Kristina Ohlsson: Schwesterherz + Bruderlüge

Begonnen von Kathrin, 15. März 2018, 16:02:51

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Kathrin

[isbn]3809026638[/isbn] + [isbn]3809026670[/isbn] Verlag: Limes Verlag
ISBN: 3809026638 + 3809026670
Seiten: 479 + 448
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: jeweils 14,99 Euro

Inhalt von Schwesterherz:
Wer war Sara Texas? Kaltblütige Serienmörderin oder unschuldiges Opfer?

Staatsanwalt Martin Benner will Bobby Tell eigentlich schnellstmöglich wieder loswerden: Dieser ungepflegte, nach Zigaretten stinkende Kerl wirkt erst mal wenig vertrauenswürdig. Sein Anliegen ist nicht weniger prekär: Tells Schwester Sara – eine geständige fünffache Mörderin, die sich noch vor der Verfahrenseröffnung das Leben nahm – soll unschuldig gewesen sein, und Benner soll nun posthum einen Freispruch erwirken. Vor Gericht hätte die Beweislage damals nicht mal ausgereicht, um Sara zu verurteilen, doch unbegreiflicherweise legte sie ein umfassendes Geständnis ab und konnte sogar die Verstecke der Tatwaffen präzise benennen. Benners Neugier ist geweckt, und er nimmt das Mandat an

Meine Meinung:
Auf die zweiteilige Miniserie der schwedischen Thriller-Autorin Kristina Ohlsson um Staatsanwalt Martin Benner bin ich eher zufällig beim Bummeln aufmerksam geworden. Sowohl die Cover-Gestaltung als auch die deutschen Titel ,,Schwesterherz" und ,,Bruderlüge" haben mich sehr neugierig gemacht – nicht zuletzt weil ich mit zwei Schwestern und einem Bruder großgeworden bin – weshalb Band 1 ohne Umwege direkt in meinem Einkaufswagen gelandet ist.

Die Story ist spannend. Und auch haarsträubend, wenn man bedenkt, wie felsenfest Bobby (Sara Tells Bruder und gleichzeitig Benners Auftraggeber) von der Unschuld seiner Schwester überzeugt ist, obwohl doch alles gegen sie spricht. Nicht nur dem Staatsanwalt wird schnell klar, dass im Fall der fünf Morde, die Sara zur Last gelegt werden und die sie vor ihrem Selbstmord sogar gesteht, etwas ganz und gar nicht richtig gelaufen ist. Sowohl in Schweden als auch in Amerika scheint bei den Ermittlungen viel geschlampt worden ist. Und so schnell wie der Staatsanwalt sich in den Fall und seine Aufgabe, Sara post-hum zu entlasten, verbeißt, so schnell habe auch ich Band 1 gelesen. Auch wenn nach ,,Schwesterherz" noch viele Fragen ungeklärt sind, so bin ich doch auch dankbar, dass die Autorin diesen ersten Band nicht mit einem ultrafiesen Cliffhanger enden lässt. Aber auch so war klar, dass ich ,,Bruderlüge" direkt im Anschluss lesen musste und da die beiden Bücher – trotz unterschiedlicher Schwerpunkte -  für mich untrennbar zusammengehören, gilt diese Rezension auch für komplette Miniserie.

Die Geschichte ist sehr geschickt aufgebaut. Band 1 beginnt mit der Abschrift eines Interviews, das Martin Benner einem Journalisten anbietet und das den Fall Sara Tell quasi von hinten aufrollt. Martin Benner weist von Anfang an darauf hin, dass vieles an dem Fall klischeehaft sei, mit einem übermächtigem Drogenboss (der ominöse Lucifer aus Texas), einem erfolgreichem, sexsüchtigen Anwalt und einem süßen Kleinkind. Die entscheidende Frage ist und bleibt lange Zeit, warum Sara die Morde gestanden hat? Hat sie sie wirklich begangen? Und was ist mit ihrem Sohn Mio? Wo ist er? Ist er das erwähnte süße Kleinkind? Oder ist es Martins Nichte Belle, die seit dem Unfalltod ihrer Eltern bei ihrem Onkel Martin lebt?

Für mich herausragend an diesen beiden Büchern ist der Erzählstil der Autorin. Komplett anders, als alles, was ich sonst so lese. Gradlinig, schnörkellos, knallhart, offen und ehrlich – aus der Sicht eines Mannes erzählt aber aus der schriftstellerischen Feder einer Frau.

Und absolut perfekt abgestimmt auf die Hauptfigur Martin Benner, der genau so ist, wie Kristina Ohlsson erzählt: knallhart und weiß Gott nicht der Sympathischste! Und doch macht auch gerade dieser schwierige Charakter das Buch so faszinierend: ein sexsüchtiger Anwalt, der sich die Aussagen seiner Bettgeschichten gerade so dreht, wie sie ihm nützlich sind, der sich darauf ausruht, dass es Lucy war, die mit ihm Schluss gemacht hat – obwohl sie ihn noch liebt – und der diese Liebe nach wie vor ausnutzt und ein echter Arsch ist im Umgang mit Lucy. Hart, unnahbar, gefühlskalt. Ein Egoist. Nur bei seiner Nichte Belle ist er komplett anders. Er hat keine Ahnung, wie er ihr ein guter Vater sein kann, versucht ihr gegenüber nicht zu weich zu sein und ihr Grenzen aufzuzeigen, aber mit Belle zeigt sich, was für ein Potential in ihm steckt, denn die Kleine scheint ihn zu lieben, genauso wie er ist.

Alles in allem sind die Bücher ,,Schwesterherz" und ,,Bruderlüge" für mich absolut lesenswert, auch wenn ich mit der ein oder anderen Entwicklung am Ende vielleicht nicht zu 100% einverstanden bin. So kam mir zum Beispiel Boris, der schwedische Boss der Unterwelt, zu kurz. Auch wenn er bestimmt extrem gefährlich ist und man ihn nicht zum Feind haben will, mochte ich ihn und hätte ihn gerne mit einer größeren Rolle in der Geschichte gesehen.
Spoiler
Und auch das Ende der Beziehung von Martin und Lucy hat mich sehr traurig gestimmt, auch wenn ein glückliches Happy-End wirklich nicht zu ihm und dem Buch gepasst hätte.
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Aber ich habe auf jeden Fall eine neue Autorin für mich entdeckt und ich freue mich extrem auf die Thriller-Reihe um Frederica Bergman und Alex Recht!

Bewertung:
[note2+]
Rock the Night!

Inge78

Ich habe auch beide Bücher gelesen und kann mich Kathrins Rezi sehr anschließen.

Spannend aufgebaute Krimis, mit klugen Wendungen, unvorhersehbaren Ereignissen, vielen Irrungen und Wendungen und spannenden Charakteren.
Das Ende war mir etwas zu , hmm, ich nenne es mal dürftig im Gegensatz zu den Bücher. Da hätte ich etwas mehr Enthusiasmus und Spannung erwartet.
Die Bücher kommen auch ohne viel Blut und Gewalt aus, sind keine Thriller, aber trotzdem spannend.

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Esmeralda

 :umfall:
Ich muss doch auch irgendwann mal arbeiten und den Haushalt schmeißen, ganz zu schweigen davon die Kinder zu erziehen...

..., aber dazu werde ich ja gar nicht mehr kommen, wenn ich all Eure tollen Büchertipps lese.  :dong:
Life is too short to read bad books.