Hannah Kent - Wo drei Flüsse sich kreuzen

Begonnen von Inge78, 09. Mai 2024, 21:57:34

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Inge78

ZitatDer neue Roman "Wo drei Flüsse sich kreuzen" von Bestseller-Autorin Hannah Kent ist ein mitreißendes Drama um die Macht von Angst und Aberglaube - basierend auf einer wahren Geschichte aus dem 19. Jahrhundert.

Irland 1825: Die 14-jährige Mary soll der verwitweten Bäuerin Nora mit deren schwer behindertem Enkel Michael zur Hand gehen. Der kleine Junge, so munkelt man im Dorf, sei ein Wechselbalg, ein Feenkind, und mache die Kühe krank. Mary gibt nichts auf das Gerede, doch als Nora davon hört, reift in der einsamen, verzweifelten Frau eine ungeheuerliche Idee: Wenn es ihr gelingt, den Wechselbalg zu vertreiben, würde sie den gesunden Michael wiederbekommen und endlich wieder eine echte Familie haben. Getrieben von Angst und Aberglaube und unterstützt durch die geheimnisvolle Kräuterfrau Nance ist sie bald bereit, alles zu versuchen – und Mary fällt es immer schwerer, sich gegen die beiden Frauen durchzusetzen.
Hannah Kent gelingt es durch ihre kristallklare Sprache erneut, eine grausame und wahre Geschichte eindringlich zu erzählen; die rauhe Schönheit Irlands verschmilzt mit dem Seelenleben ihrer Figuren, die dem Leser, wie schon in ihrem Debüt-Roman "Das Seelenhaus", ganz nahe kommen.

"Wie viel Angst wir davor haben, erkannt zu werden, und wie verzweifelt wir uns doch danach sehnen"

Als Noras Mann stirbt, ist sie alleine mit ihrem kranken Enkel und hoffnungslos überfordert. Das Mädchen Mary soll ihr zu Hand gehen, insbesondere mit dem kleine Michael. Das Dorf munkelt, Michael ist ein Wechselbalg. Die beiden Frauen wenden sich an die Heilkundige Nance um Hilfe zu erhalten ... und damit beginnt ein großes Unglück. Nach einer wahren Geschichte Ende des 19. Jahrhunders in Irland.

Das Buch war insbesondere in der ersten Hälfte kaum zu ertragen für mich. Aus heutiger Sicht weiß man, dass Michael krank ist, eine Behinderung hat, und Liebe und Fürsorge braucht. Aber der Aberglaube der damaligen Zeit lässt die Leute denken, das Kind wäre von den Feen ausgetauscht worden und dementsprechend wird es behandelt. Wie oft habe ich den Kopf geschüttelt beim Lesen, wie oft hatte ich Tränen in den Augen aufgrund von Aussagen der Personen und vor Allem dem Handeln der Personen. So viele schlimme Gänsehautmomente, so viel Wut beim Lesen. Ich hätte das Buch fast abgebrochen, so fertig hat es mich gemacht. Und doch wollte ich wissen, wohin die Geschichte führen wird. Ich habe es nicht bereut, weiter gelesen zu haben, nimmt es doch noch eine unerwartete Wendung, die zwar auch deprimierend und beängstigend ist aber dennoch interessant zu lesen. Über das Ende lässt sich diskutieren und irgendwie lässt einen das Buch mit keinem guten Gefühl zurück. Dennoch würde ich eine Leseempfehlung geben für Leser*innen, die Bücher über Aberglauben und dessen Folgen lesen wollen. Und mit Sicherheit wird mich die Geschichte nicht mehr loslassen und die Figuren werde ich nicht vergessen. Sehr eindringlich.

[note 2-]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf