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Fantasy => Rezensionen => Thema gestartet von: Hans in 30. November 2024, 20:12:02

Titel: Die Prinzessinnen: Hoheitliches Gemetzel von Christian Endres
Beitrag von: Hans in 30. November 2024, 20:12:02
Klappentext:
Aus den Legenden ... ins Blutbad
Obwohl Narvila, Aiby, Cinn, Decanra und Mef einst in königliche Familien geboren wurden, leben sie heute fernab aller Schlösser oder Throne: Als waffenstarrende Söldnerinnen metzeln sie sich durch eine brutale Welt, weisen sie Ungeheuer wie Unmenschen in die Schranken. Doch die Prinzessinnen stellen sich nicht nur Vampiren, Kobolden sowie Würmern und Ratten aller Art. Als ein Serienmörder mit einer Vorliebe für Königstöchter gleich mehrere Reiche in Aufruhr versetzt, begeben sich Narvila und ihre Gefährtinnen auf eine riskante Jagd – die zu einem wahren Prinzessinnen-Blutbad führt und für die fünf Freundinnen alles verändern könnte ...

Meine Meinung:
Ich muss zugeben, dass der Klappentext mich zunächst nicht sonderlich überzeugt hat. Allerdings stehen auf dem
Innencover einige Meinungen, die mich dann doch überzeugt haben, das Buch zu kaufen. Und ich fand es denn auch ganz in Ordnung. Die Geschichte wird in Form eines allwissenden Erzählers geschildert, meisstens aus der Perspektive von ein und derselben Protagonistin, nämlich Narvila. Die ist eher nachdenklich, fragt sich oft, ob sie das richtige tut oder ob es nicht noch andere Möglichkeiten gegeben hätte. Aber wenn es drauf ankommt, kann sie genauso draufhauen, wie die anderen vier auch. Die Figuren haben einen derben Humor und eine derbe Ausdrucksweise, "Verfi**te Schei**e!" ist einer ihrer Lieblingsflüche, aber wenn es nötig ist, können sie auch Anstand. 

Ich hab mich gefragt, warum die Frauen das Palastleben gegen das raue Söldnertum getauscht haben? - Diese Frage wird in Rückblenden thematisiert und beantwortet, und da tun sich gesellschaftliche Abgründe auf, die leider auch heute noch akut sind: Zwangsheiraten, häusliche Gewalt oder auch seltsame Kulte. In einem grösseren Zusammenhang geht es in der Geschichte darum, dass nicht nur die Heldinnen, sondern auch andere Frauen selbst über ihr Leben bestimmen können und sollen. Nicht nur deren Väter, Onkel oder Ehemänner.

Das Buch ist aber nichts für Kinder oder Leute mit schwachen Nerven. Die Handlung spielt in einer Art Pseudoantiken oder Pseudomittelalterlichen Welt (die manchmal an historische Reiche im heutigen Deustschland erinnert) wo Fabelwesen aus der griechischen oder germanischen Mythologie real sind. Dem entsprechend wird mit Schwertern, Streitäxten oder Lanzen gekämpft. Und die Kampfszenen, die in der Geschichte regelmässig vorkommen, werden fast realistisch beschrieben, wenn man davon absieht, dass die Protagonistinnen am Ende immer gewinnen. Sie tragen zwar auch Blessuren davon aber das gehört zum Geschäft dazu. Es wird aber auch nicht verschwiegen, dass bei den Kämpfen, wo es oftmals um Leben oder Tod geht, auch Blut fliesst und die Protagonistinnen hinterher entsprechend versaut sind.
Allerdings nehme ich an, dass sich die Beschreibungen der Gewalt in dem Buch dennoch in Grenzen halten, wenn man sie mit anderen Autoren vergleicht. Denn meisst ist es körperliche Gewalt, die beschrieben wird, aber keine psychische, die ich jedoch für schlimmer halte. Vor allem, wenn sie in epischer Breite dargelegt wird und schliesslich in körperliche Gewalt umschlägt. - Aber dann ist man auch beim Horror angekommen und damit haben wir es hier nicht zu tun.

Was Vorhersehbarkeit in dem Plot angeht, so gab es für mich nur eine Stelle, wo die Handlung fantasytypisch vorhersehbar war, aber damit konnte ich gut leben. Die Auflösung des Rätsels nach dem Serienmörder halte ich dagegen für eine interessante Wendung. Das könnten die Viel-leser unter Euch zwar anders sehen, aber es sind ja hoffentlich nicht nur Viel-leser/innen, die das hier lesen.

Ach so, dann noch eine Kleinigkeit, die mir erst auffiel, als ich das Nachwort des Autors gelesen habe: es handelt sich bei dem Buch um den dritten Teil einer Trilogie, aber das fällt beim lesen kaum auf und ist auch nicht besonders gekennzeichnet.
Und schliesslich gibt es am Ende noch ein paar Kurzgeschichten von den selben Protagonistinnen, von denen einige ganz lustig sind, andere eher Geschmacksache. 

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