck, also Buch aufgeschlagen und einem kurz durch die Seiten geblättert, war gleich richtig gut. Es fasst sich gut an, die Seiten sind aus einem schönen Papier. Die Strichzeichnungen sind toll und passen stilistisch super zum Marionettenthema. Und dann die verschiedenfarbigen Abschnitte. Hach, da hat man gleich Lust, sich in das Buch zu vertiefen!
So ging es mir gestern abend, als ich nur kurz reinlinsen wollte um im LR Buch (Die App) nicht zu weit vorzupreschen auch gegangen.
Anfangs mußte ich mich mit den Zeiten und den verschiedenen Druckfarben zurechtfinden.
Ich war zwar darauf vorbereitet, dass es in zwei Zeitebenen spielt, habe aber die Farben trotzdem immer durcheinander gebracht.
Eine tolle Buchbesprechung habe ich übrigens im Podast: "Auf ein Buch- der Literaturpodcast" gehört. (als über eine Podcast-Plattforum zu hören)


Zitat von: Christiane in 07. Oktober 2020, 19:35:34
Am 13.10. gibt es vom Verlag eine Lesung aus 'Herzfaden', die man online verfolgen kann. So ganz bin ich nicht dahinter gekommen wie das laufen soll, bin da ja so eine Art 'Technik-Legasteniker'  :rotwerd:. Aber hier mal der Link, vielleicht seid Ihr ja schlauer:

https://www.kiwi-verlag.de/veranstaltung/lesung-und-gespraech-thomas-hettche-online-event-201013 (https://www.kiwi-verlag.de/veranstaltung/lesung-und-gespraech-thomas-hettche-online-event-201013)

Darüber bin ich auch gestolpert und werde es mir heute abend (statt fernzuschauen) auch mal anschauen. Ist bestimmt interessant.


So, ich bin bei dem Buch auf Seite 53.
Es herrscht Krieg und der Vater zensiert die Radiomeldungen.
Irgendwie kommen mir die Abschnitte etwas wirr und abgehackt vor und  "zusammenhanglos"   :kopfkratz: oder liegt es an mir.
Die Abschnitte um die Marionetten finde ich aber sehr sehr interessant und ich mag Hatü.



Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Inge78 in 14. Dezember 2020, 12:09:44
Ich habe das Buch am Wochenende beendet.
Und ich bin zwiegespalten. Ich liebe die Aufmachung, ich liebe diesen wertigen Leineneinband und vor Allem auch die Zeichnungen. Aber so ganz hat mich das Buch leider nicht abgeholt, es war mir zu episodenhaft, mir fehlte auch die Nähe zu den Personen, die ich nie gespürt habe.
Und ich hatte auch so meine Probleme mit dem Kasper. Ich habe eure Spoiler gelesen und bin da eher bei Kathrin als bei Christiane. Ich verstehe schon, was der Autor damit bezweckt aber für mich hätte es noch versöhnlicher ausgehen können/müssen.
Die Jetzt Geschichte des Mädchens war teilweise schön und wunderbar magisch. Aber auch stellenweise für mich etwas unausgegoren und dann wieder so aprupt schnell. Da kam ich nie so richtig rein und mir fehlte der Bezug zu Hatü die meiste Zeit.
Und etwas mehr "Daten und Fakten" am Ende hätte ich schön gefunden, so lese ich jetzt vieles im Internet nach.
Und ich hätte mir noch mehr Figuren der Augburger Puppenkite gewünscht  :schmacht:, zB die Katze mit Hut und der Zappergeck  :schmacht: und und und
Aber OK, das hätte das Buch wahrscheinlich überladen

Danke auf jeden Fall, dass ich das Buch lesen durfte Christiane :schmusen:
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 14. Dezember 2020, 16:12:23
Aber gern, Inge  :knuddel:. Ich freu mich schon darauf, Deine Kommentare im Buch zu lesen...

