Buchrebellin Forum

Anspruchsvolles & Klassiker => Rezensionen => Thema gestartet von: Inge78 in 22. Februar 2021, 09:55:09

Titel: Kim Jiyoung, geboren 1982 - Cho Nam-Joo
Beitrag von: Inge78 in 22. Februar 2021, 09:55:09
ZitatDer Weltbestseller aus Korea – über 2 Millionen verkaufte Exemplare weltweit.

Cho Nam-Joo hat mit ihrem Roman einen internationalen Bestseller geschrieben. Ihre minimalistische und doch messerscharfe Prosa hat nicht nur viele Leserinnen weltweit begeistert, sondern auch Massenproteste in Korea ausgelöst. In einer kleinen Wohnung am Rande der Metropole Seoul lebt Kim Jiyoung. Die Mitdreißigerin hat erst kürzlich ihren Job aufgegeben, um sich um ihr Baby zu kümmern – wie es von koreanischen Frauen erwartet wird. Doch schon bald zeigt sie seltsame Symptome: Jiyoungs Persönlichkeit scheint sich aufzuspalten, denn die schlüpft in die Rollen ihr bekannter Frauen. Als die Psychose sich verschlimmert, schickt sie ihr unglücklicher Ehemann zu einem Psychiater. Nüchtern erzählt eben dieser Psychiater Jiyoungs Leben nach, ein Leben bestimmt von Frustration und Unterwerfung. Ihr Verhalten wird stets von den männlichen Figuren um sie herum überwacht – von Grundschullehrern, die strenge Uniformen für Mädchen durchsetzen; von Arbeitskollegen, die eine versteckte Kamera in der Damentoilette installieren und die Fotos ins Internet stellen. In den Augen ihres Vaters ist es Jiyoung's Schuld, dass Männer sie spät in der Nacht belästigen; in den Augen ihres Mannes ist es Jiyoung's Pflicht, ihre Karriere aufzugeben, um sich um ihn und ihr Kind zu kümmern. »Kim Jiyoung, geboren 1982« zeigt das schmerzhaft gewöhnliche Leben einer Frau in Korea und gleichzeitig deckt es eine Alltagsmisogynie auf, die jeder Frau – egal, wo auf der Welt – nur allzu bekannt vorkommt.

          Schon das Cover verrät, dass Kim Jiyoung hier stellvertretend für Millionen von Frauen steht, die unter Benachteiligung und Belästigung leiden.

Kim Jiyoung beginnt nach der Geburt ihrer Tochter ein seltsames Verhalten an den Tag zu legen. Anhand ihrer Lebensgeschichte erfahren wir, was dieses Verhalten ausgelöst haben könnte.
Schon als Kind werden Kim Jiyoung und ihre Schwester anders behandelt als ihr Bruder. Und diese Diskriminierung zieht sich durch ihr ganzes Leben. Trotz allem Fortschritt, den das Land macht, sind die Frauen doch weiterhin diversen Einschränkungen unterlegen. Was von der Gesellschaft aber fast nicht wahrgenommen wird. Gerade auch in Bezug auf sexuelle Belästigung wird oft noch den Frauen eine Teilschuld gegeben.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr sachlich und nüchtern, in den Text eingebaut sind auch statistische Daten, die anhand von Fußnoten auch belegt sind.
Der Stil liegt mir nicht unbedingt , passt aber zum Buch. Zu viele Emotionen hätte auch in meinen Augen nicht zur asiatischen Gesellschaft gepasst, die mir ziemlich fremd ist und auch nach Lesen des Buches nicht näher gekommen ist.
Von daher war das Buch keine leichte Lektüre, lässt mich aber sehr nachdenklich zurück. Und dankbar dafür, in unserem Land frei leben zu dürfen.

Das Ende war überraschend und mir tatsächlich dann auch zu schnell abgearbeitet. Sehr ernüchternd, was dann aber auch wieder zum Gesamteindruck des Buches passt.

Ein wichtiges Buch, auf das man sich einlassen muss

       
[note2]