Der Ritter der Königin - Elizabeth Chadwick

Begonnen von Lannie, 30. Juli 2008, 10:23:36

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Lannie

[isbn]3442369037[/isbn]  Verlag: blanvalet
ISBN: 978-3-442-36903-4
Seiten: 608
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 8,95
ET: 06.2008


England im 12. Jahrhundert

Für den jungen Adeligen William Marshal nimmt das Leben eine entscheidende Wende, als er der faszinierenden Eleonore von Aquitanien das Leben rettet. Fortan ist er Ritter in ihrem persönlichen Gefolge und Tutor des Thronfolgers. Doch in der Gunst der Königin zu stehen, ruft auch viele Neider auf den Plan. Und so muss einer der edelsten und loyalsten Ritter der englischen Geschichte im bewegten 12. Jahrhundert hässliche Intrigen erleiden, viele Kämpfe überstehen und mehreren Herren dienen – bis er endlich die Liebe seines Lebens finden kann ...

Meine Meinung

,,Der Ritter der Königin" ist nun der vierte Roman der Autorin, den ich gelesen habe und hat mir bisher am besten gefallen. Und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung ,,Der scharlachrote Löwe", die im März 2009 erscheinen wird und die Lebensjahre William Marshal wieder aufleben lassen wird, die in diesem Roman keinen Platz mehr gefunden hat.

Dank des wunderbaren Stils und der schönen, flüssigen Sprache, war ich gleich von Beginn an in der Geschichte gefangen und habe die ersten 130 Seiten in einem Rutsch gelesen. Elizabeth Chadwick baut eine schöne, lebendige Atmosphäre auf, der ich mich einfach nicht entziehen konnte. Allerdings muss ich die Übersetzung ein wenig bemängeln, da einmal mehr Personennamen eingedeutscht werden und das fürchterlich inkonsequent. Die Mitglieder der königliche Familie bekommen die deutsche Variante des Namens, während der Protagonist und die meisten Nebenfiguren ihren englischen oder französischen Namen behalten durften. Das ist gar nicht nach meinem Geschmack.

Elizabeth Chadwick erzählt das aufregende, ereignisreiche Leben William Marshals, der in seinem Leben vier Königen treu bis zu deren Tod an der Seite stand. Meiner Meinung nach ist es der Autorin gelungen, eine sehr ausgewogene, spannende und farbenprächtige Geschichte über diesen beeindruckenden Mann zu erzählen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. William Marshal begegnete mir das erste Mal in ,,Das Kupferne Zeichen" von Katia Fox, wo er schon einen bleibenden Eindruck auf mich hinterließ. Seither war ich auf der Suche nach einem guten Roman über sein Leben und diesen hat Elizabeth Chadwick zu meiner großen Freude nun geschaffen. Da William Marshal mit Anfang zwanzig in den Dienst von Eleonore von Aquitanien tritt, nimmt der historische Hintergrund sehr großen Raum ein, was mir ausnehmend gut gefallen hat. Auch wenn vor allem Marshals Lebensgeschichte erzählt wird, bekommt man wegen seiner sehr engen, treuen und langjährigen Beziehung zum Hof einen wunderbaren, eindrucksvollen und recht intensiven Einblick in die Machenschaften, Intrigen und Auseinandersetzungen der königlichen Familie. Ich bin ein großer Fan der Plantagenets und bin der Autorin dankbar, dass sie den Leser so anschaulich und tief an deren Leben teilnehmen lässt. Ich habe den Roman wirklich sehr genossen und meines Erachtens ist er eine wirklich schöne Bereicherung für den Markt historischer Romane.

Die Figuren haben es mir neben der Handlung ganz besonders angetan. Während ich in den anderen Romanen, die ich von der Autorin gelesen habe, meistens Schwierigkeiten hatte, eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen, gelang es mir in diesem Roman umgehend und das auch gleich bei mehreren. William Marshal ist eine faszinierende Figur und es muss eine Bereicherung gewesen sein, mit ihm befreundet gewesen zu sein. Seine Loyalität und ergebene Treue sind nahezu greifbar und einfach beeindruckend. Gerade in einer Zeit, wo königliche Söhne gegen den eigenen Vater und gegeneinander intrigierten, sich sogar mit Waffen bekämpften, ist es schon erstaunlich, dass William Marshal nicht nur stets seinem König treu blieb, sondern dabei auch sich selbst. Erstaunlich, dass er so alt wurde, für diese Zeit keine Selbstverständlichkeit. Elizabeth Chadwick hat es wunderbar geschafft, einen der treuesten Ritter des Mittelalters wieder zum Leben zu erwecken und stellt ihn dabei äußerst facettenreich und realistisch dar. Und was soll ich sagen, mein Herz flog ihm nur so zu. Aber nicht nur William Marshal konnte mich beeindrucken. Die Autorin hat sehr vielschichtige, sich voneinander absetzende Figuren geschaffen, von denen ich mir ein äußerst deutliches Bild machen konnte. Henry II., seine Ehefrau Eleonore und seine Söhne haben ihren Platz in diesem Roman, sie alle hatten großen Einfluss auf das Leben William Marshals. Auch wenn die Autorin vor allem das Leben Marshals erzählt, wirken die königlichen Charaktere keineswegs wie Statisten. Elizabeth Chadwick hat jeder Figur, ihr eigenes, individuelles Leben eingehaucht und sie alle werden mir noch eine Weile in Erinnerung bleiben.

