Herausgeber: Penguin Verlag
Taschenbuch : 384 Seiten
ISBN-10 : 3328112227
Inhalt:
Ilyas ist elf, als er sein Zuhause an der ostafrikanischen Küste verlässt und für die deutschen Kolonialtruppen zwangsrekrutiert wird. Jahre später findet er die Hütte seiner Familie verlassen und seine kleinen Schwester Afiya bei Fremden, die sie schlecht behandeln. Auch ein anderer junger Mann kehrt in diesen Tagen zurück: Hamza hatte sich freiwillig den deutschen Truppen angeschlossen. Mit nichts als den Kleidern am Leib sucht er nun Arbeit und Sicherheit – und findet die Liebe der klugen Afiya. Während das Schicksal die jungen Menschen zusammenführt, während sie sich verlieben und versuchen, mit den dunklen Schatten der Vergangenheit zu leben, rückt aus Europa ein weiterer Weltkrieg in bedrohliche Nähe.
Abdulrazak Gurnah wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. »Nachleben« war nominiert für den Walter Scott Prize for Historical Fiction und für The Orwell Prize in der Kategorie Historical Fiction.
Meine Meinung:
"Nachleben" von Abdulrazak Gurnah ist per Losverfahren auf meine 12 Books-Liste für 2024 gewandert und war mein erster Versuch mit dem Literaturnobelpreisträger. Ich hatte durchaus Respekt vor dem Buch, dem Autor und dem Thema, aber da ich außer der Marokko-Dilogie von Leila Slimani kaum Bücher über die Kolonialisierung des afrikanischen Kontinents gelesen habe, war ich sehr neugierig auf gerade auch auf diesen Teil der deutschen Kolonialgeschichte, die definitiv nicht totgeschwiegen werden darf.
Der Anfang des Buches war auch durchaus vielversprechend, die Sprache, der Stil des Autors erfreulich leicht zu lesen, aber irgendwann wurde die Geschichte in meinen Augen leider furchtbar zäh und langatmig, um nicht zu sagen langweilig. Ich musste mich ein wenig zwingen weiterzulesen und da das Buch inhaltlich nicht ohne ist und viele Figuren darin eine Rolle spielen, deren Namen mir als Mitteleuropäer in nur bedingt geläufig sind, musste ich zudem auch aufnahmebereit und offen für die Geschichte sein. Wenn dann die Kapitel oder gedanklichen Abschnitte auch schier kein Ende finden machte mir das Weiterlesen nicht gerade leichter.
Hinzu kommt, dass ich keine Nähe zu den Figuren aufbauen konnte und mir zu wenig Background zur Geschichte, Politik und Kultur der Region vermittelt wird, auch wenn das sicherlich eine persönliche Vorliebe von mir ist und nicht jeden gestört hat. Es hätte ja noch nicht Mal zwingend über den Roman-Text an sich vermittelt werden müssen, mir hätte tatsächlich schon eine Zeittafel über die wichtigsten politischen und geschichtlichen Ereignisse gereicht, natürlich gerne angereichert durch ein Personenregister, Nachwort und Landkarten. Vielleicht hat der Autor aber auch ein gewissen (hohes?) Maß an Hintergrundwissen vorausgesetzt, wenn ich aber an den Geschichtsunterricht zu meiner SChulzeit denke, Frage ich mich, wo ich das her holen soll. Letztlich half mir nur Eigeninitiative in Form von Internetrecherchen und Dokumentationen über div. Streaming-Dienste.
Ja, das Buch behandelt ein wichtiges Thema über das viel zu wenig geredet wird und über das man in meiner Generation, aber auch in der Generation meiner Eltern viel zu wenig weiß, aber das Buch hätte dieses wirklich wichtige Thema deutlich besser transportieren können. Es hätte tiefer gehen und weniger distanziert erzählt werden können. Von tiefer Schönheit und Tragik, einem meisterhaften Geschichtenerzähler, wie es diverse Pressestimmen hochleben lassen, habe zumindest ich nicht viel spüren können.
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