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Unterhaltung => Rezensionen => Thema gestartet von: Kathrin in 28. Juli 2025, 16:10:44

Titel: Katharina Hagena: Flusslinien
Beitrag von: Kathrin in 28. Juli 2025, 16:10:44
Flusslinien von Katharina Hagena

Herausgeber: Kiepenheuer&Witsch
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 400 Seiten
ISBN-10: 3462007297

Inhalt:
ZitatMit Wärme, sprachlicher Kraft und feinem Witz erzählt Katharina Hagena von drei Menschen, drei Schicksalen – und zwölf Frühsommertagen an der Elbe, die alles verändern. »Flusslinien« ist ein so bewegender wie vielschichtiger Generationenroman über das Leben mit den Wunden, die uns zeichnen, und die Frage, wie man lernt loszulassen, zu vertrauen und weiterzuatmen.

Margrit Raven ist hundertzwei und wartet auf den Tod. Früher war sie Stimmbildnerin, jetzt lebt sie in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Jeden Tag lässt sie sich von dem jungen Fahrer Arthur in den Römischen Garten bringen. Dort, mit Blick auf den Fluss, erinnert sie sich: an ihre Kindheit, den Krieg, ihre Liebhaber und an das, was sie über die einstige Gärtnerin dieses Parks weiß, Else, die große Liebe ihrer Mutter.

Die Erinnerungen halten Margrit am Leben – und die Besuche ihrer zornigen Enkelin. Luzie hat sich kurz vor dem Abitur von der Schule abgemeldet und übernachtet nun allein in einer Hütte an der Elbe. Während sie Margrit, deren Mitbewohner und sich selbst im Keller der Seniorenresidenz tätowiert, versucht sie, Stich für Stich, ihre Kraft und ihr Leben zurückzugewinnen.

Und dann ist da noch Arthur. Wenn er gerade niemanden zur Dialyse fährt, sucht er mit einer Metallsonde den Strand ab, erfindet Sprachen, kämpft für gefährdete Arten und ringt mit einer Schuld.

Um nicht vom Strom der eigenen Erinnerungen fortgerissen zu werden, müssen sich die drei auf sich selbst besinnen. Und aufeinander einlassen.

Meine Meinung:
Der  neue Roman ,,Flusslinien" von Katharina Hagena war im Frühjahr 2025 sehr häufig in den sozialen Medien wie auch in jedem Buchladen zu sehen und ist auch mir allein aufgrund seines schönen Covers direkt aufgefallen, so dass ich es zeitnah gelesen habe. Allerdings muss ich sagen, dass ich das Buch jetzt, mit ein klein wenig Abstand leicht schlechter bewerten würde, als direkt nach dem Lesen. Direkt nach dem Lesen war ich noch so nah bei den Figuren, wollte sie nicht loslassen. Mit ein wenig zeitlichen Abstand klärt sich der Blick jedoch und mit den kleinen Kritikpunkten, die ich habe, bin ich eher bei 11-12 Punkten als bei 12-13 Punkten (von 15, wie in der Oberstufe).

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Margrit, Luzie und Arthur. Margrit lebt mit ihren 102 Jahren in einer Seniorenresidenz, ist körperlich ziemlich gebrechlich, aber mit einem nach wie vor recht wachen Geist und starken Willen ausgestattet. Während ihrer nahezu täglichen Besuche des Botanischen Gartens, zu denen sie Arthur, der Fahrer der Seniorenresidenz chauffiert, erinnert sie sich an ihr Leben und an das ihrer Mutter Johanne und versucht Johannes Beziehung zu Else, der Gestalterin des botanischen Gartens auf den Grund zu gehen. Man hat bei Margrit das Gefühl, dass sie genau dort in diesem Garten ihrer Mutter sehr nah zu sein kann und dass sie genau das braucht um mit dem Leben und ihrer Mutter in Ruhe abschließen zu können. Margrits Leben selbst steht dabei weniger im Mittelpunkt des Buches. Deutlich mehr Raum nehmen Arthur und Luzie ein, denen beiden in ihrem jungen Leben etwas Schlimmes zugestoßen ist, womit sie versuchen fertig zu werden.

Ich habe es geliebt, wie wunderbar die Autorin ihre Figuren eingefangen und dargestellt hat. Ich war so nah an ihnen dran, in ihrem Innenleben, ihren Gedanken, auch wenn wir kaum etwas gemeinsam haben.  Und ich mochte die Beziehungen der einzelnen Figuren untereinander, ihre Gespräche, den feinen leichten Humor den sie teilen. Es wirkt alles sehr dicht, egal welche Verbindung ich gerade betrachtet habe: Margrit zu Luzie, Margrit zu Brisko, Margrit zu Arthur, Luzie zu Arthur oder Brisko zu Luzie ...

Ach ja, und wer ist eigentlich Brisko? Brisko ist die Mutter von Luzie und Schwiegertochter von Margrit und leider (in meinen Augen, leider) spielt sie nur eine Nebenrolle, wenn auch eine wichtige. Und auch wenn ich weiß, dass sich die Geister an Brisko scheiden, so war sie für mich eine der spannendsten Figuren, von denen ich je gelesen habe. Vielleicht war sie gerade deshalb so faszinierend, weil ihre Rolle nicht die allergrößte war. Ich jedenfalls hätte gerne so viel mehr Zeit mit ihr verbracht, mehr von ihr gelesen.

Neben der Tatsache, dass ich viel mehr Brisko in diesem Buch gewollt hätte, war mir das Buch einen Ticken zu ruhig. Ich weiß, es ist kein rasanter Pageturner, kein plotgetriebenes Buch. Es passiert relativ wenig, wir sind mehr in den Gedanken der Figuren und so und nicht anders hat die Autorin das Buch haben wollen. Und sie hat es richtig gut und atmosphärisch umgesetzt. Ich habe den Fluss gerochen, habe die Entstehung des Tattoos, das Luzie ihrer Oma sticht, vor mir gesehen und fand das Buch daher auch zu keiner Zeit langatmig, aber eben sehr ruhig.

Auch wenn es für mich kein 5-Sterne Highlight war, so ist es jedoch auf jeden Fall eine absolute Leseempfehlung für diejenigen, die gerne Familiengeschichte über mehrere Generationen entdecken und viel Wert auf richtig gut charakterisierte Figuren mit Tiefgang legen.

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Titel: Aw: Katharina Hagena: Flusslinien
Beitrag von: Inge78 in 30. Juli 2025, 09:46:02
Ach, es subt, es subt
Ich werde es mir mal sehr weit oben auf legen