Das ausführliche Nachwort klärt den Leser im Nachhinein auf, wo, wie und weshalb sich die Autorin an einigen Stellen ihrer künstlerischen Freiheit bedient hat und rundet das Buch wunderbar ab. Aber bitte das Nachwort wirklich erst zum Schluss lesen, da es doch einiges aus der Handlung vorweg nimmt. Ausserdem gibt es eine kleine Bibliographie zu William Marshal.

Fazit: Ein wunderbarer historischer Roman, über faszinierende Persönlichkeiten der englischen Geschichte. Mich hat er tief beeindruckt und bewegt und ich kann es gar nicht erwartet, die Fortsetzung zu lesen.

Meine Bewertung

[note2+]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Kathrin

Und hier meine Meinung zu dem Buch:

,,Der Ritter der Königin" ist der erste Teil einer zweiteiligen Roman-Serie von Elizabeth Chadwick über den Ritter William Marshall im Dienste von Königin Aelinor von Aquitanien, der Frau Henry II von England. Nachdem ich von dem Buch und der Figur Williams so viel Gutes gehört hatte, war ich auf diesen Roman sehr gespannt, wurde aber doch ziemlich enttäuscht. Es ist beileibe kein schlechtes Buch, aber ich habe mir – wie eigentlich immer bei Elizabeth Chadwick – mehr erwartet.

Der Titel des Romans lässt den Leser ja erahnen und -  in meinem Fall hoffen -, dass wir hier eine große Portion Rittertum geboten bekommen und dies war auch von Anfang an der Fall. Gerade am Anfang hat mich das als alter Ritter-Fan, der ich spätestens seit Rebecca Gablés ,,Das Lächeln der Fortuna" bin, richtig begeistert, bekommen wir doch auf den ersten 50 Seiten sowohl eine Schlacht als auch ein Ritterturnier präsentiert. ,,So kann es ruhig weitergehen", dachte ich mir und so ähnlich ging es auch weiter, nur dass es mir dann irgendwann zu viel wurde. Wobei ich das vor allem auf meine Probleme mit William als Hauptfigur zurückführen, mit dem ich überhaupt nicht klar kam.

William Marshall ist mir von Chadwick viel zu sehr verherrlicht und glorifiziert worden, er ist zu perfekt und auch zu geleckt. Da sind mir schwierige Charaktere wie sein Vater in ,,Im Banner der Königin" doch wesentlich lieber, einfach weil sie spannender sind. Ich denke, ich hab mit William ähnliche Probleme wie ggf. manch anderer mit dem ziemlich perfekten Robin of Waringham in ,,Das Lächeln der Fortuna", bei dem mich sein Glück und sein Mut und seine Tugenden noch nicht gestört haben.

Dadurch dass ich so gar keinen Bezug zur Hauptfigur bekomme, zieht es mich auch nicht wirklich zum Buch hin, was ich super schade finde, denn wie immer hat die Autorin sehr gut recherchiert und wenn es eine Zeit in der englischen Geschichte gibt, die ich spannend und faszinierend finde, dann ist dies die Zeit von Henry II, seiner Frau Aelinor und ihren Kindern, allen voran Richard Löwenherz und John Lackland. Allerdings finde ich es schade, dass zwischen den beiden Romanen ,,Im Banner der Königin" und ,,Der Ritter der Königin" eine zeitliche Kluft herrscht, aber wer weiß, da ,,Im Banner der Königin" später geschrieben wurde als dieser Roman hier, vielleicht füllt Elizabeth Chadwick diese Lücke ja doch noch mit einem weiteren Roman auf. Ich wäre jedenfalls sehr an einem Roman von ihr über die Anfangszeit von Henry II und seiner Frau interessiert. Schade, dass dieses Buch hier mit dem Zerwürfnis zwischen König und Königin –selbst wenn die Zeit davor nicht zu William Marshall gepasst hätte. Aber das ist nicht der Hauptkritikpunkt bei diesem Buch für mich. Ich finde es geschichtlich gesehen ebenfalls schade, dass manche Ereignisse, die ich gerne ausführlicher gehabt hätte, in drei Sätzen abgekanzelt werden. Das hat mich an mancher Stelle derart geärgert, dass ich kurz davor war, das Buch zur Seite zu legen. Ich werde einfach nicht mit Chadwicks Art, Geschichte lebendig werden zu lassen, warm. Wenn dann auch noch diese schrecklichen Eindeutschungen der Eigennamen dazu kommen, dann zieht es mir nur noch mehr die Schuhe aus, aber dazu kann die Autorin ja nichts. Dennoch, der englische König heißt nun einmal einfach Henry und nicht Heinrich.

Glücklicherweise wird das Buch für mich mit dem Tode Heinrichs des Jüngeren etwas besser und mit Williams Heiratsabsichten hat mich das Buch dann doch auch mehr gefesselt. Im Moment weiß ich allerdings nicht, ob ich die Fortsetzung wirklich noch lesen will, vielleicht muss ich auch erst einmal eine Chadwick-Pause einlegen.  Es ist wirklich schade, sie hat tolle Themen für ihre Romane, die ich äußerst spannend finde, aber mit der Umsetzung von Elizabeth Chadwick komme ich einfach nicht klar. Allerdings schiebe ich dies auch darauf, dass ich einfach verwöhnt bin was hist. Romane angeht, denn selbst der neueste Gablé (Hiobs Brüder) hat bei mir nicht mehr so gut abgeschnitten, wie die anderen Romane.

Bewertung:
[note3]

lg
kathrin
Rock the Night!