Joel Dicker: Das Verschwinden der Stephanie Mailer

Begonnen von SilkeS., 30. August 2023, 07:53:53

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SilkeS.

Meine Meinung:


Für mich war dieses Buch nach

-Die Wahrheit um den Fall Harry Quebert & Die Geschichte der Baltimores

das 3. Buch des Autors.

Es ist vom Stil her ein typischer Joel Dicker, der mich vom Plot her, sehr an ,,die Wahrheit um den Fall Harry Quebert" erinnert hat.

Man hat einen Kriminalfall, nämlich, dass eine Joggerin nicht nach Hause kommt, ihr Mann sie vermisst meldet und sie dann vor dem Haus des Bürgermeister von Orphea tot aufgefunden wird und im Haus dann auch noch die komplette Bürgermeisterfamilie ermordet aufgefunden wird. Es war ein Riesen Fall, den die zwei jungen Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott viel Ruhm einbrachten, am Anfang ihrer Karriere. Nun geht Rosenberg in Ruhestand und bei der Abschiedsfreier tritt Stephanie Mailer auf ihn zu und behauptet, dass sie damals den falschen Täter verhaftet haben.

Am nächsten Tag ist sie verschwunden!
 

Es gibt unglaublich viele Zeitsprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart und der Autor lässt auch jedem Charakter, ermittelnde Polizisten, Zeugen, und sämtlichen involvierten Personen in diesem Buch seinen Raum und seine Geschichte und genau das macht dieses Buch ziemlich komplex, verschachtelt und anstrengend, aber auch spannend zu lesen .

Für mich war der Plot nicht ganz so schlüssig gelöst wie ,,Die Wahrheit" und ich bin am Ende von der Logik her gesehen ebenso ausgestiegen wie bei ,,Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle", an dessen Plot mich auch dieser Spannungsroman mich erinnert hat


Note 3+
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leseschnecke

Hi Silke,

danke für deine Rezi.
"Stephanie Mailer" habe ich, genau wie du, nach den Baltimores und Harry Quebert gelesen. Die fand ich ganz toll, ich war quasi im Joel-Dicker-Fieber  :->
Im Vergleich zu den beiden fand ich "Stephanie Mailer" etwas verworrener, anstrengender, weniger spannend und weniger tiefgründig. Aber immer noch auf hohem Niveau. Ob ich noch weitere Bücher von ihm gelesen hätte, wenn ich "Stephanie Mailer" als erstes von ihm gelesen hätte, wage ich zu bezweifeln.
Vielleicht hat es aber auch daran gelegen, dass ich mich einfach an ihm satt gelesen hatte. Mit "Zimmer 622" im Anschluss bin ich dann gar nicht mehr zurecht gekommen und habe es nicht beendet.
Die Baltimores, Harry Quebert und Alaska Sanders fand ich dagegen super, echte Highlights.

SilkeS.

Ich habe die Bücher nicht direkt hintereinander weggelesen, sondern das war jetzt wieder ein Joel Dicker nach längerer Pause. ABer die Plots sind so genial und einmalig, dass sie schon im Gedächtnis bleiben, finde ich.


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Kathrin

Auch ich sage Danke für die Rezi, Silke. Wir hatten ja schon mal über das Buch gesprochen.

Zitat von: leseschnecke in 30. August 2023, 11:20:20Vielleicht hat es aber auch daran gelegen, dass ich mich einfach an ihm satt gelesen hatte. Mit "Zimmer 622" im Anschluss bin ich dann gar nicht mehr zurecht gekommen und habe es nicht beendet.
Die Baltimores, Harry Quebert und Alaska Sanders fand ich dagegen super, echte Highlights.

Ich kann Dich sehr gut verstehen, Schnecke. Ich habe bis auf Stephanie Mailer alles von Joel Dicker gelesen und fand das Zimmer 622 auch nicht so gut, wie die anderen Bücher, allerdings mochte ich auch seinen Erstling (Die letzten Tage unserer Väter) nicht so sehr. Das war aber auch komplett anders als alle anderen seiner Bücher.
Grundsätzlich kan ich zu Joel Dicker aber auch sagen, dass ich jetzt wohl einfach weiß, wie seine Romane aufgebaut sind und wie er Geschichten erzählt. Das war bei Harry Quebert und auch bei den Baltimores noch der totale Wow-Effekt, bei Zimmer 622 und Alaska Sanders aber schon nicht mehr so extrem. Ich hatte zwar immer ein wenig Abstand zwischen den Bücher, brauche jetzt aber trotzdem erstmal eine kleine Joel Dicker-Pause. Auch wenn Inge und ich Stephanie Mailer irgendwann mal zusammen lesen wollen, aber wenn's nach mir geht erstmal nicht zeitnah, sondern eher irgendwann nächstes Jahr, wenn sich auch bei Inge und der dann größeren Familie sich alles eingegroovt hat.
Rock the Night!

Inge78

"Ein Ort, an dem das Leben ein wenig leichter zu sein scheint."

3,5 Sterne

Die Journalistin Stephanie Mailer behauptet gegenüer dem Polizisten Jesse, dass er ein Verbrechen vor 20 Jahren falsch aufgeklärt hat. Kurz danach verschwindet sie. Der Fall wird neu aufgerollt.