Was die Augsburger Puppenkistenfiguren angeht: Das ist wieder ein schönes Beispiel für etwas, das der Autor in einem Interview auch sagte. Er meinte, dass eigentlich jeder so seine Lieblingsfiguren hat, aber dass es immer wieder andere sind, je nach dem wie alt die Leute sind, wann sie begannen, diese Geschichten zu schauen, es dann vielleicht nochmal mit Kindern, Enkeln, Neffen,.... schauten. Für mich ist die 'Katze mit Hut' ganz fremd. Die kenn ich eigentlich nur aus Erzählungen meiner Nichte. Und Zappergeck? Kenn ich gar nicht. Dafür schwärm ich vom Urmel, von Jim Knopf, von Bilbo und seiner Bande,... Und am Ende ist einfach schön, dass jeder bei der Puppenkiste 'seine Lieblinge' findet.  :schmacht:
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Inge78 in 14. Dezember 2020, 16:36:32
Dafür war mir der kleine König Kalle Wirsch relativ unbekannt  :nixweiss1:
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 14. Dezember 2020, 17:13:25
Von Kalle Wirsch schwärmt meine große Schwester  :-).
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 14. Dezember 2020, 17:18:40
Denkt ihr dran, dass ich es auch noch gerne hätte?  :flirt:
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 14. Dezember 2020, 17:32:20
Inge hatte die Tage geschrieben, dass sie es Dir schickt.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 14. Dezember 2020, 17:43:28
Prima   :kuss2:
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Inge78 in 15. Dezember 2020, 08:10:33
Zitat von: sisquinanamook in 14. Dezember 2020, 17:18:40
Denkt ihr dran, dass ich es auch noch gerne hätte?  :flirt:

Ja, sorry, ich habe einfach zu lange gebraucht  :rotwerd:
Es liegt hier zum verpacken und ich schicke es schnellstmöglich auf die Reise
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 19. Dezember 2020, 16:36:41
Liebe Inge, Herzfaden ist heute bei mir angekommen.
Viiiieeeelen lieben Dank für Dein tolles Päckchen  :knuddel: :knuddel:- ich freue mich total und habe dafür die längere Wartezeit gern in Kauf genommen. So schöne kleine papierne Beilagen....  Eine hängt auch schon am Kühlschrank.

Optisch macht das Buch schon richtig was her und ich freu mich sehr drauf (und natürlich auch besonders auf eure Kommentare), wird aber wohl auch noch ein bisschen dauern, weil ja Anfang Januar auch noch das Malloreon wartet.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 19. Dezember 2020, 19:47:01
Ich dachte, Du wolltest das Malloreon bis Mitte Januar schieben?  :kopfkratz: Aber mir ist es gleich.  :->
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 19. Dezember 2020, 20:14:48
Ja stimmt, aber im Moment sieht es so aus, als würde Anfang Januar klappen.
Und dann wären wir auch wieder im richtigen Rhythmus.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 11. Januar 2021, 10:58:50
Ich habe mit Herzfaden begonnen und bin bisher sehr begeistert von dem Buch... Allein die ganzen Figuren  :schmacht:
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 11. Januar 2021, 14:12:57
Oh, das freut mich  :yahoo1:.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 16. Januar 2021, 19:34:54
Ich habe das Buch heute beendet und fand es phantastisch.

Es hat mir so richtig, richtig gut gefallen.
Die Sprache, die Bilder und Symbolik, die der Autor gefunden hat, haben mir ausnehmend gut gefallen.
Der Teil in der Nazizeit hat mich sehr berührt, weil Thomas Hetche es so gut verstanden hat, sich in die Gefühlswelt der kleinen Hatü einzufühlen und die Begegnung mit ,,alten Freunden" aus der Puppeniste war einfach nur schön und hat mir wirklich Lust gemacht, mir nochmal das ein oder andere von der Puppenkiste anzuschauen.

Das Buch ist definitiv mein erstes Lesehighlight 2021.


Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 16. Januar 2021, 19:49:30
Das freut mich total  :knuddel:.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Inge78 in 16. Januar 2021, 22:59:24
Oh wie toll dass es dir so gut gefallen hat
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 17. Januar 2021, 08:57:15
Ja, mir hat es richtig gut gefallen.

