Martina Bogdahn - Mühlensommer

Begonnen von Inge78, 24. Juni 2024, 21:33:17

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Inge78

ZitatIn »Mühlensommer« erzählt Martina Bogdahn warmherzig und humorvoll von einer Frau und ihrem Leben zwischen zwei von einer Jugend auf dem Land, einer Flucht in die Stadt und einer folgenreichen Rückkehr. Von Müttern und Töchtern und davon, dass man manchmal zurückblicken muss, um sich selbst zu finden. Ein drückend heißer Sommertag. Mit ihren beiden Töchtern macht sich Maria auf den Weg in ein langes Wochenende fern von Stadt, Stress und Schule. Doch dann ruft Marias Mutter Der Vater hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Die Mutter ist bei ihm, und auf dem Bauernhof der Familie müssen Schweine, Kühe und Hühner versorgt werden – aber auch die demente Großmutter.  Maria fährt sofort zum Hof. Doch da erwartet sie nicht nur die seit Stunden schon Äpfel schälende Oma, sondern auch die Erinnerung an ein fast vergessenes Leben zwischen Schulbus und Schweinestall, Dreimeterbrett und Kirchenbank, an den Duft von frischem Holzofenbrot und an endlose Hopfenernten, starre Traditionen und lauter kleine Freiheiten. Als am Tag darauf die Mutter aus dem Krankenhaus heimkehrt und plötzlich auch Marias Bruder Thomas auf dem Hof steht, ist die Familie versammelt. Sie eint die stille Sorge um den Vater. Bis Thomas das Schweigen bricht und endlich zur Sprache kommt, was sie alle lang verdrängt haben ...

" Und so wie es mich schaudert, spüre ich auch eine stete Sehnsucht, die tief in mir ruht, wie ein Brunnen, der schon seit vielen Jahren keinen Tropfen Wasser mehr gegeben hat, aber für immer ein Brunnen bleibt."

Maria wird nach Hause gerufen, der Vater hatte einen Unfall, ihr Bruder ist nicht erreichbar im Urlaub und die Mutter braucht Hilfe auf dem Hof. Das weckt Kindheitserinnerungen, gute und nicht so gute. Und die große Frage steht im Raum, wie geht es weiter mit dem Hof?

Man merkt, dass die Autorin aus Erfahrung schreibt. Und in mir weckt sie Kindheitserinnerungen, bin ich doch auch auf einem Bauernhof groß geworden und kenne selber so viele der beschriebenen Situationen. Ungeschönt beschreibt Martina Bogdahn das Bauernhof Leben, und einige Szenen sind sicherlich nicht für jeden Leser leicht zu ertragen. Aber Landleben ist nicht nur Romantik, sondern harte Arbeit. Das Buch erzählt sehr unaufgeregt, eigentlich passiert gar nicht so viel und doch passiert so viel in den Personen. Ein Buch für den Sommer, ein Buch für Landkinder und solche, die gerne Landluft schnuppern. Ein Buch über Familie und darüber dass man nie vergessen sollte, wo man herkommt. Ein Buch, dass mein Leserherz voll getroffen wird und bestimmt noch mal gelesen wird.

[note 1]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Esmeralda

Jetzt bin ich erst recht neugierig auf das Buch.
Wie gut, dass es schon auf dem SUB liegt.  :funkey: 
Life is too short to read bad books. 

Kathrin

Ich bin ganz Inges Meinung! Ich mochte das Buch sooo sehr. Meine Rezi wird aber noch ein wenig auf sich warten lassen, wenn ich jemals wieder dazu komme, Rezis zu schreiben  :rotwerd:
Rock the Night!

Esmeralda

Mein Leseeindruck:
"Mühlensommer" ist eine schöne Geschichte, die ich gerne gelesen habe und die mich bestens unterhalten hat.
Der ehrliche, unverklärte und lebensnah erzählte Roman über das Landleben, den Bauernhofalltag und viele Kindheitserinnerungen hat die Autorin mit einer Leichtigkeit und einem flüssigen Schreibstil erzählt.

Für mich ist es eine gelungene Geschichte über Familienzusammenhalt. Besonders mochte ich das Zusammenspiel der ständigen Rückblenden in die Kindheit und der Gegenwart; nur auf die Details der Schlachtung hätte ich verzichten können - dies macht den Roman aber umso authentischer.

[note 2]
Life is too short to read bad books. 

sisquinanamook

Auch dieses Buch hab ich im Sommerurlaub gelesen und es hat mir total gut gefallen.

Meine Großeltern hatten einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb und zur Selbstversorgung und so hat das Buch auch bei mir Kindheitserinnerungen geweckt.

Zitat von: Esmeralda in 15. Juli 2024, 09:20:00Für mich ist es eine gelungene Geschichte über Familienzusammenhalt. Besonders mochte ich das Zusammenspiel der ständigen Rückblenden in die Kindheit und der Gegenwart

So hab ich das auch empfunden und es ist auch eine Geschichte darüber, dass man Lösungen finden kann, wenn man bereit ist (wieder) aufeinander zuzugehen.

Von mir gibt es die Note 2+.
Viele Grüße
Daniela

Kathrin

Mit ihrem Roman "Mühlensommer" hat mir die Autorin Martina Bogdahn eines meiner Lese-Highlights im ersten Halbjahr 2024 geschenkt.

Das Buch wird in zwei Erzählsträngen erzählt. Zum einen haben wird einen Gegenwartspart, in dem die erwachsene Maria von der Stadt zurück auf den elterlichen Hof kommt und der Mutter nach dem Waldunfall des Vaters sowohl bei der Arbeit auf dem Hof als auch bei der dementen Großmutter unter die Arme greift. Und zum anderen haben wir den Vergangenheits-Part mit dreistelligen Telefonnummern, Proben zum Weihnachts-Krippenspiel und in Kaffee getunkten Hefezopf, der mich quasi permanent in die 70er/ 80er Jahre und in meine Kindheit zurückversetzt hat.

Und trotz dieses Zuhause-Gefühls ist das Buch nicht immer leicht zu verdauen. Neben der Tatsache, dass mich der Unfall des Vaters ziemlich getriggert hat, erzählt außerdem die ca. 10jährige Maria nicht nur im heimeligen Bullerbü-Stil von ihrer Kindheit auf dem Bauernhof der Eltern, sondern holt einen mit lebensnahen, echten, nichts-beschönigenden Momenten, die mir das Herz gebrochen haben, auf den Boden der Tatsachen und das echte Leben auf dem Land zurück.

Und genau diesen Spagat hat die Autorin grandios gut geschafft. Ich bin mir sicher, dass es genügend Leser*innen gibt, die nciht gut ertragen können, was für Maria und ihre Familie völlig normal ist und ja, auch mich schwer schlucken ließen. Dennoch war es in meinen Augen nicht zu grausam erzählt, denn die Autorin wusste auch, wann sie solche Szenen ausblenden musste. Man weiß als Leser ganz genau was passiert, aber es wird nicht in unerträglicher Grausamkeit erzählt.

Ein Buch, das mich absolut positiv überrascht hat und begeistern konnte. Es geht um Familie und die eigenen Wurzeln und ist ein großer Schatz in meinem Bücherregal. In meinen Augen eine Leseempfehlung für diejenigen, die die Bücher mit lebendigen, echten Menschen - wie z.B. von Dörte Hansen - lieben.

 :Box1:  :Box1:  :Box1:  :Box1:  :Box1:
Rock the Night!