Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2025: Die Vermessung des Unfassbaren
ZitatAm letzten Tag der Abiturprüfungen im Jahr 2002 fallen Schüsse im Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Unser Erzähler erlebt diesen Tag als Elfjähriger, wird mit seinen Mitschülern evakuiert und registriert in den folgenden Wochen die Hilflosigkeit der Erwachsenen im Angesicht dieser Tat. Mehr als zwanzig Jahre später bricht das Ereignis völlig unerwartet erneut in sein Leben ein und löst eine obsessive Beschäftigung mit dem Sujet aus, die in ein Romanprojekt resultieren soll. Aber warum nach so vielen Jahren alte Wunden aufreißen? Hat er ein Recht dazu? Wie verhält es sich mit seinen Erinnerungen, welche Geschichten hat er so häufig erzählt, dass sie wahr wurden?
Kaleb Erdmanns Roman Die Ausweichschule ist ein gekonntes Spiel mit Perspektiven, ein Stück Autofiktion, das gleichermaßen publikumskritisch (wie voyeuristisch ist unser Interesse an der Aufarbeitung von Gewalttaten?) wie autokritisch ist (was gibt mir das Recht, über diesen Tag zu schreiben?). Ein pointierter, persönlicher, erschütternder Text über ein Phänomen, das uns weltweit umtreibt.
Der Autor schreibt dieses Buch autofiktional in der Ich-Form. Der Erzähler hat den Erfurter Amoklauf 2002 als 11-jähriger Schüler miterlebt. Nun schreibt er ein Buch darüber, wie er ein Buch über den Amoklauf schreiben will.
Ich finde die Erzählform wirklich interessant. Ein Buch über einen Autor, der ein Buch schreiben will und über seine Gedanken, seine Schwierigkeiten, seine Recherche und seine persönlichen Gefühle dabei spricht. Er war am Tag des Amoklaufs im Gutenberg Gymnasium, hat aber persönlich recht wenig vom Amoklauf mitbekommen. Wie sehr hat ihn das Ereignis traumatisiert? Was darf er erzählen, was darf er für eine Geschichte aus so einem Ereignis machen.
Ich selber erinnere mich noch an die Medienberichte des Amoklaufs, habe aber ansonsten wenig Informationen darüber abgespeichert. Das Buch hat mir die Tat , und den Umgang mit solchen Taten, wieder ins Gedächtnis gebracht.
Der Erzählstil ist recht leicht für so ein schwieriges Thema. Manchmal schweift mir der Autor zu sehr ab, driftet in Details ab, bei denen ich nicht verstehe, was sie zu der Geschichte beitragen.
Ein Buch, das nachdenklich macht.
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