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Storica => Rezensionen => Thema gestartet von: Esmeralda in 02. November 2023, 09:45:39

Titel: Arno Geiger - Unter der Drachenwand
Beitrag von: Esmeralda in 02. November 2023, 09:45:39
ZitatVeit Kolbe, Soldat auf Heimaturlaub, verbringt ein paar Monate am Mondsee, in der Nähe von Salzburg, und trifft hier zwei junge Frauen. Was Margot und Margarete mit ihm teilen, ist seine Hoffnung, dass irgendwann wieder das Leben beginnt. Es ist 1944, der Weltkrieg fast sicher verloren, doch wie lang dauert er noch? Arno Geiger erzählt von Veits Albträumen, vom »Brasilianer«, der so gerne nach Rio de Janeiro zurückkehren würde, von der seltsamen Normalität in diesem Dorf in Österreich – und von der Liebe. Ein herausragender Roman über den Einzelnen und die Macht der Geschichte, über die Toten und die Überlebenden, über das, was den Menschen und den Krieg ausmacht.

Mein Leseeindruck:
Da meine Tochter derzeit im Deutsch-LK "Unter der Drachenwand" von Arno Geiger liest, habe ich kurzentschlossen auch zu diesem Roman gegriffen.

Das Buch erzählt ein Jahr (1944-1945) im Leben des 24-jährigen Soldaten Veit Kolbe, der nach vier Jahren Kriegseinsatz verwundet nach Österreich zurückkehrt und versucht im kleinen Dorf Mondsee gesund zu werden und die Schrecken des Krieges etwas zu vergessen - immer wieder mit dem Gedanken und der Angst in den Krieg zurückkehren zu müssen.
Dabei hat der Leser immer wieder Einblick in seine Gefühlswelt, die er ausführlich in einer Art Tagebuch schildert: z.B. seine Angstzustände und Erinnerungen hinsichtlich der Entsetzlichkeiten des Krieges. Wir erleben aber auch seine erste, sich sanft entwickelnde Liebesgeschichte mit seiner Zimmernachbarin Margot.

Zwischen diesen Erzählungen finden sich immer wieder Briefe, wie z.B. von Margots Mutter, die über die Zerstörungen ihrer Heimatstadt Darmstadt erzählt; oder auch Briefe des Juden Oskar Meyer, der mit seiner Familie von Wien nach Budapest flüchtet. Gerade diese Briefe haben mich zutiefst berührt.

Arno Geigers Sprache ist sehr detailliert und bildhaft. Er findet Worte, Sätze und Beschreibungen über das Entsetzen dieser Zeit, dass es kaum zum Aushalten ist.
Dennoch habe ich mich schwer mit diesem Buch getan und daran ist nicht die niederdrückende Stimmung schuld, die den Krieg authentisch beschreibt; sondern meiner Meinung nach hat die
Geschichte, die hier erzählt wird, solche Längen, dass auch die schönste Sprache darüber nicht hinweghelfen kann. Ich musste mich zwischendurch regelrecht dazu zwingen zum Buch zu greifen.

Mein Fazit: Eine bildgewaltige Sprache, doch die Geschichte ist deutlich zu langatmig.

[note 3]