Elternshaus von Ute Mank
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 304 Seiten
ISBN-10: 3423283505
Inhalt:ZitatSanne, die nur ein paar Straßen von ihren Eltern entfernt lebt, bekommt deren Alltag hautnah mit. Immer häufiger muss sie helfen, den Eltern wächst das Haus über den Kopf. Und so beschließt sie, dass die beiden umziehen müssen. Doch sie fällt diese Entscheidung allein, immerhin ist sie die Älteste.
So viel mehr als vier Wände und ein Dach: das Elternhaus.
Als ihre Schwester Petra von den Plänen erfährt, ist sie entsetzt. Wie kann Sanne die Eltern entwurzeln? Wie kann sie alles zerstören, was Sinnbild ihrer gemeinsamen Kindheit ist? Diese Pläne reißen Petra den Boden unter den Füßen weg.
Eine emotionale Reise in die Vergangenheit und ein liebevoller Blick auf die oft schwierige Familie.
Das angespannte Schwesternverhältnis wird auf eine existentielle Probe gestellt. Und auch die Kleinste, Gitti, gerät zwischen die Fronten. Die Geschwister müssen sich die Frage stellen, wann sie sich so unglaublich fremd geworden sind? Und wie es sich anfühlt, plötzlich kein Elternhaus mehr zu haben? Doch sind Wände, Fenster und Türen wirklich so wichtig?
Meine Meinung:Ute Mank stand schon seit längerem auf meiner Wunschliste und mit ihrem Roman ,,Elternhaus", der mich inhaltlich im Klappentext total angesprochen hat, habe ich nun auch mein erstes Buch von ihr gelesen.
Ich muss gestehen, dass der Klappentext etwas irreführend ist in meinen Augen, denn ich habe deutlich mehr Familie, Dynamik zwischen den Familienmitgliedern und vor allem auch eine größere Rolle der Eltern erwartet. Bekommen habe ich stattdessen einen Konflikt zwischen den Schwestern Sanne und Petra, wobei der Grund für die Entfremdung zwischen ihnen die in eine nahezu komplette Funkstille mündet, von der Autorin nie wirklich klar ausgesprochen und schon gar nicht zwischen den Schwestern thematisiert wird. Man muss als Leser*in schon zwischen den Zeilen lesen, versuchen tiefer in die Figuren, ihr Leben, ihren Werdegang, ihre jeweilige Situation einzudringen. Mir hat der Austausch in einem Buddyread mit einer lieben und langjährigen Lesefreundin extrem gut getan und geholfen, die Schwestern besser zu verstehen. Ich kann zwar nach wie vor mit Petra mehr anfangen als mit Sanne, weil Petras Situation einfach etwas näher an meinem eigenen Leben ist, als das von Sanne, aber auch Sanne ist mir nicht völlig fremd geblieben und oft genug hatte ich auch mit ihr Mitleid. Da mir so ein schwieriges Verhältnis zwischen Geschwistern glücklicherweise total fremd ist, hat es mir richtig gehend weh getan, diese Funkstille, dieses Schweigen mitansehen zu müssen.
Die Funkstille und Sprachlosigkeit zwischen den Schwestern zieht sich nahezu durch das gesamte Buch und hat mich beim Lesen mitunter schier wahnsinnig gemacht. Wie oft wollte ich in das Buch springen und die Schwestern durchschütteln und anbrüllen, dass sie doch bitte endlich mal versuchen sollen, ihre Probleme durch Miteinander-Reden anzugehen und aus dem Weg zu räumen. Aber woher sollten sie wirklich wissen, wie man einen Konflikt austrägt, wenn einem die Eltern das nicht vorgelebt haben. Die Eltern empfinde ich als extrem einfach, konservativ und leider auch als sehr passiv. Vor allem Sanne gegenüber und dem von ihr verantworteten Umzug aus dem selbstgebauten kleinen Haus in eine altersgerechtere Wohnung, scheinen sie keine eigene Meinung zu haben oder sich gar zur Wehr zu setzen. Denn ob der Umzug wirklich notwendig war, würde ich auch in Frage stellen.
Je länger und intensiver ich über die Geschichte von Ute Mank und die Protagonistinnen des Buches nachdenke, desto besser gefällt es mir. Auch der Schreibstil der Autorin war richtig gut und lies sich schnell und flüssig lesen. Auch die nahezu spröde wirkenden Dialoge passen extrem gut zu den Figuren. Außerdem mochte ich es, wie die Autorin diverse Szenen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und Petra und Sanne so lange Zeit nicht aufeinander treffen. Da ich in einer bestimmten Situation vermutlich anders gehandelt hätte als Petra, habe ich eigentlich jederzeit mit dem großen Knall gerechnet, hätte ihn als normal empfunden. Zum Ende des Buches kann ich ohne zu spoilern nicht wirklich etwas sagen – nur so viel, ich fand es toll, bin mir aber sicher, dass es nicht jeden Geschmack trifft. Aber es hat einfach extrem gut gepasst.
Ich freue mich sehr auf weiteren Lesestoff von Ute Mank und kann diese nicht immer einfach auszuhaltende Geschichte sehr empfehlen, auch wenn ich ein anderes Buch bekommen habe, als erwartet.
Bewertung: :Box1: :Box1: :Box1: :Box1: :Box_grau1: