Buchrebellin Forum

"Wo wir einen Anfang setzen, da ist längst etwas eingefädelt, da sind schon Weichen gestellt, Bedingungen geknüpft, Voraussetzungen geschaffen."
Ein Fischerteppich stellt die Faser Archäologin Mia vor ein Rätsel. Um dieses zu lösen muss sie sich nicht nur aus ihrem sicheren Leben lösen.
Autorin Karin Kalisa webt eine Geschichte rund um diesen geknüpften Teppich. Verknüpft geschickt Vergangenheit und Gegenwart, Handwerkskunst und Märchenerzählung. Mich hat das Handwerk der Teppiche interessiert und fasziniert, ich mochte was man über die Ostsee Fischer erfahren hat. Auch Mias Reise und ihre Erkenntnisse habe ich mit Spannung verfolgt. Irgendwann hat mich der Roman verloren, wechselt in eine märchenhafte Erzählung, die mir leider nicht so gut gefallen hat. Insgesamt hat die Autorin den Dreh aber gefunden und die Geschichte noch rund gemacht. Der Erzählstil ist gewöhnungsbedürftig, die Autorin erzählt viel, beschreibt viel, lässt die Charaktere wenig selber zu Wort kommen. Der oft poetische Schreibstil ist schön aber auch nicht leicht zu lesen und ich musste aufpassen, den Faden nicht zu verlieren. Eine leise Geschichte, unaufgeregt erzählt aber mir fehlte der Zauber der etwas ganz Besonderes daraus macht.

Dieses Buch von ihr mit Gedanken zur Nacht ("Magst Du die Nacht") habe ich abgebrochen, aber das war eher ein Inhaltsthema.

@Kathrin: ich nehme an, es geht Dir um die märchenhafte Erzählweise, die Inge anspricht. Mich hat das tatsächlich gar nicht so gestört.

Nein, das märchenhafte ist vermutlich nicht das Problem, sondern dass zu viel erzählt wird und die Charaktere selbst wenig zu Wort kommen.

Ich muß meine erste Aussage korrigieren: Ich kenne die Autorin, von ihr habe ich noch "Sungs Laden im RUB. Ist auch in der Losdose von Leselilien 1 ist dieser Titel auch. Habe ihn mir nun mal bereit gelegt. Sollte mir Danis Buch gefallen, schiebe ich das gleich hinterher.

Okay, nun aber zu Danis Buch. Der Inhalt hört sich schon interessant, hätte mich aber so im Laden vermutlich nicht zum Kaufen veranlasst.
Buch fängt ziemlich holprig an: Schachtelsätze, selbstsame Gedankengänge, sehr melanchonisch, ungewähnliche Wortwahl.
Man mekrt, dass Mia eine Vergangenheit hat, die nicht schön war. Wie das aber mit diesem Teppich, den sie untersuchen soll zusammenhängt, ist  mir noch nicht klar.
Man muß sehr konzentriert lesen und kommt nur langsam voran. Bin mal gespannt wie es weitergeht.

Ich kenne das mit dem "man muss sehr konzentriert lesen" nur zu gut. Gut möglich, dass ich einfach nicht den Kopf frei hatte für Danielas Wanderbuch und auch für das WB von Inge. Ich habe gerade ein Buch angefangen zu lesen, wo ich mir sicher war, dass ich dafür Ruhe und Muße brauche. Habe mich da vorgestern und gestern super reinlesen können und freue mich jetzt auf meinen Urlaub ab Mittwoch, wo ich mir viel Zeit zum lesen nehmen will.

Es liest sich leider nicht ganz so leicht, denn ich empfand den Schreibstil als sehr unzuverläßig. Mal waren es Schachtelsätze, die mich gefühlt jeden Satz zweimal haben lesen lassen, um am Ende zu verstehen, wo mit am Anfang angefangen wurde, dann springt es in der Zeit und irgendwie mußte ich mich ständig neu orientieren, was das Lesetempo deutlich gebremst hat.
Die Charakter sind interessant und bringen viel Geschichte mit, aber so wirklich nah bin ich ihnen nicht gekommen. Ich konnte ihr denken und handeln verstehen, aber sie blieb für mich distanziert.
Der Plot anfür sich ist eine tolle Idee, diese Spurensuche, diese Suche nach der Vergangenheit, die Motivation diese Teppiche, bzw. DEN Teppich zu knüpfen fand ich super toll und sehr facettenreich erzählt.
Es ist ein Buch, woran ich mich erinnern werde, wenn es auch akut kein Highlight ist, denn dazu ließ es ishc zu sperrig lesen. Trotzdem war es ein gutes Buch

Und hier auch wieder: So unterschiedlich sind die Geschmäcker. Für mich war das Buch als Gesamtpaket toll und ich mochte auch die Sprache.

Zur Abwechslung ist dies mal ein Buch aus unserer Wanderbuchrunde, dessen Autorin ich schon kannte. Ihr Buch ,Radio Activity' hatte mir sehr gut gefallen und die Begeisterung der Autorin für einen virtuosen Umgang mit Sprache war mir noch in guter Erinnerung. Und an diese Kunst hat Karin Kalisa auch in 'Fischers Frau' nahtlos anknüpfen können. Ich liebe das Buch für Sätze wie diesen: ,,Es müsste ein allgemein empfohlenes Satzprüfverfahren geben, ein semantisches Säurebad, eine Originalitätsmessung des Wortwörtlichen." Kalisa trifft Dinge auf den Punkt, benutzt Wörter auf unvorhergesehene Weise, in ungewohntem Kontext und immer treffend. Sie versteht es meisterlich, Emotionen und emotional aufgeladene Gedanken in Worte zu fassen. Ja, man muss manche Sätze langsam oder mehrmals lesen, aber es lohnt sich immer. Dafür gibt es bei der Endnote von mir einen Sonderpunkt.
Die Geschichte, die in ,Fischers Frau' erzählt wird, hat einen wahren Kern, zu dem man auch ein wenig im Nachwort erfährt. Es gibt zwei Handlungsstränge, einen in der Gegenwart rund um die Kuratorin Mia und einen, in dem es um die Anfangstage der Fischerteppiche geht und in dem eine Knüpferin, Nina, die Protagonistin ist. Es braucht eine ganze Weile, bis man als Leser die einzelnen Puzzleteilen auch nur so einigermaßen überblicken kann. Und hier steckt für mich auch die eine Schwäche des Buches: für die beiden in sich doch logisch nachvollziehbaren Handlungsstränge fehlt es an einer stabilen Brücke. Die Verknüpfung ist leider schlecht gelungen, da einige Gedankenschritte überhaupt nicht nachvollziehbar sind, es an einer glaubhaften Erklärung für die Überlegungen der Kuratorin Mia mangelt. An so etwas stoße ich mich beim Lesen schon sehr.
Dennoch: Das Buch liest sich gut. Die sprachlichen Kapriolen sind eine Freude. Es gibt einige wirklich sympathische Figuren, denen man gern folgt. Und ich habe etwas über die Geschichte der pommerschen Fischer gelernt, von deren Leben und Umfeld ich bis dahin gar keine Ahnung hatte.
Danke für die schöne Buchauswahl, Daniela.