Julia Kröhn: Die Gedanken sind frei

Begonnen von Kathrin, 15. Dezember 2022, 14:33:19

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Kathrin

Herausgeber ‏ : ‎ Blanvalet Taschenbuch Verlag
Broschiert ‏ : ‎ 448 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 373411098X

Inhalt:
Eine Liebeserklärung an das Lesen und die Liebe! Die neue Reihe von SPIEGEL-Bestsellerautorin und Historikerin Julia Kröhn.

Frankfurt, 1945: Ella Reichenbach hat zwar die Bombennächte überlebt, aber von der Verlagsbuchhandlung ihrer Eltern ist kaum etwas geblieben. Die Regale sind verheizt, die Schaufenster ohne Glas, die Bücher fort. Doch dann entdeckt sie den geheimen Papiervorrat ihrer verstorbenen Mutter, und plötzlich wendet sich das Blatt. Ella kann fortan Hunger und Not ein Ende setzen, indem sie selbst Bücher veröffentlicht. Doch die junge Verlegerin will nicht nur neue Bücher unter die Menschen bringen – sie will die Gedanken in den Köpfen der Menschen befreien ...

Meine Meinung:
,,Klaras Liebe zu Büchern war beständig und tief. Bücher waren ihr kostbar. Wenn sie nach einem griff, das gerade frisch von der Buchbinderei kam, streichelte sie zärtlich den Leineneinband, und wenn sie es aufschlug, meinte man, dass sie nicht bloß mit wachem Geist die Zeilen las, nein, mit allen Sinnen schien sie das Buch in dieser Welt willkommen zu heißen. Sie labte sich am süßen Duft der Seiten und jenem leisen Knistern beim Umblättern, das in ihren Ohren wie ein himmlischer Chor klang."

Mit einem vorprogrammierten Ohrwurm habe ich Anfang November den neuesten Roman von Julia Kröhn gelesen. Für mich war ,,Die Gedanken sind frei" der erste Roman der Autorin und vom Grundsatz her, hätte dieses Buch genau meinem aktuellen Lesegeschmack entsprechen müssen, aber leider konnte das Buch mich nicht überzeugen, auch wenn sich flüssig und schnell lesen lies.

,,Die Gedanken sind frei" spielt in der Nachkriegszeit in Frankfurt am Main und erzählt die Geschichte der jungen Ella Reichenbach, die nach dem Tod der Mutter Klara die Verlagsbuchhandlung der Eltern im zerbombten Frankfurt wieder aufbauen will. Das Buch fing richtig gut aber auch traurig an, mit der Beerdigung von Ellas Mutter, ich fühlte mich als Büchermensch verstanden und freute mich aufs Weiterlesen. Doch das Hochgefühl vom Anfang lies bald nach, vermutlich hätte ich schon beim Untertitel des Buch ,,Eine unerhörte Liebe" hellhörig werden sollen, denn das war letztlich mein Hauptkritikpunkt an der Geschichte, dass die Liebesgeschichte viel zu sehr im Mittelpunkt stand. Die Figuren waren mir überhaupt nicht nah, ich hätte Ella permanent schütteln können, weil sie nicht mit ihren Mitmenschen geredet hat, zumindest nicht über die wesentlichen Dinge und die Liebesgeschichte war von Anfang an zu plump und vorhersehbar und irgendwann nur noch grundkitschig und irgendwie wirkte sie sogar – wie auch das ganze Buch – auf mich sehr konstruiert.

Auch wenn Ellas Geschichte in zwei Bänden erzählt werden wird (Teil 2, der 20 Jahre später spielt, soll im Januar 2023 erscheinen) finde ich, dass die Autorin zu viele Themen auf diese gerade mal 440 Seiten gepresst hat. Mit der Nachkriegszeit, dem Wiederaufbau Frankfurts und der Verlagsbuchhandlung, dem Leben und Überleben der Juden im damaligen Frankfurter Juden-,,Ghetto" Zeilsheim und auch noch der Liebesgeschichte ... da konnte keine Tiefe aufkommen.  Das, was mich interessiert hätte, der Wiederaufbau der Stadt und Verlagsbuchhandlung kam mir zu kurz. Von der ,,Liebeserklärung an das Lesen und die Welt der Bücher", was der Klappentext ankündigt habe ich wenig gespürt. Aber das mag an mir und meiner Leselaune in den letzten Wochen liegen.

Ich weiß, dass ich das Buch im Normalfall abgebrochen hätte, aber es hat so gut in die Bingo-Challenge gepasst, deshalb habe ich es durchgezogen, aber Teil 2 werde ich sicherlich nicht mehr lesen. Schade, ich hatte echt große Hoffnungen in das Buch gesetzt.

Bewertung:
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Rock the Night!

Inge78

Ach Mensch, das klingt echt gut, aber deine Kritik klingt leider sehr durchwachsen
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Naja, Du weißt ja, ich und Liebesgeschichten :hau:
Rock the Night!