Anhand Kathrins Kommentaren hier und Deinen im Buch Inge kam ja rüber, dass ihr beide so eure Probleme mit dem Buch hattet.
Eure Kritikpunkte konnte ich jetzt so für mich tatsächlich nicht nachvollziehen.

Für mich war das Buch einfach eine rundum runde Sache und ich werde es mir wohl auch noch kaufen.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Inge78 in 17. Januar 2021, 10:36:40
Ich habe es ja zu Weihnachten bekommen und bin da auch sehr froh drüber
Mein Problem war wirklich der Kasper
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 17. Januar 2021, 10:41:59
Ich glaub, ich muss das Buch (zumindest in Teilen) nochmal nachlesen, um Euren Gefühlen gegenüber dem Kasper nachzuspüren. Und bin auch dabei sehr gespannt auf Eure Kommentare im Buch...
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 17. Januar 2021, 12:13:08
Zitat von: Inge78 in 17. Januar 2021, 10:36:40
Ich habe es ja zu Weihnachten bekommen und bin da auch sehr froh drüber
Mein Problem war wirklich der Kasper

Siehst Du und für mich hat er total gut in die Geschichte gepasst und ich konnte auch Hatüs Gefühle ihm gegenüber total gut nachvollziehen.

So unterschiedlich kann das mit den Empfindungen sein.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 17. Januar 2021, 12:15:54
Zitat von: Christiane in 17. Januar 2021, 10:41:59
Ich glaub, ich muss das Buch (zumindest in Teilen) nochmal nachlesen, um Euren Gefühlen gegenüber dem Kasper nachzuspüren. Und bin auch dabei sehr gespannt auf Eure Kommentare im Buch...

Ist es ok, wenn ich das Buch noch kurz behalte?
Dann brauch ich es nicht einzeln zu verschicken, sondern würde noch 1-2 Bücher von euch mit dazu packen.
Spätestens übernächste Woche würde ich es Dir dann wieder zuschicken, wenn es für Dich ok wäre.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 17. Januar 2021, 12:24:01
Ja klar, das hat keine Eile. Schick es wenn es für Dich gut passt.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Kathrin in 18. Januar 2021, 14:32:45
Zitat von: Inge78 in 17. Januar 2021, 10:36:40
Mein Problem war wirklich der Kasper

Meins auch
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: sisquinanamook in 18. Januar 2021, 15:54:11
Kathrin, ich hab mir Deine Posts hier durchgelesen und wie gesagt - für mich war der Kasper absolut stimmig.
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 11. März 2021, 18:59:10
So, heute ist mein 'Herzfaden' wieder heim gekommen - und nun muss ich das Buch wohl gleich nochmal lesen, mit alle den spannenden Kommentaren von Inge und Daniela  :-).
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Christiane in 14. März 2021, 13:52:47
Gestern Abend hab ich das Buch durchgeblättert und all Eure Kommentare gelesen. Danke für Eure Gedanken und Ideen zu dem Buch.  :knuddel: Ich habe jetzt ein ganz besonderes Exemplar dieses besonderen Buches und freu mich jedes mal wenn ich es sehe. Bei einem Buch, das so viel Interessantes bietet, würde mir eine 'richtige Leserunde' aber doch noch mehr Spaß machen. Denn ich hab beim Lesen gestern gemerkt, dass ich Euch oft gern geantwortet hätte und das blieb dann so in der Luft hängen.
Irgendwie zwei Seelen, ach in meiner Brust: Einerseits wäre ein weiterer Austausch an vielen Stellen schön. Andererseits find cih das kommentierte Buch sooo toll.  :-)
Titel: Re: Thomas Hettche: Herzfaden
Beitrag von: Inge78 in 14. März 2021, 16:50:23
Freut mich, dass Du Freude hast
Das Schöne ist ja jetzt zum Beispiel beim Wanderbuch dass wir ein besonderes Buch reisen lassen und in den Threads darüber sprechen/schreiben können