Vom Schreibstil her ein typischer Joel Dicker. Ich liebe diesen Schreibstil, für mich sind es Bücher mit Suchpotenzial, wahre Pageturner. Auch dieses Buch lässt sich super weg lesen. Trotz einiger Längen, in denen mir der Autor doch zu sehr in kleinste Details abgedriftet ist. Die teilweise auch einfach nicht entscheiden für die Story waren. Das kann man mögen, mir war es zuviel. Auch hat er bei einigen Personen den Charakter doch sehr überspitzt dargestellt, dass war mir manchmal echt drüber. Wobei einiges davon auch durchaus als Kritik an der Gesellschaft und an bestimmen Personengruppen verstanden werden kann und das wiederum war dann wieder recht unterhaltsam.
Der Fall an sich ist wieder sehr komplex aufgebaut, wir wechseln zwischen 1994 und 2004, erfahren immer mehr Details, lernen immer mehr Personen kenne. Es gibt diverse falsche Fährten, irgendwann war ich zwar dann auch mal auf der richtigen Spur, diese Spur habe ich dann aber auch wieder verloren.
Für mich nicht der beste Dicker, aber durchaus lesenswer für Fans von komplexen Krimis.

[note 2-]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

"Wenn man das Maß an Respekt betrachtet, das bestimmten Genres gezollt wird, steht in der Reihe ganz zuoberst der unverständliche Roman, dann der intellektuelle Roman, dann der historische Roman, dann der Roman überhauupt und erst danach, an vorletzter Stelle, kurz vor der Liebesromanze steht der Krimi."

Womit der Literaturkritiker Ostrowski, eine Figur aus Joel Dickers Spannungsroman "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" eindeutig recht hat! Zumindest wenn man Literatursendungen à la "Lesenswert" von und mit Denis Scheck Glauben schenken darf. Glücklicherweise darf jeder seine eigene Meinung bei Büchern haben. Gut, Liebesromanzen brauche ich auch nicht, aber Krimis oder Spannungsromane lese ich trotzdem gerne - nicht alles was das Genre hergibt, aber zumindest bei Joel Dicker weiß ich was ich bekomme und so war es auch bei "Das Verschwinden der Stephanie Mailer. Und das Buch hat mich in der richtigen Stimmung erwischt, auch wenn es in meinen Augen nicht das beste Buch des Autors war.

Auch dieses Buch ist auf zwei Zeitebenen erzählt und ist ein extrem unterhaltsamer und spannender Pageturner, der zum Miträtseln einlädt und mehrere Knoten in mein Gehirn verursacht hat, die aber alle gelöst werden konnten. Lange Zeit, bis ca. 100 Seiten vor Schluss war es fast schon mein Lieblings-Dicker, da hier wieder die Faszination bzgl. der Schreibkunst und die Kunst des Spannungsaufbaus von Joel Dicker - wie seinerzeit bei Harry Quebert, meinem ersten Roman des Autors - so deutlich spürte. Ich kam voll und ganz auf meine Kosten, auch wenn (oder vielleicht auch weil) ich weiß wie er seine Geschichten aufbaut.

Die letzten ca. 100 Seiten fand ich allerdings extrem schwach. Es wirkte irgendwie zu schnell abgehandelt, als ob der Autor zu einem Ende kommen musste und sich vorher in zu vielen Einzelheiten verloren hatte. Viele Dinge, die im Laufe des Romans teilweise extrem aufgebläht worden sind, verpuffen zum Schluss völlig unspektakulär, wie wenn einem Luftballon langsam die Luft entweicht und er nicht mit einem Knall platzt. Und ich meine damit nicht die Aufklärung der Mordfälle, denn den Täter hatte ich nicht so ganz auf dem Schirm, bzw. ich hatte mich auf einen anderen verrannt. Sondern ich meine Dinge und Szenen, die das Buch in meinen Augen nicht gebraucht hätte, die irgendwie nicht wirklich was zu dem Buch oder des Rätsels Lösung beitragen. Auch den Epilog hätte ich nicht gebraucht. Ja, ich weiß, das macht Joel Dicker gerne, das hat er aber auch schon besser hinbekommen und zu erfahren, wie es mit einer bestimmten Figur des Romans weitergeht, das hat mich sogar richtig gehend wütend gemacht.

Grundsätzlich wimmelt es in diesem Roman nur so von extremen, überspitzt dargestellten Charakteren. Da war niemand auch nur ansatzweise "normal," und es ist gut möglich, dass gerade diese so überspitzt dargestellten Charaktere bei dem ein oder anderen Leser/ Leserin schief aufschlagen kann. Mich haben diese Figuren zwar auch oft genug genervt, aber teilweise auch echt amüsiert und die darin "nicht-versteckte Kritik des Autors an der Gesellschaft aber auch an der Buch- Film und Fernsehbranche, fand ich sogar ziemlich gut. So was kann man durchaus mal zu Papier bringen.

Alles in allem ist auch dieses Buch von Joel Dicker ein unterhaltsamer und gut und schnell zu lesender Spannungsroman, auch wenn das Ende einen fahlen Beigeschmack bei mir hinterlassen hat. Aber es ist nicht sein schlechtester Roman in meinen Augen. Es bleibt für mich dabei, dass ich in Joel Dicker-Stimmung für seine Bücher sein muss und einen gewissen Abstand zwischen seinen Werken für mich brauche. Aber jetzt heißt es für mich eh abwarten, bis was neues von ihm erscheint, da ich alle seine Bücher, die bislang erschienen sind, meines Wissen gelesen habe.

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Rock the Night!